Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

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kalli

1946 von sowjetischen Rettungsschiff gehoben und erhielt nach der Reparatur den Namen KAPITÄN KUSCHNARENKO. 1947 bekam Polen das Schiff als KALISZ. 1949 ging es nach Panama (in manchen Quellen 1955) als CAROLYN. 1958 verschrottet in Odense.

Rudergänger

Hallo,
nach Detlefsen Deutsche Reedereien Band 28 Seite 144:
Am 31.12.1944 wurde der Dampfer vor Warnemünde schwer beschädigt und nach Rostock geschleppt. 3.4.1945 Umbaubeginn zum Gefangenenwohnschiff. 1946 an die UdSSR abgeliefert. Dann weiter wie Kalli es geschrieben hat.

Gruß
Harald

bettika61

Hallo kalli, Hallo Harald,
danke für Eure Ergänzungen :MG:
Bei "Umbaubeginn 3.4.1945" stellt sich die Frage, ob es noch als Gefangenenschiff genutzt wurde oder nur eine Planung war.
Wenn von den Russen 1946 gehoben , müsste es ja noch mal versenkt worden sein.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: bettika61 am 12 Juli 2016, 22:55:52

Das KZ Ravensbrück hatte in Peenemünde die  Aussenlager ,Karlshagen I und II.
Karlshagen II unterstand der Heeresanstalt (Peenemünde Ost).
ZitatDie Auflösung des Lagers Karlshagen II begann Mitte Februar 1945. 350 ,,Invaliden"
wurden auf dem Wasserweg nach Barth und von hier über das Mittelbau-Außenlager
Ellrich ins KZ Bergen-Belsen gebracht 1277. Die Angaben eines überlebenden
Häftlings, es habe zunächst einen Plan gegeben, den Lastkahn mit den Gefangenen
zu versenken1278, kann nicht durch andere Berichte bestätigt werden. Ebenso wenig
bewiesen ist die Versenkung eines Schleppkahns mit 335 Peenemünder Häftlingen,
die in den letzten Apriltagen geschehen sein soll1279. Mitte bis Ende April 1945 wurden
alle noch im Lager Karlshagen verbliebenen Häftlinge evakuiert. Eine Wolgasterin
will am 28. April 1945 einen langen Zug von elend aussehenden Häftlingen
gesehen haben, die durch die Stadt in Richtung Westen gezogen seien1280. Nach
Angaben eines Barther Häftlings traf im April ein Transport von rund 400 Peenemünder
Häftlingen in Barth ein1281. Ein Restkommando wurde per Schiff aus
Peenemünde evakuiert
und dann zu Fuß in Richtung Rostock in Marsch gesetzt. Die
Überlebenden dieses Todesmarsches wurden hier von sowjetischen Soldaten befreit1282
https://www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/a024.pdf
Hallo,
das gleiche Thema aus der Sicht eines anderen Zeitzeugen
aus "Raketenspuren: Waffenschmiede und Militärstandort Peenemünde"
von Volkhard Bode, Gerhard Kaiser
Hier wird über den Abtransport von 1000 Häftlingen mit Kohlenschuten und Schlepper ins KZ Barth berichtet.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

kalli

Zitat von: bettika61 am 28 Oktober 2016, 19:19:44
Wenn von den Russen 1946 gehoben , müsste es ja noch mal versenkt worden sein.

Beate, kann sein, dass ich etwas ungenau übersetzt habe. Vielleicht ist gerettet, gesichert genauer als gehoben. :MG:

SchlPr11

Hallo,
das einzig (mir) bekannte Rostocker Foto der BOLTENHOF zeigt sie leicht mit Schlagseite, schwimmend im Rostocker Haedgehafen.
Wenn Wohnschiff, dann immer wohl nur provisorisch - eher als Unterkunft zu betrachten...
BOLTENHOF verließ Warnemünde und damit Rostock am 20.11. 1946 ohne Zahlung des Lotsdgeldes, wie es in den Akten steht.
REINHARD

bettika61

Zitat von: bettika61 am 30 September 2016, 20:20:54
Zitat von: Olaf Berg Nielsen am 01 Juli 2016, 13:36:14
Hallo Thomas und andere,

am 2.Oktober 1943 waren vier Transporte von jüdischem Mitbürger nach Theresienstadt durchgeführt. Drei mit Zug und der vierte mit Truppentransportschiff Wartheland von Kopenhagen mit 198 jüdische Gefangene und 150 Kommunisten.  Das Schiff geht nach Swinemünde und davon weiter mit Zug nach Theresienstadt. Die Kommunisten kamen zum KZ Stutthof. Insgesamt wurden 472 jüdische Dänen abtransportiert. Davon kamen 16 zuerst nach Ravensbrück.
Hallo,
dank http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=6&t=194871&p=1752269&hilit=ship#p1752269  :MG:
wird erkennbar , das ursprünglich der Abtransport von 5000 Juden von Kopenhagen nach Swinemünde durch OKM mit SKL Gkdos vom 28.9.1943 am 1.10.1943  mit den Dampfern "Monte Rosa", "Lappland" ,"Wartheland" geplant war.
Die Rettungsaktion für die dänischen Juden http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/miszellen/43-10-02.htm verhinderte diese Transporte.
Nur die "Wartheland" fuhr am 2.10.1943 mit 207 Juden und 150 Kommunisten nach Swinemünde.
Hallo,
an der Warnung und Rettung der dänischen Juden soll auch der Leiter der Seetra Aarhus Kapitänleutnant Friedrich-Wilhelm Lübke maßgeblich beteiligt gewesen sein,
"indem er einen Befehl zum Auslaufen eines Transportschiffes für die beabsichtigten Judendeportationen aus Kopenhagen sabotierte".
(Gerhard Paul "Landunter", S.137 )

Weiß jemand mehr zu den Hintergründen,
ich habe bisher nur über die Rolle von Duckwitz gelesen?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Olaf Berg Nielsen

Hallo Beate

Im Zweiten Weltkrieg war Friedrich Wilhelm Lübke beim Oberkommando der Marine als Dienststellenleiter in Aarhus/Dänemark eingesetzt. Er hat zusammen mit Kapitän Heinrich Bertram sabotiert, daß das Schiff "Monte Rosa", der in Aarhus Hafen liegen, für Deportation die dänische Juden in Oktober 1943 gebraucht werden konnte.

Lübke hat zwischen andere Zimmermeister Lauritz Andersen in Aarhus um die kommende Judenverfolgung erzählt. Auf diese Weiße wurde der dänische Jude gewarnt.

Gruß Olaf

bettika61

#218
Hallo Olaf,
Danke für die Bestätigung  :MG:, auf Deine Kenntnisse habe ich gehofft.
hiernach hat Lübke einen Schaden an der "Monte Rosa" vorgetäuscht.

Kapitän Heinrich Bertram hat später auch als Kapitän der "Cap Arcona" versucht, sich gegen den Mißbrauch seines Schiffes als KZ-Lager zu wehren  :MG:
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TD

Hallo Beate,
leider  kann ich ja im Moment bei den ganzen Schiffen  nicht so helfen wie ich möchte und vieles rutscht durch.
Zur Boltenhof habe ich aber auch hier ja einige Schiffslebensläufe welche genau so verschieden sind wie die vorhandenen polnischen und Russischen Lebensläufe.


188.  DORIE         BR  1T (8½)
3,264 Dorie SS. Co., Ltd. (Burdick & Cook), London      343.0 x 49.0
     C Richardson, Duck & Co., Stockton  (3) #615    129173
32 - Alfred H. Smith, London  (Shenfield, Essex)
35 - BOLTENHOF   Aug. Bolten, Wm. Miller's Nachfl., Hamburg    GE
Sunk by air attack at Rostock, Dec. 1944,  refloated, under repair, alloc. to U.S.S.R.
47 - KALISZ   Polish Government       PL
49 - CAROLYN   Cia. Naviera Carolyn, S.A., Panama [Anton Truberg, Stockholm]  PA
Broken up at Odense 1958 by H. I. Hansen,  arr. 11.7.58

0836.) ss  BOLTENHOF    DJQE
/März 1911 Richardson, Duck & Co., Stockton  (615) 
3307/2064  9369/5847  5600/5480/5400
104,2414,946,717,47 m
3fE 610x1016x1651/1067    1500  2  12,7  428
Blair & Co. Ltd., Stockt.            28
"Dorie" Dorie SS Co. Ltd. (Burdick & Cook), London (GBR). 1933 A. H. Smith. 24.12.1935 angekauft und (14.1.1936) "Boltenhof" Aug. Bolten Wm. Miller's Nachf., Hamburg (DEU). 18.8.1941 KR. 31.12.1944 vor Warnemünde durch Minenentreffer beschädigt und nach Rostock gegangen. 1946 "Kucznarenko" USSR in Moskau (RUS). 12.6.1947 in Rostock an Polen "Kalisz" Polnische Regierung (Zegluga Polska SA) in Warschau (POL). 1949 "Carolyn" Cia. Naviera Carolyn SA, Panama (PAN). Juni 1958 verkauft über P. Christensen in Nakskov an H. J. Hansen zum Abbruch und 11.7 an Odense.

D  BOLTENHOF  11/3307  August Bolten, Hamburg    DJQE
12./25. 8. 39 Rotterdam - Lennox, 25. 8./14. 9. 39 Lennox - Hammerfest
29. 9./8. 10. 39 Narvik - Lübeck
15. 5. 41 vor Norderney durch Luftangriff beschädigt
5. 12. 42 ab Bergen nach Norden
10. 4. 44 in Kirkenes durch Luftangriff beschädigt
31. 12. 44 vor Warnemünde durch Minentreffer beschädigt
Mai 45 in Rostock; 12. 6. 47 an USSR, weiter an Polen "Kalisz"
Anbei packe ich eine KSA – Auswertung ( KSA = Kriegsschädenamt für die Seeschiffahrt) in welcher alle gravierenden Punkte genauer beschrieben sind.
Der genannte UNMBAU wird sich sicher in einige lange Leitern und ggf, einen neuen Abstieg in den Laderäumen begnügt haben und ggf. noch mit den Aufstellen von Betten.
Vermutlich war das beschädigte Schiff an der Ladestelle auf Grund gesackt und wurde nicht weiter beschädigt da Rostock am 1.5.1945 ja kampflos übergeben wurde.
Vielleicht lassen sich die Daten für 1944 / 194 durch weitere Hinweise verstärken, man sollte ja doch der Geschichte dieser Schiffe einen sicheren Lebenslauf geben und diesen nicht mit Angaben von 1953 ff. füllen.

Gruß

Theo



...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bettika61

#220
Hallo,
der Erfolg hat viele Väter :-D
Oberstleutnant Theodor Steltzer war Transportoffizier beim Oberbefehlshaber Norwegen. Später Kontakt  Kreisauer Kreis.
Zitat1941: Als Transportoffizier in Oslo, half Steltzer bei der Organisation einer Massenflucht norwegischer und dänischer Juden, nach Schweden
http://www.forum-der-wehrmacht.de/index.php/Thread/38390-Oberstleutnant-Theodor-Steltzer/
Ist bekannt , wie er  bei der Flucht  mitgewirkt hat?

Edit: hier wird der Kontakt von Steltzer zum Norwegischen Widerstand erläutert.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: Olaf Berg Nielsen am 29 Oktober 2016, 22:13:25
Im Zweiten Weltkrieg war Friedrich Wilhelm Lübke beim Oberkommando der Marine als Dienststellenleiter in Aarhus/Dänemark eingesetzt. Er hat zusammen mit Kapitän Heinrich Bertram sabotiert, daß das Schiff "Monte Rosa", der in Aarhus Hafen liegen, für Deportation die dänische Juden in Oktober 1943 gebraucht werden konnte.
Hallo,
Lübke war nicht der einzige Marineoffizier, der die Verhaftung der Juden sabotiert hat.
Korvettenkapitän Richard Camman , Hafenkapitän von Kopenhagen, hat den Einsatz
seiner "Patrouillenschiffe" ? verhindert, um den Fluchtweg nach Schweden freizuhalten.
:MG:
ZitatDuckwitz enlisted the help of an old acquaintance and German
harbour commander of Copenhagen, Korvettenkapitan Richard Camman. Duckwitz wrote
of Camman, "He took a great personal risk, but he did so without hesitation".
The week
before the planned round up, Camman guaranteed that all German patrol ships under his
command were in dry dock; enabling the Danish fishermen to safely transport the Jews to
Sweden without risk of meeting German naval units in the 0resund waters. Camman's
heroic actions proved successful for in the first two weeks of October, the Swedish coast
guard did not report any interference in the rescue efforts involving German patrol ships.
aus Emmy Werner "A conspiracy of defence"
gibt es ein KTB, mit dem man das überprüfen könnte?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Hägar

Hallo, Beate

Zwar weiß ich ad hoc leider nichts Konkretes zu Cammann (sic), aber die schwimmenden Einheiten in der Gegend gehörten zur Hafenschutzflottille Kopenhagen, ab 01.10.43 in 8.Sicherungsflottille umbenannt.

Für die gab es einen eigenen Flottillenchef, so dass sich die Frage erhebt, inwieweit Cammann als Hafenkapitän tatsächlich unauffälligen Einfluss darauf hatte, dass alle Boote der Flottille zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Werft lagen (abgeleitet aus 'drydock' als Synonym, denn dass alle Boote buchstäblich in einem Trockendock versammelt waren, würde ich bezweifeln).

Wenn die Boote alle aus irgendeinem Grund den Hafen nicht verlassen konnten/sollten/durften, muss man wohl annehmen, dass der Flottillenchef (Kptltnt./KKpt. Adolf Le Coutre, Okt.40 - Jan.45) in den Zweck eines solchen Aufenthalts eingeweiht war.

Das KTB der 8.SichFl. ist ab 16.10.43 (bis Jan.45) erhalten und befindet sich auf den NARA Reels 3511+12, PG 73679-683.

Man kann jetzt natürlich alle möglichen Spekulationen anstellen, warum ausgerechnet die erste Hälfte Oktober 1943 fehlt.
Es mag aber schon einmal angemerkt sein, dass das gesamte KTB der Hafenschutzflottille nicht nachgewiesen ist, so dass nicht unwahrscheinlich ist, dass das erste Halbmonats-KTB nach der Umorganisation noch zu diesem Konvolut gehörte, also sozusagen 'gemeinsam' verlorenging.
Dies alles lediglich als Flankenüberlegung zu den Recherchen re Cammann.

Gruß - Hägar

Nachsatz: Offensichtlich hat der Thread ja mittlerweile einen gänzlich anderen Inhalt als der Titel suggeriert.
Vielleicht macht es Sinn, ihn allgemeiner umzutiteln, etwa: Transporte von NS-Regime-Verfolgten, oder ähnlich schlau :)

Darius

Hallo zusammen,

KTB Skl. für
19.09.1944
ZitatAdm. Skagerrak: Um 1100 Uhr begann die Aktion zur Entwaffnung und Festnahme der dänischen Polizei in dänischen Großstädten. Dampfer zum Abtransport werden von der Kriegsmarine ab 2130 Uhr in Kopenhagen bereitgestellt.

20.09.1944

ZitatBei Schießereien in Kopenhagen verzeichnet Kriegsmarine 11 Tote und 16 Verwundete.
[vermutlich im o.g. Zusammenhang?]

24.09.1944
ZitatBei Aktion gegen dänische Polizei sind am 19/9. in Kopenhagen 2.304 Polizeibeamte festgenommen, davon 1.698 mit D. ,,Kometa" nach Deutschland überführt, 130 für Wiedereinsatz herangezogen. In Odense, Aarhus und Aalborg sind weitere 430 Beamte festgenommen.

:MG:

Darius

bettika61

Hallo darius
:MG: ergänzt
Zitat von: bettika61 am 27 Juli 2016, 15:56:23
aus dem SKL C-III 21.9.1944
ZitatAdm.Skagerrak drahtet ...
Betr.: Entwaffnung Daen. Polizei.-
......Abtransport festgenomener Daen Polizei aus Khagen, rund 1000 Köpfe heute abend durch Dpfer Cometa nach Lübeck.-...
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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