SM Minensuchboot M „65“ 5. Minensuchhalbflottille

Begonnen von zbigniew, 02 August 2019, 20:06:13

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

zbigniew

Guten Morgen
Ich suche Informationen über die Aktivitäten der 5. Minensuchhalbflottille 1917. Das einzige, was ich im Internet gefunden habe, war, dass am 16. August 1917 die SM Minensuchboot M 65 an einer Aktion in der Nordsee teilnahm, bei der mehrere Seeleute getötet wurden. Ich werde für jede Hilfe dankbar sein

Ritchie

Guten Morgen,

Eine interessante Frage hast du gestellt.

M 65 unter dem Kommando von LzS Blau erhielt am 16.08.1917 ab 1318 Uhr 3 Artillerietreffer durch englische Zerstörer. Das Gefecht war in der Nordsee ostwärts der deutschen Sperre 56.

10 Mann der Besatzung wurden getötet, 8 weitere schwer und 5 leicht verletzt.

Viele Grüße

Ritchie

zbigniew


halina

#3
Entsprechend meinen Informationen in Übereinstimmung im Gröner wurde das Minensuchboot M 65 vom
Typ 1916 erst im Juni 1917 in Dienst gestellt und im Juli 1922 in Wilhelmshaven verschrottet . Liegt hier
evtl. eine Verwechselung vor mit einem anderen Boot ??

Edit :  Leider eine Fehleinschätzung meinerseits , ging davon aus , dass M 65 nach den schweren Treffern
          aufgegeben werden musste , sorry .

                                                                                                                             :MG:  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

zbigniew

Zitat von: halina am 03 August 2019, 15:19:59
Entsprechend meinen Informationen in Übereinstimmung im Gröner wurde das Minensuchboot M 65 vom
Typ 1916 erst im Juni 1917 in Dienst gestellt und im Juli 1922 in Wilhelmshaven verschrottet . Liegt hier
evtl. eine Verwechselung vor mit einem anderen Boot ??

                                                                                                                             :MG:  halina

laut dem dienstbuch Richard Oschek war er vom 15. april 1917 bis zum 16. märz 1818 auf der m "65".
24.10. 1917 erhielt er als Minenbootmaat das First Class Iron Cross, ich weiß leider nicht warum.

Darius

Hallo Halina,

- 00.06.1917 i.D.,
- 16.08.1917 Schäden im Gefecht,
- 00.07.1922 verschrottet.

Die Reihe macht doch Sinn?

:MG:

Darius

halina

Danke Darius , so dürfte der Verlauf gewesen sein .                                       Gruss Halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

halina

Moin zbigniew ,

Der von Dir erwähnte Minenbootsmaat hat sicherlich sein EK 1  für besondere Tapferkeit bei Einsätzen auf
See verliehen bekommen . Wahrscheinlich wohl dafür , dass er nach den schweren Granattreffern am 16.8.
an Bord maßgeblich an der Sicherung des Bootes eingesetzt war .
Anbei noch ein Foto , es zeigt M 76 im Vordergrund , ein Schwesterboot von M 65 , ebenfalls gebaut auf
der Tecklenburg-Werft in Geestemünde .

                                                                                                                        :MG:  halina

" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

#8
moin,

Zitat von: Darius am 03 August 2019, 16:11:39
- 16.08.1917 Schäden im Gefecht,
Ausführliche Beschreibung des Gefechts der 5. Minensuch-Halbflottille mit brit. Zerstörern in KzS, Bd. 7, S.61-64
Kurzfassung: M 65 erhielt zuerst einen Treffer ins Hauptdampfrohr, Maschinenausfall, Boot war manövrierunfähig; dann bekam es von einem herankommanden Zerstörer einen weiteren Treffer in den Kohlenbunker. Das Boot verteidigte sich trotz starker Personalausfälle. Ein anderes Boot schleppte es schließlich ab. Auf M 65 insgesamt 10 Tote, 8 Schwer- und 5 Leichtverletzte.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

zbigniew

Halina und Urs Heßling danken Ihnen vielmals für diese wertvollen Informationen :-)

Ich habe noch ein Problem mit diesem Schiff. Was war das Feuerleitsystem bei M 65? Wo hat der Branddirektor 10,5 cm gearbeitet? Und ob die M 65 so eine Waffe hatte, auf dem Bild von Halina kann ich es nicht sehen.
Und wie war die Kommunikation auf einem solchen Schiff, dem Telefon, der Tuba?
Es tut mir leid, aber ich bin völlig unwissend und dankbar für Ihre Hilfe.

zbigniew

Ich habe noch eine Frage, ob Sie die Abkürzung dieser Veröffentlichung "KzS, Bd. 7" erweitern könnten. Vielen Dank

halina

Moin zbigniew ,

Zeige Dir hier noch eine Skizze vom Typ 1916 , dankend übernommen von Michael Emmerich , hier siehst
Du auch die Anordnung der beiden Geschütze , dazu noch die technischen Daten des Minensuchers .

                                                                                                                           Gruss  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Urs Heßling

#12
moin,

Zitat von: zbigniew am 05 August 2019, 08:08:10
Ich habe noch eine Frage, ob Sie die Abkürzung dieser Veröffentlichung "KzS, Bd. 7" erweitern könnten. Vielen Dank
bitte sehr :

Auch der nächste Tag - 16. August 1917 - bestätigte, daß dem Gegner die Verhältnisse im Außenbezirk des Weges Gelb bekannt waren. Als die 5. Minensuch-Halbflottille am Mittag des nächsten Tages südlich des Platzes Q mit Räumarbeiten am Weg Gelb beschäftigt war, hatte sie einen überraschenden Zusammenstoß mit englischen Überwasserstreitkräften. Auf Grund der Meldung über die in der letzten Nacht geworfene Sperre hatte der B.d.A. am nächsten Vormittag die auf dem Weg Gelb arbeitende III. Minensuchflottille angewiesen, die neue Sperre festzustellen. Der Flottillenchef, der an diesem Tage nach Wilhelmshaven zum B.dA. berufen war und daher nicht selbst leiten konnte, setzte die 8. Minensuch-Halbflottille in dem gemeldeten Quadrat an und ließ den Chef der 5. Halbflottille mit den fahrbereiten Booten der 5. und 6. Halbflottille in dem bisherigen Arbeitsgebiet südlich der 8. Halbflottille die Sucharbeiten beenden. Dann sollten alle Verbände zur Ablösung durch die 1. Minensuchflottille einlaufen. Die ungünstigen Sichtigkeitsverhältnisse - die Sicht betrug etwa 4 sm -, zunehmender Wind und Seegang sowie die gegen 10.30 Uhr abgebrochene Luftaufklärung ließen ein allzu langes Arbeiten im Außenbezirk unzweckmäßig erscheinen. Als Sicherungsstreitkräfte standen die Kreuzer »Frankfurt« (Fregattenkapitän Rebensburg) und »Karlsruhe« (Fregattenkapitän Tietgens) mit drei Booten der 12. Torpedoboots-Halbflottille (Korvettenkapitän Lahs) etwa 7 sm nordöstlich vom Arbeitsgebiet auf dem Weg Gelb auf und ab. Die durch Boote der 6. Minensuch-Halbflottille verstärkte 5. Minensuch-Halbflottille (Kapitänleutnant Glimpf) lag in Such-Dwarslinie 5 sm östlich von Sperre 56, und zwar »M 65« (Leutnant z.S. d.R. Blau) als Führerboot, »M 55« (Oberleutnant z.S. Klinker)29, »M 53« (Leutnant z.S. d.R. Schober), »M 37« (Oberleutnant z.S. Stier), »M 4« (Vizesteuermann d.R. Krommes), »M 28« (Leutnant z.S. Wenzing), »M 29« (Oberleutnant z.S. d.R. Nicolaisen); eins der Boote als Bojenboot. »A 36« (Leutnant z.S. d.R. Nitzschke), das 5 sm weiter südlich und außer Sicht der Minensuch-Halbflottille befehlsgemäß Fahrwasserbojen aufnahm, sichtete um 12.35 Uhr in SSW acht in zwei Gruppen fahrende englische Zerstörer, dahinter drei Kreuzer. Der Gegner hielt auf »A 36« zu, das mit Zickzackkursen nach Nordosten ablief. Auf einer Entfernung von etwa 5300 m entwickelt sich ein lebhaftes Feuergefecht; »A 36« suchte durch starke Qualmentwicklung die Feuerwirkung des Gegners zu verringern. Nach kurzer Zeit kam bei dem nach Nordosten sich entwickelnden Gefecht »M 28« in Sicht, das mit der Beseitigung einer Kondensatorhavarie beschäftigt und fast wieder gefechtsfähig war. Gerade in diesem Augenblick kam auch die Such-Dwarslinie der 5. Minensuch-Halbflottille in Sicht und gab anscheinend Veranlassung, daß der Hauptteil der gegnerischen Seestreitkräfte von »A 36« und »M 28« abließ.
Beide Boote waren trotz heftiger Beschießung unbeschädigt geblieben; es gelang ihnen, sich aus dem Wirkungsbereich des Gegners herauszuziehen. Als die 5. Minensuch-Halbflottille den Gegner sichtete, wurde das Gerät geschlippt und auf Ostkurs Gefechtsformation in Kiellinie eingenommen. Es entwickelte sich auf östlichem, später ONO-lichem Kurs ein Passiergefecht, das etwa von 13.10 Uhr bis 13.25 Uhr dauerte. Der Gegner ließ bald von den Booten ab. Das Artilleriegefecht war lebhaft geführt worden; nach dem Eindruck des Halbflottillenchefs lagen die Aufschläge stets nahe beieinander, und es schien sich um Boote mit modernen Richtungsweiseranlagen und Abfeuerungsvorrichtungen zu handeln. Um 13.18 Uhr hatte »M 65« einen Treffer in das Hauptdampfrohr erhalten, die Maschinen fielen aus, und das Boot blieb manövrierunfähig liegen. »M 55« und »M 37« entwickelten Nebel, hinter dem sich alle Boote außer »M 65« zurückziehen konnten. Während »M 65« noch manövrierunfähig dalag, näherte sich ihm ein Zerstörer bis auf 1800 m. »M 65« erhielt bei dem sich erneut entwickelnden Gefecht einen Doppeltreffer in den Backbord vorderen Bunker, erwiderte aber mit heftigem Geschützfeuer, obwohl zu dieser Zeit die halbe Besatzung tot oder verwundet war, die Geschütze nur schwach besetzt waren und der Munitionstransport stockte. Der Zerstörer kam bald aus Sicht und schloß sich den abziehenden übrigen Streitkräften an. Der Kommandant von »M 55«, der die Halbflottille hinter den Nebelschutz geführt hatte, entschloß sich, zur Aufnahme von »M 65« wieder Kehrt zu machen. Als er aber beim Heraustreten aus dem Nebel noch Masten und Umrisse von Schiffen, die er für Kreuzer und Zerstörer hielt, sah, führte er die Halbflottille richtigerweise wieder in die Deckung zurück, da das Kräfteverhältnis gegenüber den modernen englischen Fahrzeugen eine aussichtslose Lage bot und die Erhaltung der für den Minensuchdienst wertvollen und fast unentbehrlichen M-Boote wichtiger war als ein nutzloses Opfer. Das schwer havarierte »M 65« befand sich in schwieriger Lage. Der Versuch, das Boot mit der Motorjolle in den Nebelschutz zu schleppen, mißlang, da das Boot leck geschossen war und voll Wasser lief. Mit Hilfe des als Notsegel gesetzten Lecksegels nahm »M 65« geringe Fahrt auf. Gegen 15 Uhr kamen »M 37« und »M 55« zur Hilfeleistung; »M 37« nahm »M 65« in Schlepp. Während des Gefechts hatte »M 65« drei Treffer, »M 4« einen Treffer und »M 37« einen Treffer erhalten; Personalverluste hatte nur »M 65, 10 Tote, 8 Schwer- und 5 Leichtverletzte. Den Sicherungsstreitkräften war es nicht gelungen, ihre Aufgabe zu erfüllen. »Frankfurt« und »Karlsruhe« hatten mit drei Torpedobooten der 12. Torpedoboot-Halbflottille mit östlichem Kurs auf Weg Gelb gestanden, als um 12.55 Uhr Steuerbord achteraus in südwestlicher Richtung wenige Minuten lang Geschützdonner schwach hörbar wurde. Der Führer der Sicherungsstreitkräfte, Fregattenkapitän Rebensburg, sah die Lage als unklar an, zumal er gleichzeitig mit dem Kanonendonner einen Funkspruch von »L 45«, der sich später als falsch abgenommen herausstellte, erhielt, daß das Luftschiff im Kampf mit feindlichen leichten Streitkräften sei. Er hatte von den Minensuch-Halbflottillen keine genaue Meldung bekommen und glaubte, wegen zu geringer Sichtigkeit und Minengefahr nicht auf den Kanonendonner zuhalten zu sollen. Als auch noch eine sich später als falscher Alarm herausstellende U-Bootsmeldung eintraf und den Sicherungsverband veranlaßte, sich in östlicher Richtung aus dem gefährdeten Gebiet zu ziehen, war die Aussicht, die eigentliche Aufgabe des Schutzes der Minensucher zu erfüllen, vorübergegangen. Die Aufnahme der Minensuchboote erfolgte erst, als diese auf dem Heimmarsch in Sicherheit waren. Die ebenfalls in der Nähe des Arbeitsgebietes befindliche 18. Torpedoboots-Halbflottille (Kapitänleutnant Köhler) war auf die F.T.-Meldung der »Frankfurt« hin, die der Kreuzer über das um 12.55 Uhr gehörte Geschützfeuer an den Flottenchef gemacht hatte, mit hoher Fahrt in das gemeldete Quadrat vorgestoßen. Auf dem Marsch dorthin begegnete die 18. Torpedoboots-Halbflottille dem Sicherungsverband, der die 18. Torpedoboots-Halbflottille bei sich behielt.
--- Ende---

Erläuterungen dazu :
- Weg Gelb führte von einer Position, die nordwestlich der Westeremsmündung lag, im Norden der der Westfriesischen Inseln in grob westnordwestliche Richtung
- Punkt Q lag etwa 40 Seemeilen nördlich der Westspitze der Insel Terschelling
- Die erwähnte Sperre 56 wurde am 15.8.17 von brit. Einheiten gelegt und umfaßte 1000 Minen

Nachklapp:
Eine exzellente :TU:) und ausführliche (beide Seiten) :=D> Beschreibung des eher unbedeutenden Gefechts (Autor: Thomas Pflüger) top findet sich in der Ausgabe 18 des MNB (Marine-Nachrichten-Blatt)
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,24543.msg277576.html#msg277576

Erwähnung findet es auch in MNB 26 - KTB Hipper 1917 - auf den Seiten 47 und 48.
Aufgrund des Copyrights ist eine Darstellung dieser Texte hier im FMA leider nicht möglich.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Darius

Zitat von: zbigniew am 05 August 2019, 08:08:10
Ich habe noch eine Frage, ob Sie die Abkürzung dieser Veröffentlichung "KzS, Bd. 7" erweitern könnten. Vielen Dank

Der Krieg zur See 1914-1918. Der Krieg in der Nordsee/ Band 7: Vom Sommer 1917 bis zum Kriegsende 1918
z.B.  --/>/> https://www.amazon.de/Krieg-zur-1914-1918-Nordsee-Band/dp/3813208559


:MG:

Darius

habichtnorbert

Moin, moin,
für M65 hab ich folgende Daten:

Stapellauf : 12.05.1917
Indienststellung: 10.06.1917
Außerdienststellung: 13.07.1921
Verschrottung: 05.07.1922 in Wilhelmshaven
:MG:
Gruß Norbert

Wo die Flotte hinfährt, sind die Minensucher schon gewesen

Das Historische Marinearchiv: www.historisches-marinearchiv.de

Impressum & Datenschutzerklärung