Raketen- / Nebelwerfer - wieso nicht auf deutschen S-Booten ?

Begonnen von Rheinmetall, 16 April 2015, 11:18:48

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Violoncello

Hallo zusammen,

Achim - Triimmer hat Recht mit seinem Hinweis auf die Abschussgeräte für 8,6-cm-Raketen:

Zitat von: Trimmer am 16 April 2015, 14:03:02
Hallo Tostan - nun es gab aber Raketenwerfer Kaliber 60 mm und Kaliber 86 mm und diese Werfer wurden bei den Räumbooten R 301 - 312 wohl auch in der Bewaffnung geführt

Gerd-Dietrich Schneider beschreibt in seiner Geschichte der 3. R-Flottille eingehend Verwendung und Wirkung der "Raketenwerfer". Dabei spielten insbesondere "Drahtseilraketen" bei der Abwehr von Tieffliegern wohl nicht zu unterschätzende Rolle:

"An einem gelbroten Fallschirm - damit ihn die Piloten zur Abschreckung gut erkennen können - hängt ein mit einem Gewicht unten beschwerter etwa 100 m langer Draht, der stark genug ist, Flugzeugtragflächen durchzusägen. Wird gegen einen Tiefangriff rechtzeitig ein Fächer von 4 bis 5 Fallschirmen geschossen - ihre Reichweite ist mit fast 2000 m doppelt so groß [Anmerkung: als die der Raketensprenggranaten] -, drehen selbst `Schlächter´, wie die Schlachtflugzeuge genannt wurden, sofort ab oder ziehen hoch, ein gutes Ziel für die Flak bietend".
(Gerd-Dietrich Schneider: Vom Kanal zum Kaukasus. Die 3. R-Flottille. Feuerwehr an allen Fronten, Herford 1982, S. 244f.)
Aber nicht nur in der Luftabwehr scheinen die RAG eine Rolle gespielt zu haben, wie Schneider alleerdings in der Möglichkeitsform auf S. 245 weiter schreibt:
"Mit einem RAG-Sprenggeschoß soll ein R-Boot auf gut 100 m Entfernung im Clinch vor Eltigen genau von der Seite in die relativ hohe Brücke eines sowjetischen Kanonenbootes getroffen haben, das sofort auf die Seite gedrückt und durch die Detonation in zwei Teile gerissen wurde."

Technische Einzelheiten des "Raketen-Abschußgeräts der deutschen Marine und seiner Munition" (Raketen-Abschußgerät, Abschußgerät für DSR [Drahtseilraketen], 8,6 cm Raketen-Abschußgerät M 42 und die zugehörigen Raketen finden sich in der Waffen-Revue 44 (Waffen-Lexikon Gliederungs-Nr. 2000-100-2). Das "Automatische Abschußgerät für 8,6-cm-Raketensprenggranaten" wird eingehend in der Waffen-Revue 112 (Waffen-Lexikon Gliederungs-Nr. 2000-100-5) behandelt.

Das (Versuchs-) Klein-Schnellboot des Typs "Wal I" des Kommandos der Kleinkampfverbände war mit zwei Raketen-Abschußgeräten für 8,6 cm Raketen ausgestattet. Ihr Einbau ist auf den Abbildungen 57 bis 60 in dem Buch von Harald Fock: Die deutschen Schnellboote 1914-1945, Hamburg 2001, S. 106f., gut zu erkennen.

Im Museum Sonderjylland in Sonderborg ist ein derartiges RAG wohl des Kommandos der Kleinkampfverbände ausgestellt.

Viele Grüße

Violoncello




Peter K.

Hier im Forum hatten wir das Thema 8,6 cm Raketen auch schon einmal ...

Wenngleich die Einführung dieser Waffe theoretisch einige Vorteile brachte, sah es in der Praxis dann doch - fallweise  zumindest - wieder ganz anders aus:
Ein Veteran berichtete mir, dass so ein Ding im Sommer 1944 seinem Räumboot im Mittelmeer zugewiesen wurde. Es wurde montiert, neu gepönt und schließlich kam es zum ersten Probeschuß im Hafen. Die Rakete wurde gezündet, sie zischte und rauchte - aber sie verließ das Rohr nicht! Sie zerrte richtig am Werfergestell, dass schon bedenklich an seinen Verankerungen riss. Die umstehende Besatzung ging vorsichtshalber schon in Deckung, bis sich die Rakete endlich doch noch löste und in einer wilden Flugbahn und gewaltiger Rauchentwicklung gen Himmel zog. Obwohl das Boot erst im April 1945 in Genua selbst versenkt wurde und noch zahlreiche Möglichkeiten zum Einsatz dieser Waffe vorhanden waren, war dies der erste und letzte Schuß, der damit von diesem Räumboot abgegeben wurde.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Trimmer

Hier mal noch eine interessante Seite.
www.skbgmbh.de/kdm_monate/2010/10_04.pdf

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

J.I.M

Wenn man sich von dem 8,6cm Raketenwerfer die Leistungsdaten anschaut(NavWeaps) sticht mir besonders die Reichweite ins Auge. Maximal 800m bei 40° Erhöhung. Und wir sprechen hier von der maximalen Entfernung, nicht der effektiven Kampfentfernung. Für einen Direktbeschuss von Schiffen würde ich mir daher nicht viel versprechen, auch wenn ein Direkttreffer sicher aufgrund des Gefechtskopfes seine Wirkung gehabt hätte. Aber dafür muss man nunmal vorher treffen.

Vermutlich wäre es aufgrund der Reichweite und der Schussfolge auch nicht in Frage gekommen aber die deutschen hatten noch Stielgranaten, die teilweise auch durch 3,7cm Flak verschossen werden konnten. Mit einem entsprechenden Gefechtskopf statt der Hohlladung hätte man bei über 8kg Geschossgewicht auch seine Wirkung gehabt.

JIM

bettika61

Hallo,
aus KTB SKL Bd.66
Zitat23.02.1945
VI) Chef Skl
Mar.Rüst/A Wa wird beauftragt, zu prüfen, ob die S-Boote in der Ostsee Raketenwaffen zur Bekämpfung fdl. Schnellboote, u.U. vermittels bzw. durch Ausbau ihrer Torpedorohre, erhalten können
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

alo41

#20
Hi

There is a description of bothe the RAG (7a Starshell)and the intended use of "Nebelwerfer" (7b) in the interigation report on S 199. The Nebelwerfer description is a bit colorful.

/Alo

Antworte im deutsch, bitte

Richard Aigner

Antwort zu J.I.M.: Ian V. Hogg gibt in "German Artillery of WW2" die Einsatzreichweite der Stielgranate mit "unter 300 Meter" ("300 meters or less..") und die maximale Schussweite mit 800 Meter an.
Gruß, Richard

Arjan

#22
I would like to make a few remarks about the practical value of the rocket launchers on American PT boats. A few PT boats in the Mediterranean were equipped with 5 inch rocket launchers but these were only used twice. They proved to be very inaccurate and the blaze of flame revealed the position of the boat that fired them. The 4.5 inch barrage rocket launchers mounted on late PT boats in the Pacific (1945) were not suitable for targeting single ships either. They were intended to be fired at groups of ships or shoreline targets. They could deliver massive fire power but they were also inaccurate and the back blast was devastating (the crew had to take cover when the rockets were fired). The disadvantages mentioned here would no doubt also apply to any rocket systems the Kriegsmarine could have used. Nevertheless, if a Flotilla of Schnellboote equipped with similar barrage rocket launchers had been present during the D-Day landings they might have made quite an impact.

Gruss,

Arjan

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