Betontanker R 1, jetzt Kirchenschiff "St. Jozef", im Fernsehen

Begonnen von TD, 11 August 2014, 21:09:58

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TD

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/Belgien,sendung265402.html

Betontanker R 1, jetzt Kirchenschiff  "St. Jozef", im Fernsehen


Bereits in der letzten Woche lief im NDR innerhalb der Sendung

MARE TV
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mare_tv/Belgien,sendung265402.html

neben vielen interessanten Fischerei und Schiffahrtssachen auch viel  über den
Betontanker R 1 welcher in Rotterdam in jahrelanger Arbeit erbaut wurde
und 1944 ohne Motoren nach Antwerpen geschleppt wurde.
Am 4.9.1944 wurde der Betontanker in dann Antwerpen zurück gelassen.

Ab 1952 wurde der Tanker zum Kirchenschiff  "St. Jozef" umgebaut und ist als solches immer noch in Dienst.

Einige Angaben im Film sind zwar nicht richtig, aber man kann deutlich sehen wie groß dieser Tankertyp aus Beton war.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

RonnyM

...und ich musste schmunzeln, weil immer von einem "Kriegsschiff" die Rede war. :-)

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

RonnyM

...richtig Beate, nur in diesem Beitrag hat der Laie unter dem Begriff "Kriegsschiff" eine ganz andere Vorstellung... :wink:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Elektroheizer

Nicht unbedingt. Wenn da steht "U-Boot-Versorger" kann ein mit-denkender Laie auch so darauf kommen, daß ein Kriegsschiff nicht unbedingt ein Kampfschiff sein muß.

Schmunzeln musste ich aber bei einem anderen ehemaligen Kriegsgerät, dem amerikanischen Amphibienfahrzeug DUKW mit dem angebautem Schiffsbug. Klasse, mit sowas Stadtrundfahrten zu Land und zu Wasser zu machen  :ML:

Überhaupt musste ich da viel schmunzeln, so bei den 65 km Küsten-Straßenbahn, und den drei Grundnahrungsmitteln Muscheln, Pommes und Bier. Oder der Beschreibung der belgischen Küche: "Französische Qualität und deutsche Portionen". Nettes Völkchen, da muss ich auch mal hin  :-)
Ich habe das Grauen gesehn

TD

#6
Ich weiss nicht ob ich diesen alten Text schon einmal hier eingesetzt habe ?

Vom Betontanker zum Kirchenschiff.


Der Bau von Schiffen aus Beton wurde im zweiten Weltkrieg auch vom Deutschen Reich nach den
immer größer werdenden Schiffsverlusten als schneller Ersatz für Stahlschiffe durchgeführt.
Neben der großen Ersparnis am immer wertvoller werdenden Schiffbaustahl sollten auch die mit Kriegs-
schiffsbauten, Umbauten und besonders Reparaturen total überfüllten Werften entlastet werden
Durch Einsatz von einfachen Baugruben u.ä. als Bauplatz sollten ferner die Schiffsbauplätze der ,,normalen
Werften"  freigehalten werden, durch Benutzung des Baustoffes Beton wurden für den Schiffbau ,, artfremde
Berufe" benötigt wie Maurer, Stahlflechter usw. welches zumindestens beim Bau der Schiffskörper keine bzw.
kaum Werftarbeiter erforderlich machte, an welchen durch Einsatz an der Front, Abkommandierungen zu vielen
im eroberten Ausland für Deutschland tätigen Werften und den oben angeschnittenen  kriegsbedingten Mehr-
arbeiten bereits ein großer Personalmangel bestand.
Die großen Planungen der Jahre 1941/42 zum Bau der verschiedenen Betonschiffstypen, vom großen Tanker bis
zum kleinen Binnenschiff , kamen nur langsam voran und wurden teilweise schon 1944 zu den Akten gelegt.
Neben der negativen Kriegsentwicklung für Deutschland mit all seinen Erscheinungen wie Bombenangriffe, Material- und Personalmangel, Notprogrammen usw. war die im Dritten Reich blühende Verzettelung der Zuständigkeiten nicht unerheblich an diesen Verzögerungen schuld.
Ausser dem Reich mit seinen Ministerien ( Reichsverkehrs-, Wirtschafts-.Ost-, Finanzministerium  u.a. ) arbeitete die Wehrmacht, Partei ( Transportgruppe Speer, Deutsche Abeitsfront ) sowie verschiedene Ausschüsse, Treuhänder usw. beim Bau von Betonschiffen mit, neben und teilweise gegen einander in verschiedenen Bauweisen und Typen.
Der Schiffbau wurde und sollte an verschiedenen Orten in Deutschland , Österreich ( damals Ostmark) Ungarn, Bulgarien, Ukraine, Kroatien, Rumänien, Italien, Frankreich, Holland,  Dänemark und Norwegen durchgeführt werden.
So wurde in Holland neben Betonpontons für die Reichsbahn eine Serie von 24 Kümos für die Transportflotte
Speer  gebaut sowie als größtes Schiff einen Betontanker von 3200 t in der Spantenbauweise.

Innerhalb meiner Forschungen zu den Betonschiffbauten im Zweiten Weltkrieg habe ich zu diesen Schiff einige Daten und Fotos zusammen tragen können, leider ist in vielen Punkten eine endgültige Klärung bisher nicht gelungen.
Nachstehend habe ich alle bisher auffindbaren Daten zu diesen Bauvorhaben zusammen gestellt, für Ergänzungen
jeder Art bin ich immer dankbar.


1942:   Beginn von Planungen des Reichswirtschaftsministeriums - Minralölabteilung für eine Reihe von   Betonseetankschiffen  im Adriaraum ( 3 in Kraljevica, 4 in Mestre bei Venedig )
01.08.1942 Baubeginn in einen Schwimmdock ( Gemeente Dock / Maashaven) in Rotterdam gemeldet.
27.03.1943 Bauvertrag  zwischen der Kontinentalen Betonschiffbau GmbH., Berlin ( neugegründete
  Tochterfirma der Kontinentalen Öl Transport AG.,Berlin ) als Treuhänder des Deutschen
  Reiches ,(Reichswirtschaftsministerium) und  dem Konsortium für Stahlbetonschiffbau
  ( Gebr. Sachsenberg , AG., Sainrapt & Brice SA.,Siemens.Bauunion GmbH.) Berlin über
  den Bau des Typschiffes für diese Adria- Serie.
  Bezeichnung des Schiffes: 2030 , später in R 1 geändert.
01.05.1943 Schiffsrumpf zu 25 % fertig gestellt lt. Meldung.
01.07.1943 Aufschwimmen des Schiffes lt. Planung des Sonderausschußes Betonschiffbau.
13.10.1943 Weiterbau des unfertigen Schiffsrumpfes vom Hauptausschuß Schiffbau beim Reichsminister
  für Bewaffnung und Munition genehmigt, Endausrüstung vorerst verboten. Termin Wasserung
  ( Aufschwimmung) Rumpfes für Januar 1944 vorgesehen.
23.03.1944 Zwischenrechnung des Konsortium´s für Betonschiffbau über 4.095.092,65 RM aufgemacht,
  nicht enthalten ist in dieser Summe der geplante Einbau der Ausrüstung und die Haupt-
  maschiene. Lt. dieser Rechnung sollte die Ausrüstung bei der De Rotterdamsche Droogdok
  Maatschappij, Rotterdam en Scheepsbouw Mij "Nieuwe Waterweg", Schiedam
  durchgeführt werden.
12.04.1944 Ausrüstung des Schiffes im Raum Antwerpen genehmigt.
09.05.1944 Mit Sicherheit noch im Baudock befindlich.
Juni/Aug.1944 Aufgeschwommen,mit einen Tarnanstrich versehen und dann nach Antwerpen geschleppt.
04.09.1944 Bei der Räumung Antwerpens´s durch die Kriegsmarine dort zurück gelassen, obwohl nicht
  in den teilweise erhaltenen Spreng- und Vernichtungsberichten aufgeführt, vermutlich durch
  Sprengung versenkt.
05.09.1944 Im unbekannten Zustand alliierte Beute geworden und später dem belgischen Staat
  zugesprochen.
  Der Rumpf wird im Hafen Antwerpen als Kohlenhulk eingesetzt.
1952  An die katholische Kirche abgegeben und zum Kirchenschiff ,, Apostolaat der schippers"
  ST.JOZEF  umgebaut.
1997  Noch so im Einsatz.


So dient dieser Projektbau heute noch einen guten Zweck und wird dieses dank der fast unzerstörbaren Bauweise
wohl noch viele Jahre können.
Im Krieg hat der Neubau ein im Westraum besonders wichtiges Schwimmdock jahrelang für jegliche andere
Nutzung blockiert,lt. einer Notiz vom September 1944 waren schon über 4,3 Mill. Reichsmark investiert
worden und eine Maschine hatte der Neubau dafür immer noch nicht erhalten können.
Ob diese Maschine überhaupt irgendwo bereit lag ist in keiner der Akten zu finden gewesen.
Weitere Fragen wären genauere Daten zur Kiellegung, Aufschwimmung, Überführung nach Antwerpen,
Zustand im September 1944, Verwendung nach 1944 und natürlich ob es je einen Namen für diesen Tanker gegeben  hat oder geben sollte

Gruß

Theo





P.S.: In einer Zeichnung zum Betontanker war ein Fenster mit Blumenbank und den Schiffsnamen UNIKUM angebracht.
Die technischen Zeichner hatten bei der langen Bauzeit auch viel Freizeit !

Leider sind die ganzen Akten bei der Pleite von Dyckerhoff & Wildmann vernichtet worden.
Im Nachhinein kann man sich Freuen eine Woche in München im Keller gesessen zu haben.























































...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

kgvm

"ein im Westraum besonders wichtiges Schwimmdock"
wirklich ein Schwimmdock??

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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