Drei Schrauben oder Vier?

Begonnen von oldenburger67, 25 Februar 2013, 13:25:42

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oldenburger67

Hallo maritimes Forum,

im Hinblick auf den Beitrag über die Links- bzw. rechtslaufende Schraube ist eine Frage aufgebrochen, die mich schon länger umtreibt, und zwar die welche Antriebsform insbesondere für Großkampfschiffe die bessere ist, nämlich drei Schrauben oder aber Vier.

Vom Nautischen sind ja nun einmal vier Schrauben das sinvollste, gerade im Hinblick auf den genannten Paddle Steamer Effekt.
Diesen Vorteil aber erkauft man sich gerade im Kriegsschiffbau z.T. mit sehr langen Antiebswellen, und einer zumindest recht problematischen Anordnung der Maschinenräume. Insbesondere im Hinblick auf den Verlust der Prince of Wales offenbaren sich ja die Nachteile einer solchen Antriebskonfiguration.

Demgegenüber steht die Drei Wellen Anlage. Die seemänischen Nachteile dieser Konfiguration sind ja bereits im "Schrauben" Beitrag erörtert worden. Auf der nderen Seite steht aber auch die günstigere Anordnung der Maschinenräume gerade im Hinblick auf Lecksicherheit.

Gleichwohl haben die meisten ausländischen Marinen dem Antrieb mit vier Schrauben den vorzug gegeben!?

Wie seht Ihr das?

Mich würde Eure Meinung zu dem Thema interessieren

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

Thomas   

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Woelfchen

#2
"DIE" Lösung gibt es halt nicht.
Als Laie kann ich die Abschätzung bestimmt nicht besser durchführen als ein Profi.
Alle Turbinen hinten anzuordnen (wie bei den Großen Kreuzer) hat auch den Nachteil das man bei einem Treffer alle Turbinen auf einmal verlieren kann.

Grüße
Johannes

Edit:
Rechtschreibung

oldenburger67

Halo Urs, Hallo Woelfchen,

erst einmal Danke für den Link. Diesen Beitrag kannte ich noch garnicht.
Vielen Danfk dafür.

Hallo Wölfchen, um Gotes Willen, "DIE LÖSUNG", kann und will ich hier garnicht erwarten.
Schließlich beschränken sich meine schiffbauerischen Ambitionen allenfalls auf den geplanten Bau eines RC Bootes, das definitiv weder drei noch vier Schrauben haben wird !!! :-D :-D :-D
Aber einmal davon abgesehen, dass ich den erwähnten Beitrag nicht kannte, entwickeln sich ja oft sehr interessante und angeregte Diskussionen (sofen das Thema nicht zu kontrovers ist), die noch jede Menge interessante Nebeninformationen enthalten, so zu sagen intellektueller Beifang.

Deswegen habe ich diesen Beitrag eröffnet.

Ich wünsche uns Allen an dieser Stelle noch einen schönen Abend und eine gute NAcht !!

In diesem Sinne

Thomas 


Thoddy

In der Korrespondenz des K-Amtes findet sich eine Äußerung nach denen eine Dreiwellen Lösung im 30kn Bereich  etwa 10.000 PS weniger Leistung benötigt für die gleiche Geschwindigkeit.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
WoWs : [FMA]Captain_Hook_

Richard Aigner

Auf NavWeaps gibts eine Artikelserie zum Thema
http://www.navweaps.com/index_tech/tech-036.php
Gruß aus Österreich, Richard

Sven L.

Zitat von: Thoddy am 14 Mai 2018, 13:51:36
In der Korrespondenz des K-Amtes findet sich eine Äußerung nach denen eine Dreiwellen Lösung im 30kn Bereich  etwa 10.000 PS weniger Leistung benötigt für die gleiche Geschwindigkeit.

Kann es daran liegen, dass eine Schraube, je dichter diese zur Schiffsmitte liegt, einen besseren Wirkungsgrad besitzt. Oder anders ausgedrückt - hat einen besseren Vorstrom.

Zumindest habe ich dies so diverser älterer Fachliteratur entnommen.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


_________________________________
Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

neg

Zitat von: Sven L. am 14 Mai 2018, 16:53:43
Zitat von: Thoddy am 14 Mai 2018, 13:51:36
In der Korrespondenz des K-Amtes findet sich eine Äußerung nach denen eine Dreiwellen Lösung im 30kn Bereich  etwa 10.000 PS weniger Leistung benötigt für die gleiche Geschwindigkeit.

Kann es daran liegen, dass eine Schraube, je dichter diese zur Schiffsmitte liegt, einen besseren Wirkungsgrad besitzt. Oder anders ausgedrückt - hat einen besseren Vorstrom.

Zumindest habe ich dies so diverser älterer Fachliteratur entnommen.

Zugegeben es handelt sich nicht um Großkampfschiffe, aber die kaiserlichen Torpedoboote vom Typ B97 hatten bei vergleichbaren Abmessungen, Verdrängung und Leistung als 2-Schrauber die gleiche Geschwindigkeit von 36Kn wie die rus. Novik (1911) als 3-Schrauber.
Viele Grüße
Robert

Thoddy

Zitat von: Richard Aigner am 14 Mai 2018, 15:27:58
Auf NavWeaps gibts eine Artikelserie zum Thema
http://www.navweaps.com/index_tech/tech-036.php
Gruß aus Österreich, Richard

Hinsichtlich Schraubeneffizienz befindet sich der Artikel bei Navweaps in direktem Widerspruch zu der Äußerung der deutschen Schiffsbauspezialisten.

Inwieweit die Meinung von Herrn Slade zutreffend sein könnte, vermag ich nicht zu beurteilen.
Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!
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Matrose71

Hallo Thoddy,

ich würde das anders formulieren, da das kaiserliche Marinebauamt, in den Jahren 1908-1912 mehrere Denkschriften zum Thema 4 Schrauber versus 3 Schrauber, als "Auseinandersetzung" mit Tirpitz vorgelegt hat und dabei wurde der Vierschraubenabtrieb als deutlich effizienter und platzsparender bezeichnet. Das Marinebauamt wollte durch ihre gemachten Erfahrungen bei den GKs, auf allen großen Schiffen auf einen Vierschraubenantrieb umstellen, gegen den Willen Tirpitz, und sah beim Vierschraubenantrieb, durch die Bank, nur Vorteile.

Anscheinend gab es in der KM abweichende Meinungen, allerdings wird in der historischen Zunft, das kaiserliche Marinebauamt von der Güteklasse der Ingenieure wesentlich höher/besser eingeschätzt, als das K-Amt!
Viele Grüße

Carsten

ede144

Zitat von: neg am 14 Mai 2018, 18:08:57
Zitat von: Sven L. am 14 Mai 2018, 16:53:43
Zitat von: Thoddy am 14 Mai 2018, 13:51:36
In der Korrespondenz des K-Amtes findet sich eine Äußerung nach denen eine Dreiwellen Lösung im 30kn Bereich  etwa 10.000 PS weniger Leistung benötigt für die gleiche Geschwindigkeit.

Kann es daran liegen, dass eine Schraube, je dichter diese zur Schiffsmitte liegt, einen besseren Wirkungsgrad besitzt. Oder anders ausgedrückt - hat einen besseren Vorstrom.

Zumindest habe ich dies so diverser älterer Fachliteratur entnommen.

Zugegeben es handelt sich nicht um Großkampfschiffe, aber die kaiserlichen Torpedoboote vom Typ B97 hatten bei vergleichbaren Abmessungen, Verdrängung und Leistung als 2-Schrauber die gleiche Geschwindigkeit von 36Kn wie die rus. Novik (1911) als 3-Schrauber.

Der Vergleich ist deutlich zu einfach. Die Konstruktion der Schrauben ist wesentlich um die Leistung ins Wasser zu bringen. Dazu kommen noch Schraubengröße und Drehzahlen. Also ist es schwierig aus dem oben genannten Vergleich einen Schluß über den Vorteil des einen oder anderen Systems zu ziehen.

Sven L.

Zitat von: Matrose71 am 15 Mai 2018, 15:16:02
.... gegen den Willen Tirpitz....

Ist auch nicht verwunderlich bei 1 Mio. Lizenzkosten pro Turbine!
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Matrose71

Das spielte in den Denkschriften nie eine Rolle, außerdem gab es auch andere Turbinen als Parson Turbinen!
Viele Grüße

Carsten

Sven L.

Zitat von: Matrose71 am 15 Mai 2018, 19:01:10
Das spielte in den Denkschriften nie eine Rolle, außerdem gab es auch andere Turbinen als Parson Turbinen!

A) Welche "Denkschriften"?

B) glaubst du das Zoelly-Turbinen, oder die anderer Hersteller keine Lizenzgebühren kosteten? Darum habe ich auch explizit Turbinen geschrieben.

Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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lafet944

Zitat von: neg am 14 Mai 2018, 18:08:57

Zugegeben es handelt sich nicht um Großkampfschiffe, aber die kaiserlichen Torpedoboote vom Typ B97 hatten bei vergleichbaren Abmessungen, Verdrängung und Leistung als 2-Schrauber die gleiche Geschwindigkeit von 36Kn wie die rus. Novik (1911) als 3-Schrauber.

Das Beispiel gibt es auch bei Großkampfschiffen. PRINZREGENT LUITPOLD war mit Zweischraubenantrieb (wegen des nie eingebauten Dieselmotors) nicht wesentlich langsamer als seine Schwestern, der fehlende halbe Knoten hat wohl eher mit der geringeren Turbinenleistung zu tun.
Der Dreischraubenantrieb bringt wohl einfach die geringst mögliche Gefechtsreserve, vier Schrauben wurden als zu aufwendig gesehen.

Aber - diese Überlegungen stammen noch aus der Zeit des 20+-kt-Schiffs, ich bin nicht sicher, dass das einfach so auf 30kt bei 45000ts übertragen werden kann. Dann werden die realisierbaren Turbinenleistungen ausschlaggebend sein.

Viele Grüße

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