Die Stationierungsfrage der deutschen Flugzeugträger

Begonnen von Sven L., 18 August 2018, 20:57:55

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Sven L.

Bei Ulrich H.-J. Israel, Einziger deutsche Flugzeugträger Graf Zeppelin steht auf den Seiten 120 bis 122 einiges zur Stationierungsfrage der deutschen Flugzeugträger geschrieben. Da hierbei für den Bereich der Nordsee Bremerhaven genannt wird, wurde ich Neugierig und tätigte einen Anruf in Bhv bei einem unserer Forumskollegen. Natürlich gab es das übliche Gezeter, aber letztlich erreichte mich eine Mail mit einer sehr interessanten Karte.
Quelle: Magistrat Bremen

Der für uns interessante Teil ist mit einem blauen Kreis versehen. Aber zuerst die Frage warum gerade Bremerhaven als Standort für die Flugzeugträger. Die erst Anfang der 30er Jahre fertiggestellte Nordschleuse und Wendebeckens bot die Möglichkeit auch große Schiffe durchzuschleusen. Zum damaligen Zeitpunkt existierten die Nordschleuse, das Wendebecken sowie der Verbindungskanal mit der Drehbrücke. Dies wäre der Weg gewesen die großen Schiffe zu dem großen Trockendock zu bringen. Eben dieses Trockendock ist bzw war der nächste Pluspunkt für Bremerhaven. Was mir als mit meinem geübten Auge als Bautechniker sofort aufgefallen ist, war das südöstlich des Wendebeckens mittels einer breiten Linie abgeteilten Beckens. Die Bedeutung war mir sofort klar – Planung! Also gleich mal in Bhv angerufen und mir wieder eine Portion Gezeter abgeholt :-D
Nichts desto trotz bekam ich ein paar Tage später einen Anruf mit der Information, dass meine Vermutung richtig war. Die Erweiterung wäre der Liegeplatz der Flugzeugträger geworden. Er entspricht exakt der Beschreibung bei U. Israel, das die Träger ohne sich gegenseitig zu behindern ein- und ausschleusen hätten können.
Dieses Becken existiert heute tatsächlich, wobei die beiden Liegeplätze die Bezeichnungen Nordhafen-Ost und West tragen. Übrigens die einzigen Liegeplätze in Bremerhaven an denen die 265 m langen Car Carriers der Tonsberg-Klasse festmachen können.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Sven L.

Hier noch ein Bild von der Nordschleuse und des Wendebeckens kurz nach deren Fertigstellung. Rechts oben von der Schleuse ist die Drehbrücke mit dem Verbindungskanal zu erkennen.

Quelle: Magistrat Bremen
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Smutje Peter

Moin zusammen

Meines Wissens sollte auch in der Ostsee ein Hafen für die Flugzeugträger entstehen: Rügenhaven an der Südseite der Insel Rügen. Quellen und genauere Daten dazu hab ich aber nicht. Sollte wohl auch eine Minensuch-Flottille aufnehmen.
Gruß

Peter aus Nürnberg

RonnyM

Moin Sven,

soweit ich das in Erinnerung habe, waren die Liegeplätze im Nordhafen für die geplanten Träger A + B gedacht. Hinsichtlich der Standortfrage war der Flugplatz Weddewarden ausschlaggebend. Von hier aus konnten die Träger angeflogen werden. So seinerzeit die Planung. :angel:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Sven L.

Hallo Peter,

meine z.Zt. eingeschränkten Kenntnisse beruhen auf den Angaben von Ulrich H.-J. Israel.  Diese besagen, das der von dir angeprochene Rügenhafen im Großen Jasmunder Bodden geplant gewesen ist. Der mögliche Durchstich könnte evtl. die in der Karte mit der roten Linie gekennzeichnete Poition gelegen haben.



Es ergibt sich die Frage, ob dieses Projekt irgendeinen Sinn ergeben hätte. Kiel war ausreichend groß und das Hauptausfalltor für Überseeische Operationen war die Nordsee mit dem Stützpunkt Wilhelmshaven und später dann noch Bremerhaven. Die Kosten für beide Projekte wären wohl astronomisch gewesen.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Sven L.

Zitat von: RonnyM am 19 August 2018, 11:33:08
Moin Sven,

soweit ich das in Erinnerung habe, waren die Liegeplätze im Nordhafen für die geplanten Träger A + B gedacht. Hinsichtlich der Standortfrage war der Flugplatz Weddewarden ausschlaggebend. Von hier aus konnten die Träger angeflogen werden. So seinerzeit die Planung. :angel:

Grüße Ronny
Hallo Ronny

genauso sind meine Informationen. Nur mit dem Unterschied, dass Träger A in Kiel Heimatstützpunt gehabt hätte und Träger B und einige weitere in Bremerhaven. Zumindest lauten so die Informationen die Ulrich H.-J. Israel preisgibt.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Thor

Grüß Euch,

Zitat von: Smutje Peter am 19 August 2018, 10:28:05
Moin zusammen
Meines Wissens sollte auch in der Ostsee ein Hafen für die Flugzeugträger entstehen: Rügenhaven an der Südseite der Insel Rügen. Quellen und genauere Daten dazu hab ich aber nicht. Sollte wohl auch eine Minensuch-Flottille aufnehmen.

Dem nachstehenden Link folgend hat René (Zerstörerfahrer) sich bereits sehr eingehend mit dem Thema beschäftigt:
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,1381.msg45409.html#msg45409

Zitat von: Sven L. am 19 August 2018, 11:51:30
Zitat von: RonnyM am 19 August 2018, 11:33:08
Moin Sven,

soweit ich das in Erinnerung habe, waren die Liegeplätze im Nordhafen für die geplanten Träger A + B gedacht. Hinsichtlich der Standortfrage war der Flugplatz Weddewarden ausschlaggebend. Von hier aus konnten die Träger angeflogen werden. So seinerzeit die Planung. :angel:

Grüße Ronny
Hallo Ronny

genauso sind meine Informationen. Nur mit dem Unterschied, dass Träger A in Kiel Heimatstützpunt gehabt hätte und Träger B und einige weitere in Bremerhaven. Zumindest lauten so die Informationen die Ulrich H.-J. Israel preisgibt.

Den beiliegenden Anhängen (auszugsweise von der NARA-Rolle 2069) kann man entnehmen, was als Z-Plan-Endziel in Bremerhaven und im Rügenhafen stationiert werden sollte.

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Sven L.

Hallo David,

vielen Dank für die überaus interessanten Dokumente.

Hast du zufällig auch Informationen über die geplante Zerstörer-(Bau)Werft in Bremerhaven? Die ersten Vorarbeiten haben, soweit mir bekannt, Anfang 1939 begonnen.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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habichtnorbert

Zitat von: Smutje Peter am 19 August 2018, 10:28:05
Moin zusammen

Meines Wissens sollte auch in der Ostsee ein Hafen für die Flugzeugträger entstehen: Rügenhaven an der Südseite der Insel Rügen. Quellen und genauere Daten dazu hab ich aber nicht. Sollte wohl auch eine Minensuch-Flottille aufnehmen.

Zitat von: Sven L. am 19 August 2018, 11:48:11
Hallo Peter,

meine z.Zt. eingeschränkten Kenntnisse beruhen auf den Angaben von Ulrich H.-J. Israel.  Diese besagen, das der von dir angeprochene Rügenhafen im Großen Jasmunder Bodden geplant gewesen ist. Der mögliche Durchstich könnte evtl. die in der Karte mit der roten Linie gekennzeichnete Poition gelegen haben.



Es ergibt sich die Frage, ob dieses Projekt irgendeinen Sinn ergeben hätte. Kiel war ausreichend groß und das Hauptausfalltor für Überseeische Operationen war die Nordsee mit dem Stützpunkt Wilhelmshaven und später dann noch Bremerhaven. Die Kosten für beide Projekte wären wohl astronomisch gewesen.

Moin, moin, Peter, moin, moin, Sven,

für den Rügenhafen gibts, gab es ein Buch von Joachim H. Rudek, "Der Rügenhafen - die endlose Geschichte von der Kleinstaaterei bis zur DDR",

der Durchstich sollte östlich Glowe befinden, ist auf der Karte das Teilstück zusehen, an dem wurde 2 mal gebuddelt, einmal vor 1945 und einmal zu DDR-Zeiten 1952 - 1956, da er nie beendet wurde,

vor 1945 war geplant dort Zerstörer im Großen Jasmunder Bodden und U-Boote im Kleinen Jaßmunder Bodden zuverstecken,

1953 sah das Program vor, dort fast alle geplanten Schiffe, Fregatten, U-Jäger, Minensucher und U-Boote zubeheimaten, der Hauptstab sollte etwa dort sein, wo Sven den roten Strich gemacht hat,
:MG:
Gruß Norbert

Wo die Flotte hinfährt, sind die Minensucher schon gewesen

Das Historische Marinearchiv: www.historisches-marinearchiv.de

Sven L.

Hallo Norbert,

danke für den Hinweis das der Durchstich östlich von Glowe sein sollte. Bei U. Israel gibt es zwei Ortsangaben. Darum meine Vermutung mit westlich von Glowe.

Welche Wassertiefen hat der Große Jasmunder Bodden eigentlich?
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Thor

Hallo Sven,


Zitat von: Sven L. am 19 August 2018, 20:48:33
Hast du zufällig auch Informationen über die geplante Zerstörer-(Bau)Werft in Bremerhaven? Die ersten Vorarbeiten haben, soweit mir bekannt, Anfang 1939 begonnen.
Davon ist mir bislang nichts bekannt gewesen; hast Du vielleicht etwas mehr Info's für mich (zB. Vorgeschichte/Zeitschiene, welches Unternehmen, Umfang, ... - Quelle ?), dann kann ich mich auf die Suche machen.


Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Sven L.

Hallo David,

einzige Info die ich habe ist, dass 1939 mit dem Setzen der ersten Spundwände begonnen worden ist. 100 m wurden bis zum Abbruch der Arbeiten gesetzt. Werft wäre wohl Deschimag geworden. Alles im Zuge des Z-Plans. Also nehme ich an Planung 1938.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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beck.Schulte

#12
Deschimag Werk Seebeck -Werk Fischereihafen Süd, Wesermünde
Anlage einer Großwerkt für den Bau von Zerstörern und Kreuzer. 4 Helgen  Belegschaft Ca. 1000 Mann
Dazu Bau einer Seeschleuse an der Lune ( heute Strompier Projekt )
Baubeginn 1939. Fertig ca. 100m Kai beginnend Fischereihafen Fähre.  Teilstück 1969 von Rickmers gepachtet für seinen Reparaturbetrieb.
Mappe mit Lageplan und ca. 50 Seiten Beschreibung bis 1972 im Archiv Seebeck Werft, dann Histr. Museum Bremerhaven.  Außerdem Unterlagen im StA Stade und Hannover. Krupp Archiv wird wohl auch was haben.
Otto Höver hat kurz darüber in seinem unveröffentlichten Buch über Seebeck geschrieben. Es müsste also was sich in seinem Nachlass befinden.
So, dann sucht man schön!  :angel:

Lage heute:  Hallen, Gebäude usw  etwa da wo jetzt die Kläranlage sich befindet. Die Vormontage und die Helgen alter Flugplatz ( jetzt Straßenbaustelle ) bis zu den Segelbootes Liegeplätzen am Kulturdenkmal Brinkamahof Leuchtturm.

habichtnorbert

Zitat von: Sven L. am 19 August 2018, 22:40:16
Hallo Norbert,

danke für den Hinweis das der Durchstich östlich von Glowe sein sollte. Bei U. Israel gibt es zwei Ortsangaben. Darum meine Vermutung mit westlich von Glowe.

Welche Wassertiefen hat der Große Jasmunder Bodden eigentlich?

Hallo Sven,

ich hab nochmal ins Buch geschaut, hier einige Ergänzungen,
1853 hatte man sich noch nicht ganz geeinigt, wo der Durchstich erfolgen sollte, man hatte 2 Stellen vorgesehen, wo es paßen könnte,
einmal durch die Schabe, also etwa dort wo Dein roter Strich ist und einmal östlich von Glowe, es sollte ein Kriegs- und Handelshafen werden,
nach 1909 wurde die Planung eingestellt,
erst 1936 wurde sich wieder damit befaßt, der geplante U-Bootbunker sollte 5 Ubootflottillen aufnehmen und damit 3 mal sogroß werden wie der Bunker Valentin in Frage,
1938 mit dem Bau begonnen, welcher nach der Bestetzung Dänemark und Norwegen sowie Frankreich an Bedeutung verlor, so wurden die Bauarbeiten 1940 eingestellt,
zu DDR Zeiten begann man 1950 mit einer neuen Planung und begann mit dem Weiterbau des Durchstichs östlich von Glowe 1952, auch wurden dortige Bewohner Ausgesiedelt, 1953 wurden die Bauarbeiten beendet und 1956 das Projekt entgültig beendet,

so nun zu den Wassertiefen, da die Karte etwas klein ist und alles sehr schelcht zuerkennen ist, hatte ich sie gescannt, aber durch die Vergrößerung war nichts mehr zuerkennen,
also hab ich mit Lupe geschaut, also wenn ich es richtig erkennt habe, sind die wassertiefen zwischen 3 und 30 Meter,
:MG:



Gruß Norbert

Wo die Flotte hinfährt, sind die Minensucher schon gewesen

Das Historische Marinearchiv: www.historisches-marinearchiv.de

Sven L.

Hallo Norbert,

danke für die Infos. Bis zu 30 m Wassertiefe sind mehr als ausreichend für die Dickschiffe. Scala Flow hat ja wohl nicht so viel.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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