Die USS Freedom-Klasse ist bereits auf dem Weg in den Ruhestand.

Begonnen von Ulrich Rudofsky, 13 Februar 2020, 14:44:52

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Ulrich Rudofsky

Die US Navy gab bekannt, dass die ersten vier Küstenkampfschiffe (Littoral Combat Ships, LCS) - die USS Freedom, die USS Independence, die USS Fort Worth und die USS Coronado - im Alter von zwölf bis nur sechs Jahren außer Dienst zu stellen.  Es ist kaum zu glauben, dass diese untauglichen Schiffe einfach weiter gebaut wurden:  19  im Dienst und noch 15 im Bau.
http://www.oldsaltblog.com/2020/02/navy-wants-to-retire-first-four-still-almost-new-littoral-combat-ships/
Ulrich Rudofsky

maxim

Da ist aber nicht die Freedom-Klasse gemeint, sondern nur die ersten beiden Schiffe der beiden LCS-Klassen, die mehr Testschiffe als voll funktionsfähig sind. Es sollen auch einige andere Schiffe außer Dienst gestellt werden, darunter Kreuzer und Landungsschiffe. Es mangelt offensichtlich an Geld für den Betrieb an Schiffen - und anscheinend mangelt es auch an Geld für Neubauten, so dass die Neubauprogramme (z.B. Arleigh Burke Flight III) gekürzt werden.

Siehe z.B.
https://www.defensenews.com/naval/2019/12/27/proposal-for-sweeping-cuts-to-us-navy-shipbuilding-force-structure-could-herald-a-new-strategy-experts-say/?utm_source=clavis

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

thommy_l

Ja hallo,

da verschrottet die US Navy ja gefühlt ziemlich viel Zaster. Hätten wir das Volumen doch auch ...

Thommy

maxim

Die US Navy fordert diese Schiffe außer Dienst zu stellen, aber das bedeutet nicht, dass sie außer Dienst gestellt werden.

Das Problem ist größer: es gibt ein Ungleichgewicht zwischen den Mitteln, die die US Navy erhält und die sie zum Betrieb und Neubau benötigt. Die US Navy fordert im Endeffekt mehr Geld und falls sie dies nicht bekommt, will sie das Ungleichgewicht durch die Außerdienststellung verringern. Das betrifft nicht nur LCS der Freedom-Klasse, sondern auch zahlreiche andere Schiffe, insbesondere die alten Kreuzer der Ticonderoga-Klasse und verschiedene Landungsschiffe. Immer wieder fordert die US Navy hier, dass Schiffe außer Dienst gestellt werden, auch, um Druck aufzubauen. Das Problem ist auch nicht neu. Trump hatte z.B. behauptet, dass er die US Navy vergrößern will, aber unter seiner Regierung wurden hierfür nie die Mittel bereit gestellt.

Bisher wurde der US Navy aber die Zustimmung zur Außerdienststellung meist verweigert, so dass viele dieser Schiffe offiziell noch in Dienst sind. Wobei zumindest im Falle der Ticonderoga-Klasse ein Teil faktisch aufgelegt und teilweise sogar abgerüstet ist.

Das Problem für die US Navy wird übrigens dadurch vergrößert, dass aktuell ein beträchtlicher Teil des Budgets in die Entwicklung der neuen U-Boote mit ballistischen Raketen geht.

Sprotte

Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

thommy_l

Hallo,

Zitat von: maxim am 15 Mai 2022, 07:59:49
Die US Navy fordert diese Schiffe außer Dienst zu stellen, aber das bedeutet nicht, dass sie außer Dienst gestellt werden ...

Bisher wurde der US Navy aber die Zustimmung zur Außerdienststellung meist verweigert, so dass viele dieser Schiffe offiziell noch in Dienst sind ...


Auf gut schwäbisch HÄ? Unser einer bekommt gesagt, dass mit den 100 Milliarden Sonderkonto hier alles bestens werden soll und die Marine des Bündnispartners will sogar Ticonderogas los werden? Ja aber Hallo, Scholz greif zu :-) :-)

ZitatUnd das bei einem Etat von 801 Mrd. US-Dollar! :sonstige_154:

Ganz schnippige Frage, könnten wir es uns bei so einem Etat leisten, die m.E. überflüssigen F126'er zu verschenken oder anderswie los zu werden? Ausser Dienst stellen und an Timbuktu verschenken.

Lustige Grüße
Thommy

maxim

Die Kreuzer der Ticonderoga-Klasse sind teilweise schrottreif und nur noch mit großen Aufwand (und Kosten!) in Betrieb zu halten. Sie fallen regelmäßig wegen Lecks aus und müssen wieder in die Werft. Das älteste Schiff ist bereits 36 Jahre alt, das jüngste auch schon 28 Jahre. Dazu kommt noch, dass sie wegen ihrem Alter sehr große Mannschaften benötigen, was zu den hohen Kosten hinzu kommt.

Solche Schiffe will niemand haben - außer man will unbedingt Geld verbrennen oder hat den Platz und das Geld, um sie als Museumsschiff zu erhalten. Ehemalige Schiffe der US Navy sind inzwischen sehr unbeliebt, da sie so heruntergekommen sind.

Überschüssige F126? Die Klasse ist doch erst bestellt, meinst du die Baden-Württemberg-Klasse (F125)? Verschenken würde ich die nicht, eher darüber nachdenken, um man sie nicht doch modernisieren kann, z.B. mittschiffs oder vorne vor dem RAM wenigstens einen kurzen VLS für ESSM einbauen kann (vielleicht Mk 56 VLS mittschiffs?) und eventuell achtern noch einen Schleppsonar. NSM als Ersatz für die alten Harpoon sind sowieso schon bestellt. Viele Fregatten hat die Marine nicht mehr die Abgabe der F125 wäre schon eine empfindliche quantitative Schwächung. Wäre also eher die Frage, ob mehr F126 bestellt werden - und eben die F125 aufrüsten.

thommy_l

Hallo Maxim,

ich hoffe, du hast meine Ironie, die Ticonderoga und useren Kanzler betreffend, verstanden. Dieses Sonderkonto soll natürlich nicht in rostendes AltEisen investiert werden.

Sorry, ich meine die BaWü-Klasse, das war ein Schreipfääler :-) Aber ohne VLS und U-Boot Abwehr halte ich dieses Gerät für schlichtweg unsinnig. Zur Piratenabwehr mit sagenhafter Seeausdauer geeignet. Na ja. Aber wenn unter Wasser eine Bedrohung erscheint oder in der Luft auf Distanz etwas auftaucht (Wortspiel), was dann? Natürlich, eine Sachsen oder Ticonderoga oder sonst was ist ja im Verband und in der Nähe. Nur, warum brauche ich (BRD) dann dieses Schiff?

Grüße
Thommy

maxim

Hallo Thommy,
die F125 sind in Bezug auf die Offensivwaffen auf dem gleichen Niveau wie die anderen Fregatten oder besser, wenn man das stärkere Bordgeschütz berücksichtigt. Sie haben große Hubschrauberhangar, also erneut diesbezüglich das gleiche Potential wie ältere Klassen bzw. besser, da auch die neueste Generation von Hubschraubern reinpassen. Die Schwäche ist - wie du ja auch schreibst - die Flugabwehr und U-Jagd. Bei einem so großen Rumpf sollte man eigentlich was nachrüsten können.

Die VLS Mk 56 sind z.B. relativ leicht nachrüstbar, die sind ähnlich groß wie Harpoon-Starter, siehe z.B. HIER auf Absalon. ESSM dürften man wohl mit den existierenden Radarantennen lenken können. Etwas Platz scheint auch vor dem vorderen RAM-Starter zu sein.

Das Fehlen eines Sonar ist natürlich ein änderer Mängel. Das ist nicht so leicht zu beheben, aber zumindest ein Schleppsonar und ein kleiner Rumpfsonar sollten möglich sein.

Bis denn
Lars

thommy_l

Hallo Lars,

die F125 sind natürlich sehr stark bestückt, was die reine Artillerie betrifft. Braucht man das für Piraten (asymetrisch usw.) Harpoons ok, aber was sonst ohne Nachrüstung.

Ein Hubschrauberhangar, in dem nix drin steht, ein Vorschiff, das noch Platz bietet, Platz hinter dem Kamin  oder dem Kapitänssessel ... Natürlich könnte das Schiff aufgerüstet werden ... aber so wie es da steht ist es für mich (maritimer Laie) einfach nur Kostenträger ohne Nutzen, sorry, sagt der Betriebswirt beim Kostenabwägen.

A Pro Po :-) Wenn eine Sachsen oder sonst etwas zum Schutz aus der Luft oder der Tiefe mitfahren muss, was kostet das dann?

Thommy


Ulrich Rudofsky

#11
The Navy just launched a brand new ship it doesn't even wan  https://taskandpurpose.com/news/navy-launched-new-lcs-ship-doesnt-want/ 

Ein funkelnagelneues Schiff der Freedom Class wurde am 7. Mai  vom Stapel gelassen.

Eine Miserere nach der anderen für uns Steuerzahler.   Die US Navy wollte diese Schiffe von Anfang an nicht.  "Ach, man musss doch die Werften erhalten"  sagten einige der Senatoren.   Die staatlichen Schulden steigen andauern, z.Z. 30+ Billionen https://usdebtclock.org/ 
Ulrich Rudofsky

maxim

Soweit ich verstehe, sollen die neuen Schiffe der Freedom-Klasse ein funktionierendes Getriebe haben und deshalb in Dienst gehen. Eines der Probleme der anderen Schiffe ist das zu schwache Getriebe. Das Getriebe ist übrigens von Renk. Die interessante Frage ist, warum es nicht funktioniert. Renk hat eigentlich recht viel Erfahrung mit derartigen Antrieben. Eine zu schwache Version bestellt analog zu dem schwach entworfenen Rumpf aufgrund der merkwürdigen Anforderung der super hohen Geschwindigkeit? Oder eine zu schwache Version gebaut?

Die neuen Schiffe der Freedom-Klasse erhalten das neue Anti-Schiffsmodul, also nicht mehr das alte gegen Bootsschwärme mit Raketen kurzer Reichweite, sondern eine Kombination aus NSM-Anti-Schiffsraketen und den 3-cm-Türmen. Die sollen wohl auch permanent damit ausgerüstet werden. Es ist wohl nicht mehr vorgesehen, dass sie schnell die Module wechseln können sollen.

Eines der anderen Argumente der US Navy gegen die älteren (aber nicht wirklich alten) Schiffe der Freedom-Klasse ist, dass es der US Navy nicht gelungen ist, ein U-Jagd-Modul für die LCS zu entwickeln. Die Rümpfe sind einfach zu schwach, um einen Schleppsonar montieren zu können. Die Logik des Arguments ist also, dass wenn ein Drittel der Aufgabe wegfällt, würde man auch weniger Schiffe brauchen. Das steht natürlich offensichtlich im Widerspruch zu den Argumenten (auch der Navy), dass man eigentlich mehr Schiffe bräuchte. Es ist leicht existierende Schiffe zu modifizieren als neue zu bauen. Und als Patrouillenschiffe könnte man die Freedom-Klasse schon verwenden - ähnlich wie die Oliver Hazard Perry-Klasse im letzten Jahrzehnt ihrer Dienstzeit, als diese ohne Flugkörper fuhren... Es war ja schon lächerlich einen Zerstörer der Arleigh Burke-Klasse zu schicken, um ein Seegebiet gegen Piraten zu schützen, nur weil die US Navy nur noch große Einheiten hatte...

Die LCS ähneln den Fregatten der Klasse 125 in einem: sie wurden entworfen, als sich offensichtlich niemand einen Krieg gegen einen ähnlich gut ausgerüsteten Staat vorstellen konnte. Die USA führten damals (unter Bush!) haufenweise Kriege, aber alles Kriege gegen Gegner ohne nennenswerte Marine. Asymmetrische Kriegsführung war das Stichwort.

@ Thommy:
Es ist sicher billiger die Klasse 125 nachzurüsten als neue Schiffe zu bauen. Hubschrauber gibt es aktuell, die meisten Sea Lynx fliegen wieder und Sea Tiger sind schon bestellt.

thommy_l

Hallo Lars,

Zitat von: maxim am 16 Mai 2022, 08:15:20
Es ist sicher billiger die Klasse 125 nachzurüsten als neue Schiffe zu bauen. Hubschrauber gibt es aktuell, die meisten Sea Lynx fliegen wieder und Sea Tiger sind schon bestellt.

Mag sein. Ist diese Nachrüstung schon geplant? Raketen-Starter und Hubschrauber schon in irgend einem Etat?

Aber ich dachte ganz anders: Mussten diese m.E. unsinnigen Schiffe für so viel Geld gebaut werden? Waren das Arbeitsbeschaffungsmassnahmen (Gott, was für ein Wort). Für wieviel Geld können die 125'er ggf. mit VLS und U-Boot Abwehr aufgerüstet werden? War das nicht ein kompletter Mist? Nur um das Wort "Asymetrische Kriegführung", das ich immer noch nicht verstehe, dem Zahlvolk zu verstehehn zu geben?

Grüße von einem Steuerzahler
Thommy

Ulrich Rudofsky

"Das neueste Problem des Küstenkampfschiffs: Klassenweite strukturelle Defekte, die zu Rumpfrissen führen. "

The littoral combat ship's latest problem: Class-wide structural defects leading to hull cracks
https://www.navytimes.com/news/your-navy/2022/05/10/the-littoral-combat-ships-latest-problem-class-wide-structural-defects-leading-to-hull-cracks/

Schubrisse im Rumpf sind auch in der Independence und Zumwalt Klasse bekannt.  Einfach eine Schande, daß diese berühmten Werften eine so lange Liste von Fehlern gemacht haben
Ulrich Rudofsky

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