E. K. Taddey (Kriegsmarine)

Begonnen von MatzeM1095, 24 Oktober 2018, 23:44:16

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MatzeM1095

Moin,

ich suche Informationen zu E. K. Taddey. Habe leider nichts mit der Suchfunktion gefunden und Freund Google war auch nicht hilfreich. Ich bin mit dem Mann nicht verwandt.

Etwas Hintergrund zu Herrn Taddey:
Er war Marine-Nachrichtenoffizier und diente auf folgenden Dienstposten

- Wachleiter im Funkraum des BdU/ Gruppe West (Norwegen-Feldzug)
- Schlüsseloffz. des Kommandierenden Admirals in Frankreich (ab Westfeldzug)
- Nachrichtenoffz. Wetterschiff "Sachsenwald" (ab Okt. 1940)
- Nachrichtenoffz. Schlachtschiff "Gneisenau" (ab Sommer 1941)
- Ortungsoffz. im Stab des BdS auf Schlachtschiff "Tirpitz"
- Ortungsoffz. im Stab des BdK mit Einsatz auf div. Kreuzern und Zerstörern
- Ortungsoffz. im Stab des Flottenchefs mit Einsatz auf Schlachtschiff "Scharnhorst", zugleich A4b beim OB Gruppe Nord
- Kommandochef Ladungsschnellboot Typ "Linse" (bis Invasion Juli 1944)
- Ausbildungsleiter "Linse" und Chef Ausbildungsflottille "Sirius" (bis März 1945)
- Chef eines Front-Erprobungskommandos im K-Verband

Falls jemand von Euch also etwas zu Herrn Taddey sagen kann oder aber einen hilfreichen Link hat, würde ich mich sehr freuen.

Violoncello

Hallo MatzeM1095,

leider nur Ergänzungen des militärischen Werdegangs. In der Fachliteratur findet man, soweit ich es übersehen kann, ansonsten nur auf einen Satz beschränkte Hiweise auf die Funktion als "Ausbildungleiter" (was wohl nicht zutraf) im Lehrkommando 200.

Oberleutnant (MA) d. R. Emil-Karl Taddey wurde am 1.10.1942 in seinen letzten Dienstgrad befördert. Auf WBS "Sachsenwald" war er ab dem 1.10.1940, als FTO auf "Gneisenau" ab dem 5.7.1941 eingesetzt. Im Lehrkommando 200 des Kommandos der Kleinkampfverbände fungierte Taddey als Ausbildungsoffizier in der Schulflottille (im Ausbildungslager) "Grünkoppel".

(BArch RM 17 Nummer 5 Marinepersonalamt - Verwendungsdatei Marineoffiziere - Kommando der Kleinkampfverbände)

Viele Grüße

Violoncello

Violoncello

Hallo MatzeM1095,

entschuldige zwei Flüchtigkeitsfehler:

1. Es muss natürlich "Oberleutnant (MN)" lauten.

2. Die Fundstelle lautet vollständig "BArch RM 17III Nummer 5).

Viele Grüße

Violoncello

MatzeM1095

Vielen Dank für die prompte Antwort. Jetzt weiß ich wenigstens schon wie der Mann mit Vornamen hieß. Hab hier so eine Art begonnene (aber leider nicht beendete) Niederschrift, was er im Nachrichtenwesen der Kriegsmarine so erlebt hat bzw. was er meint erlebt zu haben. Wenn er gar nicht Ausbildungsleiter (oder Chef) war, wäre das auch etwas sonderbar.

Gruß
Matze

Violoncello

Hallo Matze,

die Verwendungsdatei weist den Kriegsoffizier Oberleutnant (MA) Herbert Seipold ab dem 26. Mai 1944 als Ausbildungsleiter aus.  Chef des Lehrkommandos 200 war Kapitänleutnant Helmut Max Werner Bastian. Taddey wird dagegen wie erwähnt als "Ausbildungsoffizier" geführt. Sonderbar ist aber in der Tat, dass der bereits am 1. Oktober 1942 zum Oberleutnant beförderte Taddey in der Funktion hinter dem erst zum 1. Januar 1944 beförderten Seipold zurückstand oder zurückgestanden haben soll.

Gibt die Niederschrift nähere Informationen, wie Taddey zu seinen ersten drei Verwendungen gekommen ist, insbesondere als Nachrichtenoffizier des WBS "Sachsenwald"? Und wie er den Weg in das Kommando der Kleinkampfverbände gefunden hat?

Viele Grüße

Violoncello

MatzeM1095

Moin,

leider nein. In dem unvollendeten Text "Erinnerungen eines Marine-Nachrichtenoffiziers. Zwischen Flotte und Kleinkampfverband" listet er zu Beginn seine Dienstposten auf. Dann folgt eine Art Inhaltsangabe, die klar aufzeigt, dass der Text nicht vollständig ist. Er wollte wohl folgendes aufschreiben:
- Die ND-Feindlage zwischen Gotenhafen und Kirkenes aus der Sicht des Flottenkommandos
- Bemerkungen zum Marinefunkdienst, seine Mängel und Folgen
- Betrachtungen zum Funkschlüssel "M" und seine Sicherheit
- Die Funkmessgeräte und der Untergang der "Scharnhorst"
- Vom Ladungsträger Panzer B 4 zum Ladungsschnellboot "Linse"
- Streiflichter aus der Marinegeschichte, von KKptn. Erhardt zu Sturmb.Fü. der Waffen-SS Otto Skorzeny

Im Text selbst greift er die Feindlage Ende 1943 auf und zwar in Brest, Gotenhafen, Dänemark, Schweden, Norwegen und unterstreicht diese z.T. durch persönliche Erlebnisse. Dieses "Kapitel" scheint allerdings etwas komprimiert zu sein oder es ist eine Art Reinschrift. Taddey stellt dort einige Behauptungen auf, die er aber nicht wirklich untermauert.

Seine Bemerkungen zum Funkdienst sind sehr interessant. Er beschreibt wie der moderne Funkdienst und die damals neue Ortung durch die übergeordnete Führung schlicht negiert wurden. Da steckt einiges an Frustration drin. Er bringt dort auch interessante persönliche Beispiele. Er erwähnt u.a. auch interessante Details zum Funkdienst im Hinblick auf den Verlust der "Bismarck" und der "Scharnhorst". Er ist zwar widersprüchlich, ob er zu dem Zeitpunkt auf der "Sachsenwald" war oder ob er das Wetterschiff "immer noch vom Admiral Frankreich aus" betreute, aber er schildert wie es überhaupt möglich sein konnte, dass die "Sachsenwald" letztendlich am Untergangsort der "Bismarck" erscheinen konnte.

Alle anderen in der Inhaltsangabe vermerkten Punkte fehlen leider. Vielleicht ist da etwas verschütt gegangen oder er ist damit nicht mehr fertig geworden.

Gruß
Matze

bettika61

ZitatChef Ausbildungsflottille "Sirius" (bis März 1945)
Hallo,
die SIRIUS (ex Paul L.M.Russ) war das Ausbildungs- und Zielschiff des LK 200, eingesetzt auf der Trave und in der Lübecker Bucht.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

MatzeM1095

Moin,
das ist auch interessant. Wurde die Flottille dann nach dem Schiff benannt? Würde ich zumindest ungewöhnlich finden. Aber wie Violoncello schon aufzeigte, ist in der Vita Taddeys einiges ungewöhnlich bzw. auch zu hinterfragen.
Ich interessiere mich eher für den Marinenachrichten-Aspekt seiner Geschichte und dass er den Funk-, dann Ortungsdienst verließ, um zum Kleinkampfverband zu wechseln, während andere eher vom Funk- zum B-Dienst wechselten bzw. aufwuchsen, finde recht sonderbar. Zumal die MN-Laufbahn immer noch jung war und nie ausreichend qualifiziertes Personal besaß.

Gruß
Matze

joern

Hallo,
ich glaube die Lebensdaten sind noch nicht genannt worden.
Emil-Karl Taddey
geb.  3.11.1913
gest. 22.9.1992
er lebte in  Elsdorf-Westermühlen
Grüße Joern

MatzeM1095

Moin Joern,

vielen Dank. Sehr hilfreich. Ich möchte Taddeys zwei Kapitel gern digitalisieren und alle möglichen Zusatzinformationen über ihn bringen mich weiter.

Gruß
Matze

Violoncello

Hallo Matze,
ich möchte Dich sehr ermutigen, Deine Absicht "durchzuziehen"! Taddey scheint ja einen spannenden Einblick in seine sehr persönliche Wahrnehmung und Bewertung der Ereignisse hinterlassen zu haben, der der Mühe der Aufarbeitung wert ist.
Viele Grüße
Violoncello

t-geronimo

Vielleicht auch ein Thema für die Erlebnisberichte im HMA?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Cord

Hallo MatzeM1095,

Emil-Karl Taddey gehörte der Crew D35 an und sein letzter Dienstgrad wurde als Olt. z S aD genannt. Im Zivilleben beruflich als Elektroingenieur in 2371 Fockbek unterwegs.

Gruß Cord
In den Straßengräben auf dem Weg zum Ruhm, liegen die Überreste derjenigen, denen der Erfolg versagt blieb... (unbekannter Verfasser)

MatzeM1095

Moin,

vielen Dank, Cord. Werde ich auch aufgreifen.

Der Text von E. K. Taddey kann gern bei den Berichten erscheinen. Habe derzeit mehrere Sachen vor mir. Angefangen (und fast fertig) habe ich eine Abhandlung eines Zeitzeugen über den Funkraum des Panzerschiffs "Admiral Graf Spee". Leider habe ich seit den letzten Monaten viel mehr zu tun als vorher üblich ... und verliere mich auch leider gern in Details.

Falls Ihr einen Einblick haben möchtet:

- Bericht über die Tätigkeiten des Schulstammes der Marinefernmeldeschule während seiner Zeit beimMarinestützpunktkommando in Bremerhaven vom 16.04.1956 bis 01.10.1956

- Chronik des Marine-Nachrichtenoffiziers Sofia von 1941 bis 1944

- Chronik über den Marinefernmeldestab 70

- Der Marinefunkdienst 1914-1945: Eine Studie über den Menschen und sein Verhältnis zur Technik (Stummel)

- Die Anfänge der Funkentelegraphie in der deutschen Marine

- F.W.G.M. / Marine-Wehrfunk

- Die Funkaufklärung, ihre Organisation, Ziele, Möglichkeiten und Ergebnisse (3. SKL Vortrag vor den Kriegsspielteilnehmern in Oberhof März 1939)

- Fünfzig Jahre MN-Crew IV/40 R

- Kurzgefasste Geschichte des Marinefernmeldewesens in technischer Entwicklung, Organisation und Ausbildung unter Einschluss der Marinenachrichtenschule und Marinefernmeldeschule in Flensburg-Mürwik

- Kriegserfahrungen im Fernmeldedienst - 2. Weltkrieg

- Leben in den Marinen 1921-1938 1939-1945. Auszüge aus den Erinnerungen KKpt d. Res. Fritz Nelkenbrecher

- Nachrichtenvorschrift für die Kriegsmarine Heft III, Der optische Nachrichtendienst (M.Dv.Nr. 923)

- Operation Ramrod 934 - Die alliierten Luftangriffe auf den deutschen Marineabwehrstützpunkt im Schloss Ter Linden in Sint-Michiels bei Brügge am 28. Mai 1944

- Orion QTC-Post - Kameradschaftsblatt der ehemaligen Besatzung des Hilfskreuzers Orion
Ausgabe 1/82
Ausgabe 2/83
Ausgabe 4/84

... und dann noch 'nen Leitz-Ordner voll Unterlagen über Radargeräte bzw. Radarwarnempfänger der Kriegsmarine, in den ich noch gar nicht richtig hineingeschaut habe.
Habe neulich das Ostseehandbuch der Kriegsmarine zu 'ner gescheiten PDF gemacht, aber ist mit 32 MB deutlich zu groß um im Forum als Anhang gepostet zu werden.

Gruß
Matze

bettika61

Zitat von: MatzeM1095 am 29 Oktober 2018, 11:04:52
Moin,
das ist auch interessant. Wurde die Flottille dann nach dem Schiff benannt? Würde ich zumindest ungewöhnlich finden.
Hallo Matze,
bekannt nach der Kriegsgliederung des KdK vom 15.1.1945 sind für das LK 200 neben der SIRIUS noch die SPICA sowie 25 Sicherungsboote .
Da Taddey doch eine gewisse Kreativität bei seinen Tätigkeitsbezeichnungen zeigt, würde ich die "Flottille" auch darauf zurückführen.  :MZ:
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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