Buchtipps/ Empfehlungen zum Thema Japanische Marine

Begonnen von Friedrich IHN, 25 Juli 2017, 00:31:26

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kalli

Zitat von: t-geronimo am 19 März 2019, 10:59:57
Aber klappt bei euch das herunterladen im epub-Format? Kann das mal jemand ausprobieren?  :?

habs mit Calibre versucht - nicht erfolgreich. PDF klappt aber gut.

t-geronimo

Ja, das ging bei mir auch und ist auf meinem Ebook-Reader zum Glück recht gut lesbar.  :-)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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#17
Nachdem ich Bates nun gelesen habe, verstehe ich nicht, warum Mikawa für seinen Rückzug so gescholten wird. Folgende Gedanken habe ich dazu: 

Ja, seine Ziele (die Transporter) hat er nicht erreicht. Es ist zudem gut möglich, wie Yamamoto ins Feld geführt haben soll, dass es aus strategischer Sicht sinnvoller gewesen wäre die Transporter selbst dann anzugreifen, wenn dabei in Aussicht stand die eingesetzte Flotte zu verlieren. Das passt gut ins Bild der japanischen Opferkultur jener Tage und wirkt daher durchaus nachvollziehbar. Doch Mikawa bekam ja auch im Westen sein Fett weg und das überrascht mich durchaus. 

Aus meiner Sicht ergeben Mikawas Überlegungen durchaus Sinn, wenn man sie nicht vor dem Hintergrund einer "Selbstopferstrategie" betrachtet. Musste er - aufgrund der ihm damals vorliegenden Erkenntnisse - nicht annehmen, dass er seine Ziele nur durch einen Opfergang seiner Flotte erreichen könne? Aber der Reihe nach.
 

Aufgrund der Annahme, die amerikanischen Träger stünden bei Morgengrauen wenigstens 100 Meilen südlich von Guadalcanal, sah Mikawas Plan zunächst einen Zeitraum von rund zwei Stunden für einen Einsatz im Ironbottom Sound vor (ca. 0130-0330). Das hätte dem japanischen Verband einen Abstand von rund 175 Seemeilen um 0600 ermöglicht.   

In diesen zwei Stunden musste er nach Guadalcanal laufen, die dort vor Anker liegenden Transporter angreifen, um anschließend nach Tulagi zu laufen und das gleiche noch einmal zu tun. Und das alles gegen (voraussichtlich) erheblichen Feindwiderstand (Mikawa ging zum Zeitpunkt der Planungen von einer klaren materiellen Überlegenheit der Amerikaner aus). 

Als die Japaner nun mit der Chicago-Gruppe das erste Gefecht führten, war doch mit einiger Sicherheit anzunehmen, dass diese Begegnung nicht nur an alle Kräfte im Raum Guadalcanal/Tulagi weitergegeben werden würde - mit entsprechendem Verlust der Überraschung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen - sondern in weiterer Folge auch die amerikanische Trägerkampfgruppe erreichen müsste. Doch damit wurde die ursprüngliche Annahme, die amerikanischen Träger würden sich im Morgengrauen mindestens 100 Meilen südlich von Guadalcanal befinden, unwahrscheinlicher. Es konnte jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass die Amerikaner die Distanz bis 0600 verkürzen würden. Damit wäre der eigentlich für erforderlich gehaltene Sicherheitsabstand also nicht mehr gewährleistet gewesen.


Dazu kam nun das Problem der Alarmierung der Streitkräfte vor Ort. Offensichtlich konnte die Chicago-Gruppe überrascht werden, aufgrund der einem Seegefecht innewohnenden Aspekte (Geräuschentwicklung, Mündungsfeuer) und erwartbaren Kommunikation des Verbandes, musste das Überraschungsmoment gegenüber alle anderen Feindkräften spätestens ab diesem Zeitpunkt jedoch ausgeschlossen werden. Tatsächlich nahm Mikawa an, bereits vor der eigentlichen Gefechtseröffnung durch einen Zerstörer gesichtet worden zu sein. 

Wie auch immer, nach Abbruch dieses Gefechts ergab sich für Mikawa erstmals die Gelegenheit eines seiner Ziele, die Transportschiffe vor Guadalcanal, anzulaufen. Mikawa entschied sich jedoch stattdessen die gesichtete Kreuzergruppierung im Norden anzugreifen. Warum ist das ein Fehler (wenn ich die Absicht habe meine Flotte zu erhalten)?

Musste der japanische Admiral nicht annehmen, dass diese Gruppierung ihn mittlerweile nicht nur erkannt hatte, sondern auch in Kürze auf ihn operieren würde? Tatsächlich ging sogar der alliierte Befehlshaber zu diesem Zeitpunkt von einem koordinierten Zusammenwirken der eigenen Kreuzergruppen aus. 

Wenn nun Mikawa diese Gruppierung nicht angegriffen hätte, sondern nach Tulagi gelaufen wäre, hätte er dort nicht mit weiterem (Zeit kostenden) Widerstand rechnen müssen?

In der Annahme, die japanischen Aufklärungsergebnisse und Erfolgsmeldungen der Luftwaffe hätten gestimmt (was zu diesem Zeitpunkt auch für Mikawa klar ersichtlich nicht mehr möglich war), hätten neben den bereits gesichteten Kreuzern zwischen Tulagi und Guadalcanal noch ein Schlachtschiff und rund 15 Zerstörer auf ihn gewartet - gefechtsbereit und zu einer koordinierten Aktion imstande (wenigstens musste dies erwartet werden). Hätte die Bekämpfung der Nahsicherung nicht nur weiter Zeit gekostet und u.a. der zuvor noch ausgewichenen Kreuzergruppe ermöglicht, wieder aufzuschließen? Aus Mikawas Nachkriegsaussagen geht klar hervor, dass der Zeitfaktor für ihn ein drängendes Problem war. War zu diesem Zeitpunkt die Erfüllung der Ziele im vorgegebenen Zeitrahmen überhaupt noch möglich? War die Erfüllung der Ziele bei einer rechtzeitigen Aufklärung der Japaner überhaupt möglich?   

Unabhängig davon sah der japanische Schlachtplan vor, dass CruDiv 18 – die Gruppierung um Mikawas Flaggschiff – die Transporter vor Tulagi angreifen sollte, während CruDiv 6 die Transporter vor Guadalcanal zum Ziel hatte. Mikawa erteilte dazu Handlungsfreiheit. Ist es nun seine Verantwortung, wenn der Befehlshaber der CruDiv 6 es für ratsamer hielt, CruDiv 18 bei ihrem Gefecht mir der nördlichen Kreuzergruppe zu unterstützen? 

Eine letzte Möglichkeit ergab sich schließlich nach dem Abbruch des Gefechts mit der Vincennes-Gruppe gegen 0215. Nun hätte Mikawa, nach ursprünglicher Berechnung, noch 0115 Stunden Zeit gehabt um (aufgrund seiner Position) zunächst nach Tulagi und dann nach Guadalcanal zu laufen und dabei aller Voraussicht nach auch noch auf einen abwehrbereiten Gegner unbekannter Stärke zu treffen. Darüber hinaus musste angenommen werden, dass die mittlerweile eingetretene Alarmierung der amerikanischen Kräfte auch Rückwirkungen auf die Position der Transportschiffe selbst haben würde. Ein Absetzen nach Osten war jedenfalls nicht mehr auszuschließen (tatsächlich entfernte sich die Tulagi-Gruppe bereits). Diese Distanz zu überbrücken hätte zu einem weiteren Zeitverlust geführt. Kurzum: Mikawa hätte nun nicht nur wesentlich länger als bis 0330 vor Ort bleiben müssen, wollte er Aussicht auf Erfolg haben, sondern seine Chancen begannen nun auch sichtbar zu schwinden. War ein Ansatz seiner Flotte noch zu vertreten, wenn die Aussicht auf einen vollen Erfolg (die Versenkung der Transporter) nicht mehr gewährleistet schien?

Unter der Annahme, die amerikanischen Träger würden ihren Abstand bereits verkürzen, lief die Zeit eindeutig gegen ihn und jede Minute, die er länger als vorgesehen vor Guadalcanal blieb, reduzierte seine Chancen die Flotte unbeschadet nach Rabaul zu führen. Aus den Nachkriegsaussagen Mikawas und anderer Beteiligter geht klar hervor, dass sie die Bedrohung durch Trägerflugzeuge für lebensbedrohlich hielten und dies - vor dem Hintergrund der bereits gemachten Kriegserfahrungen wohl nicht zu Unrecht - in ihren Überlegungen eine tragende Rolle spielte. Weitere Gründe, die zu diesem Zeitpunkt von seinem Stab gegen eine Fortsetzung des Angriffs ins Feld geführt wurden, waren die erschöpften Torpedobestände, die notwendig gewordene (zeitintensive) Neugruppierung der Flotte für einen Angriff auf Tulagi und die Vernichtung des Kartenmaterials auf dem Flaggschiff. 

Man darf bei all dem auch nicht vergessen, dass Mikawa in jenen Stunden rund 30% des Bestandes an schweren Kreuzern der japanischen Marine befehligte und darum wusste, dass die IJN Schiffe dieser Größenordnung nicht ersetzen konnte bzw. sie doktrinell auch an ganz anderer Stelle zu glauben brauchte (Entscheidungsschlacht).

Im Prinzip basierten Mikawas Handlungen daher auf dem Wunsch seine Flotte zu erhalten. Er folgte dabei, aus meiner Sicht, logischen Überlegungen.   

Wer bis zum Ende durchgehalten hat, dem danke ich für die Aufmerksamkeit.  :-D


Wenn der ein oder andere eigene Ansichten zum Thema hat, würde ich sie gerne lesen!   

Friedrich IHN

Hallo zusammen,

ich wollte mich mal für die vielen Beiträge von euch bedanken  :MG:#

Grüße aus dem wilden Süden
Ivo

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Big A am 01 August 2017, 20:37:52
Es gab nach dem Krieg den USSBS (United States Strategic Bomb Survey), dort wurde versucht, anhand erbeuteter japanischer Akten die Auswirkungen amerikanischer Waffen ebenso überprüft wie die Versenkungsmeldungen der Uboote mit den tatsächlichen Verlusten abgeglichen (gab manch langes gesicht 8-))
Nachklapp, da Thread noch einmal hochkam: siehe auch JANAC

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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