Fernzündungsgruppe

Begonnen von TW, 04 Januar 2019, 15:56:53

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TW

Im Schwarzen Meer existierte eine Zeit lang (Juli 1942-Juli 1943) die sog. "Fernzündungsgruppe".
Kann mir jemand sagen, wo und wofür sie eingesetzt wurde ?
Wurden da Minenfelder per Fernzündung zur Detonation gebracht ?
Danke für jede Hilfe und viele Grüße
Thomas

Violoncello

Hallo Thomas,

muss es sich dem Kontext nach zwingend um eine Einheit der Kriegsmarine gehandelt haben? Wenn dies nicht der Fall sein und der Begriff "Fernzündungsgruppe" umgangssprachlich verwendet worden sein sollte, könnte es sich auch um den 2. Zug der Pionier-Hochkompanie gehandelt haben.

Die Pionier-Horchkompanie ist im Herbst 1941 als Reaktion auf Funde von sowjetischen Großminen "F-10", die, in wichtigen Gebäuden vor dem Rückzug verbaut, mit Funkfernsteuerung bis auf 300 km über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten gezündet werden konnten, aufgestellt worden.

Der 2. Zug war der Heeresgruppe Süd/Don zugewiesen und wurde bei Einsätzen in Rostow, Sewastopol und Krasnodar verwendet. Reste wurden noch aus dem Kuban-Brückenkopf ausgeflogen, um diese Spezialtruppe zu erhalten.

(Riebenstahl: Deutsche Pioniere im Einsatz 1939-1945, Wölfersheim-Berstadt 1996, S. 176ff.)

Viele Grüße

Violoncello

 

Darius

Hallo Violoncello,

es geht um die sog. Fernzündgruppe der Donauflottille.
Bestand aus Motorfischkuttern (MFK ...), Delphinbooten (D ...). Diese wurden dann einheitlich in FZ ... umbenannt.
Fahrzeuge wurden dann in die 30. Geleitflottille überführt.

--/>/> https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/km/mittelmeer/suedost/geleit-sm.htm



:MG:

Darius

Theo wird wieder bestimmt die Geschichte schreiben, wie die Suche nach FZ ... für die Suche nach Hafenschutzflottille Frankreich Z ... lief  :-)

Darius

#3
Hallo TW,

mein Verdacht/Spekulation:
Es geht nicht um die Technik, sondern darum, dass es ein Minensuch-/~räumverband war, welcher auf "weiteren" Strecken oder in der Ferne [d.h. Krim + Asowsches Meer] eingesetzt wurde - im Gegensatz zu den Kurzstrecken der - nicht immer voll seetauglichen - anderen Küstengeleite.

KTB der Geleitgruppen der Donauflottille
17.12.1942:
ZitatGechef [Geleitchef] SM: "Freisuchen Zufahrtsweg zur Bergung gestrandeten Leichters "Comos 17" bei Perwomaiski durch Chef FZ-Gruppen i.V. Ob.Ltn.z.See Böttger mit den M.F.K.-Booten.

18.12.1942:
Zitat3) FZ-Gruppen:
Durch Chef FZ-Gruppen i.V. mit M.F.K.-2-6, 10 und 14 nach drittem Überlauf LM geräumt. Standort: [...]

KTB Fernräumgruppen der Donauflottille

Zitat16.11.1942:
Konstanza: Begleitschiff "Rosita-Panama", Führerschiff "Bejkal"
1. FZ.Gruppe: Kertsch-Pawlowski: MFK 4, 6, 7, 8, 9, 11, D 13 u. 15
Sewastopol: MFK 5, D 12, MFK 13 außer KB
Balaklawa: MFK 12 außer KB
Galatz: MFK 2, 10, 14 u. PC 3

2. FZ.Gruppe: Mariupol: D 7, 9, 10, MFK "Lykurgos" außer KB
Nikolajew: MFK "Proteus" außer KB.


:MG:

Darius

SchlPr11

Hallo Thomas,
ja, die Fernzündgruppe ist ein wirklich heißes Thema im Schwarzmeer-Krieg.
Kleine deutsche, bahntransportfähige Fischkutter als Grundausstattung. Später ergänzt durch lokale Smakes oder Schwarzmeer-Seiner eingesetzt zur Bekämpfung von Magenetminen mit Kabelfernräumgerät. Auch im Tandem wegen teils unzulänglicher Maschinenkraft.
Verschiedene Gliederungen bis zum 18.04.1944 und Übergang zur 30. Geleitflottille.
DELPHIN-Boote ursprünglich eigenständige Gliederung aus kleinen R-Booten bulgarischer Fertigung schon 1942, ähnlich STRUMA usw. den bulgarischen Neubauten STRUMA usw. aus Karvalla. Verschieden ausgerüstet auch mit KFRG bzw. Rabatzbojen im Schlepp. Deren Verbleib bis auf die Donau 1944 völlig ungeklärt!
REINHARD

Darius

KTB Adm. Schwarzes Meer vom 03.11.1942:
ZitatChef Fernräumgruppe gibt nach Eintreffen Kertsch fernschriftlich Beurteilungsbericht über FZ-Minenlage in Kertsch-Strasse an ASM.

Es geht tatsächlich auch um die Bekämpfung von Magnetminen.
KTB Adm. Schwarzes Meer vom 03.11.1942:
ZitatIn dem minenverseuchten Gebiet bei Bjelossaraika (nö Asowsches Meer) wurden 6 FZ-Minen geräumt, hiervon 4 durch Mausi-Flugzeuge, 2 durch FZ-Boote.

KTB ASM 05.07.1942, Befehl zur Aufstellung des Kommandos "Räumchef Krim" mit RA-Bootsgruppe Donau-Flottille, 17. HS-Flottille, Gruppe Burow der 1. L-Flottille (MFP 127, 132, 139, 143), Fernräumgruppe Donauflottille.

:MG:

Darius

Darius

Toll Fotos Reinhard. Danke für´s Teilen.


:MG:

Darius

Violoncello

Hallo zusammen,
ohne das Thema weiter behindern zu wollen:
Ein Dankeschön für die spannende Aufklärung!
Viele Grüße
Violoncello

TW

Euch Allen ganz, ganz herzlichen Dank für die Aufklärung.
Herzliche Grüße,
Thomas

TW

#9
Zitat von: SchlPr11 am 04 Januar 2019, 23:12:30
Hallo Thomas,
ja, die Fernzündgruppe ist ein wirklich heißes Thema im Schwarzmeer-Krieg. (...)
REINHARD

Lieber Reinhard,
Kannst Du die Fahrzeuge auf den Bildern näher bestimmen?
Ich frage mich, welches Boot mit der Nummer 16 abgebildet ist. Einen FZ 16 gibt es im Gröner nicht.
Einen Delfin 16 gab es offenbar, das Foto passt aber nicht zur Mrva-Zeichnung Band 8, S.391
Mit der Nummer 7 gab es einen FZ-Fischkutter (Niendorf 3) und einen Delfin-MFK
Viele Grüße, Thomas

P.S. Der Begriff D-Bootgruppe besagt nichts über die Verwendung dieser Boote.
Waren die D[elfin]-Boot-Gruppen (1 und 2) Bestandteil der Donauflottille (Geleitgruppen) ?

SchlPr11

Hallo Thomas,
erstes Foto zeigt im Original deutlich eine 16, allerdings ohne das sonst treu von allen mir bekannten FZ geführte virblätterige Kleeblatt am Bug. Vielleicht doch ein anderer Zeitgenosse???
Zweites Foto sende ich hier die Datenblätter aus dem Archiv von Martin Maass zu FZ 7 und FZ 9/links in der Gruppe. FZ 9 führte Steuerhaus an Bb, dagegen FZ 8 an Stb. Im Hintergrund ein Schwarzmeer-typischer Bau. Der auch auf anderen Fotos mit ähnlichem Schwesterboot zu sehen ist.
Die Flottille kleiner lokaler Kutter mit Kennung am Mast gegenwärtig nicht zuzuordnen.
REINHARD

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