Schiff gesucht: März 1945 von Gotenhafen nach Hamburg

Begonnen von Alexander, 29 November 2016, 17:38:17

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TW

Nach meinen Unterlagen habe ich folgende Reisen der WESTPREUSSEN
Vom 9.-15.3.45 Pendelverkehr zwischen Kolberg und Swinemünde
Wenn man 2 Tage für Hin- und Rückfahrt rechnet, passen 3 Törns in den Zeitraum.

1: 26.01.1945  Pillau    nach  o.O.                                  Schmittke, S.119
2: Febr.  1945  ?
..: 09.03.1945  Kolberg nach  Swinemünde  15.03.1945  Pendelverkehr lt. OSTSEE'45 S.371
6: 18.03.1945  Danzig   nach  Kopenhagen  22.03.1945  Olaf Berg Nielsen FMA
7: unbekannt   o.O.       nach  Kopenhagen  03.04.1945  Olaf Berg Nielsen FMA
8: 28.04.1945  Hela      nach   o.O.                                OSTSEE'45, S.508+09
9: 05.05.1945  Hela      nach  Flensburg (?) 07.05.1945  OSTSEE'45, S.594

Schönen Gruß, Thomas
Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

Olaf Berg Nielsen

Hallo Harald,

du hast Recht, der 22. März ist das richtige Datum sein. Was ich habe, sind Kopien von handgeschriebenen Listen der dänischen Behörden in Kopenhagener Freihafen. Es ist ein bisschen schwer zu lesen.

Pardonne moi!

Olaf

Rudergänger

Hallo Thomas,

Ergänzung zu Deinen Angaben:
KTB KMD Danzig Zweigstelle Gotenhafen Roll 4041 PG 38637

01.02.1945 15:00 Uhr Westpreussen in Gotenhafen eingelaufen aus Pillau mit Flüchtlingen.

06.02.1945 07:00 Uhr Westpreussen ausgelaufen aus Gotenhafen in Ballast nach Pillau.


Hallo Olaf,

schön wieder ein Detail geklärt. Welche Einzelheiten stehen in den von Dir genannten Listen über die Flüchtlingsschiffe ? Gerade die Monate März bis Mai sind ja Quellenmäßig nicht so toll belegt. KTB fehlen ja fast gänzlich.

Schönen Abend an Alle

Harald

Margarete

Hallo, allen,

hallo, Alexander,
Zitat von: Alexander am 11 Dezember 2016, 15:04:58
"Licentia"
22.03.45 von Gotenhafen mit 250 Flüchtlingen und 50 Soldaten
26.03.45 von Hela Reede mit Flüchtlingen nach Kopenhagen
03.04.45 in Kiel durch britischen Fliegerangriff beschädigt

Da sich die Licentia am 3.4.45 in Kiel befand, ist sie sicher nicht zuvor nach Kopenhagen gefahren. Das deckt sich mit Olafs Ausführungen.

Zitat: "Am 22. März gelingt den sowjetischen Truppen zwischen Danzig und Gotenhafen der Durchbruch an die Küste."
Quelle: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/ostsee/1945.htm

Bedeutet: Die Schiffe wurden bei den Evakuierungsfahrten noch stärker und von Land aus beschossen. Konnten sie überhaupt noch den kürzesten Weg Richtung Westen entlang der Küste  nehmen? Vermutlich nicht. Deswegen erst "Hela Reede" und weil die menschliche Fracht der kleineren Schiffe, auf die größeren umgeladen wurde? 

ZitatSind in dem Heinz Schön Buch noch weiter Abfahrten vermerkt? Mich interessiert persönlich auch noch das Schiff "Westpreussen",

Für den 18.3.1945 nennt Schön bei der "Westpreussen" eine Fahrt Gotenhafen-Kopenhagen mit 4600 Flüchtlingen und 3159 Verwundeten an Bord.
Das halte ich persönlich nicht für real. Dafür war das Schiff zu klein.

Im Forum der Wehrmacht habe ich einst einen Funkspruch mit Schiffsmeldungen vom 28.4.1945 eingestellt (Ergänzung zum Beitrag von TW Thomas). Darin:
Westpreussen - Sassnitz
2010 Verwundete, 501 Soldaten, 350 Flüchtlinge
http://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?postid=158206#post158206

Anliegend ein Dokument vom 10.3.45:
"Weiteres Hereinströmen von Flüchtlingen in die Festungen Danzig und Gotenhafen mit allen Mitteln verhindern, damit die Kampfbereitschaft erhalten bleibt. ...)
Quelle: NARA T311 R169 Heeresgruppe Weichsel

Vielleicht auch von Interesse:
am 7.2.1945 gab es einen "Vorschlag des XXVI. Armee-Korps durch Eisbrecher eine Längs- und eine Querrinne durch das Haff zu reissen, um 1.) zu verhindern, dass der Russe über das Haff auf die Nehrung geht und 2.) Schiffe den Hafen Rosenberg anlaufen können. - An den Stellen, wo die Fahrrinne die Treckstrassen kreuzt, müssten sie provisorisch überbrückt werden."
Quelle: NARA T312 R262 AOK 4

Und dass, obwohl bereits ab Ende August 1944 ein "Führer-Befehl" die "Herauslösung von Freiwilligen Ostpreussen zur Verteidigung ihrer Heimat" aus allen Wehrmachtsteilen" anordnete.

Am 8. November 1944 gab es eine Besprechung, in der über die "Menschenrückführung im Falle der Räumung" diskutiert wurde. "Die Freigabe der Durchgangsstrasse ...für die zivile Räumung kann aus taktischen Gründen nicht genehmigt werden."

Das O.T. mußte sein ....

Mit Grüßen von Margarete

Olaf Berg Nielsen

Hallo Harald,

ich habe mit deutschen Abkürzungen Probleme. Was bedeutet KTB?

Hallo Margarete,

es ist beim Anzahl von Soldaten und Flüchtlinge um Bord die Schiffe viel Chaos. Keine genauen Zahlen liegen vor. In Kopenhagener Freihafen waren ein paar Angestellte ins Büro des Freihafens und die dänische Totengräbern, die jeden Tag Leichen von der Schiffen geholt haben. Oft wurden die Leiche am Kai wie Holz gestapelt. Andere Dänen, die weniger als 200 Meter zum Port kamen wurde sofort erschossen. Die Deutschen waren immer tüchtige andere Menschen zu umbringen. Zuerst nach 5. Mai, Dänemarks Befreiungstag, wurden die Flüchtlinge registriert.

Liste von Kopenhagen Freihafen:

"Westpreussen"
22.03.1945 ca. 2500 Flüchtlingen. Keine Soldaten

03.04.1945 ca. 2100 Flüchtlingen. Keine Soldaten

Gruß Olaf


Margarete

Guten Tag, allen,
hallo, Olaf,

KTB = Kriegstagebuch

(Verallgemeinerungen mag ich nicht. Ich bin auch Deutsche und habe niemanden umgebracht!)

1945: Wie aus meinem letzten Beitrag ersichtlich wird, war der deutschen Heeresleitung spätestens im Sommer 1944 klar, dass die Bevölkerung Ostpreussens gefährdet ist. Eine rechtzeitige Evakuierung (oder besser: die Kapitulation) kam für den Oberbefehlshaber nicht in Frage. Er mußte ja seinen Wahn ausleben. Ihm war es gleichgültig, wieviele Menschen sterben oder welcher Nationalität sie angehörten; dabei machte er auch vor dem eigenen Volk keinen Halt. 

Wir könnten uns die ganzen Diskussionen zum Thema Krieg sparen, wenn wir Menschen friedlich miteinander leben würden. Aber das liegt wohl nicht in unserer Natur.

Gruß von Margarete

Olaf Berg Nielsen

Hallo Margarete,

ich schreibe nicht Deutsch grammatisch ganz fehlerfrei, aber ich habe NICHT geschrieben: ,,Die Deutschen SIND immer tüchtige andere Menschen zu umbringen." Ich habe geschrieben: ,,Die Deutschen WAREN immer tüchtige andere Menschen zu umbringen." Es war in 1945 und bei Freihafen und die viele Flüchtlingslager war es unmöglich für Dänen auszufinden wie viele Flüchtlingen da waren.

Ich habe es als eine Erklärung, wie die Zahlen nicht so genaue sind geschrieben, so du brauchst dir nicht wegen dir selbst und alle Deutsche beleidigt zu sein.

Es Grüß dir und alle andere hier von Olaf, der diese Zeit erlebt hat.

Hägar

Moin, Olaf

Eigentlich glaube ich nicht, dass sich Margarete beleidigt gefühlt hat. Mir scheint, dass es eher um aufgeklärte Angemessenheit geht.

Es ist zweifellos gut nachvollziehbar, auch für Deutsche, dass jemand, der die schwarze Zeit damals selbst erlebt hat, ein nicht gerade positives Erinnerungsbild von den Deutschen hat.

Allerdings muss man doch sagen, dass es auch damals nicht DIE Deutschen insgesamt waren, sondern eine leider bedeutsame Minderheit von Deutschen, die andere Menschen (außerhalb des unmittelbaren Kriegsgeschehens) umbrachten.

Sicher wirst du verstehen, Olaf, dass die Nachgeborenen, die nun überhaupt nichts mit den Greueln seinerzeit zu tun haben, durch den Sammelbegriff 'die Deutschen, die IMMER tüchtig beim Menschen-Umbringen waren', ungern mit den damaligen Schergen und Mördern auf eine Ebene gestellt werden möchten.

Um bildhaft deutlich zu machen, wie absurd so etwas ist, könnte man ja die Wikinger anführen, die auch nicht zimperlich mit anderen Menschen umgegangen sein sollen.
Würdest du dich in deren Tradition sehen?
Wie gesagt, dies nicht etwa im Sinne eines 'auch die Dänen', sondern um den Ball augenzwinkernd flach zu halten – Zeiten ändern sich.

Gruß – Hägar

Alexander

Hallo zusammen,

habt alle vielen Dank für die Informationen zur "Westpreussen". Mein Vater muß demnach auf der Fahrt 18. - 22. März dabei gewesen sein.

An Bord waren wohl rund 2.000 Menschen. Die "Westpreussen" hat bei neun Rettungfahrten rund 16.000 Menschen evakuiert.

Vor einigen Monaten hatte ich schon mal eine Frage zum Schiff im Forum gestellt: http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,26633

@Olaf: Dir habe ich eine PN geschickt. Freue mich auf Deine Antwort!

Zum ursprünglichen Thema des Threads: die "Licentia" wird wohl nicht das gesuchte Schiff sein, denn das damals kleine Mädchen und ihre Schwester sind sich sicher, nicht zwischenzeitlich umgestiegen zu sein. Und die "Licentia" wird sicher nicht bis Hamburg gefahren sein.

Bleibt im Moment die "Elmshorn". Ist es möglich, daß das Schiff am 30.03. in Hamburg ist, am 03.04. schon in Südnorwegen? Von der reinen Fahrzeit kann das passen, aber ist es unter Kriegsbedingungen wahrscheinlich? Kann es sein, daß die "Elmshorn" in Hamburg Treibstoff für Norwegen aufgenommen hat?

Viele Grüße,
Alexander



bettika61

Zitat von: TW am 11 Dezember 2016, 17:40:18
9: 05.05.1945  Hela      nach  Flensburg (?) 07.05.1945  OSTSEE'45, S.594

Schönen Gruß, Thomas
Hallo,
diese Angabe 5.5.1945 Hela kann so nicht stimmen, in meiner Ausgabe 2.Auflage 1984 von OSTSEE`45 S.594 finde ich nur die Angabe u.a nach Hela in Marsch gesetzt ohne genaues Datum, vom Text her ca. 2.5.1945.
Kann mir jemand genauere Angaben aus dem Buch liefern?

Die WESTPREUSSEN wurde zu diesem Zeitpunkt zum Transport von Häftlinge eingesetzt.
Am 3.5.1945 wurde 254 Häftlinge aus dem "Arbeitserziehungslager Nordmark" aus Kiel mit dem Schiff abtransportiert, 20 starben auf See , die Leichen wurden über Bord geworfen. Mit dabei KZ-Häftlinge eines "Kommando Breitenfelde-Neustadt", so beschrieben bei Wilhelm Lange "Cap Arcona"S.45 .

Die Anwesenheit von KZ-Häftlingen auf der WESTPREUSSEN bei Kriegsende in Flensburg wird bestätigt in einem Schreiben der Polizeiinspektion Flensburg-Stadt vom 24.3.1949.
Das Dokument ist zu finden in https://collections.arolsen-archives.org/search/
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

#40
Du hast vollkommen Recht, Beate.
Die 9. Fahrt der WESTPREUSSEN ist eine reine Spekulation, fußend auf dem knappen Hinweis bei Schön (Ostsee '45), dass KAdm. Engelhard nochmal 12 Schiffe nach Hela beorderte und 4 nach Libau. Das Fragezeichen bezieht sich auf den kompletten Datensatz, der aber künftig entfällt. Ich werde stattdessen Deinen Hinweis auf den KZ-Transport einfügen.

In seiner eigenen (heimischen) Datenbank darf man ja spekulieren, ich hätte allerdings bei Veröffentlichung der Datensätze eine Bemerkung dazu machen müssen.
Viele Grüße, Thomas

P.S. Die letzte Flüchtlingsfahrt der WESTPREUSSEN war wohl die vom 28. April (Ostsee '45, S. 508 unten), und führte wahrscheinlich nach Kiel. Vermutung "Kiel" beruht auf der Tatsache, dass Ende April keine Flüchtlinge mehr auf der Etappe Swinemünde "ausgesetzt" wurden, da die Rote Armee ja inzwischen bis zur Elbe vorgedrungen war.

Schönen Gruß aus Stuttgart
Thomas

bettika61

#41
Danke Thomas für die Klärung  :MG:
Ziel Kiel passt ja zur weiteren Fahrt
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme erwähnt auch die WESTPREUSSEN https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste/neustadt-in-holstein/
ZitatNäheres über das Außenlager Neustadt, über Arbeitsbedingungen und Unterbringung der Männer, über Leitung und die Bewachung ist nicht bekannt. Vermutlich wurden die Häftlinge bei Kriegsende mit dem Schiff ,,Westpreußen" auf die Ostsee gebracht. Über ihr weiteres Schicksal kann nichts berichtet werden.

WESTPREUSSEN bei  KZ-Außenlager Breitenfelde

Edit : war schon Thema https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,26430.msg353906.html#msg353906
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Zerstörerfahrer

Moin moin,

laut Kapitänsbericht im BA Bayreuth fand die letzte Fahrt vom 29.04. ab Hela mit 1000 verwundeten Soldaten und ca. 2000 Füchtlingen nach Kiel, Einlaufen am 02.05.1945, statt.

Grüße
René

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