ferngesteuertes Tragflächen-Sprengboot Tietjen/Walter

Begonnen von bettika61, 24 Januar 2017, 22:43:05

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bettika61

Hallo,
bei Rössler "Die schnellen Unterseeboote von Helmuth Walter" S.19   wird ein von HWK 1938 entworfenes ferngesteuertes Tragflächen- Sprengboot System Tietjens mit Raketenantrieb vorgestellt. Es sollte mit einer großen Sprengladung 1000-3000kg per Funk gesteuert feindliche Schiffe angreifen. 3 Vorschläge wurden vorgelegt.
Rössler schreibt
"Diese Sprengboot-Projekte der Firma Walter" fanden jedoch kein Interesse"
Dem war offenbar nicht so.

Fock " Marine Kleinkampfmittel" S.155 stellt ein von Tietjen im Auftrag des OKM entwickelten "ferngelenkten ,düsengetriebenen Tragflügel Torpedo" vor.
Seine skizze sk 120 und die von Rössler ähneln sich sehr.
Lt. Fock wurden Prototypen gebaut und getestet. Eine Beteiligung von Walter wird nicht erwähnt.

Die Erprobungen von einem unbemannten Tragflächenboot mit einer "Art Raketenantrieb" auf der Schlei wurden von Achim Bielert beschrieben.
"Der Bootskörper hatte eine Länge von ca. 7m und 2m Durchmesser. Der Querschnitt war nicht ganz rund, sondern eher sechseckig. Hinten unter dem Bootskörper befand sich ein beweglicher Stützfuß und vorne zwei miteinander verbundene Stelzen".
Bielert nennt die Beteiligung von Walter, des OKM, Tietjens und Fa. Siemens für die Fernsteuerung, sowie die  TVA für die Reparatur.
Die Erprobungen wurden "überraschend" eingestellt.

Mich interessiert , ob dieses Versuchssprengboot noch anderweitig in Quellen oder Literatur auftaucht.



Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

eine merkwürdige Angelegenheit:

Vornehmlich wohl "Lieutenant Commander Rakowsky" (Kapitänleutnant (Ing.) von Rakowski (?)) von der Technischen Abteilung im Stab des AdK äußerte sich bei der Vernehmung Heyes und seines Stabes vermutlich am 23. Mai 1945 mit folgendem Ergebnis:

"Considerable development work had been done in Germany on `Tragflächenboote´. i.e. hydrofoil boats, ... Most of the development work was carried out by private firms and individuals. Among those mentioned were Professor Tietgen of Berlin, the firm of Sachsenberg (with works at Berlin, Dessau and Hamburg-Harburg) and a firm at Travemünde (name unknown). K.d.K. hat not actually used any of these boats but were taking an interest in them. Prof. Tietgen had been building a Linse on these lines. Lieutenant Commander Rakowsky said that there were two engineers of the firm of Sachsenberg in North Germany and that given time he could probably locate them. ..."
(Anmerkung: Name "Tietjens" im Original falsch, keine weiteren Informationen über die beiden Ingenieure)

(TNA ADM 1/18222 Interrogation of Senior German Officers at Flensburg by Commodore GRG Allen, R.N. 21-24 May, 1945, Bericht an Director of Naval Intelligence 1st June 1945, Part IV Interview with Vice Admiral Heye (Commander Small Battle Units) and Staff, S. 3)

Viele Grüße

Violoncello

bettika61

Hallo violoncello,
wieso merkwürdig ?
Damit kein Missverständnis aufkommt, die von mir beschriebenen Versuche auf der Schlei fanden "Mitte des Krieges" statt, noch kein Projekt für das KdK  :-D.

Der von Dir genannte Klt. von Rakowski wird auch handschriftlich auf dem Blaukoppelfoto
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,10552.msg311628/topicseen.html#new
genannt.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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