Kommando der Amphibischen Streitkräfte

Begonnen von Che_Guevara, 18 Juli 2018, 10:13:46

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Che_Guevara

Howdy,

durch meinen Urlaub auf Borkum bin ich auf die Geschichte der Amphibischen Gruppe unserer stolzen Marine aufmerksam geworden. Ich habe mir im Internet (u.a. Wikipedia, Youtube u. Ehemaligenseiten) einiges zusammen klamüsert, aber nichts detaliertes zu der strategischen Ausrichtung gefunden. Stattdessen bin ich aber auf so manches Schmankerl gestoßen, wie die Privataufnahmen der Überführung der Landungsunterstützungsschiffe (Klasse 551) von Charleston nach Wilhelmshaven Ende 1958...

https://www.youtube.com/watch?v=PNOXd30Mfi8

...oder die Wirkung von Heer, Luftwaffe und Marine im Verband von 1970

https://www.youtube.com/watch?v=C-Juh743-Ig

Über die interessante Seite der Schulfregatte "Scheer" bin ich auch auf die Wallenstein-Manöver 1960/61 gestoßen. http://schulfregatte-scheer.magix.net/ausbildungsfahrten.htm

*Edit: Im Forum bin ich über den Thread "2. Landungsgeschwader" auch noch auf diese fantastische Seite gestoßen. http://www.i-zeitz.de/Presse/Presse.htm *


Soweit so gut.

Wie äußerte sich die strategische Ausrichtung der Landungsgeschwader von 1958 bis 1969?

Gab es in den 1950er Jahren Planungen und Gedankenspiele, an welchen Stellen der Ostseeküste die Landung im Rücken des Gegners zur Entlastung der Landfront stattfinden soll? Bzw. welche Strandabschnitte geeignet sind?

Haben die Kommandeure des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte Kretschmer, Topp und Jennig mit ihrem Stab die Landungen in Incheon 1950 (Operation Chromite) und Suez 1956 (Operation Musketeer) studiert bzw. gab es einen Austausch über Erfahrungen mit unseren Verbündeten und wenn ja, wie gestaltete der sich?

Was waren die Kriterien für die Zusammensetzung des Landungskontingents? In den Aufnahmen der Wallenstein-Manöver und den Videos der Bundeswehr sind als schwerste Einheiten M41 Späh- bzw. Jagdpanzer und der Nachfolger KanJPZs zu sehen.

Sah die Planung des Kommandos der Amphipischen Streitkräfte einen rollenden Einsatz vor? Anlandung von Kräften, Deckung durch die Landungsunterstützungsschiffe Natter, Otter und andere Seestreitkräfte, während die Landungsboote/-schiffe weitere Kräfte heranholten?

Im Wikipedia-Artikel über die Boote der Klasse 520 heißt es, dass "durch ihre flache Bauweise" die Verwendung von Kampfpanzern für die Landungsfeuerunterstützung und von Flakpanzern für die Absicherung des Landungsverbandes ermöglicht wurde.
Namentlich erwähnt wurden hier der Leopard 2 und der Gepard. Stimmt das und wenn ja, war das gängige Praxis bzw. wurde das mit dem M41 Walker Bulldog bzw. M42 Duster auch schon in den 1950er/60er Jahren vollzogen?

Gibt es irgendwo (Ausbildungs-)Schriften der Landungsgeschwader und der Strandmeisterkompanie?

Hat jemand genauere Informationen über die Stationierung und Verwendung der acht LARC-LX?


Grüße


Urs Heßling

moin,

Zitat von: Che_Guevara am 18 Juli 2018, 10:13:46
Gab es in den 1950er Jahren Planungen und Gedankenspiele, an welchen Stellen der Ostseeküste die Landung im Rücken des Gegners zur Entlastung der Landfront stattfinden soll? Bzw. welche Strandabschnitte geeignet sind?
Ich hoffe, nicht.
Die Hauptaufgabe der Amphibischen Gruppe war meines Wissens die Sicherstellung der Transportkapazität über den Kleinen und Großen Belt, um im Falle einer amphibischen Landung des WP auf Seeland (Koege) eigene Truppen-Verstärkungen dorthin bringen zu können.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Che_Guevara

Zitat von: Urs Heßling am 18 Juli 2018, 12:42:43
moin,

Zitat von: Che_Guevara am 18 Juli 2018, 10:13:46
Gab es in den 1950er Jahren Planungen und Gedankenspiele, an welchen Stellen der Ostseeküste die Landung im Rücken des Gegners zur Entlastung der Landfront stattfinden soll? Bzw. welche Strandabschnitte geeignet sind?
Ich hoffe, nicht.
Die Hauptaufgabe der Amphibischen Gruppe war meines Wissens die Sicherstellung der Transportkapazität über den Kleinen und Großen Belt, um im Falle einer amphibischen Landung des WP auf Seeland (Koege) eigene Truppen-Verstärkungen dorthin bringen zu können.

Gruß, Urs

Hallo Urs,

zu der Landung im Rücken des Gegners habe ich auch nur den Verweis auf die Denkschrift Aufbau eines deutschen Marinekontingents im Rahmen deutscher Mitwirkung an der Verteidigung Europas von Konterdmiral Gerhard Wagner gefunden. Leider habe ich bis jetzt weder die Denkschrift noch die Einschätzungen bspw. von Vizeadmiral Friedrich Ruge finden können.

Die Schwerpunktverlagerung von der Anlandung von Truppen in Feindgebiet hin zur Bereitstellung von Transportkapazitäten vollzog sich meines Erachtens erst Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre?
Das Offensichtlichste wäre in diesem Zusammenhang wohl die Umbennung des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte am 01. Oktober 1969 in Amphibische Transportgruppe.

Dazu kommt die Außerdienststellung der Landungsunterstützungsschiffe Natter und Otter im Jahr 1967 und der beiden Landungsschiffe Salamander und Viper im Jahr 1969. Ferner die Aussetzung des Nachfolgeprojekts der Klasse 502. Wobei die Natter- und Eidechse-Klasse, als Weltkriegsveteranen wohl einfach ihr Alter erreicht haben dürften und mit den 22 Einheiten der Barbe-Klasse und den 28 Schiffen der Klasse 521 ausreichend Kapazitäten zur Verfügung gestanden haben?

Außerdem erfolgte ab 1965 die Anschaffung von 247 LARC, u.a. lt. wikipedia 8 x LARC LX



Von daher interessiert mich vorallem, wie (ernsthaft) die Bundesmarine Ende der 1950er / Anfang der 1960er Jahre den Einsatz ihrer Landungsgeschwader in der Ostsee geplant hat.


RonnyM

Moin C_G,

das Foto, wo der kleine aus dem Großen "schlüpft" erinnert mich an die Raketenversuche in Hörnum. Da tummelten sich auch 2 LARC 5 rum. Nach Feierabend ging`s vom Hörnumer Hafen rund um die Südspitze an den Weststrand zur Dünenbar auf ein Bierchen - oder auch 2  :-D.

Jedenfalls waren die Urlauber dankbar für die Abwechslung. :biggre:

Grüße Ronny

Leider nur ein Foto der Amis...
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Manfred Heinken

#4
Moin
im Herbst 1962 gab es in Emden das Küstenumschlagskommando. Anfang 1963 in 2. Amphibische Transportbataillon umbenannt.
Das waren Kraftprotze auf  Rädern.

Beste Grüße
Manfred Heinken


Che_Guevara

#6
Moin Ronny und Danke für die kleine Anekdote. Ist doch immer ganz nett etwas Menschliches aus der Dienstzeit zu hören :)

Hallo Manfred, sehr interessant. Weißt du Genaueres über die Verwendung des Küstenumschlagbataillons 2 und den Einsatz der DUKWs? (Bzw. was genau verstand die Bundeswehr unter Küstenumschlag).
Hätten die DUKWs der Bundesmarine im Falle einer hypothetischen Landung im Ostseeraum Nachschub von Transportschiffen angelandet?

Dazu hätte ich generell noch eine Frage. Gab es Überlegungen/Evaluierungen seitens des Marine, welche zivilen Transportschiffe sich im Kriegsfall für den Einsatz bei amphibischen Landungsoperationen eignen? Ähnlich wie die U.S. Navy im Zweiten Weltkrieg. Als Erstes würde mir in diesem Zusammenhang die Cap San Diego einfallen.

Danke für den Link Klaus, sehr schöne Bilder vom LARC V. Ich bin immer noch auf der Suche nach Aufnahmen vom LARC LX im Dienst der Bundesmarine. In Winterport, Maine stehen momentan zwei von diesen beeindruckenden Fahrzeugen zum Verkauf. https://www.boats.com/power-boats/1970-larc-lx-5883538/?refSource=standard%20listing#.W1GDA5NCTIU

Der Vollständigkeit halber sind hier noch die Links von navsource.org und den LSM(R)s der Amphibischen Gruppe.

USS Thames River (LSMR-534), später FGS Natter (L-755)
http://www.navsource.org/archives/10/06/06534.htm

USS Smyrna River (LSMR-532), später FGS Otter (L-754)
http://www.navsource.org/archives/10/06/06532.htm

Auf oldthing.de stehen diese beiden Ansichtskarten (der Reihe "Unsere Flotte"?) der FGS Natter zum Verkauf.






bettika61

Hallo,
zum Thema :
Küstenumschlag-Bataillon 2 / Amphibisches Transport-Bataillon 2 / Amphibisches Transport- und Umschlagbataillon 2 
empfehle ich https://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=6877&postdays=0&postorder=asc&highlight=amphibische gruppe&start=10
und auf die dort verwiesenen Akten im BAMA
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Che_Guevara

Zitat von: bettika61 am 20 Juli 2018, 11:25:41
Hallo,
zum Thema :
Küstenumschlag-Bataillon 2 / Amphibisches Transport-Bataillon 2 / Amphibisches Transport- und Umschlagbataillon 2
empfehle ich https://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=6877&postdays=0&postorder=asc&highlight=amphibische gruppe&start=10
und auf die dort verwiesenen Akten im BAMA

Hallo Bettika,

vielen Dank für den Link. Sehr interessant. Die LARC LX hießen ursprünglich BARCs (wusste ich auch nicht) und lagen/gammelten bis Anfang der 90er in Emden am Marinekai.

Zitat

02.08.60
STAN-Vorentwurf sieht je KüUmschlKp vor:
4 LCM 8 (Btl = 16),
6 DuKw (Btl = 24).
Künftige ,,Mutterschiffe" sollen je 6 LCM 8 befördern.

20.09.60
Die KUB sollen mit je
96 LARC 5,
24 LARC 15 und
8 BARC
ausgestattet werden.
Vor einer definitiven Beschaffung soll aber je ein Exemplar für umfangreiche Erprobungen gekauft werden.

14.10.60
Falls neue Entwicklungen in den USA erfolgreich sind, soll die vorgesehene Anzahl von KUB von acht auf vier halbiert werden und ein besonderes KUB für Schwerlasten (Schwerlastgeschwader) gebildet werden. KüUmschlKp jetzt:
12 LARC 5 (insges. 16 x 12 = 192),
3 LARC 15 (insges. 16 x 3 = 48 ),
sowie insgesamt
16 LCM 8,
8 LCU,
8 BARC (60 t).

Zwischen 1960 und 1966
wird der Einsatz von ,,Mutterschiffen" geprüft. Zu diesem Zweck werden vor allem die Schwergutschiffe vom Typ ,,Fels" der DDG ,,Hansa" in Bremen (nicht des Norddeutschen Lloyd, wie ich fälschlich geschrieben hatte) genauer betrachtet. Diese weisen Schwergutgeschirr auf und wären auch als schwimmende Stützpunkte auf hoher See oder als bewegliche Versorgungsbasis im In- und Ausland geeignet. Dazu gehören die
B-Klasse (beginnend mit der ,,Bärenfels"), die mit Traversgeien arbeitet und sehr viel langsamer als die übrigen Klassen ist;
G+K-Klasse (beginnend mit der ,,Gutenfels"), für die das Gleiche wie für die B-Klasse gilt;
L-Klasse (beginnend mit der ,,Lichtenfels") ohne Geien, die als ,,völlig ausreichend" eingestuft wird;
S-Klasse (beginnend mit der ,,Schwarzenfels"), noch besser geeignet; und der
Sondertyp ,,Treuenfels", der zwar das schwerste Ladegeschirr hat, aber zu langsam ist.
Es seien vielleicht einige Kriterien genannt, die bei der Prüfung durch die Marine für ihre Einsatzzwecke eine Rolle spielen:
Laderäume ab 10 t;
Decksfläche;
Tankraum;
Lukengröße (dabei auch wichtig ihre Anordnung);
Schwergutbäume (dabei von Bedeutung, bei welchen Lasten das Schiff in einem wenig beladenen Zustand noch ohne Ballast stabil ist);
Übernahmezeit für je 100 t;
Tiefgang;
Geschwindigkeit.

Als Alternative zu einheimischen Schwergutschiffen wird auch die Beschaffung von amerikanischen LSD (Landing Shp, Dock) in Erwägung gezogen.

Vielen Dank nochmal für den tollen Link!!


Hierzu bin ich in einem griechischen Forum auf diese Bilder gestoßen.





und ferner





http://monada-efedron-katadromon.blogspot.com/2016/05/amphibische-gruppe.html

jockel

Noch ein interessantes Foto aus dem griechischen Forum:



Diese Aufnahme entstand auf dem Landungsboot Krokodil (L750). Krokodil diente seinerzeit der Erprobung für Hubschrauber-Landeplattformen.


Gruß
Klaus

Darius

Tolles Thema. Danke für die Fotos und Links.


:MG:

Darius

Che_Guevara

Hallo Darius, freut mich und das finde ich auch :)  :MG:

Klaus, auch wieder hochinteressante Geschichte.



Von dem Landungsboot Krokodil erschien in den 1960er (nach dem Umbau 1968?) auch eine Postkarte als Teil der Reihe Unsere Flotte. Und wie immer erweist sich navsource.org als hervorragende (Bild-)Quelle.

http://www.navsource.org/archives/10/14/14537.htm

Zur Rolle des Landungsbootes Krokodil habe ich auf auf wikipedia auch noch folgendes gefunden:

ZitatDie Krokodil wurde als Führungsschiff des Geschwaders in etwas größerem Umfang umgebaut. Es erhielt neben der Unterbringung für den Geschwaderstab einen größeren Sanitätsbereich und ein Hubschrauberlandedeck. Später erhielt die Krokodil eine längere Bugrampe, gleichzeitig wurden die Bugtore entfernt.

Weiß jemand etwas Genaueres zu den Testversuchen der Bundesmarine mit den Schwergutfrachtern der DDG Hansa, von denen im Link von Bettika die Rede ist? (Zeitraum vom 1960 bis 1966?)

Das wären ja dann die Bärenfels(-Klasse), die als zu langsam erachtet wurde,

http://www.ddghansa-shipsphotos.de/baerenfels300.htm

die Lichtenfels(-Klasse), die als "völlig ausreichend" eingestuft wurde,

http://www.ddghansa-shipsphotos.de/lichtenfels300.htm

und die Schwarzenfels(-Klasse), als Optimum

http://www.ddghansa-shipsphotos.de/schwarzenfels400.htm


Fernab des Themas "Amphibische Gruppe" gibt es auf der DDG-Hansa Webseite eine kleine Kuriosität. Im unteren Drittel der Seite über das Schiff "Wartenfels" sind Bilder der Verladung und Verschiffung der beiden türkischen Schnellboote Dogan ex Hugin und Marti ex Munin zu sehen. Datum 14.08.1964. Diese beiden Schnellboote dienten für vier Jahre in unserer Bundesmarine als SchnellbootTyp 152 und basierten auf einen norwegischen Entwurf der Nasty-Klasse. Aber man war in Deutschland mit den beiden Booten nicht zufrieden und verkaufte sie vondaher 1964 an die türkische Marine.

http://www.ddghansa-shipsphotos.de/wartenfels300.htm

Auf dem letzten Foto dieser Reihe sieht man in Bremerhaven am Kai nicht nur eines der Schnellboote, sondern auch vier gigantische BARCs oder LARC LXs. Damit schließt sich wieder der Kreis zur "Amphibischen Gruppe". :)

Grüße

Che_Guevara

#12
Der Durchbruch  :-D

In dem Buch Die Bundesmarine 1955 bis 1972: Konzeption und Aufbau von Johannes Berthold Sander-Nagashima wird das frühe Selbstverständnis des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte detailliert dargestellt. Als Quelle bezieht sich der Autor auf: BA-MA, BW 81/451, Erfahrungsbericht über das Planspiel Nr. 4 des Studienkatalogs, Kdo AS 455/60 geh., 1.11.1960


Ich war mal so frei den Teilabschnitt seines Buches abzutippen.

Neben den Überlegungen zum Einsatz der zunächst unter dem Dach des Kommandos der Amphibischen Streitkräfte untergebrachten Uboote war für die originären Seekriegmittel dieses Kommandos im Planspiel- und Studienkatalog ein eigenes Planspiel vorgesehen worden, das im November 1960 vorgelegt wurde. Das Spiel selbst war bereits Ende April durchgeführt worden und hatte den Zweck gehabt, zu überprüfen, welche
Einsatzmöglichkeiten die gemäß MC70 vorgesehenen amphibischen Kräfte der Bundesmarine bei einem Angriff des Gegners auf Schleswig-Holstein, Jütland und den dänischen Inseln während der ersten 14 Tage eines für das Jahr 1964 angenommen Krieges hatten. Insbesondere sollte geklärt werden, ob Größe, Bewaffunung und Aktionsradius der Landungsschiffe ihren Aufgaben angemessen und welche Mindestzahlen an Landungsfahrzeuen als erforderlich anzusehen waren. Als Spielaufträge waren eine Evakuierung eigener Einheiten im Raum Schleswig-Holstein und die Unterstützung von Heereseinheiten durch Truppen und Versorgungstransporte befohlen worden. Das Kommando hatte, da davon auch die Planungen vom Commander Land Forces (COMLAND) Schlewig-Holstein und der Wehrbereichskommandos tangiert wurden, Offiziere dieser Kommandos sowie von weiteren Heeresstellen und der 2. ATAF eingeladen, die auch in der Leitung oder als Mitspieler eingesetzt wurden. Gespielt wurden dann elf Einzellagen, darunter auch Planungen für Kampflandungen, die das Kommando aus den Vorgaben abgeleitet hatte. Unter Einbeziehung amerikanischer Erfahrungen konnte als wesentlich Erkenntnis gewonnen werden, dass das Gebiet nördlich der Elbe nur amphibisch voll zu verteidigen war. Dies sei indessen noch nicht bei allen Kommandostellen erkannt worden, da die amphibische Kriegführung für die Bundeswehr ein neues Gebiet darstelle, für das bislang die Schulung weitgehen fehle. Als sehr wichtiges Ergebnis wurde sodann auf die Behinderung durch die bestehende NATO-Kommandostruktur hingewiesen. Da das Kriegsgebiet sowohl im Kommandobereich von CINCNORTH als auch CINCENT lag, war eine einheitliche Führung in beiden Gebieten praktisch unmöglich geworden. Die Befehlswege über beide oberen Kommandobehörden, auch auf dem Funkwege, waren hierfür viel zu lang. Der operativ notwendige Austausch von Schiffen zwischen dem Nord- und Ostseebereich erforderte Anträge an den SACEUR, wodurch eine zeitgerechte Schwerpunktbildung mit der Masse der vorhandenen Kräfte unmöglich wurde. Zudem musste für die jeweils erforderlichen Stäbe beider Bereiche die doppelte Menge an Personal gestellt werden. Aus diesen Erfahrungen wurde die Forderung nach einem einheitlichen Stab zur Führung aller amphibischen Operationen im Gesamtgebiet abgeleitet.
Hinsichtlich der Luftlage war angenommen worden, dass im Spielgebiet, infolge von Abnutzung der gegnerischen Kräfte und beschränkter Eindringtiefen, nur eine geringe gegnerische Luftüberlegenheit bestand. Unter diesen Bedingungen waren bei "geschickter Führung und bei ausreichender Luftabwehrbewaffnung" Operationen in der westlichen Ostsee, den dänischen Gewässern und der Nordsee möglich. Lediglich für den Fall eines gegnerischen Fußfassens auf den dänischen Inseln mit der Möglichkeit, von dort Flugzeuge einzusetzen, wurde eine Veränderung dieser Situation zum Schlechteren erwartet. Als Transportkapazität des Amphibischen Kommandos wurde eine Brigade als realistisch angesehen, wobei für Kampfhandlungen allerdings eine geringfügig größere Kapazität als nötig erachtet wurde.


und jetzt kommt der absolute Hammer!

Nach vollständigem Aufwuchs sollte die Marine über 36 Landungsfahrzeuge verfügen, die in 4 Geschwader aufgeteilt sein sollten. Pro Geschwader waren 1 Landungsdockschiff (LSD), 3 Landungsschiffe für gepanzerte Fahrzeuge (LST), 3 mittlere Landungsschiffe (LSM) und 2 auf die Feuerunterstützung eingerichtete Fahrzeuge (IFS) vorgesehen. Als Resultat des Planspiels forderte das Kdo AS pro Geschwader je 1 LST mehr anstelle eines LSM.
Ansonsten sah man die eingeplanten Kräfte und Schiffstypen als für die vorgesehenen Aufgaben adäquat an. Allenfalls eine Reserve zum Ausgleich von Verlusten sollte eingeplant werden. Das Seebatallion (das aus einer Bootskompanie, der Strandmeisterkompanie, der Strandpionierkompanie und einer Stabskompanie bestand) wurde als ausreichend stark betrachtet, um die notwendigen Vorbereitungen an zwei nahe beieinander gelegenen Landungsständen und das Landen der Truppen bewerkstelligen zu können. Sollten jedoch gleichzeitig im Nord- und Ostseeraum amphibische Operationen stattfinden, so war es hierzu außerstande. Daher wurde zunächst eine Verstärkung, auf längere Sicht Bildung eines zweiten Seebataillons empfohlen. Für die Ausstattung mit amphibischen Kfz wurde gefordert, dass die Fahrzeuge der ersten Landungswelle gepanzert (LVT) und teilweise auch über schwere Waffen verfügen sollten (LVH), um den verbleibenden Widerstand des Gegners am Strand zu brechen. Für die zweite Welle wurden ungepanzerte schwimmfähige LKW (DUKW) gefordert. Der entscheidend wichtige "Ground Support" der Landungen durch die Marineflieger sei nur möglich, wenn diese hierfür speziell trainiert seien. Eine so trainierte Fliegertruppe werde in der US-Navy von den MArines gestellt und müsse bei Landungen auch dem Kommando der Amphibischen Streitkräfte zur Verfügung stehen. Dazu kamen noch ingesamt 36 Hubschrauber, die für die Landung der Truppen als erforderlich betrachtet wurden. Sich hier auf Luftfahrzeuge der Heeresflieger abzustützen sei nicht ratsam, da die Hubschrauber von Landungsschiffen starten und landen sollten und überdies auch auf diesen Fahrzeugen "transportiert werden können und laufend bei allen Landungen benötigt werden." Sie seien als Kampf-, Transport- und Verbindungsmittel unerlässlich. Unter den besonderen Einzelerfahrungen des Planspiels wurde hervorgehoben, dass auf einen Stichwortbefehl hin auslösbare, bereits im Frieden geplante amphibische Operationen sich als besonders effektiv und zeitsparend herausgestellt hätten. Auch sei die Feuerunterstützung in der amphibischen Kampfführung offenbar ein vom beteiligten Personal der Marine und des Heeres besonders zu übendes Gebiet. Ebenso müssten Piloten der Marineflieger und der Luftwaffe den "Ground Support" für Landungen eigens üben. Die Leitung sämtlicher see-, land-, und luftgestützter Feuerunterstützung müsse von einer zentralen Stelle (SACC oder FACC) aus koordniert werden. Ihr Personal
müsse sich aus speziell ausgebildeten Angehörigen aller drei Teilstreitkräfte zusammensetzen. Zu diesem Zweck wurde beim Kommando der Amphibischen Streitkräfte die Bildung einer Lehrgruppe empfohlen. (Verweis auf die Studie des Kdr AS vom 16.10.1959)
Abschließend wurde festgestellt, dass das Planspiel schon früher gemachte Annahmen des Kommandos bestätigt habe. Die amphibischen Kräfte würden in der Zukunft wohl nicht immer ausreichen. Es sie absehbar, dass bei einem feindlichen Vorstoß zu Lande nach Westen Schleswig-Holstein und die deutsche Nordseeküste vom Rest des Bundesgebietes abgeschnitten und dann mit Dänemark und Südnorwegen einen "Inselraum"
bilden würden. Dieser sei aber ideal für die amphibische Kriegsführung. Amphibische Kräfte könnten in einer solchen Situation den eigenen Landstreitkräften ein Ausmaß an Beweglichkeit und Feuerkraft verleihen, das der Gegner nicht besitze. Sie könnten somit eine numerische Unterlegenheit ausgleichen. Fielen sie jedoch weg, gehe auch die eigene Fähigkeit zur Schwerpunktbildung verloren, der Gegner könne dann seine Überzahl ausspielen und den "Inselraum" Stück für Stück erobern. Beim Rückblick auf den Bericht über die Planspielergebnisse fällt auf, dass hier, im Gegensatz zu den meisten anderen Studien- und Planspielen dieses Zeitraums, durchaus ein gewisser Optimismus hinsichtlich der Lösbarkeit der gestellten Aufgabe vorherrschte. Damit aber nicht genug, mit den (zumindest in der Tendenz) erhobenen Forderung nach eigenen Panzern, Jagdbombern und Hubschraubern sowie einer zentralen Koordinationsrolle zwischen Teilen aller drei Teilstreitkräfte, sofern sie an amphibischen Operationen beteiligt waren, schließlich mit der Betonung der besonders wichtigen Rolle amphibischer Streitkräfte bei der Verteidigung der "Inselstellung" an der Nahtstelle zwischen Mittel- und Nordeuropa schickte sich das Kommando an, eine so wichtige Rolle zu beanspruchen, wie sie ihm kein Flottenchef oder Inspekteur einzuräumen bereit war. Im Gegenteil: Diese schienen damals und in den folgenden Jahren eher darauf bedacht zu sein, die von den amphibischen Streitkräften zu spielende Rolle zu verringern.


Das klingt danach, als hätte es die Geburtsstunde eines deutschen Marine Corps werden können, wenn sich Visionäre wie Otto Kretschmer durchgesetzt hätten. Aber stattdessen setzte eine Entwicklung ein, die sich heute im Jahr 2018 mit einem funktionierenden Landungsboot der Barbe-Klasse äußert. 1958 als Tiger gesprungen und nach der Wiedervereinigung als Bettvorleger gelandet.  :-D leider

ede144

Zitat von: Che_Guevara am 21 Juli 2018, 16:42:38

Das klingt danach, als hätte es die Geburtsstunde eines deutschen Marine Corps werden können, wenn sich Visionäre wie Otto Kretschmer durchgesetzt hätten. Aber stattdessen setzte eine Entwicklung ein, die sich heute im Jahr 2018 mit einem funktionierenden Landungsboot der Barbe-Klasse äußert. 1958 als Tiger gesprungen und nach der Wiedervereinigung als Bettvorleger gelandet.  :-D leider

Was Hans nicht lernte, lernt Hänschen nimmermehr. Wobei es in Deutschland durchaus eine erfolgreiche Traditon von Landungsunternehmen gab.

Che_Guevara

Zitat von: ede144 am 21 Juli 2018, 23:06:04
Zitat von: Che_Guevara am 21 Juli 2018, 16:42:38

Das klingt danach, als hätte es die Geburtsstunde eines deutschen Marine Corps werden können, wenn sich Visionäre wie Otto Kretschmer durchgesetzt hätten. Aber stattdessen setzte eine Entwicklung ein, die sich heute im Jahr 2018 mit einem funktionierenden Landungsboot der Barbe-Klasse äußert. 1958 als Tiger gesprungen und nach der Wiedervereinigung als Bettvorleger gelandet.  :-D leider

Was Hans nicht lernte, lernt Hänschen nimmermehr. Wobei es in Deutschland durchaus eine erfolgreiche Traditon von Landungsunternehmen gab.

Das ist richtig, z.B. die Eroberung der italienischen Ägäis-Inseln im September und Oktober 1943.  Das "was Hänschen nicht lernen will..." kann man mMn eher auf die Politik beziehen :)

Gerade gefunden beim googlen:

Von den DUKWs des Kdo AS, die in den 1950er Jahren beschafft worden sind und die Vorgänger der LARC 5s waren, befindet sich noch ein DUKW im Dienst des THWs. Der Link gibt Auskunft über die Verwendung und den Einsatz des Fahrzeugs. Darunter befinden sich Dokumente und Fotos, u.a. von einem DUKW mit Innenminister Genscher an Bord auf dem Rhein bei Worms 1971

http://www.thwhs.de/fahrzeuge/dukw/



Die Geschichte der DUKWs in unserer Bundesmarine umfasst leider auch ein tragisches Unglück im Mai des Jahres 1961.

ZitatBorkum-Übung  Mai 1961

Panzergrenadierbataillon 82

4. Kompanie


Mein Name ist

Günter Renz,  Jahrgang 1940.


Nach der Grundausbildung in der 3./71, Seedorf  bei Zeven, 4.7.1960-30.09.1960, kam ich in die 4./82 in die Schlieffenkaserne.

Hier diente ich bis Ende Juni 1961 und wurde als Gefreiter entlassen.

Ich war hauptsächlich im 1. Zug in der 1. Gruppe.  Als aktiver Fußballer war ich ein guter Läufer  und fiel dem Zugführer  Lt. Bagger als 2. Sieger beim 5000 m-Lauf  auf. Er machte mich dann zu seinem Zugmelder. Der Chef war damals Major Grabow, Zugführer Lt. Bagger, KpFw  der HFw Prigge, mein Gruppenführer der Uffz Langner.


Den folgenden Bericht widme ich meinem Freund und Kameraden Hans-Peter Felten, er diente in der 2./82.


Wir kannten uns als Lüneburger aus der Berufsschulzeit, da wir beide Bäcker lernten.


Hans-Peter Felten  und weitere Soldaten ertranken bei der Borkum-Übung. Noch am Nachmittag des 16. Mai 1961, des Unglückstages, unterhielt ich mich mit Hans-Peter.

Es ging um unsere weitere Zukunft als Zivilisten, endete doch unsere Wehrpflicht am 30.06.1961.


Bereits vier Wochen vorher  übten wir für  die Landemanöver der NATO-Übung Wolf Orange vor Borkum.

Geplant war demnach ein Anlanden mittels Landungsschiffen und Amphibienfahrzeugen (DUKW). Auf der Insel sollte dann ein Brückenkopf gebildet werden.


In der Turnhalle übten wir das Verlassen des Landungsschiffes mit Enternetzen. Diese hingen an der Galerie der Turnhalle herunter. Alles geschah mit voller Ausrüstung.


Endlich war er da, der Tag X.

Lastkraftwagen brachten uns zum Hamburger Hafen. Hier lagen bereits die Landungsschiffe des 2. Landungsgeschwaders. Ich erinnere mich an L 750 Krokodil, L 751 Eidechse. Wie aus den Bildern zu ersehen, nahm auch L 752 Salamander teil.

Ich kam auf  die L750  Krokodil.


Kaum waren wir an Bord, hieß es:" Bäcker und Köche rechts raus!".

Also landete ich zunächst in der Kombüse, um dem Küchenmaat zu helfen. Dann legten die Schiffe ab in Richtung Helgoland, Borkum. An Bord gab es ein hervorragendes Essen. Die Nacht verbrachten wir in Hängematten.


Die Übung begann gegen 0400 Uhr morgens. Ein wunderschöner Sonnenaufgang versprach für den Tag ein Bilderbuchwetter.

Wie in der Sporthalle geübt, verließen wir das Landungsschiff über die Bordkante mit Enternetzen. Längsseits lagen die Amphibienfahrzeuge.

Ich bepackt mit voller Ausrüstung ( Gewehr, Helm,  Sturmgepäck, Magazintaschen, ABC-Schutzmaske) und zusätzlich noch  mit der Panzerfaust. Gott sei Dank war die unhandlichere Bazooka durch sie ersetzt worden. An Land gingen wir dann durch eine von den Pionieren angelegte Minengasse ins Inland, um den Brückenkopf zu bilden bzw. zu verstärken. Dort waren nämlich auch schon Fallschirmjäger gelandet,  was wir aber nicht beobachten konnten. Nach ungefähr zwei Stunden brachten uns Hubschrauber an den Strand zurück.

Nun hatten wir zunächst frei.

Gegen 1700 Uhr begann dann das Besetzen der Amphibienfahrzeuge, um mit ihnen auf das Landungsschiff zu gelangen. Wir saßen in den DUKW, natürlich wieder voll ausgerüstet, die Gewehre zwischen den Knien. Ein DUKW versuchte mehrmals, über die Landeklappe auf das Schiff zu gelangen. Plötzlich hob sich der Bug des Bootes und es kippte kopfüber nach hinten. Die Kameraden fielen aus dem Fahrzeug.  Da es auch noch ablaufendes Wasser gab, hatten mehrere Kameraden keine Chance mehr. Die Ausrüstung und der schnell vollgesogene  Kampfanzug zogen sie in die Tiefe. Das ablaufende Wasser verschärfte  die schwierige Situation..Trotz der Rettungsflöße und dem Einsatz der Marinekameraden, ertranken drei Soldaten des Bataillons. Ebenso ein Marinesoldat, der noch  drei Kameraden vor dem Ertrinken retten konnte und dann selbst ertrank.


Es starben die jungen Soldaten:


Hans-Peter Felten, 2./82

Heinrich Albers, 2./82

Kurt Schmidt, 4./82

Marinesoldat ???


Der Name des ertrunkenen Marinesoldaten ist mir nicht bekannt. Der Kamerad Felten konnte erst drei Tage später geborgen werden.



Überlebt hatte u. a. mein Kamerad aus der Grundausbildungszeit, Fidi Penke. Auch er hatte verzweifelt mit dem Wasser gekämpft und rief immer :" Mein Gewehr! Mein Gewehr!".  Erst auf Zuruf eines Marinesoldaten ließ er seine ,,Braut" los. Er erhielt dann  als Überlebender nach der Heimkehr 14 Tage Sonderurlaub. Auf der Rückfahrt nach Hamburg passierten wir das Willkommhöft beim Schulauer Fährhaus. An der Reling angetreten, wurden wir mit der Nationalhymne begrüßt.  Einen toten Kameraden hatten wir hinter uns an Bord. Noch heute läuft es mir kalt den Rücken runter, wenn ich an diese traurige Heimkehr denke.

Schon am gleichen Abend berichteten der ,,Soldatensender 935" und wohl auch der ,,Freiheitssender 904" über das Unglück. Beide Sender waren angeblich in der Bundesreublik stationiert (auf LKW) , hatten die Sendeanlagen aber in der DDR.

Alle Soldaten  der 4. Kp gaben dann dem Kameraden Kurt Schmidt in seinem Heimatort Heidenau das letzte Geleit. Sechs Soldaten waren die Sargträger.

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