Verleihung des Bandenbekämpfungsabzeichen an Marinangehörige

Begonnen von wirbelwind, 11 November 2017, 10:36:11

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wirbelwind

Hallo,

in einem anderen Forum las ich, dass ein Angehörigen der Kleinkampfverbände der DKM das Bandenbekämpfungsabzeichen in Bronze erhielt. Das wurde doch in der Regel nur bei der Partisanenbekämpfung verliehen. Damit hatte aber die Deutsche Kriegsmarine wenig am Hut. Polizeieinheiten, SS-Verbände (Dirlewanger) bzw.auch Heereseinheiten wurden dafür normalerweise eingesetzt. Also unter welchen konkreten Voraussetzungen ist das wohl geschehen?

MfG Wirbelwind

bettika61

#1
ZitatDamit hatte aber die Deutsche Kriegsmarine wenig am Hut.
Doch, Marineeinsatzkommandos wurden zur "Bandenbekämpfung" eingesetzt
Suche mal z.B. nach "Borgo Ticino" Massaker
Noch 2012 gab es einen Prozeß gegen Ernst Wadenpfuhl vom MEK 80
http://www.lastampa.it/2013/02/05/edizioni/novara/condannato-all-ergastolo-per-la-strage-del-muore-un-mese-dopo-la-sentenza-DZVVLTmf79P3Vw4s2p8z0O/pagina.html

Für mehr Info http://www.buchdienst-hohenrain.de/Versandbuchhandlung/Zeitgeschichte/Kobelt-Hartwig-Marine-Einsatzkommandos.html
Edit: daraus
ZitatDie permanente Bindung des MEK 80 in der Partisanenbekämpfung hat letzlich dazu geführt, das die meisten Angehörigen des Kommandos das am 29.Januar 1944 gestiftete Bandenkampfabzeichen trugen, das in der ersten Stufe (Bronze) nach 20 Kampftagen verliehen werden konnte.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

wirbelwind

Hallo Beate,

erst einmal danke für die Hinweise. leider bin ich der ital. Sprache nicht mächtig, um mir erschließen zu können, wie der Fall Wadenpfuhl zu bewerten ist. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass die Kleinkampfverbände unter Heye die ,,Brandenburger" der DKM waren. Übrigens habe ich gelesen, dass ein Erlass besagte, dass die notwendigen Einsatztage für das Bandenkampf-Abzeichen rückwirkend zum 01.01.1943 gezählt werden konnten. Besagter Angehöriger der Kleinkampfverbände erhielt das Abzeichen im August 1944 für 20 Einsatztage in der Partisanenbekämpfung.

MfG Wirbelwind

M-54842

#3
Hallo Wirbelwind,
in dem empfehlenswerten Buch "Marine-Einsatzkommandos" von Hartwig Kobelt wird die Thematik umfangreich behandelt und Du findest sogar Fotos von MEK-Angehörigen mit Bandenkampfabzeichen.

Violoncello

Hallo Wirbelwind,

die sehr pauschale Aussage "KdK = `Brandenburger´ der Kriegsmarine" könnte Anlaß zu falschen Annahmen geben. Zweifelslos haben sich die Kriegsmarine und das OKW/WFSt in dem Zeitraum zwischen der Aufstellung der Marineeinsatzabteilung (ab 20. April 1944 Kommando der Kleinkampfverbände) und der Überführung des Amtes Ausland/Abwehr in das SS-Reichssicherheitshauptamt Mitte 1944 darauf verständigt, dass die Kriegsmarine für Kommandounternehmungen auf See und die Abwehr/das RSHA für solche auf Binnengewässern zuständig sein sollte. Personal und Material der Küstenjäger-Abteilung "Brandenburg" sind dann ja auch teilweise (das Personal hatte die Wahlmöglichkeit) in die Marineeinsatzabteilung/das Kommando der Kleinkampfverbände überführt worden.

In die Aufgaben der "Brandenburger" sind aber tatsächlich dann nur die Marine-Einsatz-Kommandos eingetreten, sieht man einmal von den reinen Transportaufgaben der K-Flottillen ab. Die Marine-Einsatz-Kommandos wiederum hatten nur einen Anteil an der gesamten Personalstärke des KdK von wohl etwa etwa 5% bis höchstens 10%.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Soweit Marine-Einsatz-Kommandos in der "Bandenbekämpfung" eingesetzt wurden (MEK 30 und 35 in Norwegen, MEK 80 in Italien, MEK 71 wenige Wochen MEK 71 in Südfrankreich) spielten sie hierbei schon eine gewichtige Rolle. Im Bereich des SS- und Polizeiführers Oberitalien West, SS-Brigadeführer Willy Tensfeld, war der Kommandoführer des MEK 80, Kapitänleutnant Dr. Waldemar Krumhaar, sogar Sicherungskommandant des Sicherungsabschnitts 5 zwischen Lago Maggiore und Lago d`Orta. Die Bedeutung des MEK 80 in der Partisanenbekämpfung wird auch durch ein Schreiben deutlich, dass Tensfeld am 19. Juli 1944 an den Höchsten SS- und Polizeiführer in Italien, SS-Obergruppenführer Karl Wolff, richtete. Tensfeld schlug "drei Angehörige des Sicherungsabschnittes 5, einer Marine-Einheit", für die Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse vor. Allerdings wurde dieses eher ungwöhnliche Ersuchen von Wolff zurückgewiesen.
(BArch R 70 Italien/26 f. 147f.)

Viele Grüße

Violoncello

wirbelwind

Hallo,
mittlerweile ist doch von Euch einiges zusammen gekommen, dass mein Wissen erweitert hat. :-) Mir war vorher die Rolle der Kleinkampfverbände nur in Bezug auf kampfschwimmer und die Einmann-U-Boote geläufig. Mit Verwunderung mußte ich feststellen, dass es Marineeinsatzkommandos gab, die bei der Partisanenbekämpfung zum Einsatz kamen und dabei auch infantristisch eingesetzt wurden. Normalerweise müsste es dann ja auch zu Verleihungen des Infantriesturmabzeichen an diese Angehörigen gekommen sein, sofern die Bedingungen dafür als erfüllt galten.
MfG Wirbelwind

desertfox

Infanteriesturmabzeichen wurde nur an Heeresangehörige verliehen siehe

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Orden/isa.html

Grüße vom Desertfox

Besitzer

#7
Moin  :MG:

Rückzug der Besatzung U565 aus dem Mittelmeer, Kämpfe mit Partisanen!

Bericht von meinem Freund F.S.



Gruß  :MG:
Seemannsgarn wird nicht geflochten,
sondern gesponnen! ;-))

wirbelwind

Hallo Desertfox,

nach dem Link zum Lexikon der Wehrmacht zu urteilen, wo es um die verleihung des Infantriesturmabzeichens ging, scheint es so, dass es an Marineangehörige nicht verleihen werden konnte. Nur keine Regel ohne Ausnahme und auf die käme es mir an. Einem Angehörigen des MEK soll das infantriesturmabzeichen verliehen worden sein, so die Aussage im Forum der Wehrmacht. Vielleicht wurde es mit dem allgemeinen Sturmabzeichen verwechselt. Dessen Verleihung war ja breiter gefasst...
MfG Wirbelwind

M-54842

#9
Bei Weber/Skora "Die Kriegsabzeichen der Kriegsmarine" befindet sich auf der Seite 528 das Foto eines Marineinfanteristen mit folgenden Auszeichnungen:
- EK II
- EK I
- Flottenkriegsabzeichen
- Infanterie-Sturmabzeichen
- Nahkampfspange
- Verwundetenabzeichen.

Bei Bölscher "An den Ufern der Oder. Die 1. Marine-Infanterie-Division und das letzte Aufgebot des Großadmirals Dönitz am Ende des Zweiten Weltkriegs" befindet sich auf der Seite 193 ein Foto, auf dem Dönitz einen Marineinfanteristen auszeichnet. Dieser trägt ebenfalls das Infanterie-Sturmabzeichen.

wirbelwind

Lt. Mitteilung des Adm. Wehrmachtlexikon im Wehrmacht-Forum steht in B. Hartmanns Buch ,,Die Kriegsauszeichnungen des dt. Heeres", dass eine Verleihung des Infantriesturmabzeichens an Angehörige der Luftwaffe und der Kriegsmarien erfolgen konnte, wenn diese in Einheiten des Heeres eingesetzt bzw. diesen unterstellt waren. Diese Aussage untermauert das bei Weber/Skora bgezeigte Bild des Marineinfantristen, M-54842.
Mfg Wirbelwind

desertfox

Hallo Wirbelwind

War mir so bis jetzt nicht bekannt und deshalb vielen dank für die Info  top

Drüße vom Desertfox

harbec

... habe mal im Klietmann (früherer Ordenspabst III. Reich) geblättert und noch
einige interessante Stellen hinsichtlich der Verleihung des Bandenkampfabzeichens
gefunden.

Da heißt es u.a. am 1.2.1944 von Himmler:
1. ...
2. ...
3. Das Bandenkampf-Abzeichen kann an Führer, Unterführer und Männer aller im
    Bandenkampf
eingesetzten deutschen Verbände verliehen werden.
4. ...
und folgende.

Weiterhin sagt das Marine-Verordnungsblatt vom 15.10.1944 veröffentlichte unter der
Nummer 574 den folgenden Text als Zusatz zu den bisherigen Verleihungsbestimmungen:
"Der Reichsführer-SS hat auf eine Anfrage zugestimmt, dass für die KM neben den in den
Verleihungsbestimmungen festgelegten Bedingungen folgende Fälle der Bandenbekämpfung als
Kampftage für das Bandenkampfabzeichen in Anrechnung gebracht werden können:
1. Kampf mit Bordflak besetzter Motorsegler und anderer Fahrzeuge mit Bandenseglern
bzw. -Fahrzeugen.
2. Enterkampf mit Bandenfahrzeugen.
Nicht zur Anrechnung können dagegen gebracht werden: Beschuß von Fahrzeugen der KM
von Land aus mit Bandenartillerie und Eingriff von Fahrzeugen der KM mit Artillerie von See aus in den Bandenkampf."
Gruß Hartmut

wirbelwind

Hallo,
das ist das Schöne am Forum, Stück für Stück fügt sich das Bild durch die unterschiedlichen Beiträge
oft mit Quellenangabe und schon ist der Leser wieder schlauer. Auch bei solchen Sachverhalten, die er vorher garnicht so auf dem ,,Schirm" hatte. 8-)
MfG Wirbelwind

Urs Heßling

#14
moin,

Zitat von: harbec am 17 November 2017, 13:12:28
1. Kampf mit Bordflak besetzter Motorsegler und anderer Fahrzeuge mit Bandenseglern
bzw. -Fahrzeugen.
2. Enterkampf mit Bandenfahrzeugen.
Da gibt es wohl einige Fälle mit Beteiligung von Schnellbooten der 3. und der 7. S-Flottille

dazu 2 Zitate aus der Chronik des Seekriegs :
8.– 28.1.1944
Luftkrieg östliches Mittelmeer
.. Das dt. S-Boot S 55, das zuvor zusammen mit S 36 einen Einsatz gegen Partisanenfahrzeuge durchgeführt hat, wird am 10.1. bei einem Luftangriff westlich von Korcula in der Adria beschädigt und sinkt nach der Explosion der eigenen Torpedos. ..

1.6.1944
Mittelmeer / Adria
Die 7. S-Flottille (KKpt. Trummer) mit den Schnellbooten S 153, S 155, S 156 und S 157 versenkt in der Nacht zum 1.6. westlich von Lissa einen jugoslawischen Motorsegler und kapert zwei weitere. Die Boote bringen über 100 Gefangene ein.
- Zitat Ende -

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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