Blücher

Begonnen von hoch-am-wind, 04 Mai 2019, 13:58:35

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hoch-am-wind

Moin,

wir waren diese Woche mal nachschauen, ob die Blücher noch an ihrem Platz im Oslofjord bei Drøbak liegt. Der Tauchgang dorthin ist sehr interessant, da das Wrack in der Fahrrinne nach Oslo liegt und man unter Wasser in 80m Tiefe einige Minuten im Freiwasser mit dem Scooter an einer Leine entlang fahren muss, um hinzukommen. Das Wrack liegt dann in 85 bis 90m Tiefe. Besonders spannend anzuschauen war für uns einer der 3-er Torpedosätze, in dem noch alle Torpedos mit deutlich sichtbaren Zündern stecken. Nach einigen Minuten am Wrack geht es dann auf 80m an der Leine wieder zurück in Richtung der Felsen am Ufer, wo man seine Deko absitzen muss – bei diesen Tiefen und der durch die Entfernungen bedingten Dauer waren das Trimix-Tauchgänge mit einer ordentlichen Dekopflicht. An dieser Stelle möchte ich den Tauchkollegen vom Drøbak Undervannsklubb ein ganz herzliches Dankeschön für die super Unterstützung und die Gas-Logistik sagen!

Wenn man sich heute die räumlichen Bedingungen anschaut, unter denen der Einsatz der Blücher und Ihres Kampfverbandes am 09.04.1940 im Rahmen des Unternehmen Weserübung stattfand, drängt sich der Gedanke an ein Himmelfahrtskommando auf. Die Blücher wurde von den 28cm Krupp Geschützen auf der Festung Oscarsborg sowie Torpedotreffern der nahegelegenen Küsten-Torpedobatterie versenkt – beides Verteidigungsstellungen, die dem OKM bekannt gewesen sein mussten. Schaut man heute von den erhaltenen Geschützen der Festung auf die Fahrrinne im Oslofjord, erstaunt die Risikobereitschaft (oder die Naivität) hier große (feindliche) Kriegsschiffe durchzuschicken – der Fjord ist an dieser Stelle nur wenige 100 Meter breit... tragisch ist auch die hohe Anzahl an Gefallenen beim Todeskampf und dem Sinken der Blücher.

Bei aller Tragik waren es interessante und anspruchsvolle Tauchgänge und es ist lobenswert, dass Norwegen unter den Bedingungen im Oslofjord (Fahrrinne, Enge des Fahrwassers) hier Interessierten das Tauchen erlaubt.

Viele Grüße,

Ralf

t-geronimo

An einer vor vielen Jahren gedrehten Doku über das Wrack der Blücher fand ich die Tauchlogistik sehr beachtlich. Zu sehen, mit wie vielen und wie großen Flaschen die Taucher bepackt waren - meine Hochachtung!

Informiert ihr euch vor solchen Tauchgängen immer, wo für den hoffentlich nie eintretenden Fall eines Notaufstiegs die nächsten Deko-Kammern sind oder verlasst ihr euch da ganz auf die jeweils örtlichen Rettungskräfte?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Zitat von: hoch-am-wind am 04 Mai 2019, 13:58:35Die Blücher wurde von den 28cm Krupp Geschützen auf der Festung Oscarsborg sowie Torpedotreffern der nahegelegenen Küsten-Torpedobatterie versenkt – beides Verteidigungsstellungen, die dem OKM bekannt gewesen sein mussten.

Die Geschützstellung war bekannt, die Torpedobatterie nicht.
Dafür vermutete man eine fernzündbare Minensperre in der Enge.

Grundsätzlich war es m.E. unverantwortlich, die Blücher überhaupt zu diesem Einsatz mitzuschicken. Das Schiff war noch nicht voll eingefahren und nur »für leichte Aufgaben« bereit.
Die Schwere Artillerie war überhaupt noch nicht einsatzbereit. Die einzigen Schüsse, die sie jemals abgab, wurden auf dem Marsch nach dem Oslofjord abgegeben, d.h. die Bedienungsmannschaften waren überhaupt noch nicht ausgebildet.
Einen verbesserungsbedürftigen Ausbildungsstand wird man womöglich auch bei den Lecksicherungsmannschaften vermuten dürfen.

Ein so dramatisches Ende hätten vergleichbare Treffer wohl auf Lützow nicht verursacht. Erstens hatte diese keine Flugzeughalle, die den Großbrand mittschiffs auf Blücher hervorrief und auch ein Torpedotreffer hätte auf LW vermutlich nicht zum Ausfall der gesamten Antriebs- und Stromerzeugungsanlage führen können, wie sie Blücher zum Verhängnis wurde, da der Großbrand und der Wassereinbruch durch Ausfall der Feuerlöschmittel und Lenzpumpen nach einiger Zeit nicht mehr bekämpft werden konnten.

Anstatt ein noch nicht voll kriegsbereites Schiff bei einem Einsatz, von dem man hoffte, daß er ohne kriegerische Handlungen abgehen würde, voll einzusetzen, hätte man besser den April und Mai zur vollständigen Ausbildung der Besatzung und Einsatzklarmachen des Schiffes genutzt und Blücher dann Anfang Juni zusammen mit ihrem Schwesterschiff und der Flotte bei Juno eingesetzt.

hoch-am-wind

Hallo Thorsten,

für Notfälle gibt es in Oslo eine Druckkammer... viel wichtiger ist allerdings die gründliche Vorbereitung, um Unfälle zu vermeiden. Solche Tauchgänge machen wir nicht einfach aus dem Stand heraus, da gehört schon ein bisschen Planung, Übung, und Vorbereitung mit dazu.

Hallo Götz von Berlichingen,
das mit der Lützow ist ein interessanter Gedanke. Ich denke, wir stimmen überein, dass der Einsatz, so wie er durchgeführt wurde, die Blücher einem unberechenbar großen Risiko ausgesetzt hat. Dass es schief ging, ist unbestritten...

Viele Grüße,
Ralf

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