Schiffe in Oslo vor Weserübung

Begonnen von chattius, 04 August 2017, 12:01:47

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chattius

G'Moie
Vereinzelt stolpere ich über Texte die besagen dass Tage vor Weserübung ein Schiff (WIDAR) Kommandokräfte und Ausrüstung  nach Oslo gebracht hat. Sie sollen Fornebu für die Besetzung durch die Luftwaffe verbereitet haben. Weis jemand etwas genaueres?
Gruss Chattius

t-geronimo

Nach Geirr Haarr, "The German Invasion of Norway", erreichte Widar am 07.04.1940 Oslo.
Sie war demnach ein normales mit Kohle beladenes Handelsschiff, das jedoch eine sehr gute Funkausrüstung hatte und ein Geheimfach mit Codebüchern und Geheimbefehlen. Der Kapitän wußte nichts von OP Werserübung, hatte jedoch den Befehl, den Verkehr auf See und in der Luft genau zu beobachten und zur Abwehrstelle Hamburg zu melden.
Am Abend des 08.04. kam ein Agent der Abwehr, Oberleutnant Hermann Kempf, auf der Widar an. Kempf war erst wenige Tage zuvor aus Berlin gekommen und wußte bis zum Morgen des 8. auch nichts von der Operation, wurde dann jedoch von Marineattaché Schreiber eingeweiht.
Sein Auftrag war die Überwachung des Funkverkehrs der Widar bis zum Eintreffen der Gruppe 5.

Mehr erwähnt Haarr kaum über die Widar.
Bei Lochner bin ich auf die Schnelle nicht fündig geworden, da meine Ausgabe keinen Index hat, was die Suche sehr erschwert.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

JensA

Hallo,

Ich habe keine Erwähnungen von "Widar" in den KTB's 1./Skl., Marinegruppenkommando Ost oder Befehlshaber der Sicherung der Ostsee und auch nicht in die Akten der Gruppe XXI gefunden.

So ich denke, dass das Schiffe kein aktives Teil in der militärischen Planung war.   

mfg.
Jens

redfort

#3
Zitat von: chattius am 04 August 2017, 12:01:47
G'Moie
Vereinzelt stolpere ich über Texte die besagen dass Tage vor Weserübung ein Schiff (WIDAR) Kommandokräfte und Ausrüstung  nach Oslo gebracht hat. Sie sollen Fornebu für die Besetzung durch die Luftwaffe verbereitet haben. Weis jemand etwas genaueres?
Gruss Chattius

Moin,
die glaube ich nicht so ganz !
Weil der Flugplatz Oslo-Fornebu erst Ende April / Anfang Mai 1940 den Flugbetrieb durch die Fl.H. Kdtr. E 4 / IV durch die deutsche Luftwaffe aufnahm.
Zuerst einmal transportierten die Dampfer des Luftgau zbV 200 unter den Transportchef (See) beim X. Fl.Koprs (Oberst Roth) das benötige Material , nur Flieger-Gerät, Fliegerbodengeräte und Verbrauchstoffe.
Für Personaltransporte (Wesertag und Wesertag + 1) war die Kampfgruppe zbV. 108 mit 42 Flugzeugen von Norderney und List / Sylt (He 59 und Ju 52 ) zuständigt u.a. eine Infanteriekompanie (160 Mann), Nachrichtenpersonal (55 Mann) und Personal für die Einsatzhäfen-Kommandanturen ( 200 Mann). "Eintreffen der Flugzeuge in den Bestimmungsorten nicht vor "Weser-Uhrzeit" !
Dann standen die Flugsicherungsschiffe Rolshoven / Bergen, Tschirschky / Drontheim und Karl Meyer / Oslo für den Funkverkehr (Befehlsnetze) sowie Reparatur und Versorgungszwecke zur Verfügung, diese Schiffe hatten auch eine verstärkte Besatzung und auch die entsprechenden Luftwaffenoffiziere als Fliegerhorstkommandanten an Bord.

Die E-Häfen werden am "Wesertag" erst nach Weserzeit zunächst durch das auf den Flugsicherungsschiffen eingeschiffte Vorkommando besetzt. Kommandanten der E-Häfen sind die auf den Flugsicherungsschiffen eingesetzten Luftwaffenoffiziere. Nach Besetzung der E-Häfen ist nach oben gut sichtbaren Hakenkreuzflaggen ausgelegt.

:MG:
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Violoncello

Hallo Chattius,

ich kann eigentlich nur t-geronimos Ausführungen ergänzen: Nach Uwe Brammer: Spionageabwehr und "Geheimer Meldedienst" - Die Abwehrstelle im Wehrkreis X Hamburg 1935-1945 (Freiburg 1989), Seite 114, wurden Handelsschiffe, die in der zweiten April-Woche südnorwegische Häfen anlaufen würden, vom Referat IM der Abwehrstelle Hamburg mit Agentenfunkgeräten ausgerüstet, um Informationen übermitteln zu können. Zu den in die Übermittlung geheimer Nachrichten eingewiesenen Besatzungsmitgliedern dieser Handelsschiffe zählte auch der Zweite Offizier der "Widar", der gleichzeitig auch Funkoffizier des Frachters war. Die "Widar" ging in den ersten April-Tagen in See, übermittelte den ersten Funkspruch bereits am 5. April 1940 um 18.00 Uhr (Positionsangabe und Wettermeldung). Dieser wurde um 21.00 Uhr nach Berlin weitergegeben. Am 7. April 1940 lief die "Widar" um 10.00 Uhr in den Osloer Hafen ein. Im BArch sind unter der Signatur RH 2410/603 insgesamt 40 an die Abwehrstelle Hamburg gerichtete Funksprüche der in Oslo liegenden "Widar" archiviert (erster Funkspruch 5. April 18.00 Uhr, letzter Funkspruch 11. April 19.00 Uhr). Allein am 9. April 1940 wurden zwischen 7.45 Uhr und 18.25 Uhr 27 Funksprüche über den Ablauf der Besetzung Oslos abgesetzt.

Viele Grüße

Violoncello

chattius

G'moie

Danke für die Antworten.
Das bestätigt einen Teil meiner Notizen, die WIDAR hatte ein Abwehrfunkgerät und stand vermutlich mit der Abwehrstelle in Stahnsdorf in direktem Kontakt. Das Problem mit den Einsetzen der Abwehr ist es dass man kaum Unterlagen findet. Ein erfolgreiches Kommandounternehmen wurde zwecks Widerverwendung nicht publik gemacht. Zu diesem Kriegszeitpunkt ging es bei Einsätzen der Abwehr/'Brandenburger' hauptsächlich darum die Zerstörung wichtiger Ziele zu verhindern. Weserzeit war 5:15. Die Sicherung der Flugplatzbefeuerung und des Brennstoffes sowie eine mögliche Auschaltung der FLAK würde Sinn für den Einsatz von Kommandos oder Quisling-Anhängern machen. Sollte dies erst gewährleistet werden  dann würde ein Funkspruch 'Landen nicht vor Weserzeit' Sinn machen.
Die Fetzen Informationen die ich habe: es sollen Brandenburger unter Volltarnung agiert haben. Vermutlich waren sie Mitglieder der Mannschaft der WIDAR die norwegische Uniformen im Gepäck hatten.

Gruss Chattius

Violoncello

Hallo Chattius,

ja, der direkte Kontakt bestand natürlich über Stahnsdorf, der Funkstelle der Abwehrstelle Hamburg.

Könntest Du zumindest etwas zur Qualität des Urprungs Deiner Notizen sagen?

Gehen sie auf Gerüchte, auf die Aussagen von Personen, die sich auf die Erinnerungen von Augenzeugen berufen, auf die Erinnerungen von Augenzeugen, auf Hinweise in der Sekundärliteratur oder auf Andeutungen in Primärquellen zurück?

Viele Grüße

Violoncello

chattius

G'Moie

(+)auf die Aussagen von Personen, die sich auf die Erinnerungen von Augenzeugen berufen

Die schriftlichen Erinnerungen meines Nachbarn konnte ich fast alle verifizieren. Ich habe in den Unterlkagen der Feuerwehr einen meiner alten Zettel gefunden.
Bei einer Oldtimer-Rallye Ende der Siebsiger war ich in der Jugendfeuerwehr. Bei einer Ortsbegehung habe ich notiert wo wir Strohballen anbringen sollten. Mit von der Partie waren mein Nachbar und sein Freund, beide vom ADAC und beide ehemalige Mitglieder des MG-Bataillon 2. Bei der Teilung des Bataillons kam mein Nachbar zum neuen MG-Bataillon 13 und sein Freund blieb beim MG-Btln2. Das 13. war Teil von Weserübung und das 2. ging nach Afrika. Sein Freund geriet dort in Gefangenschaft und baute eine Freundschaft mit einem Mitglied der Long Range Desert Group auf. Der Engländer war später im Vorstand eines englischen Oldtimer-Clubs.
Bei der Ortsbegehung war dieser als Vorabtrupp des Oldtimerclubs der Partnergemeinde vor Ort, ausserdem ein Mitglied der Funkabteilung des THW und ein Mitglied des DARC, des  deutschem Amatuer Radio Club. Es gab ja noch keine Handies. Die alten Herren tauschten Kriegserinnerungen aus und das Gespräch kam irgendwie auf Einsätze hinter den Linien. Mein Nachbar sagte dass sie bei Weserübung einmal von einem kleinem Trupp deutscher Soldaten empfangen worden sind und sie eigentlich die schnellste Einheit waren. Er sagte dass er dachte dass die anderen schon vor Weserübung vor Ort waren. Daraufhin fragte der Engländer: Du warst in Norwegen, Fornebu?. Mein Nachbar sagte: Nein, in Dänemark nahe Aalborg, das 13. sei erst wegen der hohen Transportverluste von Dänemark nach Norwegen verschifft worden.
Der Engländer sagte daraufhin dass bei seiner Ausbildung gesagt wurde dass in Fornebu sehr wahrscheinlich der Tower vorab gesichert wurde. Der vom DARC sagte ein Bekannter sei damals in Hamburg an neuen Abwehrfunksendern ausgebildet worden und dass bei der Landung in Oslo alle Zwischenstationen der Befehlskette übergangen wurden und Nachrichten von Widder sofort ganz nach oben gingen.
Leider sind alle alten Beteiligten inzwischen verstorben und ich habe nur noch mein Blatt mit den Stichwörtern.
Tut mir leid dass es nicht mehr ist :(

Gruss Chattius


Violoncello

Hallo Chattius,

Deine Aufzeichnungen decken sich doch im Kern mit den überlieferten Archivalien! Ein Dankeschön daher für Deinen asuführlichen Bericht.

Es bleibt das Mysterium des Kommandoeinsatzes gegen Fornebu.

Viele Grüße

Violoncello


#9
Zitat von: chattius am 06 August 2017, 12:44:56Der Engländer sagte daraufhin dass bei seiner Ausbildung gesagt wurde dass in Fornebu sehr wahrscheinlich der Tower vorab gesichert wurde.

Der Tower war zur Weserzeit noch im Bau (Foto in After the Battle No. 126, S. 19).  Welchen Sinn hätte es, den unfertigen Kontrollturm durch Brandenburger im Tarneinsatz zu nehmen, nicht aber die viel wichtigeren Flak- und MG-Stellungen am Platzrand? Der Kdr. der KGr z.b.V. 103 mit dem II./IR 324 an Bord, Hptm. Wagner, fiel in seiner Führungsmaschine beim Versuch der Landung (als erste dt. Maschine). Der Flugzeugführer startete durch und flog zurück nach Aalborg. Dorthin waren zuvor schon die Ju 52 der II./KG z.b.V 1 mit den 1. & 2./FJR 1, die Fornebu eigentlich im Sprungeinsatz nehmen sollten, wegen Schlechtwetters und Nebel zurückgekehrt. [Cajus Bekker, Angriffshöhe 4000]


Zitat von: redfort am 05 August 2017, 12:21:03Weil der Flugplatz Oslo-Fornebu erst Ende April / Anfang Mai 1940 den Flugbetrieb durch die Fl.H. Kdtr. E 4 / IV durch die deutsche Luftwaffe aufnahm.
Zuerst einmal transportierten die Dampfer des Luftgau zbV 200 unter den Transportchef (See) beim X. Fl.Koprs (Oberst Roth) das benötige Material , nur Flieger-Gerät, Fliegerbodengeräte und Verbrauchstoffe.
Für Personaltransporte (Wesertag und Wesertag + 1) war die Kampfgruppe zbV. 108 mit 42 Flugzeugen von Norderney und List / Sylt (He 59 und Ju 52 ) zuständigt u.a. eine Infanteriekompanie (160 Mann), Nachrichtenpersonal (55 Mann) und Personal für die Einsatzhäfen-Kommandanturen ( 200 Mann). "Eintreffen der Flugzeuge in den Bestimmungsorten nicht vor "Weser-Uhrzeit" !
Zitat von: chattius am 05 August 2017, 19:05:58Zu diesem Kriegszeitpunkt ging es bei Einsätzen der Abwehr/'Brandenburger' hauptsächlich darum die Zerstörung wichtiger Ziele zu verhindern. Weserzeit war 5:15. Die Sicherung der Flugplatzbefeuerung und des Brennstoffes sowie eine mögliche Auschaltung der FLAK würde Sinn für den Einsatz von Kommandos oder Quisling-Anhängern machen.

Vorgesehene Absprungzeit für die Fallschirmjäger der 1. & 2./FJR 1 sollte lt. Bekker Weserzeit + 185 Minuten sein, für die 2. Welle, das II./IR 324, die Landung auf dem inzwischen von den Fsch.Jg. freigekämpften Flugplatz um Weserzeit + 205 Minuten erfolgen. Da die Fallschirmjäger niemals absprangen, sondern nach Aalborg zurückkehrten, war wie oben erwähnt die Ju 52 der KGr. 103 mit deren Kdr. Hauptmann Richard Wagner, die erste Maschine, die auf dem feindbesetzten Platz landete und beschossen wurde.

Welchen Sinn sollte dann eine Anweisung »Landen nicht vor Weserzeit« machen, nachdem die ersten Fallschirmjäger erst um Weserzeit + 185 Minuten abspringen sollten?

Gruß
Thomas

chattius

Ich glaube ja selbst nicht dass nach so langer Zeit noch Licht in die Sache kommt. Es ist nur so dass ich lose Fäden hasse.
Bis auf die Aussagen des Engländers konnte ich alles verifizieren. Aber warum sollte dieser lügen? Es könnten Vermutungen der Gegenseite gewesen sein. Es könnte sich auch um ein geplantes oder fehlgeschlagenes Unternehmen gehandelt haben. Vielleicht ist mit Tower die Steuerungsanlage der Navigationshilfen gemeint. Es herrschte ja schlechtes Wetter. Vielleicht sollte nur die Navigation der Fallschirmjäger ermöglicht werden und diese dann die Flak ausschalten. Vielleicht hatte das Unternehmen auf den 'Tower' Erfolg aber das Wetter war zu schlecht für einen Absprung...

Das sind leider sehr viele vielleichts und ich schäme mich um mein damaliges Geschmirre auf dem Zettel: Vornebü, Widder, Staansdorf, ... Ich habe meinen Nachbarn ein paar Tage später auf das Gespräch angesprochen und er konnte nur sagen dass er am Neunten noch in Dänemark war und von Fornebu nicht mehr weis.

Irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl dass ein Schiff nicht rein zufällig zwei Tage vor Weserübung mit Agentensendern an Bord in Oslo gewesen sein kann.

Rudergänger

Hallo,
in der Marinerundschau Heft 4/1956 habe ich im Artikel von E. Pruck  ,,Abwehraußenstelle Norwegen" folgenden Hinweis zu WIDAR gefunden:
,,Oberleutnant K. (Kempf,Hermann) war für Sonderaufgaben freigegeben worden. Er berichtete über sein Wirken: Da ich zur Tarnung meiner Tätigkeit die Kapitäne der deutschen Schiffe als Schiffahrtsbeauftragter empfing und mit ihnen in Gespräch kam, wußte ich natürlich auch, wer A.Fu-Geräte an Bord hatte oder nicht...
Ich hatte mich am 8. April abends mit dem Kapitän des D. WIDAR verabredet, um an Bord zu fahren. Ich habe das Motorboot des Schiffes anwärmen lassen und den II. Offizier und Funker gebeten mit seinem A.Fu-Gerät Verbindung mit Hamburg aufzunehmen. Ab 12 Uhr stan dieses Gerät auf laufenden Empfang. Gegen 4 Uhr morgens hörten wir Kanonendonner und schwere Einschläge in Richtung Dröbak, wo auch mit Hellwerden eine Rauchwolke stand.
Mitterweile waren aber im Morgengrauen die ersten deutschen Aufklärer in Sicht gekommen, die ich immer per Schlüssel meldete. Als nun immer mehr und mehr heranflogen und die erste Maschine in Fornebu landete, wobei die dort stehenden Gloster Gladiator Jäger in Brand geschossen wurden, gab ich den bekannten Funkspruch: 8:10 Uhr Fornebu in deutscher Hand, und habe dann laufend Funksprüche den ganzen Tag über nach Hamburg gesandt, die ich alle mit Dietrich unterzeichnete. Es kam dann von Hamburg die Rückfrage, wer der Beopachter sei. Ich medete mich unchiffriert als Oberleutnant K. Von da ab habe ich nur noch offen gefunkt und bekam gegen Mittag die berühmte Anfrage: Erbitten Meldung Wirkung Stukaangriff. Im selben Augenblick kam die Stuka-Gruppe, die Akershus angriff, in Sicht, so daß ich Artilleriebeobachtung direkt vornehmen und melden konnte"
Soweit ein Auszug aus den obengenannten Artikel aus der Marinerundschau
Gruß
Harald

bettika61

#12
Zitat von: Violoncello am 05 August 2017, 18:39:27
... Nach Uwe Brammer: Spionageabwehr und "Geheimer Meldedienst" - Die Abwehrstelle im Wehrkreis X Hamburg 1935-1945 (Freiburg 1989), Seite 114, wurden Handelsschiffe, die in der zweiten April-Woche südnorwegische Häfen anlaufen würden, vom Referat IM der Abwehrstelle Hamburg mit Agentenfunkgeräten ausgerüstet, um Informationen übermitteln zu können. Zu den in die Übermittlung geheimer Nachrichten eingewiesenen Besatzungsmitgliedern dieser Handelsschiffe zählte auch der Zweite Offizier der "Widar", der gleichzeitig auch Funkoffizier des Frachters war. ....
Hallo,
die Aussage von Brammer basiert auf dem Bericht von Wichmann, :
,,45 Jahre danach"  von  Kapitän z.See Herbert Wichmann
ehem. Leiter der Abwehrstelle Hamburg:
Zur Vorbereitung der Besetzung Norwegens wurde von der Abwehrstelle Hamburg ein Schiff gesucht, das um den 8.-10.April in Oslo sein würde. ,,Der Dampfer ,,Widar" wurde ermittelt und der I.Offizier, der zugleich Funkoffizier war, für die Ermittlung von geheimen Funknachrichten ausgebildet." Das Schiff erhielt ein sog. Agentenfunkgerät (Afu).
Die Ereignisse in Oslo, die Wichert als ,,Sternstunde" der Abwehrstelle Hamburg bezeichnet , wurden  ihm 1979  vom ,,Chef des Stabes des damaligen X.Fliegerkorps, Gen.Ltn.der Luftwaffe Martin Herlinghausen" beschrieben:

,,...Die Transporter der Kolonne nach Oslo starteten so, daß die Fallschirmjäger an der Spitze flogen. Sie sollten 200 Min nach der X-Zeit in Fornebu eintreffen, den Platz gegen eventuellen Widerstand einnehmen und zur Landung der nachfolgenden Verbände herrichten. Jede weitere Transportgruppe folgte im Abstand von 20.Min."
Als die Spitze der Transportverbände mit der Fallschirmjägerkompanie über Oslo ankam, lag der Fjord unter Wolken, es fand sich kein Wolkenloch Fornebu anzufliegen. Der Kommandeur der Transportgruppe gab seiner Gruppe den Befehl, die Landung abzubrechen  und nach Aalborg zu fliegen. Es folgte als Funkspruch der Befehl an alle in der Luft befindlichen Transportverbände zum Abbrechen der Aufgabe und Landung in Aalborg.
Zu diesem Zeitpunkt kam der Anruf der Abwehrstelle Hamburg an den Gefechtsstand, das ein Funkspruch aus Oslo  von einer Funkstelle auf einem deutschen Dampfer  im Hafen eingetroffen war : ,,Sehe Flugzeuge Fornebu landen, höre Gefechtslärm"....
Daraufhin erfolgte ein neuer Funkspruch an die Transportverbände: ,,Funkspruch betr. Abbruch der Landung ist ungültig. Aufgabe durchführen. Einige Flugzeuge bereits in Fornebu gelandet":

Die Bedeutung des Abwehroffiziers  Oberlt. der LW Hermann Kempff, der nicht zur Abwehrstelle Hamburg gehörte , am "Erfolg" wichtet Wichert anders als Pruck:
,,Bei Beginn der Operation am Morgen des 9.April begab sich Kempff in den Hafen und entdeckte dort den Dampfer ,,Widar". Er ging an Bord und zu seiner Freude stellte er fest, daß der Funkoffizier von Hamburg mit einem Afu-Gerät ausgerüstet war. Durch seine Mitwirkung bekamen die so wichtigen Meldungen ihre richtige militärische Fassung und trugen dadurch zur Klarheit bei."
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo zusammen,

nur zur Vervollständigung: Die von der "Widar" abgegebenen Agentenmeldungen sind im Bundesarchiv unter der Signatur BArch RW 49/603 (= Schiffe Bd. 1) überliefert.

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Zitat von: Violoncello am 05 August 2017, 21:27:31
ja, der direkte Kontakt bestand natürlich über Stahnsdorf, der Funkstelle der Abwehrstelle Hamburg.
Hallo,
die Funksprüche der WIDAR gingen erst nach Hamburg-Wohldorf, der Empfangsstelle der Abwehrstelle Hamburg
https://www.geschichtsspuren.de/artikel/fernmeldeaufklaerung-eloka-sigint/143-agentenfunk-abwehr-hamburg.html
Dazu Wichmann:
ZitatAußer der Meldung an das X.Fliegerkorps gaben wir natürlich die von Oslo vorliegenden Meldungen auch nach Berlin. von wo aus sie weiter ans Führerhauptquartier geleitet wurden....Wir haben dann bis zum Nachmittag weit über 100 Meldungen durchgegeben und erreichten durch Kurzschaltung der Leitungen eien Übermittlungsdauer von D.Widar" über Hamburg bis zum Führerhauptquartier von sieben Minuten-eine einmalige Leistung !

Die WIDAR war offenbar nicht das einzige Schiff in Oslo mit Afu:
ZitatBeim Norwegenunternehmen gab es Ausfälle des militärischen Funkverkehrs der ersten Landewelle und es waren Schiffs-Afu-Stationen auf den im Hafen von Oslo liegenden Frachtern Widar und Adar der Neptun-Linie, die mehr als 240 Meldungen an die Abwehrfunkzentrale Hamburg-Wohldorf übermittelten, darunter die ge-glückte Einnahme des Flugplatzes von Oslo und anderer Kampfplätz. Nur mit Hilfe dieser Nachrichtenverbindung konnten die folgenden Schiffs- und Flugzeuglandeunternehmungen in Norwegen erfolgreich weiter durchgeführt werden.
Quelle: Rudolf Staritz "Abwehrfunk-Funkabwehr"
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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