"Seehunde" im Hafen Hela

Begonnen von Violoncello, 15 Juni 2019, 14:57:24

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Violoncello

Hallo zusammen,

ein Flüchtling schilderte unter dem Datum 3. Februar 1945 seine Eindrücke im Hafen Hela während eines Zwischenaufenthalts auf dem Weg nach Westen:

"... Spaziergang zum Hafen mit interessanten Schiffen aller Art (Kleinst-U-Boot, Afrikadampfer usw.). ..."

(Brustat-Naval: Unternehmen Rettung, Bergisch-Gladbach o. J., S. 87)

Es spricht einiges dafür, dass der Beobachter einen auf der Werft F. Schichau, Elbing, gebauten "Seehund" aus der im Januar 1945 fertiggestellten Serie "U 5353 - U 5394", die zum Teil noch nach Ijmuiden gelangt sind, zu Gesicht bekommen hat.

Hat jemand zum Transport dieser "Seehunde" nach Westen weitere Erkenntnisse?

Viele Grüße

Violoncello


bettika61

#1
Hallo violoncello,
Wie das so ist mit Zeitzeugenaussagen, hat  er ein Kleinst-U-boot oder ein Klein-U-boot gesehen?
Das Walter U-Boot VS 80  Länge 22m https://de.m.wikipedia.org/wiki/VS_80_(U-Boot) wurde im Kriegshafen Hela erprobt
und soll dort  im März 1945 versenkt worden sein.
Englische Aufklärungergebnisse basierend auf Aussagen polnischen Arbeiter  von  1943 schreiben auch von "midget submarine ...about 15 metres in lenght, .....high of conning tower approx 1.20m"
und haben dabei wohl das VS 80 gesehen.

Ich habe nur die Taschenbuchausgabe des Buches von 1998 und kann auf S.87 nicht passendes finden, in welchem Kapitel steht die o.g. Aussage? Ist erkennbar ,ob Kriegshafen oder Fischereihafen Hela gemeint ist?

Edit : Name geändert in V 80
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,
ja, Deine Vermutung könnte zutreffen!. In meiner Taschenbuchausgabe ist es Kapitel 7. Das Dorf Hela wird als zwei Kilometer entfernt beschrieben.
Viele Grüße
Violoncello

SchlPr11

Hallo,
am 03.02.1945 kann es sich mit Wahrscheinlichkeit noch um V 80 (ohne s) gehandelt haben. Mit "Afrikadampfer" dürfte die dort im Kriegshafen stationierte SWAKOPMUND gehandelt haben.
REINHARD

bettika61

#4
Zitat von: Violoncello am 15 Juni 2019, 14:57:24

Es spricht einiges dafür, dass der Beobachter einen auf der Werft F. Schichau, Elbing, gebauten "Seehund" aus der im Januar 1945 fertiggestellten Serie "U 5353 - U 5394", die zum Teil noch nach Ijmuiden gelangt sind, zu Gesicht bekommen hat.
Hat jemand zum Transport dieser "Seehunde" nach Westen weitere Erkenntnisse?

Hallo,
die Frage wie kamen noch SEEHUNDE aus der Januar 1945 Produktion nach Westen bleibt offen.
ZitatAm 13. Januar beginnt der Angriff in den ostpreußischen Grenzgebieten, unterstützt von der sowjetischen Luftwaffe.
Bereits eine Woche später, spätestens am 22. Januar 1945, ist der Zugverkehr von Ostpreußen nach dem Reich auf allen Strecken gesperrt. https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/ostsee/1945.htm
Bis Mitte Januar wäre noch ein Bahntransport denkbar
Edit: https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,27437.msg316900.html#msg316900
Die letzte Bestandsmeldung ist vom 23.1.1945 , das nehme als Datum für den letzten Transport an

Lt. Wiki  https://de.m.wikipedia.org/wiki/Schichau-Werke#1918–1945
ZitatBeim Näherrücken der Front wurden zu Beginn des Jahres 1945 unfertige Schiffe und ein Teil der bei der Werft eingesetzten schwimmenden Geräte abtransportiert. Ein Schwimmdock wurde bis in die 1980er Jahre von den Lübecker Flender-Werkenbenutzt.

Hat jemand nähere Informationen über die Evakuierung der Schichau-werke?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

MarkusL

#5
Hallo,
konkretes Nachkriegsschicksal "Schichau" ist ein wirklich schwieriges Thema. Zumal formell noch in Schichau GmbH und AG aufgesplitet.
Die eigentlichen Werften in Danzig, Elbing und Königsberg waren wohl bei Besetzung durch SU bemerkenswert gut erhalten.
Von dem Betrieb in Elbing hier einige Bildschnipsel.
https://www.youtube.com/watch?v=gq_FAJ7ZE6w
Den Grusel für die Bevölkerung mag man nur in Ansätzen erahnen.
Dann lieber die EU mit allen ihren Irrungen und Wirrungen.
Gruß
Markus

Besitzer

Moin :MG:


Ich kann nur Berichten was mein verstorbener Schwiegervater erzählt hatte.

Er war Schweisser auf der Schichauwerft in Elbing, das war auch sein Heimatort.
Er Berichtete mir das er zum Schluss "kleine Uboote "geschweisst hatte.
Das Ende....
Als er Morgens zur Arbeit gehen wollte, sah er das Polen einen Deutschen Totschlugen keine fünfzig Meter von Ihm entfernt vor den Toren der Werft. Als sie sich dann Ihm zuwandten floh er durch Strassen über Äcker und Gräben, er landete schliesslich in einem Auffanglager in Soltau.

Mehr hat er vom Krieg oder seiner Flucht nicht erzählt.


Gruß Uwe
Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

MarkusL

Hallo,
beigefügtes Foto von V 80 zeigt den "Kleinubootscharakter" in Relation zu den abgebildeten Crewmitgliedern ganz gut.
Insofern sind die Augenzeugenberichte gut nachvollziehbar.
Gruß
Markus

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