Umbau von Binnenfrachtschiffen

Begonnen von TW, 09 Mai 2019, 15:54:27

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TW

Liebe Kollegen
Wurden im 2. Weltkrieg lange nach Op. Seelöwe, also Ende 1944, 1945, noch weitere Binnenkähne requiriert und zu "Fähren" umgebaut, in dem Sinne, dass der Bug abgetrennt und eine Landungsklappe eingebaut wurde (z.B. für das Ldg.Pi.Btl 515 in Kehl oder die Rheinfährenkompanie)?

Gibt es darüber Aufstellungen, Nachweise ?
Viele Grüße
Thomas

Seelöwe

Hallo Thomas,
Der Umbau von Binnenschiffen zu Landeprähmen fand nur für Operation "Seelöwe" im Herbst 1940 statt. Es wurden ca. 2000 Landeprähme mit Bugdurchfahrten und Betonböden versehen. Ab 1941 wurden diese Prähme wieder zurückgebaut und in Transportflotte Speer oder Organisation Todt oder für andere Zwecke verwendet. Zu Fähren wurden solche Prähme meines Wissens nach nicht verwendet. In einigen Landeflottillen liefen Landeprähme aber noch etwas länger mit, auch beim Erprobungsverband Ostsee bei der Landung auf den Baltischen Inseln.
Es könnte sein, dass nach Zerstörung der Rheinbrücken 1944/45 Binneschiffe als Fähren zusammengekoppelt weurden.
Beste Grüße
Peter

TW

Grüße Dich, Peter
Vor Jahren wurde ich mal vom Stadtarchiv Heilbronn gefragt, wofür ein Binnenfrachtschiff, das angeblich erst 1944 requiriert wurde und mit Landungs-Bug zurückgegeben wurde, eingesetzt wurde. Ich habe damals so geantwortet, wie Du es jetzt beschrieben hast. Die Geschichte fiel mir jetzt wieder ein, als ich bei Kugler, Landungswesen, las, dass 1944 wieder Binnenkähne als Fähren eingesetzt werden sollten. Da waren die "Seelöwen" möglicherweise schon alle verteilt.

Was ich noch nicht verstehe, ist Dein Satz: dass Binnenschiffe als Fähren zusammengekoppelt wurden.
Unter einer "Fähre" verstehe ich, dass man mit KFZ drauffahren konnte (RoRo   :-D)

Das geht aber beim Zusammenkoppeln alleine ja noch nicht, oder ? :/DK:
Herzliche Grüße aus Stuttgart !
Thomas

Karsten

Zitat von: TW am 09 Mai 2019, 20:16:21
Was ich noch nicht verstehe, ist Dein Satz: dass Binnenschiffe als Fähren zusammengekoppelt wurden.
Unter einer "Fähre" verstehe ich, dass man mit KFZ drauffahren konnte (RoRo   :-D)

Das geht aber beim Zusammenkoppeln alleine ja noch nicht, oder ? :/DK:
Thomas,

doch, das müsste gehen - die Kähne werden zusammengekoppelt und darauf kommt eine Plattform, die dann von Fahrzeugen (quer) befahren werden kann. So wurde es im WW I auf der Donau gemacht.

Viele Grüße,

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

TW

Verstehe. Dankeschön, Karsten
Liebe Grüße, Thomas

TD


Fähren aus mehreren Binnenschiffen wurden besonders auf den grüßen russischen Flüssen zusammengebaut.
Oftmals zu Eisenbahnfährschiffen, also die Waggons liefen direkt von den Schienen auf Schienen  (auf Plattform) auf die Fähre.
Teilweise wurden die Fähren dann durch Schlepper zum anderen Ufer geschleppt, auch an Drahtseilen gezogen und wer weiß noch was alles.
Vor den Westfeldzug lagen z.B. etliche Schiffe welche noch aus dem Saarland über die Schleuse bei Mettlach gebracht wurden, nach Reparatur der Schäden bereit zum Ersatz für zerstörte Rheinbrücken.
Wohl (?) nur als Brückenschiffe wurde für den Rhein 1944/45 80 Schuten aus Hamburg geholt welche fast alle bei der Räumung 1945 gesprengt wurden.
In Holland wurden ab Mitte 1944 die meisten Binnenschiffe beschlagnahmt, also wohl weitaus mehr wie 1940 für Seelöwe.
Oftmals waren das Seelöwekähne welche 1940/42 zurückgegeben wurden und Holznasen bzw. neue Stahlnasen bekommen hatten.
Hans und teilweise auch ich haben tausende Kopieren von diesen Vorgängen
Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

TW

Zitat von: TD am 10 Mai 2019, 02:16:34
In Holland wurden ab Mitte 1944 die meisten Binnenschiffe beschlagnahmt, also wohl weitaus mehr wie 1940 für Seelöwe.
Oftmals waren das Seelöwekähne welche 1940/42 zurückgegeben wurden und Holznasen bzw. neue Stahlnasen bekommen hatten.
Hans und teilweise auch ich haben tausende Kopieren von diesen Vorgängen
Gruß, Theo

Lieber Theo,
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, aus dem ich für die LFZ-Chronik Vieles verwenden kann. Besonders interessant aber der letzte Teil. Es wurden also tatsächlich 1944 nochmal Binnenkähne nach Seelöwe-Art umgebaut.

Ich will jetzt nicht behaupten, dann habe man das mit deutschen Binnenfrachtschiffen ebenso machen können, denn die Versorgung der Niederlande wurde den Nazis bei unaufhaltsamem Vorrücken der Alliierten sicherlich zunehmend "wurscht", aber es ist doch nicht so unwahrscheinlich, wie ich dachte, dass auch der Prahm dieses Neckarschiffers 1944 beschlagnahmt und umgebaut wurde.

Ganz herzlichen Dank noch einmal
Dein Thomas

Seelöwe

Hallo Thomas,
ich glaube nicht dass 1944 noch Prähme zu Landungsbooten hergerichtet wurden, dafür gab es keine Notwendigkeit. Es gab genügend MFP und Pionierlandungsboote. Es muss sich um zusammengekoppelte Prähme mit einer Fährenplattform gehandelt haben.
Vielleicht stimmt auch einfach das Datum im Dokument nicht und es muss 1940 und nicht 1944 heißen.
Beste Grüße
Peter

TD

Hallo Thomas,
   
es wurden die 1940 ,,  gekopten" Schiffe teilweise zurück gebaut, die zurück gebauten Schiffe 1944 neu beschlagnahmt, aber nicht wieder die Nasen abgeschnitten.
Die große Anzahl der Beschlagnahmungen aller Art von Schiffen geschah durch die verschiedenen Dienststellen, Werften usw.
Es wurde alles aus Holland mitgenommen was sich denken lässt.
Ladungen mit beschlagnahmten Radios, Kunstgegenständen u.a. welche schon 1940 beschlagnahmt wurden usw.
Bis dann

Theo

...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

TW

Danke Euch beiden für die Richtigstellung.
Dann habe ich Theo gestern falsch verstanden; damals aber eine korrekte Antwort gegeben:
1944 wurden keine Güterschiffe mehr am Bug "operiert".
Viele Grüße, Thomas

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