eindeutig nicht maritim : 3 Wochen im Bus durch den Iran

Begonnen von Urs Heßling, 30 Mai 2018, 18:15:10

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Urs Heßling

moin,

obwohl, wie oben gesagt, nicht maritim, stelle ich doch Einiges ein, weil ich von Interesse an diesem relativ "unbekannten" und auch falsch dargetellten Land ausgehe.

Es war eine tolle Reise mit vielfältigsten (hier ist der Superlativ angebracht) vor allem optischen Eindrücken, die ein foto auchnur beschränkt wiedergeben kann.

Vorweg :
Wir waren sehr angetan von der unvoreingenommenen und freundlichen Begrüßung durch alle Menschen, mit denen wir in Kontakt kamen, die förmlich den Kontakt mit uns suchten und denen es auch darum ging, ein ehrliches und positives Bild ihres Landes zu vermitteln.

Viele Frauen trugen den Tschador, den schwarzen Körperumhang, mehr aber, vor allem die jüngeren, nur ein Kopftuch (Hijab) oder einen als Kopftuch verwendeten Schal (Schaila), der bei weitem nicht mehr alle Haare bedeckte, eine Art tasten am Rande der Zulässigkeit.
Straßenkontrollen der Kleidung, wie wohl früher überall gegenwärtig, sahen wir nicht.

Mullahs waren nur selten zu sehen, im Fernsehen waren sie allerdings sehr präsent, auf jedem Kanal war oft ein Mullah zu sehen, der einem jungen, höflich nickenden Moderator irgend etwas erklärte.

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Bei einer Busreise fällt einem zuerst der Verkehr auf, also fange ich damit an.
In Teheran Auto zu fahren kam mir so vor wie eine Fahrt im Wildwasser mit vielen Booten gleichzeitig, jeder fährt mehr oder weniger so, wie er will, drängelt so gut er kann und gibt wirklich nur im letzten Augenblick nach : nichts für zarte Gemüter, wer Rücksicht nimmt, hat schon verloren. Als Gast im Taxi (die Fahrer sind die Stars des Verkehrs und es gibt hunderte von Taxen) kann man nur lachen, beten oder die Augen schließen.

Es gibt kaum Zebrastreifen, man muß halt sehen, wie man die Straße überquert, die Standardlösung sind Fußgängerbrücken, die man überall in der Stadt vorfindet (ab und zu auch auf Fernstraßen).

Es gibt generell nur 3 PKW-Farben : gelb (Taxis für den Stadtverkehr), weiß (Taxis und eigene) und eine Art silbergrau, andere Farben sind so gut wie nie zu sehen.

In allen Städten des West-Iran sind "Märtyrer-Bilder" sichtbar (wie bei uns Wahlplakate), Bilder junger Männer, die im Krieg gegen den Irak/Sadam Hussein 1980-88 fielen und die für eine "corporate identity" des Landes auch nach 30 Jahren noch genutzt werden.

Der Personenverkehr in den Städten wird von kleinen Mercedes-Bussen getätigt, deren Zustand nicht unbedingt genaueres Hinsehen erträgt (ein TÜV ist unbekannt)

Ende Teil 1, Fortsetzung folgt

Gruß, Urs


"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Manfred Heinken

Moin Urs,
ein beeindruckender Reisebericht und tolle Fotos.

Beste Grüße
Manfred Heinken

Urs Heßling

moin, Teil 2

Es wird viel gebaut. LKW transportieren zu 90 % Baumaterial aller Arten, geschlossene Transporter oder Container waren nur äußerst selten zu sehen. Der "Standard"-LKW ist ein Mercedes 1924 in orange.

Außerdem gibt es noch einige wenige Volvos und einige uralte US-Sattelschlepper vom Typ "Mack".

Die Fahrer sind offensichtlich stolz auf ihre "Mercedes" und dekorieren sie, oft auch mit religiösen Symbolen oder Worten.

Ein Wagen wird so lange gefahren, bis nichts mehr geht, dann tritt einer der zahllosen kleinen Garagen-Betriebe links und rechts der Straße in Aktion und baut aus 3 Wracks wieder ein fahrfähiges Fahrzeug.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Urs Heßling

#3
moin,

Teil 2b

der Standardtransporter in der Stadt ist ein blauer Halbtonner (ich bin mir nicht sicher, ob diese Grenze immer eingehalten wird) den man in allen mögliche Beladungszuständen sehen kann.

.. und zum Schluß noch der schon erwähnte "Mack".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Urs Heßling

#4
moin,

Teil 3

der Iran ist das Gebiet einer uralter Kulturnation (oder besser : sich ablösender Nationen).

Ich werde Euch nicht mit Bildern von 6000 Jahre altem Porzellan in Museen langweilen, aber einige spektakuläre Bilder sollen es schon sein.

Bild 1 - Felsenreliefs aus der Zeit des Sassaniden-Königs Schapur I. (250 n. Chr.)

Bild 2 - Persepolis, Hautstadt der Achämeniden-Könige ("Perser") Darius und Xerxes, das "Tor der Welten"
            (ca. 500 v. Chr.)

Bild 3 - Persepolis, Gesamtanlage

Bild 4 - Persepolis, das "Tor der Welten" aus Entfernung

Bild 5 - Mausoleum des persischen Dichters Hafiz (1315-1390)

Bild 6 - die nur aus Lehm erbaute Festung von Rayen (10. Jahrhundert n. Chr.)

Bild 7 - Zikkurat von Tchoga Zanbil (ca. 1250 v. Chr.) vergleichbar dem "Turmbau zu Babel", erbaut aus jetzt zerfallenen ungebrannten Lehmziegeln, dann später mit gebrannten Ziegeln repariert"

Gruß, Urs


Fortsetzung folgt !  :O/Y
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smutje505

Hallo Urs vielen Dank für das zeigen deiner Bilder  :TU:).Da kommen bei mir Erinnerungen auf-ich war vor 43 Jahren 3 Jahre in Syrien (Botschaft der DDR).
Deine Schilderung:  Bei einer Busreise fällt einem zuerst der Verkehr auf, also fange ich damit an.
In Teheran Auto zu fahren kam mir so vor wie eine Fahrt im Wildwasser mit vielen Booten gleichzeitig, jeder fährt mehr oder weniger so, wie er will, drängelt so gut er kann und gibt wirklich nur im letzten Augenblick nach : nichts für zarte Gemüter, wer Rücksicht nimmt, hat schon verloren. Als Gast im Taxi (die Fahrer sind die Stars des Verkehrs und es gibt hunderte von Taxen) kann man nur lachen, beten oder die Augen schließen.
Damals war bei uns noch nicht soviel Verkehr und die Autos waren noch nicht so modern aber ich schüttele heut noch den Kopf über die Fahrerei in der Stadt. Und ich war mit meinem Pikup mittendrin.
Nochmals vielen Dank für dein Bericht. Wenn es gewollt ist kann ich ja auch von damals 1974-1976 von Syrien Bilder einstellen.

der erste

Hallo Urs, schöner Bericht. Mein Freund Egbert war vor ca. 4 Jahren auch im Iran und hat dasselbe berichtet. Ein anderer Freund von mir war vor einem Jahr dort. Und alle berichten, jetzt auch Du, dasselbe: Freundliche, aufgeschlossene Menschen, ein ausgeprägtes Wir-Gefühl. Völlig anders als in den Medien hier immer berichtet wird. Bei mir kommt jetzt im Herbst erst ein-mal wieder Aserbaidschan und dann auch noch mal der Iran.

Urs Heßling

moin,

Teil 4 -

Die Paläste der Könige und der beiden Pahlevi-Schahs machten auf mich keinen guten Eindruck; es waren Protzbauten, die ohne besonderen Kunstverstand mit vielen "Geschenken" fremder Nationen und zweitklassigen Kunstgegenständen dekoriert waren, mit einem Wort : enttäuschend (aus meiner Sicht !)

Gruß, Urs
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Urs Heßling

moin,

Teil 5 - Gärten

Die Gärten sind "Prachtstücke" der islamisch-arabischen Kultur.
Wo Wasser vorhanden ist, wird es zur Schaustellung genutzt.

Bild 1 und 2 - Rosengarten in Shiraz, das für seine Rosen und Gärten berühmt ist

Bild 3 - Wassergartenanlage in Mahan

Gruß, Urs
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Urs Heßling

moin,

Teil 6 - im Basar

Eine breite Palette incl. "westlicher" Dinge

Gruß, Urs
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Urs Heßling

moin,

Teil 7a - Wüste 1

der Iran ist ein Wüstenland. Es gibt Gebirgswüsten mit unglaublichen Farbkombinationen, Stein- und Sandwüsten, die letzten mit dem typischen "Wellen"-Bild.

Aus den Geröllwüsten erheben sich oft - wie Inseln aus dem Meer - einzelne Berge (Bild 4-6)

Gruß, Urs
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Urs Heßling

moin,

Teil 7b - Wüste 2

Ein besonderes Highlight sind die durch Winderosion entstandenen Formen der "Kalouts" in der Wüste Lut - aus denen sich die individuellen Phantasien ganz verschiedene Dinge vorstellen können

Gruß, Urs
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Urs Heßling

moin,

Teil 8 - Sprengsel

Bild 1 - eine "Felseninsel" , etwas für Geologen

Bild 2 - Stadtfestung aus Lehmziegeln in Shiraz, mit einem schiefen Turm, nicht ganz so schief wie in Pisa

Bild 3 - ein Marmor-Steinbruch

Bild 4 - Der Iran hat auch viele "Viertausender" - mit ewigem Schnee

Bild 5 - Die iranische Währung, der Rial, befand sich im "freien Fall" , wenige Tage später wurde uns "auf der Straße" ein Tauschkurs von 75.000 angeboten

Bild 6 - das ist kein Kapitän zur See, sondern der "Chef-Fahrer" einer Reisebusunternehmens

Bild 7 - diw "Windtürme" von Yazd dienen zur Kühlung des Wassers, das sich im Zentrum in dem durch eine kleine Kuppel erkennbaren Reservoirs befindet

Gruß, Urs

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Urs Heßling

Teil 9 - Isfahan - die für mich beeindruckendste Stadt

Bild 1 - die "Große Moschee"

Bild 2 - die 23-Bogen-Brücke - über den jetzt ausgetrockneten Fluß Zayandeh Rud

Bild 3-7 - der Mejdan, der Große Platz, umrundet von für Geschäfte gebauten Kolonnaden, mit dem Königspalast (dem "Ersten Hochhaus" des Iran, um 1660) und 2 berühmten Moscheen
Die Moscheen stehen "schräg" zur Längslinie des Platzes, weil es wichtig ist, daß ihre Gebetsnischen in Richtung Mekka zeigen.
Bild 4 und 5 "herunter" vom Dach des Königspalastes

Gruß, Urs


P.S.

Das war's !
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Big A

Toll, Urs,  danke für's teilhaben lassen.

Hattest Du keine Einschränkungen beim fotografieren bzw. gab es durch die Reiseleitung irgendwelche Vorgaben?

Hat sich die US-Iran-Krise irgendwie bemerkbar gemacht?

Axel
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(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

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