Wehrsold für Mannschaftsdienstgrade

Begonnen von Mecklenburger, 18 August 2018, 09:12:44

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Mecklenburger

Hallo zusammen,

im Zuge der Recherche zu meinem Großvater bei der Kriegsmarine habe ich noch folgende Frage, welche Ihr mir vielleicht beantworten könnt.

Wie hat das mit der "Bezahlung" eines Marinesoldaten funktioniert? Gibt es eine Gehaltsstufenliste für Mannschaftsdienstgrade? Was mag mein Großvater als Rekrut, Signalgefreiter und Signalobergefreiter damals an Wehrsold erhalten haben? Gab es Zuschläge für längere Fahrten oder für bestimmte Seegebiete?

Wie hat das mit der Auszahlung funktioniert? Haben die Soldaten den Sold auf den Schiffen monatlich in bar erhalten oder wurde das Geld nachhause geschickt?

Liebe Grüße aus Mecklenburg

Falko


Schorsch

Hallo Falko,

lt. "Wie komme ich zur Kriegsmarine - Ein Merkheft für Freiwillige (Kriegsausgabe)" von 1941 wurden folgende Gebührnisse gezahlt:
Zitat
Matrose: 0,50 RM (täglich) + 0,15 RM tägliche Bordzulage
Gefreiter: 0,75 RM (täglich) + 0,15...0,60 RM tägliche Bordzulage
Obergefreiter: 98,-- bis 105,-- RM (monatlich) + 0,15...0,60 RM tägliche Bordzulage
Hauptgefreiter: 118,-- RM (monatlich) + 0,15...0,60 RM tägliche Bordzulage
(...)
Diese Gebührnissätze gelten für ledige Soldaten, für Verheiratete sind sie höher; sie erhöhen sich während des Krieges für alle Soldaten um den Kriegswehrsold. Matrosen und Gefreite erhalten freie Verpflegung. Vom Obergefreiten aufwärts wird von Ledigen ein Verpflegungsgeld von etwa 1,-- RM. täglich einbehalten. Unterkunft, Bekleidung und ärztliche Versorgung sind für alle Soldaten frei.
Die Bordzulage war davon abhängig, ob sich das jeweilige Schiff in heimischen oder außerheimischen Gewässern befand.

Diese Aufzählung erhebt natürlich nicht den Anspruch der Vollständigkeit, kann aber vielleicht schon etwas helfen, eine Vorstellung zu entwickeln, sollten keine weiteren Antworten kommen, die auf "amtlicheren" Quellen beruhen.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Mecklenburger

Hallo Schorsch,

vielen Dank für Deine Hilfe. Da mein Großvater sich freiwillig gemeldet hat und ledig war, dürften die genannten Zahlen gut zutreffen. Somit habe ich nun eine prima Vorstellung von der Soldhöhe.

Nun ist nur noch die Frage, wie das Geld dem Soldaten ausgehändigt wurde? Haben sich die Soldaten ihren Sold an Bord auszahlen lassen bzw. kam da jemand von der Flottille mit einer grossen Geldkassette? Hat das in der Regel geklappt oder gab es da gewisse Engpässe? Wie kann ich mir das vorstellen?

( Großvater fuhr bei der 22. U-Jagdflottille im Mittelmeer )

Beste Grüße

Falko

Schorsch

Hallo Falko,

bei Lothar-Günther Buchheim: "Die Festung" gibt es eine Schilderung, wie der Protagonist des Romans nach einer Unternehmung im Zielhafen von der Zahlstelle eine größere Menge Wehrsold (nebst Zigaretten) erhält für Zeiträume, in denen er auf See bzw. in der Festung Brest gewesen ist. In Gerhard Grümmers: "Irrfahrt" wird Ähnliches beschrieben (,,...Sold für acht Dekaden..." und ,,Außerdem erhielt jeder an Marketenderwaren – Schnaps, Wein, Zigaretten, Süßigkeiten – fast einen halben Seesack voll.") Das sind allerdings Beispiele aus der U-Bootfahrerei. Andere Kleinbootfahrer, die mehr an den Heimatstützpunkt gebunden waren, dürften, wie Du schon selbst vermutet und geschrieben hast, monatlich Besuch vom ,,Zahlmops" der jeweiligen Flottille bekommen haben, der dann die Löhnung vor Ort ausgezahlt hat. Was mir leider (noch) fehlt, ist ein Beleg für diese Annahme. Wie es bei den Dickschifffahrern aussah, kann ich mangels Material nicht sagen, zumindest findet man bei den Decksplänen oftmals eine Zahlmeister-Kammer eingetragen, so dass wahrscheinlich ein Teil der Ansprüche schon an Bord verteilt wurde. Aber nichts Genaues weiß man nicht...

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Mecklenburger

Hallo Schorsch,

vielen Dank für die Informationen und Deine Mühe. Für meinen privaten Bedarf reicht das an Informationen zu dem Thema, um mir in etwa ein Bild machen zu können.

Ich finde es allerdings erstaunlich, dass es scheinbar keine erhaltenen Unterlagen zu diesem Thema gibt. Sicher wird doch jemand Buch über die Auszahlungen an die Soldaten geführt haben. Ich wüsste allerdings nicht, ob und wo solche Aufzeichnungen heute noch existieren könnten. Interessant wären sie aber sicherlich.

Beste Grüße

Falko

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