Prozeduren beim Einlaufen in einen fremden Hafen

Begonnen von Mario, 27 September 2017, 11:05:09

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Mario

Da wir im Urlaub vom Strand aus immer wieder große und kleine Schiffe beim Einlaufen beobachten konnten, wollte ich mal fragen, wie das so abläuft, wenn eine private Yacht, ein Kreuzfahrtschiff oder ein Frachtschiff in einen Hafen einläuft. Anmeldung, Kontrollen, Formalitäten usw.

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Mario am 27 September 2017, 11:05:09
.. wenn eine private Yacht ... in einen Hafen einläuft. Anmeldung, Kontrollen, Formalitäten usw.
Eigene Erfahrung :
a) in Europa (aber nicht Türkei, Binnenländer Osteuropa, Rußland):
Anmeldung durch den Skipper beim Hafenmeister, der die Liegegebühr kassiert (einfach)

b) in Algerien (als Wachführer, nicht als Skipper)
Vertreter (immer zu zweit) von fünf Behörden (Fremdenpolizei, Polizei, Zoll, Küstenwache, ..) nacheinander an Bord, alle mit demselben Formular.
Sie bekamen türkischen Kaffe und süßes Gebäck serviert und zogen mit dem zwischenzeitlich ausgefüllten Formular wieder ab (wirkte zumindest einfach, nur etwas zeitraubend)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Dergl

Aus Sicht eines Passagiers auf einem Frachter in St.Petersburg:
- 2 Tage warten auf Reede auf Klarierungsteam
- Lotse an Bord, einlaufen
- Schiffsführung informiert Passagier, daß er ggf. binnen Minutenfrist zur Musterung bereitstehen soll
- Schiffsführung richtet Raum ein, mit Kaffee, Erfrischungsgetränken, Süßzeugs, vieeel Alkohol
- 5 Personen des Klarierungsteams kommen an Bord und werden sehr höflich in den Abfüllungsraum geleitet
- Schiffsführung und Klarierungsteam bekakeln was-weiß-ich für ca. 3 Stunden
- Passagier wird hinzugebeten und steckt für 5 Sekunden den Kopf durch die geöffnete Türe. Dabei "eingehende" Musterung des Reisepasses durch eine Person des Klarierungsteams bei gleichzeitiger gesundheitlicher Bescheinigung der anwesenden Ärztin aus dem Klarierungsteam
- Passagier flüchtet zum nächsten Ausgang, um etwas frische Luft zu bekommen
- nach ca. 4 Stunden verlassen mehr oder weniger eigenständig laufende Mitglieder des Klarierungsteams das Schiff
- Schiffsführung zieht sich zurück zur Rekonvaleszenz

Kein Wunder, daß wir vor St.Petersburg lange auf Reede warten mussten. Später habe ich erfahren, daß es wohl nur 2 Klarierungsteams gab, also max. 4 Schiffe pro Tag abgefertigt werden konnten - je nach Übung und Konstitution des Teams.

Detlef

Peter K.

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Ein- und Ausklarieren in der Adria sind durchaus positiv, sofern man sich vorab entsprechend informiert hat. Manche Yachties machen aber noch immer den Fehler, in Badeshorts zu derartigen Behördenterminen zu erscheinen oder gleich mit der ganzen Crew. Ein derartiges Verhalten hat dann natürlich meist erheblich zeitaufwändigere Aufenthalte zur Folge. Solche Wege sollte man dort also höchstens zu zweit und in ordentlichem Outfit erledigen. Wichtig ist hier auch, unbedingt den nächsten geöffneten Port of Entry anzulaufen. Das sollte bei entsprechender Törnvorbereitung des Skippers aber kein Problem sein.

Auch in der Karibik habe ich keine unangenehmen Erfahrungen gemacht. Die dortigen Inselstaaten legen aber viel Wert darauf, dass innerhalb ihrer Hoheitsgewässer die Gastlandflagge ordnungsgemäß gesetzt ist. Ihre meist sehr hübschen und farbenprächtigen Flaggen gehören dort also samt der Quarantäneflagge unbedingt ins Stell ... und natürlich sollte man sie auseinander halten können.  :wink: Zwischen den Inseln Dominica, Martinique und St. Lucia war damals diesbezüglich immer ´was zu tun.

In dem Zusammenhang fällt mir eine Geschichte in venezolanischen Gewässern ein, als wir dort mit einer wunderschönen Swan42 unterwegs waren und dort zeitgleich vereinzelt von Piratenüberfällen berichtet wurde. Eines Tages kam ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit direkt auf uns zu, sodass uns schon etwas mulmig wurde. Es stellte sich dann beim Näherkommen aber als Patrouillenboot der venezolanischen Küstenwache heraus, deren junge Besatzung in Tarnkleidung wohl mit der österreichischen Nationale am Heck nichts anzufangen wusste. Vier der Jungs kamen dann zur Kontrolle an Bord, wobei es mich verkrampfte, als einer sehr unseemännisch unseren Flaggenstock als Haltegriff benutzte, um gefahrlos überzusteigen. Die acht trampelnden Kampfstiefel am Teakdeck taten ihr übriges zu meiner Meinung über deren gelebte Seemannschaft. Nach dem Studium der Pässe und Papiere, einigen kalten Colas und einem Kauderwelsch aus Englisch, Spanisch und Handzeichen war die Sache dann aber erledigt und die Jungs gingen wieder freundlich von Bord. Anschießend genehmigten wir uns einen kräftigen Schluck ausgezeichneten venezolanischen Rums ...  :-D

Grüße aus Österreich
Peter K.

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IRON

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