ASA-Datensatz: 10013b

Begonnen von bettika61, 26 August 2019, 18:44:53

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bettika61

https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/asa/ausgabe.php?where_value=1368
Hallo Thomas,
Am 18.4.1945 befand sich das Dock I der Lindenauwerft  auf dem Weg von Hela Richtung Westen.
ZitatVon dort ging es um 15 Uhr weiter, und wir bekamen Begleitschutz durch ein Torpedoboot und vier Fischereifahrzeuge.Gegen Abend sichteten wir einen größeren Schlepper, es war die MONSUN.....
Um 23 Uhr,...bemerkte ich bei klarer Sicht mittschiffs eine Blasenbahn im Wassser. Wenig später gab es eine Detonation. Ein Begleitschiff war getroffen worden und ging mit der Besatzung verloren.
Ein Sprengstück dieses Schusses hatte das Pontondeck durchschlagen.
Quelle "Lindenau Werft 1919-1994" S.56

Über Schäden am Dock https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,23428.75.html#lastPost
#89 u.a. durch "Torpedoexplosion"
Könnte das Ereignis passen?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Prima, Beate !  top  top  top
Das ist ein Super-Fund und überzeugender als die bisherigen Überlegungen.
Was die A- und B-Zeiten betrifft, so habe ich in ASA mehrfach festgestellt, dass es Zeitverschiebungen um 1,5 Stunden ging, obwohl ich mal gelernt habe, dass es sich immer um ganze Stunden handelt.  :/DK:  Wie auch immer.

Schade, dass wir über die Zusammensetzung des Geleist nichts wissen. In meinen Unterlagen (Verlust Handels-/Hilfsschiffe) findet sich keine passende Versenkung, ebensowenig in Fock's Flottenchronik.

Ich habe aber Dein Zitat in die Anmerkung in ASA übernommen.
Mit Suchwort "Lindenau" bzw "10012" werden beide Datensätze (Begleitschiff und Dock) angezeigt.
Kannst Du mir noch sagen, wer in Deinem Zitat berichtet ("Um 23 Uhr bemerkte ich ...")?

Viele Grüße
Thomas

bettika61

#2
Hallo Thomas,
über den Konvoi ein etwas längerer Textausschnitt zum Abtransport des Docks ab Pillau aus der Erinnerung eines Dockmaschinenmeisters:
ZitatAm 17.April gingen wir abends um 20.30h an der Leine des Schleppers BRUNO DREYER in See. In Höhe von Palmnicken kam der Schlepper FAIRPLAY 15 in Sicht und wurde um Schlepphilfe gebeten.
FAIRPLAY 15 kam zu uns und spannte sich vor BRUNO DREYER: Machten wir vorher nur sehr wenig Fahrt, so ging es nun schneller. Am 18.April waren wir gegen 10 Uhr vor Hela.
Dann folgt der o.g Text
ZitatUm 23 Uhr, ich hatte gerade Seewache bemerkte...
ist vom o.g. damaligen Dockmaschinenmeister.

ZitatGegen Abend sichteten wir einen größeren Schlepper, es war die MONSUN.. Wir machten sie seitlich fest und nun ging es flott voran
Die MONSUN hat am 18.4.1945 SAT SOEMBA abgeschleppt https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/landungsfahrzeuge/lfz_chronik_ausgabe.php?where_value=13616

BRUNO DREYER https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/luftwaffen_schiffe/ausgabe.php?where_value=558

Der Text aus der LINDENAU-Chronik ist auch so im Buch von Schmidtke "Rettungsaktion Ostsee" übernommen
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

ZitatSchade, dass wir über die Zusammensetzung des Geleist nichts wissen. In meinen Unterlagen (Verlust Handels-/Hilfsschiffe) findet sich keine passende Versenkung, ebensowenig in Fock's Flottenchronik.
Hallo Thomas,
am 17.4.1945 wurde die ARKONA ,zuletzt Verkehrsfahrzeug der MAUREB Pillau, durch  Fliegerbombe vor Pillau versenkt. ,Angaben so in DDK Bd.6.
Schmidtke schreibt dazu "bei einem Rettungseinsatz in Pillau".
Das Dock der Lindenauwerft kam zur MAUREB  Pillau nach der Flucht aus Memel.

Da auch DDK nicht ohne Fehler ist, wäre das ein Kandidat?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

kalli

In der russischen Literatur (Miroslaw Morosow) ist für den 17.04. kein Fliegerangriff verzeichnet. Dafür am 18.04. drei Angriffe bei Pillau. Als Versenkungsresultate werden unter anderem 1 Transporter (2500 t ?) und ,,Robert Müller 6" (eigentlich beschädigt und später durch U Boot L 3 versenkt) erwähnt.

TW

Zitat von: kalli am 27 August 2019, 19:04:46
Als Versenkungsresultate werden unter anderem 1 Transporter (2500 t ?) und ,,Robert Müller 6" (eigentlich beschädigt und später durch U Boot L 3 versenkt) erwähnt.

Im ASA-Buch schreibt Rohwer:
"SAT 5 / Robert Müller 6" wurde nach Aussage Überlebender am 18.4.1945 von einem sowjetischen Flugzeug angegriffen; das Schiff erhielt 2 Bomben- und 1 Torpedotreffer und sank vor dem Angriff von L-3."

SAT 5 wurde am 18.4. das erste Mal um 12.40 von einem Bomber angegriffen.
18.04.1945 Pillau, 15.00 Uhr, Angriff von 9 Boston mit Torpedos. SAT Robert Müller, der schon vorher einen Bombentreffer erhielt, geht durch Torpedovolltreffer in wenigen Sekunden unter.[2]
Quelle: KTB F 506

L-3 führte seine Angriffe am 19.4 um 00.34 und 00.40

TW

#6
Zitat von: bettika61 am 27 August 2019, 18:43:49
ARKONA, zuletzt Verkehrsfahrzeug der MAUREB Pillau
Da auch DDK nicht ohne Fehler ist, wäre das ein Kandidat?

Rohwer schreibt: "A small motor boat was lost at the stated time."
(Laut ASA-Tabelle war das am 18/2341 in Position 55°03'N 20°45'E
Du hast wahrscheinlich mit der ARKONA das Fahrzeug gefunden, das Rohwer meinte.
Edit: Die angegebene Position befindet sich seltsamerweise nördl. Pillau am Kurischen Haff

Tatsächlich könnte sich die ARKONA am 17.04. im LINDENAU-Geleit auf den Weg nach Hela gemacht haben. Ihr Verlust wurde dann möglicherweise (aus Unkenntnis) "ab 17.04." (spät) notiert. Erfolgreicher Flugzeugangriff nahe Pillau am 18.4. (früh) wäre demnach durchaus denkbar.

Trotz Rohwers Andeutung: Eine Versenkung in der Nacht vom 18./19.4. durch L-3 vor der Pommernküste wäre doch reine Spekulation. Denn die kleinen Fahrzeuge brachten Flüchtlinge im April noch nicht nach Schleswig-Holstein, meistens nicht einmal bis Swinemünde, sondern gerade mal zum nächsten Auffangpunkt, und das war von Pillau aus auch im April 1945 noch immer Hela.

TW

#7
Die von Rohwer angegebene Position für die Versenkung des "kleinen Motorbootes" hat mir keine Ruhe gelassen. Heute Morgen sind mir die Wracklisten in dem Buch "Versunken und verschollen", von Wolfgang Müller und Reinhard Kramer, eingefallen. Dort habe ich ein Motorboot ARKONA gefunden, diesmal auf Position 54°16'N 13°09'O (im Strelasund zwischen Rügen und Stralsund), also leider erheblich zu weit westwärts. Ich vermute allerdings, dass es sich dabei um das Motorboot ARKONA mit der Seelöwe-Nummer O-9-Mo handelt, dessen Verbleib in DDK ungeklärt ist.


TW

#8
Zitat von: bettika61 am 26 August 2019, 18:44:53
ZitatVon dort [Hela] ging es um 15 Uhr weiter, und wir bekamen Begleitschutz durch ein Torpedoboot und vier Fischereifahrzeuge. (...) Ein Begleitschiff war getroffen worden und ging mit der Besatzung verloren.

    Ich bin meine Datenbanken mit den Verlusten der Minensucher und Hilfs-Trawler durchgegangen. Kein passender Verlust. Ich nehme an, dass die Werftbesatzung nicht auf dem Dock nach Westen mitgeführt wurde. Da hätte der Einsatz eines Passagierbootes wie der Arkona schon gepasst. Aber dann hätte der Dockmaschinenmeister doch wahrscheinlich nicht geschrieben: "ging mit der Besatzung verloren", sondern vielleicht "mit vielen meiner Arbeitskollegen verloren".  :roll:

P.S.: Haben Schwimmdocks eigentlich auch einen eigenen Antrieb, oder werden sie nur geschleppt ?

bettika61

Hallo Thomas,
Lt. Der Lindenauchronik :
ZitatAm 15.April 1945 mußte die Belegschaft der Lindenau-Werft auch Pillau verlasse. Sie kam an Bord von Marinefährprähmen und Schleppern zunächst nach Hela und über Lübeck in den Westen Deutschlands.
Die HMA Chronik Landungsboote weist für den 15.4 keine Einsätze in der Ostsee aus, aber für den 16.4.45 mehrere Evakuierungstransporte Pillau-Hela.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

igor

Zitat von: kalli am 27 August 2019, 19:04:46
In der russischen Literatur (Miroslaw Morosow) ist für den 17.04. kein Fliegerangriff verzeichnet.
There was actually one attack at 17.4.45 on Pillau, made by 8 Il-2 in 17.20. They claims 2 MFP's as sunk.

bettika61

Zitat von: igor am 29 August 2019, 17:57:59
Zitat von: kalli am 27 August 2019, 19:04:46
In der russischen Literatur (Miroslaw Morosow) ist für den 17.04. kein Fliegerangriff verzeichnet.
There was actually one attack at 17.4.45 on Pillau, made by 8 Il-2 in 17.20. They claims 2 MFP's as sunk.
Zitat von: kalli am 27 August 2019, 19:04:46
In der russischen Literatur (Miroslaw Morosow) ist für den 17.04. kein Fliegerangriff verzeichnet. Dafür am 18.04. drei Angriffe bei Pillau.
Hallo,
Die HMA  chronik der Landungsboote weist für den 17.4 keine Luftangriffe aus, aber am 18.4
bei Pillau Bo mbentreffer auf SAT ROBERT MÜLLER,  SOEMBA und  F 380
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

igor

After contact with M. Morozov i become this info:
"M.522 meldet 18. 2341 Uhr AO9466 (N Rixhoft) anscheinend Torp.-Treffer auf Barkasse". Source - OKM dayly reports.
Also in Ultra we can find exactly same report (DEFE 3 - 574/39)
According to Miroslav's opinion, L-3's attack was targeted to M.522, but missed. One tropedo destroyed pinasse from MRS.11, which worked nearby.

TW

#13
Das Minenräumschiff MRS 11 war laut Gröner (DDK) bereits am 12. Feb. 1945 nach Minentreffer vor Swinemünde gestrandet. Ihre Pinassen aber waren offenbar weiterhin auf den küstennahen Zwangswegen vor der Pommernküste im Einsatz.

Der Verlust einzelner Pinassen ist im Gröner meines Wissens nicht nachgewiesen.
Den Kollateral-Treffer habe ich im Datensatz 10013c verzeichnet
Viele Grüße, Thomas

TW

Thank's a lot, Igor, for this most interesting information  top  top  top
M 522 was used as Torpedo recovery vessel of KM Sperrschule, obviously the last vessel of the Sperrschule in 1945. On 20. March 1945 ist was damaged by bombing attack at Kiel.
"Gröner" (DDK) only states: "later salved and repaired."

Can you tell us the other 3 escorts of LINDENAU Dock ?
Igor, you are always a great help for us !! :MG:
Thank you and best regards
Thomas

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