Hochdekorierter U-Boot-Kommandant in einer Bewährungseinheit

Begonnen von wirbelwind, 18 November 2018, 16:04:08

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wirbelwind

Hallo,
im Zusammenhang mit Bewährungseinheiten in der Wehrmacht bin ich darauf gestossen, dass es beim Bataillion 560 z.b.V einen U-Boot-Kommandeur gegeben haben soll, der vorher mit dem Eichenlaub zum RK ausgezeichnet wurde und 1944 in der Ukraine bei dieser Einheit fiel. Ist jemandem aus dem Forum der Name des Betreffenden bekannt und aus welchen Gründen mußte er sich bewähren?

MfG Wirbelwind

suhren564

Hi Wirbelwind,

dies ist mMn in das Reich der Märchen zu verschieben. Die Lebensläufe sämtlicher Eichenlaubträger der U-Bootwaffe sind bekannt. Bei keinem gab es einen Bruch im Werdegang, der auf Degradierung und Bewährungseinheit schließen läßt.
Auch Prien soll ja angeblich im KZ gewesen sein-----so lautete anfang der 50er Jahre mal ein sich lange haltendes Gerücht.

Wobei ich nicht ausschließe, daß der von dir gesuchte Mann ein untergeordneter U-Bootoffizier gewesen sein könnte. Also WO oder LI. 
Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner

Violoncello

Hallo Wirbelwind,

die Geschichte findet sich auch ohne Hinweis auf die Person und das betroffene Boot auch bei Hans-Peter Klausch: "Die Bewährungstruppe 500. Stellung und Funktion der Bewährungstruppe 500 im System von NS-Wehrrecht, NS-Militärjustiz und Wehrmachtstrafvollzug" (Bremen 1995), Seite 87.

Zitiert wird hier aus den Erinnerungen von Albert Mainz: "Deutsche Schande auf griechischer Erde" (im Selbstverlag o.O. o.J. (etwa 1987)), S. 8.

Danach soll eine ganze U-Boot-Besatzung einschließlich Kommandant betroffen gewesen sein. Nachdem das U-Boot in einem Einsatz in englische Häfen an der Südostküste eingedrungen und "dort etliche Kriegsschiffe versenkt hatte", sollten die Besatzung nach Rückkehr trotz technischer Probleme am Boot sofort zu einem neuen Einsatz auslaufen. Kommandant und Mannschaft hätten sich geweigert. ...

Der Volksgerichtshof hat am 29.2.1944 den Frankfurter Sozialdemokraten Heinrich Stahl zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt weil er geäußert habe, "ein Ritterkreuzträger habe mit seiner gesamten U-Boot-Besatzung bestraft werden müssen, da er sich geweigert habe, auszulaufen".

Insgesamt gibt es aber wohl hinsichtlich der angeblichen Hintergründe unterschiedliche Versionen. Gesichert sein soll aber, dass die U-Boot-Männer zum Infanterie-Bataillon 560 z.b.V. gekommen seien.

Das klingt alles recht abenteuerlich und man fragt sich unweigerlich, ob hier Gerüchte in der Bevölkerung Beine bekommen haben.

Viele Grüße

Violoncello


Götz von Berlichingen

Zitat von: Violoncello am 18 November 2018, 20:08:15
Das klingt alles recht abenteuerlich und man fragt sich unweigerlich, ob hier Gerüchte in der Bevölkerung Beine bekommen haben.

Das ganze Narrativ erinnert sehr an die Lügen über Prien und seine Besatzung. Und die haben andere Leute als »die Bevölkerung« gezielt in die Welt gesetzt. Näheres findet man dazu bei Hans Herlin »Verdammter Atlantik«. Ausgesprochen widerlich ist der Sadismus, mit dem Priens Mutter gequält und buchstäblich in die Verzweiflung und den Krebstod getrieben wurde.
Daß ein sog. »kritischer Historiker« solche Gerüchte publiziert, ohne auch nur einen Namen oder eine Bootsnummer nennen zu können, was ein bezeichnendes Bild auf seine Quellengrundlage wirft, wundert mich allerdings bei dessen neomarxistischem Hintergrund kaum.

Andreas Hoffmann

Hallo,

wie bereits dem Sinne nach erwähnt, ist der Wahrheitsgehalt von Aussagen wie der oben kolportierten in einem Paralleluniversum anzusiedeln, zu dem normale Menschen keinen Zugang haben. Aber Erfindung und Verbreitung solchen oder ähnlichen Unsinns sind wohl nicht abstellbar.
Mir fällt in diesem Zusammenhang auch die groteske Mär um SM UB 65 ein, die sogar Einzug in die ansonsten äußerst lesenswerte "Naturgeschichte der Gespenster" von Roger Clarke gefunden hat (2015). Dass Umstände und angebliche Begebenheiten der hier angesprochenen Art in den Kontext von Gespenstern und Strafeinheiten gerückt werden, finde ich ausgesprochen erhellend.

Den Arbeiten über die NS-Militärjustiz und den Wehrmachtsstrafvollzug von Herrn Hans-Peter Klausch "neo-marxistischen" Hintergrund zu unterstellen, finde ich eingedenk des wohl kaum zu bestreitenden historischen Erkenntnisgewinns für den Leser übrigens etwas weit hergeholt. Das nicht nur Herr Klausch mit der fraglichen U-Bootbesatzung in einer Strafeinheit einem offenbar äußerst hartnäckigen Ondit aufgesessen ist, belegt im übrigen die randliche Erwähnung einer gleichlautenden Begebenheit auch bei Dieter Hartwigs kritischer Auseinandersetzung über Karl Dönitz ("Legende und Wirklichkeit", 2010). Ob den Autoren hieraus irgendein Vorwurf zu machen ist, erscheint mir nicht weiter diskussionswürdig, da ja in beiden Fällen (Klausch und Hartwig) quellenmäßig auf die (nicht verifizierbaren) Aussagen und Bekundungen Dritter Bezug genommen wird.

Mir ist der Fall eines Angehörigen der Offizierscrew X/40 der Kriegsmarine mit U-Bootausbildung geläufig, der am 24.07.44 als Matrose bei Ratinieki südlich Rositten im Stab des Inf.-Batl. 561 z.b.V. (Bewährungseinheit) im Verlauf der Absetzbewegung aus der Lettland-Stellung gefallen ist.


Freundliche Grüße,
Andreas Hoffmann

wirbelwind

Hallo,
erst einmal Danke für Eure Ausführungen. Den ,,Klausch" habe ich selber, aber diese Passage überlesen. Vielmehr wurde im Wehrmacht-Forum.de im Zusammenhang mit Bewährungseinheiten besagter Eichenlaubträger erwähnt. Nach der Quellenlage verweist Ihr diese Aussage ins Reich der Märchen und Sagen. Die dabei ins Feld geführten Argumente sind in meinen Augen stichhaltig. Warum allerdings Angehörige der DKM sich in einer Heereseinheit bewähren mussten und nicht in einer dafür vorgesehenen Schiffsstammabteilung erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht hab ich wiederum beim Kausch etwas überlesen.

MfG Wirbelwind

Hallo,

Zitat von: Andreas Hoffmann am 19 November 2018, 11:30:19wie bereits dem Sinne nach erwähnt, ist der Wahrheitsgehalt von Aussagen wie der oben kolportierten in einem Paralleluniversum anzusiedeln, zu dem normale Menschen keinen Zugang haben. Aber Erfindung und Verbreitung solchen oder ähnlichen Unsinns sind wohl nicht abstellbar.

Ich halte die bewußten Gerüchte (womöglich handelt es sich hier bei den vermeintlich zwei unterschiedlichen Fällen um ein und denselben, denn Prien war Eichenlaubträger und die Geschichte hinsichtlich des angeblich erzwungenen Auslaufens mit einem nicht fronttauglichen Boot ist identisch - darüber hinaus war Prien in einen englischen Hafen eingedrungen, wenngleich natürlich nicht »an der Südostküste« und hatte lt. erster Propagandmeldung ein Schlachtschiff versenkt und eines beschädigt) keineswegs für zufällig entstanden, sondern für gezielt gestreut, wofür die Schilderungen bei Hans Herlin eindeutig sprechen. Für solcherlei »Psychological Warfare« sind ja gewisse Leute Spezialisten und es ist erwiesen, daß die Engländer z.B. Werner Mölders postum einen erfundenen Brief an den alten Generalfeldmarschall Mackensen angedichtet hatten, der auch in Umlauf gebracht wurde und ihn als ausgewiesenen Regimegegner darstellen sollte, woran dann die Mär vom angeblichen Sabotageakt der Gestapo an Mölders Flugzeug, welcher den tödlichen Absturz herbeigeführt haben sollte, geknüpft wurde.

Lt. Herlin kam das Gerücht vom lebenden Prien »mit den englischen Truppen in die Stadt« (gemeint ist Hamburg)¹. Herlin beschreibt, wie die Witwe des 1939 gefallenen Kommandanten von U 40 und Crewkameraden Priens, Wolfgang Barten, 1945 den Gerüchten um Prien nachzugehen versuchte und dabei von einer Beschäftigten des Wirtschaftsamtes der Stadt Hamburg an ein angebliches Besatzungsmitglied von U 47 namens Heinz Grann verwiesen wurde, der ihr folgende Räuberpistole erzählte: Prien sollte im Februar 1941 aus Lorient auslaufen, »auf einer Probefahrt zeigte sich, daß der [sic!] Motor noch immer muckte« [Anm. offenbar gab es nur einen  :BangHead: ) »Prien wollte mit so einem Boot nicht ausfahren« - To cut a long story short, wie die Engländer zu sagen pflegen: Prien wurde befohlen, dennoch auszulaufen, »Ein anderes Boot war auch ausgelaufen. Es hatte Befehl, uns zu rammen ...[...] Ich will den Namen des Bootes nicht nennen« [Anm. Welch Überraschung, da könnte man auch zu leicht widerlegt werden]
Da Deutschland im Februar 1941 bekanntlich einen gewaltigen Überschuß an unbeschäftigten Ubooten gehabt haben mußte, rammte also ein Frontboot ein anderes unter dem bekanntesten Kommandanten, dessen U 47 versank, das andere Boot dürfte dabei ja nicht unbeschädigt geblieben sein und im nächsten Satz des "Augenzeugen" Grann war man dann mit der gesamten Besatzung und dem beim Rammstoß verwundeten Prien schon in einem »abgetrennten Flügel in einem Lazarett in Wilhelmshaven«, wo man »die nächsten Wochen« festgehalten wurde (wie man so schnell von Lorient dorthin gekommen sei, verschweigt der "Augenzeuge". Danach ging es nach Torgau [Anm: ich meine mich zu erinnern, daß es dort ein Wehrmachtsgefängnis gab, GvB] und im Moorlager Esterwegen. Einige Tage später wiederholte der falsche Zeuge seine Lügen gegenüber der Witwe des U 40 - Kommandanten und lieferte gleich noch zwei Adressen, eine in Lüneburg und eine in Hannover, wo sich Prien angeblich aufhalten sollte. Frau Barten lief von Pontius zu Pilatus, um von den britischen Besatzungsbehörden einen Passierschein für die Elbbrücken zu erlangen und fuhr am 14.06.1945 nach Lüneburg. Die Adressen des Falschzeugen Grann erwiesen sich natürlich als falsch. Da meldete sich einige Zeit später ein angeblicher "Herr Voss" bei Frau Barten, der - welch ein Zufall - als Dolmetscher für den britischen Secret Service arbeitete - und »schwört: Prien und die Männer seiner Besatzung leben« und seien einige Tage im Hamburger Gebäude des SIS in der Feldbrunnenstraße untergebracht gewesen.²

Auch Priens Mutter in Leipzig kamen die Gerüchte zu Ohren und sie meldete sich bei den Ämtern in Leipzig und Berlin, um diesbezüglich Erkundigungen einzuholen. Am 6.12.1945 antwortete ihr der Hauptausschuß "Opfer des Faschismus" Berlin SO 36 durch einen gewissen Herrn Raddatz. Die in diesem Brief vorgebrachte Geschichte habe die Berliner Zeitung »Der Morgen« am 3.2.1946 ebenfalls verbreitet: Auf dem Güterbahnhof Seddin seien nach Kriegsende in abgestellten Waggons Akten des Reichsjustizministeriums aufgefunden. [Anm: Offenbar hatte man sich ein Vorbild an den tatsächlich vorhandenen Eisenbahnwaggons genommen, in denen nach dem Frankreichfeldzug die Geheimakten des frz. Außenministeriums mit den recht peinlichen engl.-frz. Kriegsplänen gegen die Sowjetunion von Anfang 1940 gefunden worden waren. Ein weiteres "kleines" Problem: Das Reichsjustizministerium war für Wehrmachtsangehörige gar nicht zuständig. Anm GvB]  Der angebliche Inhalt der "Akten": Prien sei vor ein Kriegsgericht gestellt und zusammen mit seiner Besatzung in das "KZ Torgau" [keine Ahnung, welches damit gemeint sein soll, ich habe von einem solchen noch nicht gehört, Anm. GvB] und später in das Moorlager Esterwegen gebracht worden. Beim »Hauptausschuß Opfer des Faschismus« lägen Zeugenaussagen von Mithäftlingen vor, die Prien noch Ende Februar 1943 in Torgau gesehen hätten. Andere hätten ihn dort noch im Januar/Februar 1945 gesehen.³
Die Mutter Priens, die keine Angehörigen mehr hatte, ging im März 1950 nach Berlin, wo man sie in einem Städtischen Wohnheim in Berlin-Siemensstadt untergebracht habe. Kurz bevor sie im März 1954 völlig vereinsamt dort an Krebs starb, erhielt sie einen Brief aus Leipzig, in dem ihr mitgeteilt wurde, »an dem Tag, an dem sie Leipzig verlassen hätte, hätte ihr Sohn sie in ihrer Wohnung gesucht«. Sowas Abartiges und Sadistisches muß man sich erst mal ausdenken können...

Das sind mitnichten Gerüchte, die irgendwie durch geschwätzige Leute entstanden sind, sondern die wurden ganz gezielt erfunden und gestreut. Wer hätte denn im Juni 1945, wo jedermann ums Überleben kämpfte und es für jede Scheibe Brot einen Bezugsschein brauchte, wo Millionen obdachlos und heimatlos waren, die Zeit und die Initiative gehabt, in einer Wohnung einen "Heinz Grann" zu spielen, der der Witwe von Priens Crewkameraden Lügengeschichten über den Rammstoß an U 47 nach der Weigerung Priens mit »dem defeten Motor« auszulaufen zu erzählten hatte? Das zu organisieren, hat nicht die gewöhnliche Gerüchteküche und Geschwätzigkeit genügt, das mußte schon eingefädelt werden.

Zitat von: Andreas Hoffmann am 19 November 2018, 11:30:19Den Arbeiten über die NS-Militärjustiz und den Wehrmachtsstrafvollzug von Herrn Hans-Peter Klausch "neo-marxistischen" Hintergrund zu unterstellen, finde ich eingedenk des wohl kaum zu bestreitenden historischen Erkenntnisgewinns für den Leser übrigens etwas weit hergeholt.

Ich halte das durchaus nicht für weit hergeholt, wenn ich mir die Verlage und Herausgeber seiner Werke ansehe:

Pahl-Rugenstein Verlag (ein SED-finanzierter Verlag aus dem Umfeld der DKP), Fraktion Die Linke im Niedersächsichen Landtag (2008), im Hessischen Landtag (2011) und im Saarländischen Landtag (2013).

Demnach ein Gefolgsmann der Frankfurter Schule und das sind nun mal Neomarxisten (das Frankfurter Instiut für Sozialforschung sollte ja bei seiner Gründung ursprünglich den Namen "Institut für Marxismus" tragen, wovon man dann aus PR-Gründen abgesehen hat).

Gruß
Thomas

Anm.:  1= Hans Herlin, »Verdammter Atlantik« Schicksale deutscher U-Boot-Fahrer«, Weltbild, Augsburg 2008, S. 9
             2= ebenda, S. 12
             3= ebenda, S. 13

wirbelwind

Hallo Thomas,
interessant, was Du zur Mutter von Prien zusammen getragen hast. Kannte ich so noch nicht. Herlin habe ich vor längerer Zeit gelesen, indem auch von angeblichen Zeitzeugen die Geschichte mit dem ,,KZ-Torgau" kolportiert wurde. Bisher sind mir keine Beweise untergekommen, dass so eine Einrichtung existierte. Was es gab, war das allseits bekannte Wehrmachtsgefängnis. Darin wurde auch entschieden, wer zu den Bewährungseinheiten ,,durfte". Im Zuge der Torpedo-Krise währen der Besetzung Norwegens, soll wohl Prien gegenüber Dönitz geäußert haben, dass er mit einem Holzschwert nicht gegen den Feind kämpft. Ob das disziplinarische Konsequenzen für ihn bedeutete, ist mir nicht bekannt, nur das sein Boot durch die ,,Wolverine" versenkt wurde. Ob die dabei aufgetretenen gelben Lichter/Flammen von explodierender Munition herrührte, kann ich weder bestätigen noch verneinen. Bekanntlicherweise gab es keine Überlebenden und das lange Schweigen über den Verlust von Prien und seiner Besatzung haben sicherlich dazu beigetragen, dass Legenden und Unwahrheiten sich vorerst breit machen konnten. Noch ein Wort zu Kausch. Ob jemand Neomarxist, Liberaler, Betbruder oder sonstwer ist, spielt für mich eine untergeordnete Rolle, solange seine Verlautbarungen seriös sind und sauber recherchiert wurden. Den Vorfall mit dem EL-Träger der DKM, welcher in einer Bewährungeinheit der Wehrmacht diente und dort angeblich gefallen sein soll, muss er sich ankreiden lassen. Andere seriöse Historiker unterlagen ebenfalls dem Fehler, woanders abzuschreiben ohne nachzurecherchieren, ob das alles so stimmen kann. Wichtig ist, ihn auf diesen Fehler aufmerksam zu machen, damit bei einer erneuten Auflage dies nicht nochmal passiert.
MfG Wirbelwind

Urs Heßling

moin,

Zitat von: wirbelwind am 20 November 2018, 21:18:11
... ist mir nicht bekannt, nur das sein Boot durch die ,,Wolverine" versenkt wurde.
.. und auch die Erkenntnis ist inzwischen überholt : https://www.uboat.net/boats/u47.htm

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Götz von Berlichingen

Gegenwärtig ist man wohl der Ansicht, daß die Wabo-Verfolgung der Wolverine U A galt und nicht U 47.

Otto Kretschmer ist der Meinung, daß U 47 durch einen eigenen Torpedo versenkt wurde (Kreisläufer):
https://www.youtube.com/watch?v=PdZP3x80rOo  (ab Min. 5:15)

Gruß
Thomas

wirbelwind

Hallo,
bin nicht immer auf dem neuesten Stand. Daher ist es hilfreich, das andere im Forum mehr wissen. Für mich schon interessant, Otto Kretschmer zu hören und zu sehen. Sicherlich schon betagt, als das Video gedreht wurde, doch seine Aussage zum Verlust von U 47 nachvollziehbar, ohne dass er seine Auffassung an dieser Stelle weiter untermauert. Möchte nicht wissen, wieviele U-Boote der DKM durch Torpedokreisläufer versenkt wurden.
MfG Wirbelwind

Arche

Hallo zusammen,

ich habe mehrmals mit Hans Peter Klausch über dieses Thema gesprochen. Er wusste schon, dass die Legenden Flügel bekamen und es immer weitere Varianten. Er vermied meines Wissens aber eine genaue Zuordnung. Der dekorierte U-Bootkommandant kommt auch in den Erinnerungen von Ernst Kehler vor und den habe ich dann persönlich gefragt (da er in meiner Nähe wohnte). Das Ergebnis war, dass es in diesen Fall und in den weiteren Fällen keine Zuordnung zu einer bestimmten Person möglich war. Hier stimme ich den weiteren Anmerkungen von Thomas zu. Die möglichen Kommandanten wurden alle überprüft und das Ergebnis ergab auch hier nichts. Am Schluß blieb nur noch ein U-Bootkommandant übrig und das war Hartmuth Schimmelpfenning. Schimmelpfenning kam nach seiner Verurteilung ins WG Anklam und wurde mit einer Alarmeinheit (dies war aus meiner Sicht keine Bewährungseinheit) zum Endkampf nach Berlin geschickt. Er starb er bei einen Luftangriff auf die Bahnlinie Nauen-Berlin. Sein Grab liegt in Berlin-Spandau.
Wie mir Klausch erzählte, hätte gerne seine älteren Bücher mit einer Neuauflage auf den aktuellen Stand gebracht, aber die Verlage gab es nicht mehr und er selbst besaß keine Exemplare mehr. Er hatte auch keinen Internetanschluß. Ich habe ihn so kennengelernt, dass er sehr akribisch vorging. Gerade die Archive des VVN hatte einige der Zeitzeugenberichte archiviert, die er nutzte. Sie sind jetzt beim Bundesarchiv. Im Krieg wurden diese Legenden eben als Propaganda benutzt und nach dem Krieg ging es dann tatsächlich weiter und sie wurden politisch genutzt, wobei die eindeutige Quelle ein politischer Arm der DDR war. Selbst wenn Hans Peter Klausch Neomarxist war, so hat er zu bestimmten Themen wichtige Bücher verfasst.
Hier noch eine Anmerkung zu Heinz Grann. Einen Hinweis, dass er bei der Marine war, konnte ich nicht finden. Er war auch nie in der Straße gemeldet, die im Buch von Herlin genannt wird.

Schöne Grüße

Heinz-Jürgen

wirbelwind

Hallo Hans-Jürgen,
Dein Statement zu diesem Thema hat mir auch einen Wissenszuwachs gebracht. Bedauerlich für Herrn
Klausch, dass er sich nicht mehr korrigieren kann in einer Neuauflage. Klar, könnte jetzt jemand sagen, warum hat er die geschichte mit dem EL-Träger der DKM, der in einer Bewährungseinheit gefallen sein soll, nicht gegen gecheckt. Das U-Boot-Archiv bspw. gab es bereits zu der Zeit schon, als das Buch über die Bewährungseinheiten geschrieben wurde. Der Fehler ist ihm unterlaufen und so, wie Du ihn schilderst, wird er sich mehr als einmal schon darüber geärgert haben. Ob es noch einmal einen Verlag geben wird, der Klausch die Chance zur Korrektur gibt, wissen wir nicht. So wie Du schreibst, läuft es auf H. Schimmelpfennig hinaus und wenigstens die, welche diesen Thread lesen,wissen nun Bescheid. Richtigerweise schreibst Du, dass eine Alarmeinheit keine Bewährungseinheit darstellte. Gegen Kriegsende wurden verstärkt solche letztendlich zusammengewürfelten Einheiten aufgestellt. Mich würde interessieren, wegen was Schimmelpfennig verurteilt wurde und ins WG Anklam mußte.
MfG Wirbelwind

Arche

Hartmuth Schimmelpfenning wurde zu 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis verurteilt. Bei einer Bootsfeier floß viel Alkohol und er näherte sich sexuell einem Besatzungsmitglied. Er wurde wegen § 175 verurteilt und wurde ins WG Anklam eingeliefert. Da der Krieg schon in der Endphase war, kann er unmöglich "dieser Kommandant" gewesen sein. Klausch wurde über seinen Lebenslauf von mir informiert. Von der Strafe her käme auch noch August-Wilhelm Hewicker in Frage. Er bekam nach seiner Verurteilung ins WG Germersheim und kam nach Fürsprache zur Bewährung auf ein Schnellboot an die Invasionsfront nach Frankreich. Eigentlich sind alle Fachleute nach Überprüfung der Kommandanten zu dem Ergebnis gekommen, dass es den hochdekorierten U-Bootkommandanten in der Bewährungseinheit nicht gab.

Grundsätzlich tun sich alle Fachhistoriker etwas schwer damit, Hilfe von anderen Fachhistorikern anzunehmen. Klausch war da sicherlich keine Ausnahme.

Das U-Boot-Archiv tat sich auch etwas schwer damit, als Mitte der 90iger ein ehemaliger Marinesoldat die Mär vom "Schwarzen U-Boot" verbreitete und dies mit ettlichen Namen verband. Herr Bredow war natürlich da auch sehr skeptisch, aber es fehlte halt die Möglichkeit einen Beweis zu finden und zwar von beiden Seiten her gesehen.

Schöne Grüße

Heinz-Jürgen

FAlmeida

1071   Schimmelpfennig, Hartmuth      
04.10.1919   Den Hague/Königreich der Niederlande
Aktive Seeoffizier   Eintritt in Kriegsmarine, Crew 37 b   
09.10.1937   Offiziersanwärter   
01.04.1939   Fähnrich zur See   
01.03.1940   Oberfähnrich zur See   
01.05.1940   Leutnant zur See   
01.04.1942   Oberleutnant zur See mit Wirkung vom 01.04.1942 u. RDA vom 01.04.1942 - 106 - 04.01.1945   "degradiert zum Matrosen Matrose d.R. [Rangverlust und Umernennung] und am 04.01.1945 wurde er zu den Soldaten des Beurlaubtenstandes [Reservisten] übergeführt und leistete als solcher weiterhin aktiven Kriegsdienst.
                                          
25.03.1941  Eisernes Kreuz 2. Klasse für den Dienst an Luftwaffe [See] als Beobachter.
05.05.1941  Frontflugspange für Aufklärer in Silber für den Dienst an Luftwaffe [See] als Beobachter.
16.07.1941  Eisernes Kreuz 1. Klasse für den Dienst an Seeluftwaffe als Beobachter.
11.09.1941  Frontflugspange für Aufklärer in Gold für den Dienst an Luftwaffe [See] als Beobachter. 10.07.1943  U-Boots-Kriegsabzeichen 1939 für den Dienst an Bord als 2. WO von "U 586"   
25.10.1944  U-Boots-Frontspange in Bronze für den Dienst an Bord als Kdt. von "U 1004"
         
09.10.1937-27.02.1938   7. Schiffsstammabteilung, Dänholm bei Stralsund, grundausbildung;
28.02.1938-30.06.1938   Segelschulschiff "Albert Leo Schlageter", praktische Bordausbildung;
01.07.1938-14.03.1939   Leichter Kreuzer "Emden", Auslandsreise vom 26.07.1938 bis 15.12.1938, praktische Bordausbildung;   
15.03.1939-29.09.1939   M.S.Mürwik Hauptlehrgang für Fähnrich z.S.;     
30.09.1939-30.11.1939   Torpedoschule, Flensburg-Mürwik, Fähnrichs-Torpedolehrgang;   
01.12.1939-     02.1940   Schwerer Kreuzer "Admiral Hipper", praktische Bordausbildung ;   
03.1940-18.03.1942   Zur Luftwaffe [See] kommandiert, während dieser Zeit: 03.1940-09.1940  Kommando der Fliegerschulen [See]; Luftnachrichtenschule [See], Dievenow, Vorbereitungslehrgang für Seebeobachter; Seefliegerwaffenschule Bug/Rügen, Beobachterausbildung; 10.1940-11.1940 Flieger-Ergänzungsgruppe [See], Kamp; 11.1940- 03.1942 2. / KG 30, Beobachter;                                                   
19.03.1942-07.06.1942   zur Verfügung  U-Boot-Waffe / 2. Admiral der Unterseeboote, U.W.O-Lehrgang  1. U.L.D., Pillau.
08.06.1942-02.08.1942   U.T.O-Lehrgang  Torpedoschule, Flensburg-Mürwik.
03.08.1942-29.08.1942   U.W.O-Lehrgang  Marinenachrichtenschule, Flensburg-Mürwik.
30.08.1942-29.09.1942   U.W.O-Artillerielehrgang  Schiffsartillerieschule, Saßnitz.
30.09.1942-06.12.1943   zur Verfügung  11. U-Flottille, Bergen.
06.12.1942-15.08.1943   2. WO auf  "U 586" [Kdt: von der Esch] / 11. U-Flottille, Bergen später in 13. U-Flottille, Trondheim. Neun Überführungsfahrt, 26 Seetage. Vier Feindfahrten im Nordmeer, 94 Seetage. 16.08.1943-10.09.1943   1. WO auf  "U 586" [Kdt: von der Esch] / 13. U-Flottille, Trondheim. Das Boot wird in Bergen zur Überholung angedockt werden.
11.09.1943-30.09.1943   Fahrgerät-Lehrgang   2. U.A.A., Neustadt i. H.
01.10.1943-16.11.1943   KSL  23. U-Flottille, Danzig.    
17.11.1943-15.12.1943   Baubelehrungskommandant für den "U 1004" Blohm und Voß, Hamburg / 8. K.L.A., Hamburg.
16.12.1943-     01.1945   "Kommandant auf  ""U 1004"" / 31. U-Flottille, Hamburg; 7. U-Flottille, St. Nazaire u. 11. U-Flottille, Bergen. Vom 17.12.1943 bis 10.08.1944 Das Boot ist in Erprobung und Ausbildung in der Ostsee. Drei Überführungsfahrten, 7 Seetage. Eine Feindfahrt in den britischen Küstengewässern, 56 Seetage. Keine Schiffe versenkt oder beschädigt. Schimmelpfennig wurde vom Kommando entfernt und durch Oblt.z.S. Rudolf Hinz. Schimmelpfennig hatte nämlich sexuellen Kontakt zu einem Besatzungsmitglied, die Besatzung bemerkte dies, Schimmelpfennig wurde in Bergen festgenommen und vor ein Kriegsgericht gestellt. für Homosexualität ""§ 175 des deutschen Gesetzes, das Homosexualität verbietet"". Bestrafungsgefängnis für 1 Jahr und 6 Monate und nachdem er in das Wehrmachtsgefängnis Anklam gebracht wurde. Der Rangverlust wurde mit Wirkung vom 04.01.1945 aus der Liste der aktiven Offiziere aufgenommen. Reduziert auf die Ränge des Seemanns d. R. in der Reihenfolge der Verurteilung und Ausweisung der U-Boot-Waffe
                                                   
27.04.1945   bei einem Luftangriff Er ist in Berlin-Spandau als Angehöriger des Marine Infanteriebataillons 500 gefallen.
1,2,4,5,9,11,12,40,47,55,81,91                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           

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