Unbekannte U-Boot-Falle des KdK in der Ostsee

Begonnen von Violoncello, 04 Januar 2019, 14:05:34

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Violoncello

Hallo zusammen,

am 22. März 1945 informierte das Marineoberkommando Ostsee den Admiral östliche Ostsee über die Absicht des KdK, einen als schwedisches Fahrzeug getarnten und mit Fernlenk-"Linsen" ausgerüsteten Zweimast-Schoner als U-Boot-Falle gegen sowjetische U-Boote vor Libau einzusetzen. Als Operationsgebiet wurde der Raum zwischen der Kurischen Nehrung und Steinort in Kurland ausgewiesen.

Am 31. März 1945 unterrichtete das KdK den Admiral östliche Ostsee, dass der Schoner voraussichtlich am 2. April 1945 aus Travemünde auslaufen werden.

Hat jemand Informationen darüber, um welches Fahrzeug es sich konkret gehandelt hat?

Viele Grüße

Violoncello

(TNA DEFE 3/551, S. 800f.; DEFE 3/555, S. 838)

bettika61

Hallo violoncello,
ähnliche Info KTB SKL Bd.67
Zitat30.03.45
Betr.Ostraum:
....
b) K.d.K meldet, daß das Auslaufen der ersten Ubootsfalle in das Seegebiet Libau-Memel am 2/4 erfolgen soll. Das Unternehmen erhält die Tarnbezeichnung "Steinbock".
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

danke für die ergänzende Information! Leider gehen ja in der zwangsläufig verkürzten Wiedergabe wichtiger Funksprüche im KTB höherer Kommandostellen viele Detailinformationen verloren. Aber so taucht die Tarnbezeichnung "Steinbock" auf, die unmittelbar dem Einsatzort ("Steinort") entlehnt zu sein scheint!

Hilft möglicherweise noch der Hinweis "Two-mast fore-and-aft schooner" bei der Identifizierung des Fahrzeugs weiter?

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Zitat von: Violoncello am 06 Januar 2019, 12:01:48
Aber so taucht die Tarnbezeichnung "Steinbock" auf, die unmittelbar dem Einsatzort ("Steinort") entlehnt zu sein scheint!
Hallo,
aus dem gleichn KTB Skl Bd.67
Zitat16.3.1945
Für den vom A.d.K. bereitgestellten Schoner,der als Ubootsfalle Linsen einsetzen soll, wird
nunmehr als Operationsgebiet folgendes Seegebiet festgesetzt:
Von Kurischer Nehrung auf 55° 36'
Nord nach 19° 10' Ost, 55° 36' Nord nach 17° Ost,
55° 48' Nord nach 17° Ost, 56° 04' Nord nach
17°24' Ost, 56° 31' Nord nach Steinort (Kurlandküste)(
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

so fügt sich ein Mosaikstein an den anderen!

Gibt es Indizien dafür, dass der Schoner am 2. April 1945 tatsächlich aus Travemünde ausgelaufen ist? Oder ist er dort am 2. Mai 1945 in britische Hände gefallen?

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo violoncello,
In KTB SKL Bd.68 habe ich nichts über "Steinbock" gefunden.
Bei der Frage welches Schiff könnte geplant gewesen sein, hast Du schon mal an den Lotsenschoner
" Prinz Adalbert" gedacht?
Sein geplanter Einsatz im Januar 1945 fiel ja aus. Der mir bekannte  nächste Einsatz war im April 1945 in Rendsburg.
Im Flensburger Hafenbuch ist er einlaufend am 15.4.1945 aus Swinemünde gemeldet. Am 17.4.45 lief er nach Rendsburg aus.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

danke erst einmal für die weitere Einkreisung des Problems. Ja, die Geschichte des "Prinz Adalbert" weist vor der Aufnahme seiner Funktion als Hauptfunkstelle des Front-Aufklärungs-Kommandos 60/M in Rendsburg spätestens ab Mitte März 1945 "weiße Flecken" auf. Es spricht einiges für Deine Annahme, dass es sich bei der unbekannten U-Boot-Falle um "Prinz Adalbert" gehandelt hat. Damit wäre die Zusammenarbeit zwischen den Einheiten der Frontaufklärung und dem KdK zumindest punktuell doch enger gewesen als ich es vermutet habe. Mitte 1944 hatte man ja von den ursprünglichen Planungen Abstand genommen, das FAK 60/M mit dem MEK 60 und das FAK 71/M mit dem MEK 71 zusammenzulegen.

Viele Grüße

Violoncello

Violoncello

Hallo zusammen,

bei der hier in Rede stehenden U-Boot-Falle könnte es sich auch um folgende Fahrzeuge gehandelt haben:

1. die "Edith Becker" (vor 1939 Galeasse "Karl"), die am 7.12.1944 dem Kommando der Kleinkampfverbände als U-Boot-Falle zugewiesen wurde, oder

2. der Gaffelschoner "Irene Schöning", der am 30.11.1944 als U-Boot-Falle den Weg in das KdK fand.

Im Gröner ist nur vermerkt, dass die Fahrzeuge am 5.6.1945 ("Edith Becker") und 1945 ("Irene Schöning") wieder ihren Besitzern zur Verfügung gestellt wurden.

(Gröner 8/2, S. 539)

Gibt es weitere Informationen über den Kriegseinsatz beider Fahrzeuge nach ihrer Zuweisung an das KdK?

Viele Grüße

Violoncello

Darius

KTB Skl, 14.03.1945:
ZitatA.d.K. hat einen Schoner mit eingesetzten Linsen vorbereitet, der in der Ostsee gegen russische Uboote seewärts der kurländischen Küste zwischen Windau und Memel eingesetzt werden soll. Das Schiff ist als eine Ubootsfalle anzusehen und soll als Schwede getarnt werden.
I i weist darauf hin, daß es zweckmäßig ist, nicht zu dicht an die schwedischen Hoheitsgewässer beim Einsatz dieses Fahrzeuges heranzugehen, damit es nicht der Untersuchung durch die Schweden ausgesetzt ist.


:MG:

Darius

Impressum & Datenschutzerklärung