12. Unterseebootssjagdflottille-Fischdampfergruppe-Böhmen-UJ 1204

Begonnen von Georg S, 19 Februar 2017, 10:10:40

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hoch-am-wind

Hi Igor,
thank you for the information reg. UJ 1203 from the KTB - excellent. The position quoted from the KTB is north of Wangeroge, this matches Abert's record. Is this listed in the KTB for April 1, 1942 or a different date?
Thanks and best regards,
Ralf

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

hoch-am-wind


Georg S

Habe soeben t-geronimo`s Anhang vom KTB 1.4.1942 gelesen und ausgedruckt.
Ist für mich als "Landratte" sehr interessant.
Gibt es auch die Möglichkeit in das Bordbuch von UJ1204 Einblick zu nehmen und wenn ja, an welches Archiv könnte man sich da noch wenden ? Oder hättet Ihr die Möglichkeit dazu ?

Liebe Grüße Andrea.

Hoddeli04

Nach langer Zeit möchte ich mich auch mal wieder zu Wort melden. Ich besitze ein vom damaligen Matrosenobergefreiten Hans Jorkiewicz verfasstes privates Kriegstagebuch über die Einsätze von UJ 1207, das dieser von der Indienststellung des Bootes im Januar 1942 bis zur Kapitulation im Mai 1945 mit tagtäglichen militärisch knappen Informationen geführt hat. Hier nahm er auch die Meldungen auf, die er über andere Boote und Schiffe und erwähnenswerte Ereignisse erhielt.

UJ 1204 wird unter dem jeweiligen Datum wie folgt erwähnt:
04.09.1942: 14.30 traf U Jäger UJ 1204 auf Position ein, 15.30 ein AvD von Tytärsaari aus gemeldet.
25.09.1942: 07.00 von Kotka abgelegt, 10.00 auf Position. 14.15 Jolle ausgesetzt, mit Fl. Chef, Fl. Arzt und Kommandant von UJ 1204 zur Insel Hogland gefahren. 20.30 von Hogland zurück, Jolle eingesetzt.
26.10.1942: 07.00 Leinen los, Kurs Position Hogland. Durch F.T. mitgeteilt, dass UJ 1204 verloren ist, sehr wahrscheinlich Treibmine. Von 71 Mann konnten sich 11 Mann retten, waren auch noch verwundet. UJ 1204 in 20 Sekunden versunken. 10.45 eine Sprengboje abgeschossen.

UJ 1205:
21.09.1942: 08.00 kam UJ 1206 längsseits. Fl. Chef auf UJ 1207 übergestiegen. 09.30 kam UJ 1205 längsseits, keine Vorkommnisse.
11.10.1942: 06.30 seeklar. Kurs Position Hogland. Seegang 5-6. An UJ 1205 und UJ 1208 Post übergeben.
01.12.1942: 09.30 Fliegeralarm. 4 Flugzeuge gesichtet. Kamen aber nicht in Reichweite unserer Geschütze. 11.30 stürzte ein von erfolgreichem Flug von Lavansaari zurückkehrendes deutsches Flugzeug JU 88 in unserer Nähe ins Meer, die 4 Mann der Besatzung konnten geborgen werden. Um 14.45 sahen wir in der Nähe von Tytärsaari eine Wassersäule mit Detonation. Von Signalstelle Tütters kam Morsespruch: Bitte Jolle aussetzen, zur Aufnahme von Schiffbrüchigen. Jolle konnte nicht ausgesetzt werden, da sie beschädigt war. Um 20.00 kam durch F.T.: UJ 1205 wurde beim Wenden durch M 29 in der Flanke gerammt. UJ 1205 konnte sich noch zwei Stunden über Wasser halten, dann ist das Boot gesunken. Bis auf 2 Mann konnte sich die Besatzung retten.

UJ 1216:
26.08.1942: 00.25 sahen wir in ungefähr 4 sm ein Seegefecht mit 2 cm und 3,7 cm - Geschützen. Wir gaben sofort Gefechtsalarm. Nahmen Kurs auf diese Stelle. Als wir hinkamen, sahen wir nur noch einen Ölfleck, dann ein Rufen und Pfeifen mit der Pfeife. Dann sahen wir 3 Flöße mit Menschen, die sich retten konnten. Als wir die Geretteten geborgen hatten, hörten wir, was geschehen ist. 4 russische Schnellboote griffen U-Jäger UJ 1216 in 50 m Entfernung mit 2 cm, 3,7 cm und Torpedos an. 2 Torpedos konnte ausgewichen werden, der 3. Torpedo traf UJ 1216 mittschiffs. UJ 1216 sank in vier Sekunden. Von den 4 Booten konnte von UJ 1216 vorher noch eins vernichtet werden. Von der Besatzung von 46 Mann konnten 17 Mann sich retten. Von einlaufenden Booten wurden noch 6 Tote geborgen, alle mit Kopfschüssen. 07.00 mit den Überlebenden nach Kotka eingelaufen, in Kotka Munition übernommen. 15.00 Leinen los, Kurs Helsinki. 22.30 in Helsinki im Kohlenhafen fest.
                                                       - - - -

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die Bibliothek für Zeitgeschichte der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart eine sehr aufwendige ,,Chronik des Seekrieges 1939 - 1945" herausgegeben hat, die online frei für jedermann verfügbar ist. Alle Kriegsschauplätze sind ausführlich erwähnt und auch die Einsätze  der U-Jäger der 12. U-Jagdflottille können recherchiert werden.
In einem Unterabschnitt der Chronik des Seekrieges, Verletzung  der Menschenrechte im Seekrieg 1939-1945, hatte ich vor Jahren bereits auf ein ganz offensichtliches Kriegsverbrechen  beim Untergang von UJ 1216 aufmerksam gemacht (siehe meinen untenstehenden Kommentar in der Chronik), das Hans Jorkiewicz völlig beiläufig und ohne jegliche Kommentierung erwähnt. Sechs Tote, alle mit Kopfschüssen, wie kann das passieren?

26.08.1942:
,,Diese Verletzungen dürften kaum im Zusammenhang mit reinen Kampfhandlungen zwischen den Schiffen entstanden sein, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass nach der Versenkung überlebende Besatzungsmitglieder per Kopfschuss hingerichtet worden sind. Dies wäre allerdings eine kriegsgesetzwidrige Handlung gewesen, wie es sie beim Feldzug im Osten sicher sehr häufig gegeben hat. Auch wenn ich gefühlsmäßig davon ausgehe, dass es sich bei den Toten um Besatzungsmitglieder von UJ 1216 handelt, spielt es letztlich keine Rolle, wer wen hingerichtet hat. Es sollte einfach als Beispiel für unzählige namenlose Kriegsverbrechen erwähnt werden, die niemals der Öffentlichkeit bekannt geworden sind (Jürgen Ruhardt)"









Hoddeli04

Zum Untergangsort von UJ 1203 kann ich folgende Information beisteuern, die in der von mir gestern erwähnten "Chronik des Seekrieges 1939 - 1945" aufgeführt ist und somit mit dem von t-geronimo beigefügten Scan des KTB vom 01.04.1942 korrespondiert:

"In der Chronik April 1942 steht unter dem 1. April: "Der dt U-Jäger UJ 1203 / Heinrich Günther sinkt nach einem Minentreffer im Sturm bei Tytärsaari im Finnenbusen." - Diese falsche Darstellung findet sich in der Literatur seit Herausgabe des Gröners Band 2 im Jahre 1968.

Richtig müssen die Ereignisse dieses Tages lauten:
"Am 1. April 1942 gehen fünf Boote der 12. U-Jagdflottille von Wesermünde nach Antwerpen in See. Nördlich Wangerooge sinkt der U-Jäger UJ 1203 (HEINRICH GÜNTHER = PG 540, Hochseefischerei Söhle KG) auf der Position 53.53.04 N / 07.52.54 E nach einem Minentreffer ohne Personalverluste. Die Flottille kehrt anschließend nach Wesermünde zurück. Am 3. April verlegt die 12. U-Jagdflottille dann nach Antwerpen."

Nachzukontrollieren ist dieses u. a. im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung 1939 - 1945, Band 32, April 1942, 1992 Herford, S. 12 und 53 und in verschiedenen Wracklisten des ehemaligen DHI."

Zur Untergangsart von UJ 1204:

In der Chronik des Seekrieges steht hierzu:
26.10.1942
Ostsee
Bei einem Einsatz zur Überwachung dt. Minensperren im Finnenbusen läuft U-Jäger UJ 1204/ Böhmen in stürmischer See bei Pien-Tytärsaari auf eine sowj. Mine und sinkt.

Im gestern von mir übersandten privaten Tagebuchauszug steht "sehr wahrscheinlich Treibmine".

Lufttorpedo als Ursache erscheint mir eine reine Spekulation.


Viele Grüße
Jürgen R.

Georg S


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