AK - Äusserste Kraft

Begonnen von Pbogason, 12 November 2018, 15:07:22

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Pbogason

Mojn  :-) In den Schnellbooten hatte man eine Reihe von Kommandos der Maschinen.  Meine Frage geht "AK" an: Wie wurde das gesagt? Sagte man einfach "AK" - oder "Äusserste Kraft"? Und dann "3 x AK": "Dreimal AK" oder "Dreimal äusserste Kraft"?
Peter

didi1

Moin Pbogason,
da wird sich Urs Heßling melden denn der ist Experte für Schnellboote er war Kommandant auf einem Schnellboot.

Gruß
Ditmar
Gruß Ditmar

Big A

Wenn ich mich richtig erinnere, daa hieß das "Allez; allez".
Der Kdt / WO befahl das, der Steuerstand wiederholte das laut und dann wurden "die Hebel auf die Back gelegt".

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: didi1 am 12 November 2018, 16:13:39
da wird sich Urs Heßling melden
Tja, dann muß ich wohl in die Bütt :O/Y

Axel hat etwa 1/3 Recht top

Es gab die Fahrstufe "Alle Allee" (traditionell von allen auf der Brücke wiederholt)

Die höchste Fahrstufe war das aber nicht, sie entspracht 1,0 N (Nennleistung), das waren meiner Erinnerung nach auf S 142 (mit MB 518 C) 1550 U/min und eine Bootsgeschwindigkeit von 35 kn

Darüber gab es "Alle Zwomal Allee" (dito) = 1,1 N = 1630 (?) U/min = 37,5 kn  (habe ich nie genutzt)

.. und dann kam "Alle AK" (dito) = 1,2 N = 1710 (?) U/min = 39 kn +  (auch nie genutzt)

"Alle Zwomal AK" und "Alle Dreimal AK" gab es meines Wissens auf Bundesmarine-Schnellbooten nicht.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

thommy_l

Hallo Urs,

damit ist bei mir ein Rätsel aufgelöst.

[Spass an]
Es ist an Bord kein Druide anwesend, der per Zauberspruch --Dreimal äusserste Kraft!-- und schwenken der goldenen Sichel die Maschinenanlage hotzplotz verdreifacht.
[Spass aus]

Drei andere, ernst gemeinte Fragen:

1. Welche Strecke ungefähr brauchte dein Wiesel um die 35 kn zu erreichen?
2. Welche Strecke brauchte das Boot um dann wieder auf Null zu kommen?
3. Welche Zeit benötigte es das eigentliche Bremsmanöver einzuleiten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wellen in einem Sekundenbruchteil die Drehrichtung ändern ohne Getriebecrash.

Grüße
Thommy

PS: mir ist klar, dass ein so wendiges Boot Kurven fahren kann aber ich denke da an Fahrt streng gerade aus.



Pbogason

Vielen Dank für die Antworte. Meine Frage geht in der Wirklickeit den Schnellbooten der 2. Weltkrieg an. Sie hatten 10 Fahrstufen: Kleine Fahrt, Langsame Fahrt, Halbe Fahrt .... u.s.w. bis AK und letzlich 3 x AK. Meine Frage war NUR: Wie wurde das gesagt vom Chef oder WO, also sprachlich? "AK" oder "Äusserste Kraft", und danach "Dreimal AK" oder "Dreimal äusserste Kraft"?
Quelle: Hans Frank: Die deutschen Schnellboote im Einsatz, pp 157-158.
Peter

Urs Heßling

moin,

Zitat von: thommy_l am 12 November 2018, 21:26:35
Drei andere, ernst gemeinte Fragen:
1. Welche Strecke ungefähr brauchte dein Wiesel um die 35 kn zu erreichen?
2. Welche Strecke brauchte das Boot um dann wieder auf Null zu kommen?
3. Welche Zeit benötigte es das eigentliche Bremsmanöver einzuleiten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wellen in einem Sekundenbruchteil die Drehrichtung ändern ohne Getriebecrash.
Tja, die Antworten werden ganz anders aussehen, als Du es Dir vorgestellt hast.

Ein Schnellboot der Klasse S 142 hat keinen Gasturbinenantrieb, den man einfach abstellen kann, sondern Dieselmotoren, mit denen man verantwortungsvoll umgehen mußte, wenn man keine Motorenhavarie produzieren wollte.

Es gab den "Verbandsbefehl Nr. 20", der das Fahren regelte. Darin war unter anderem vorgeschrieben, wie die Motoren hoch- und "heruntergefahren werden" sollten : Es waren beim Erhöhen und Verringern der Umdrehungen 5 Minuten (!) in jeder Fahrstufe zu fahren.

Beispiel : Verringern von 35 kn auf stop
Geschwindigkeit (kn)          Strecke in 5 min
33                                        33/12 = 2,75 sm
30 (Alle Große)                     30/12 = 2,5 sm
27 (Alle Zwomal Halbe)        27/12 = 2,25 sm
24 (Alle Voraus Halbe)         24/12 = 2 sm
18 (Alle Voraus Langsame)  18/12 = 1,5 sm
15 (Alle Voraus Kleine)         15/12 = 1,25 sm
12 (Alle Voraus Geringste)   12/12 = 1 sm

Zu einem vorschriftsmäßigen (!) "Herunterfahren" von 35 auf 0 Knoten benötigte man also 35 Minuten und eine Strecke von 13,25 Seemeilen !

Ich habe einmal erlebt, wie ein Kommandant die Maschinen seines Bootes in 5 Minuten von 35 auf Stop herunterfuhr. Ich machte ihm im Hafen Vorhaltungen, die er zurückwies.
Er hat dann einige Monate später sein Boot im Großen Belt auf Grund gesetzt und wurde abgelöst.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

thommy_l

Hallo Urs,

sieh meinen Beitrag mal eher als lustigen Beitrag aber doch mit Hintergrund.

Zitat von: Urs Heßling am 12 November 2018, 22:57:03
moin,

Zitat von: thommy_l am 12 November 2018, 21:26:35
Drei andere, ernst gemeinte Fragen:
1. Welche Strecke ungefähr brauchte dein Wiesel um die 35 kn zu erreichen?
2. Welche Strecke brauchte das Boot um dann wieder auf Null zu kommen?
3. Welche Zeit benötigte es das eigentliche Bremsmanöver einzuleiten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wellen in einem Sekundenbruchteil die Drehrichtung ändern ohne Getriebecrash.
Tja, die Antworten werden ganz anders aussehen, als Du es Dir vorgestellt hast.

Nöh, so wie du das beantwortest hatte ich mir das nicht annähernd vorgestellt.

Zitat
Ein Schnellboot der Klasse S 142 hat keinen Gasturbinenantrieb, den man einfach abstellen kann, sondern Dieselmotoren, mit denen man verantwortungsvoll umgehen mußte, wenn man keine Motorenhavarie produzieren wollte.

Ich dachte immer, die Bundesmarine wäre halbwegs modern gewesen :MLL: Mein Nachbar (Berufskraftfahrer) geht bei seinem 400 PS Scania vom Gas und bremst auch noch bei 100 km/h. Und das Gans (gestern war Maddin) verantwortungsvoll! Er weis, dass er nicht so schnell sein darf.
Ok, meine Frage #3 ist damit sehr unbefriedigend beantwortet  :O/S

Zitat
Es gab den "Verbandsbefehl Nr. 20", der das Fahren regelte. Darin war unter anderem vorgeschrieben, wie die Motoren hoch- und "heruntergefahren werden" sollten : Es waren beim Erhöhen und Verringern der Umdrehungen 5 Minuten (!) in jeder Fahrstufe zu fahren.

Beispiel : Verringern von 35 kn auf stop
Geschwindigkeit (kn)          Strecke in 5 min
33                                        33/12 = 2,75 sm
30 (Alle Große)                     30/12 = 2,5 sm
27 (Alle Zwomal Halbe)        27/12 = 2,25 sm
24 (Alle Voraus Halbe)         24/12 = 2 sm
18 (Alle Voraus Langsame)  18/12 = 1,5 sm
15 (Alle Voraus Kleine)         15/12 = 1,25 sm
12 (Alle Voraus Geringste)   12/12 = 1 sm

Zu einem vorschriftsmäßigen (!) "Herunterfahren" von 35 auf 0 Knoten benötigte man also 35 Minuten und eine Strecke von 13,25 Seemeilen !

Gott sei es getrommelt und gepfiffen, dass ich niemals zu Zeiten der deutschen Schnellboote irgendwo in Nord- oder Ostsee unterwegs war. Ein Bremsweg der 200 - 400 Tonnen Boote wie ein großer Tanker. Mir graust es.

Zitat
Ich habe einmal erlebt, wie ein Kommandant die Maschinen seines Bootes in 5 Minuten von 35 auf Stop herunterfuhr. Ich machte ihm im Hafen Vorhaltungen, die er zurückwies.
Er hat dann einige Monate später sein Boot im Großen Belt auf Grund gesetzt und wurde abgelöst.

Das lasse ich mal weg, betrifft keine meiner Fragen ... außer: warst du sein Vorgesetzter?

Ach so, eines bleibt noch:

Zitat
1. Welche Strecke ungefähr brauchte dein Wiesel um die 35 kn zu erreichen?

Doch hoffentlich nicht auch 13,5 Seemeilen oder 35 Minuten  :-D

Mein alter Suzuki, Baujahr 2001, braucht von Null auf Hundert 16 Sekunden und von Hundert auf Null 40 Meter :-)

Grüße
Thommy

Urs Heßling

moin,

Zitat von: thommy_l am 13 November 2018, 00:11:22
Zitat1. Welche Strecke ungefähr brauchte dein Wiesel um die 35 kn zu erreichen?
Doch hoffentlich nicht auch 13,5 Seemeilen oder 35 Minuten  :-D
Doch, ja (unter Friedensbedingungen !! .. die wir glücklicherweise :angel: hatten)


Zitat von: thommy_l am 13 November 2018, 00:11:22
Mein alter Suzuki, Baujahr 2001, braucht von Null auf Hundert 16 Sekunden und von Hundert auf Null 40 Meter :-)
Ja, aber :
- mit Luftwiderstand
- in Kontakt mit einem festen Medium, sprich Terra
Wäre Dein Suzuki ein Amphibienfahrzeug gewesen, wären die "Wasserbeschleunigungswerte" auch andere gewesen

Big A hat hier im FMA schon einmal bestätigt, daß eine wesentlich größere und schwerere Fregatte mit Gasturbinen und umdrehungsgerecht arbeitenden Verstellpropellern deutlich besser beschleunigt als ein Schnellboot mit Dieselmotoren und Festpropellern.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Matrose71

Salve,

man sollte auch immer bedenken über welchem Zeitraum man spricht und den Kutting Edge der Metalurgie und Materialverarbeitung dabei berücksichtigen.
Die MB 518 ist von der gesamten Grundkonzeption, eine Entwicklung Ende der 30er Jahre und wurde schon in den Schnellbooten der KM eingesetzt. Sein gesammtes Motorgehäuse besteht aus Aluminium, das nach nach immer weiter mit Kompressoren und Turbo aufgeladen wurde, bis man bei einer Literleistung von 26PS pro Liter Hubraum und 650 PS pro Tonne Gewicht war, für einen Marinediesel.
Wenn sich ältere Semester noch daran erinnern würden, wie anfällig Automotoren noch in den 1970er und 80er Jahren waren, gerade wenn sie Turbo aufgeladen waren, bekommt eine Idee davon, was Urs hier berichtet hat. Wer damals einen Turbomotor nicht anständig warm und vor allen dingen kalt gefahren hat, hatte sehr wenig Spass daran. Oder die Materialbeschaffenheit von Aluminiumköpfen (Automotoren) in den 70er Jahren, ich kenne heute noch Oldtimerbesitzer z.B. eines BMW 02, die vor Angst schreien wenn hier Aluminiumkopf vom Graugusblock getrennt werden muss (Motorüberholung), weil es danach fast unmöglich ist den Kopf wieder zu montieren, ohne das sich das Aluminium beim wieder festschrauben verzieht.

Wenn MAN oder MTU heute einen ähnlichen Marinediesel entwickeln würden, hätte der auch ganz andere Materialvorraussetzungen und könnte anders thermisch beansprucht werden, ohne das dabei gleich etwas in die "Binsen" geht, die Fregatten der 124 Klasse kommen ja anscheinend mit ihren wesentlich später entwickelten Dieselmarschmotoren sehr gut zurecht und haben keine Probleme mit den US Zerstöreren mit nur Gasturbine mitzuhalten.

Ergo alles hat seine Vor und Nachteile, der Diesel dürfte bei der Ausdauer/Verbrauch immer noch um Längen ungeschlagen sein und bringt mit heutiger Technik und Metalurgie auch sehr viel Leistung und thermische Belastbarkeit mit, die Gasturbine braucht weniger Gewicht und beschleunigt schneller, entwickelt dafür aber auch sehr viel Durst.

Was für ein heutiges Schnellboot besser wäre, hängt sicherlich vom geplanten Einsatzspektrum ab, bei unseren Fregatten hat sich ja ein kombinierter Antrieb bis zur Klasse 125 durchgesetzt, also muss der Diesel ja noch den ein oder anderen Vorteil haben.
Viele Grüße

Carsten

Pbogason

Ich verstehe es nicht. Eine einfache Frage über wie man Wörter spricht endet mit technischen Diskussionen über Dieselmotoren und Aluminium.
So, also, ich versuche noch ein Mal: Wenn ich einen Schauspieler direkten sollte als WO, wie sollte er dann AK als Kommando sagen? "AK" oder "Äusserste Kraft"???
Peter

thommy_l

Hallo Pbogason,

Zitat von: Pbogason am 13 November 2018, 18:01:21
Ich verstehe es nicht. Eine einfache Frage über wie man Wörter spricht endet mit technischen Diskussionen über Dieselmotoren und Aluminium.
So, also, ich versuche noch ein Mal: Wenn ich einen Schauspieler direkten sollte als WO, wie sollte er dann AK als Kommando sagen? "AK" oder "Äusserste Kraft"???

Ist deine Frage nicht schon in den Beiträgen #2 von BigA und #3 von Urs Hessling beantwortet?

Ich habe danach nur einige mich interessierende Fragen zum Thema nachgeschickt, die dann beantwortet wurden. Ich würde gerne noch weitere Fragen stellen, könnte ein Admin möglicherweise diesen Thread trennen, bitte.

Grüße
Thommy

Urs Heßling

moin, Peter,

Zitat von: Pbogason am 13 November 2018, 18:01:21
So, also, ich versuche noch ein Mal: Wenn ich einen Schauspieler direkten sollte als WO, wie sollte er dann AK als Kommando sagen? "AK" oder "Äusserste Kraft"???
"Äußerste Kraft ist ein Notmanöver (mußte bei der BM ins Schiffstagebuch eingetragen werden)
In den KTB Maschine der Schnellboot-Flottillen im 2. Weltkrieg wurde (zumindest zeitweise) eingetragen, wenn ein Boot mit "3 x AK" gefahren war, weil das eine enorme Belastung der Motoren mit anschließend notwendiger Nachkontrolle bedeutet.
Das heißt auch: es muß schnell gehen.  Also "AK"
Frage zu 99 % beantwortet ?  :O/Y

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Urs Heßling

moin, Thommy,

Zitat von: thommy_l am 13 November 2018, 20:27:11
Ich würde gerne noch weitere Fragen stellen, könnte ein Admin möglicherweise diesen Thread trennen, bitte.
Nein, nicht nötig.
Ich halte es für eine Stärke des FMA, wenn sich ein Thread weiterentwickelt.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Pbogason

Urs, vielen Dank. Ja, wenn ich er korrekt verstehe, dann spricht man als Kommando die Verkürzung "AK", man sagt nicht "äusserste Kraft".
100%?  :-)
Peter

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