Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

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Zitat von: t-geronimo am 10 September 2016, 14:51:37
Ist wohl mit ,,Marguerita" die deutsche Margarete gemeint? Auf ihr kamen am 14.10.1943 ja anscheinend auch über 500 gefangene Italiener ums Leben. (...)

Es ist sicher dieselbe, Thorsten, aber ich finde die Daten der Marguerite weder in Lloyd's Register noch im Gröner. Vielleicht hat hier im Forum Jemand bessere Quellen zur Verfügung als ich.
Vielen Dank für mit der Recherche verbundene Mühen.
Schönes Wochenende, Thomas

http://www.wreckdiving.gr/wreck/marguerite

TW

Ich habe sie gefunden in Gröner/Jung/Maass DDK Band 7, S.137/138
Marguerite ex spanisch Maria Amalia, 1918, 744 BRT.

Darius

@,,Mario Roselli" hier die Originalzitate der in den von TW genannten Quelle "Akten der HGr. E", :

ZitatFührungsabteilung Ia/Kriegstagebuch:
Aktennotizen und Ferngespräche:

11.10.1943:[...]
18.10
Genmjr. Winter Anruf an Kpt.z.S. Zechlin.
Genmjr. Winter: Im Hafen von Korfu liegt ein 10.000 to Dampfer bewegungsunfähig, wir wissen nicht, wie er nach Corfu kam.
Ich frage, ob dieses Schiff nicht abzuschleppen wäre und dabie die 5.000 Italiener mitnehmen könnte?
Kpt. Zechlin: Ich werde mich erkundigen.[...]

18.20
Oberst i.G. v. Schipp an Genmjr. Winter.
Ia: Dietl fragt an, ob Entscheidung Corfu schon gefallen ist.
Heute wurde Corfu von 30 Bombern angegriffen, der 10.000 to Dampfer erhielt Schlagseit, die Italiener waren schon verladen.
Genmjr. Winter: -Habe Zechlin gesagt, daß das Schiff mit den Italienern abzuschleppen ist.[...]

12.10.1943:[...]
09.40
MVO meldet, der in Corfu torpedierte 10.000 Dampfer Roselli gesunken ist.[...]

Aus den mir vorliegenden Unterlagen ergibt sich das Bild, dass es Anfang Oktober 1943 noch keine funktionierende und abgestimmte Küstensicherungsstruktur (Seekos) in diesem Bereich (Durazzo - Korfu) gab, so dass die Schiffsbewegungen mit Transportraumverlegung aus der Adria in die Ägäis tatsächlich für die Führungsebenen überraschend kamen. U.a. wurde z.B. auch die Roselli auf dem Marsch nach Korfu bereits an den Vortagen durch eigene Küstenstellungen beschossen.

:MG:

Darius

TD

war nicht am PC

D  MARGUERITE  18/744  Mittelmeer Reederei
1. 4. 43 als span. "Maria Amelia" angekauft
1. 7. 43 umgenannt  KERTSCH;  6. 9. 43 in ""Marguerite"
13. 10. 43 vor Kos durch brit. Uboot  "Unruly" versenkt


Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bettika61

Zitat13. 10. 43 vor Kos durch brit. Uboot  "Unruly" versenkt

ASA geht von einem Minentreffer aus
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

t-geronimo

Im KTB Admiral Ägäis steht auch Minentreffer, mit dem Hinweis einen Tag später, dass auch Sabotage möglich sein könnte.

HMS Unruly hat am 12.10.1943 seine 8. Feindfahrt beendet:
--/>/> http://www.uboat.net/allies/warships/ship/3556.html
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

TD

Und hier zur MARIO ROSELLI   einige grobe Daten:     


M  MARIO ROSELLI  41/6838  Mittelmeer Reederei
10. 9. 43 als ital. Schiff in Triest übernommen
15. 9. 43 ab Triest 20. 9. 43 an Venedig,
27. 9. 43 ab Venedig über Triest zur Ägäis, 7. 10. 43 ab Durazzo
10. 10. 43 vor Korfu durch Luftangriff gesunken
1950 gehoben, ital. "Alpe"


204.  MARIO ROSELLI        IT  1M (18)
6,835 "Italia" Soc. Anon. di Nav., Trieste       466.2 x 64.0
     C Cantieri Riuniti dell'Adriatico, Monfalcone (4/42) #1240    457
8/43 - under German control, seized 8 Sep at Corfu
Sunk by Allied air attack, 12 Oct 1943, at Corfu, refloated 17 Nov 1948, but sank again, refloated successfully in 1951 and re-built 1952 at Monfalcone, re-classed Oct 1952
52 - ALPE   "Italnavi" Soc. di Navigazione per Azioni, Genoa      2935
69 - Costa Armatori S.p.A., Genoa
70 - Saudena Soc. Anon. Uruguaya de Navegacion, Montevideo  [Flemar S.r.l.]  UR
Broken up at Blyth 1972 by Hughes Bolckow, Ltd., arr. Blyth 14.2.72

Damit keine neuen falschen Daten ins Netz komme etwas zu 9.9.1943
Triest Um 06:45 erfolgt unter dem Feuerschutz der Dampfer HENRY ELISABETH FISSHER und JOHN KNUDSEN die Gefangennahme der italienischen Besatzungen des Dampfers REX, des Motorschiffes MARIO ROSELLI, eines Hilfskreuzers, der Flakbatterie auf Mole 4 und der Torwachen 1 und 2. Alle Schiffe, Batterien und Waffen werden von deutschen Soldaten besetzt.
Um 07:25 eröffnet die italienische Batterie auf der Außenmole das Feuer auf das Hafengebiet, wird aber durch die Boldflakbesatzung des Dampfers JOHN KNUDSEN niedergekämpft.
Um 08:10 versenken KT6 und der Dampfer REGINA eine italienische Korvette beim Versuch des Auslaufens.


Gruß
Theo
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bettika61

#202
Hallo,
Zitat15.8.1942 D "Wolsum" 1000 Zuchthausgefangene Stettin nach Nordnorwegen
Hintergrund:
Zitat....die als ,,Konzentrationslager für die Wehrmacht" bezeichneten Feldstraflager in Finnland und Nordnorwegen. In Norwegen ließ Dietl Rückzugswege bauen. Dabei wurden Einheiten von Strafgefangenen (,,Moorsoldaten" aus den Emslandlagern) der Organisation Todt eingesetzt. Weitere Einheiten wurden im Fort Zinna/Torgau aufgestellt; es waren Arbeitssklaven aus den Feldstraflagern I und II in Finnland und Norwegen, für die Generaloberst Dietl truppendienstlich verantwortlich war. Diese Feldstraflager waren die militärische Variante der Vernichtung durch Arbeit ...https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Dietl#Verstrickung_in_Kriegsverbrechen

Ein Opfer der Wehrmachtjustiz, der Matrose Johann Grewing:
ZitatDer Matrose Johann Grewing war im Februar 1941 während seines Torpedoboot- Wachdienstes eingeschlafen; zudem hatte er nach Ansicht seines Vorgesetzten seine Ausrüstung nicht gepflegt. Die deswegen angedrohten Folgen ängstigten Grewing so sehr, dass er planlos an Land floh. Er wurde jedoch bald darauf gefasst. Die Richter schienen Verständnis für seine Gefühlslage vor der Flucht zu haben und sprachen sich in drei aufeinanderfolgenden Verfahren lediglich für eine Zuchthausstrafe aus, obwohl der Marineoberbefehlshaber das Todesurteil gefordert hatte. Mit Inkrafttreten des Urteils verlor Grewing seine »Wehrwürdigkeit«. Er wurde im April 1942 in das Lager Brual-Rhede im Emsland verbracht. Sein Aufenthalt dort galt nicht als Teil der Strafverbüßung, die erst nach Kriegsende beginnen sollte. Im August 1942 gehörte er zu einer Gruppe von Häftlingen, die das Reichsjustizministerium zur Arbeit nach Nord-Norwegen transportieren ließ. Die Lebensbedingungen am Polarkreis waren extrem hart, der Tod vieler Häftlinge bewusst einkalkuliert. Am 18. Januar 1943 nahm sich Johann Grewing das Leben. ...

Verschiffung nach Nord-Norwegen
Mitte August 1942 wurde Johann Grewing zusammen mit 1.000 anderen Gefangenen auf dem Schiff »Wolsum« nach Norwegen gebracht. Die Deportierten waren für Schwerstarbeit beim Ausbau militärischer Befestigungsanlagen und Straßen am Polarkreis vorgesehen. ...

Die Leiden auf der Wolsum – Zeitzeugen erinnern sich
»Auf dem Schiff wurden die Gefangenen in zwei Ladeluken und im Vorschiff zusammengepfercht. Als Verpflegung wurden verdorbene Lebensmittel [...] ausgegeben, die die ersten Fälle von Magen- und Darmerkrankungen zur Folge hatten. [...] Bat einer der Unglücklichen [...] austreten zu dürfen, da er infolge der Ernährung bereits seine Kleidung mit Kot beschmutzt hatte, so wurde er mit Kolbenhieben wieder die Leiter herunter getrieben, wobei er sich dann oftmals völlig mit dem nicht länger zu stauenden Kot beschmutzte. Viele Gefangene waren gezwungen, um diesen Schlägen der Beamten zu entgehen, ihre Eßschüssel als Toilette zu benutzen und in die Feldflaschen zu urinieren. [...] Auf dieser Fahrt starben 3 Gefangene an Hungertyphus. Sie wurden in Säcke genäht und mit Eisen beschwert ins Meer geworfen.«
Quelle Aus einem Bericht von Wilhelm Sonnack und fünf weiteren Häftlingen, entstanden kurz nach Kriegsende, Bundesarchiv, Zwischenarchiv Dahlwitz-Hoppegarten

aus "Drehbuch Wanderausstellung "Was damals Recht war..."
Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

#203
Zitat von: bettika61 am 10 August 2016, 23:02:18
Hallo,
aus der Dokumentation über deutsche Strafgefangenenlager in Finnland von Lars Westerlund
passend auch zu #117
ZitatGerman Penal Camps in Finland, 1941-1944
...The march of the German penal soldiers to the Arctic Sea

In early summer 1942, 1750 penal soldiers who had already been convicted in Germany were moved from there to North Norway and North Finland. The two first groups, consisting of 1200 convicts each, were shipped in 4.6.1942 from Danzig to Pietarsaari (Jakobstad), and from thereon by train to Rovaniemi, from where the prisoners were, carrying their personal gear, forced to execute an arduous march north on foot. According to German records, either 15-20 or 30-50 convicts who committed various infractions or were merely unable to continue the journey were shot during the march...https://www.hitpages.com/doc/5945970441322496/3?q=ship#pageTop
Das KTB KMD Danzig erwähnt leider keinen Transport von (Straf)gefangenen für diesen Zeitpunkt.
Für den 6.6.42 ist ein Truppen-Transport von "Mar del Plata", "Alkaid" und "Trautenfels" nach Jakobstad verzeichnet.
nach dieser Quelle hat das Feldstraflager II am
4.6.1942 mit 45 Eisenbahnwaggons Torgau mit Ziel Danzig verlassen,"das Schiff"verließ am 6.6.1942 Danzig mit Ziel Jakobstad .
Es muss aber mehr als 1 Schiff gewesen sein, keiner der  o.g "Truppentransporter"  hatte  1200 Mann an Bord.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: Olaf Berg Nielsen am 01 Juli 2016, 13:36:14
Hallo Thomas und andere,

am 2.Oktober 1943 waren vier Transporte von jüdischem Mitbürger nach Theresienstadt durchgeführt. Drei mit Zug und der vierte mit Truppentransportschiff Wartheland von Kopenhagen mit 198 jüdische Gefangene und 150 Kommunisten.  Das Schiff geht nach Swinemünde und davon weiter mit Zug nach Theresienstadt. Die Kommunisten kamen zum KZ Stutthof. Insgesamt wurden 472 jüdische Dänen abtransportiert. Davon kamen 16 zuerst nach Ravensbrück.
Hallo,
dank http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=6&t=194871&p=1752269&hilit=ship#p1752269  :MG:
wird erkennbar , das ursprünglich der Abtransport von 5000 Juden von Kopenhagen nach Swinemünde durch OKM mit SKL Gkdos vom 28.9.1943 am 1.10.1943  mit den Dampfern "Monte Rosa", "Lappland" ,"Wartheland" geplant war.
Die Rettungsaktion für die dänischen Juden http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/miszellen/43-10-02.htm verhinderte diese Transporte.
Nur die "Wartheland" fuhr am 2.10.1943 mit 207 Juden und 150 Kommunisten nach Swinemünde.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Darius

Hallo zusammen,

diesen Link kannte ich bisher nicht:
Archivführer der deutschsprachigen Quellen zur Geschichte der Italienischen Militärinternierten (IMI)
1943-1945


--/>/> http://www.villavigoni.it/contents/files/Archivfuehrer.pdf

:MG:

Darius

Darius

Hallo zusammen,

lt. Info im folgenden Link waren auch ehem. ital. Soldaten an Bord der Andrea Sgarallino, als diese durch HMS Uproar (Link 1 und Link 2) versenkt wurde.

:MG:

Darius

bettika61

Zitat von: bettika61 am 04 Juli 2016, 14:12:38
Hallo,
im August 1944 wurden dänische Häftlinge aus dem Lager Horserød mit dem Schiff "Mars" ab
Helsingør nach Deutschland deportiert. Das Schiff wird bezeichnet als "Truppentransporter" oder "Urlauberschiff" .
Es sind 2 Zeitzeugenberichte dokumentiert
http://media.offenes-archiv.de/ha2_2_9_1_thm_2369.pdf
http://media.offenes-archiv.de/ha2_2_9_bio_1169.pdf
Für beide führte der Transport in ein Konzentrationslager.

Beim Schiff gehe ich davon aus, das es sich um die noch heute als Museumsschiff erhaltene "Witjas"  ex Mars https://de.wikipedia.org/wiki/Witjas_%28Schiff,_1939%29 handelt.
Hallo,
das Hauptbuch des Hafenamt Flensburg 1944-45 enthält den Eintrag
Zitat13.8.1944 D. Mars von Helsingoer Wehrmacht 71 Pers. 2468 brt.
Skipper Marquardt Heimathafen Bremen
die Daten sprechen für "Witjas ex Mars"
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Danke Darius, aber uns geht es nicht um ein paar Soldaten, die im Quellentext auch nicht als "Internierte" bezeichnet werden, sondern um Transporte von Strafgefangenen, Kriegsgefangenen und sogenannten "Militär"internierten, die oft genug wie Vieh weggesperrt wurden und im Seenotfall in den Laderäumen eingeschlossen blieben.

Für die Ägäis haben wir inzwischen Transporte von ca 70.000 IMI nachgewiesen, für die Adria (1) und den Abtransport von Korsika (2) fehlt uns eine solche Aufstellung.

ad 1) Wieviele italienische Soldaten waren im September 1943 überhaupt auf Korsika stationiert?

ad 2) Das KTB der Seetransporthauptstelle Triest ist so oberflächlich geführt, dass man daraus keine hilfreichen Angaben ziehen kann. Es geht um den Abtransport von ein paar Tausend italienischen Soldaten auf den besetzten Inseln vor Dalmatien nach Triest und/oder Venedig. Die Soldaten auf Korfu und den südlichen Inseln wurden nach Griechenland gebracht und sind erfasst. - Ich suche immer noch nach einer ausschöpfbaren Quelle (die hat schon Gerhard Schreiber für sein Buch über die IMI vergeblich gesucht).

Trotz meiner Zurückweisung vielen Dank dafür, dass Du die Augen offen hältst. Vielleicht stößt Du ja doch bei Deiner Arbeit auf eine ergiebige Quelle

Zitat von: Darius am 01 Oktober 2016, 17:02:17
Hallo zusammen,

lt. Info im folgenden Link waren auch ehem. ital. Soldaten an Bord der Andrea Sgarallino, als diese durch HMS Uproar (Link 1 und Link 2) versenkt wurde.

:MG:

Darius

bettika61

ZitatZu den im Rostocker Hafen verbliebenen Schiffen gehörte auch der im Haedge-Hafen liegende Frachter Boltenhof der zuletzt als Wohnschiff für die im Hafen arbeitenden sowjetischen Kriegsgefangenen gedient hatte...
"Schiffsschicksale Ostsee 1945" Wolfgang Müller (S.90)
Boltenhof ex Doric Bj.1911 steht bei Dinklage/Witthöft
"12.44 vor Rostock durch Bomben versenkt. 12.6.47 in Rostock  abgeliefert an Polen "Kalisa""
ist  bekannt, wann  das Schiff gehoben wurde?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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