Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Manfred Heinken

Moin zusammen,
unter Antwort 68 wird die "Bremerhaven" genannt.
Hier die Daten des Schiffes:
Unter der Bau-Nr 369 wurde die "Revantazon" bei Workmann, Clark & Co, Belfast abgeliefert.
Vermessung: 5355 BRT/123,3 m Länge über alles/ 15.6 m Breit/13 Knoten war sie schnell.
1936 wurde sie von der Union und Handelsgesellschaft in Bremen angekauft und in "Bremerhaven" umbenannt.
Die "Bremerhaven" wurde in der Fruchtfahrt Bremerhaven-Mittelamerika eingesetzt.
1944 als Lazarettschiff  von der Kriegsmarine in Dienst gestellt.
31. Oktober 44 wird die "Bremerhaven" nördlich Hela durch Bombentreffer versenkt.

Quelle hierfür: Die deutschen Kühlschiffe.

Das Foto zeigt allerdings noch die "Revantazon". Als "Bremerhaven" keine sichtbaren Um-oder Ausbauten.

Beste Grüße
Manfred Heinken




TW

Die BREMERHAVEN kam schon 2x ins "Spiel": auf Seite [1] dieses threads als Transporter von Häftlingen und jüdischen Mitbürgern aus Riga nach Danzig-Stutthof im August 1944; und dann als "Wohnschiff" für die Zwangsarbeiter im Hydrierwerk Pölitz (bei Stettin) in den Jahren 1941-1943.

Darius

Hallo zusammen,

zur BREMERHAVEN gab es in der Ausgabe 10/2008 der poln. Zeitschrift ODKRYWCA ("Entdecker") einen Artikel. Hier die einleitenden Worte in grober Übersetzung:
Zitat,,Bremerhaven" fast wiedergefunden
von Piotr Maszkowski

Die mit der unheilvollen Berühmtheit eines schwimmenden Konzentrationslagers belegte S/S ,,Bremerhaven" beendete ihren düsteren Dienst auf dem Grund der Ostsee am 31.10.1944, versenkt durch sowjetische Luftwaffe. Eine von See und von Land wirksam durchgeführte Rettungsaktion führte dazu, dass der Großteil der Passagiere gerettet wurde. Dadurch ging die Katastrophe nicht in den Kreis der größten Schifffahrtstragödien ein. Vielleicht aus diesem Grund ist das Schiff auch für Jahre in Vergessenheit geraten. Obwohl die letzte Schiffsposition genau in den deutschen Berichten festgehalten ist, ist die genaue Identifizierung des Wracks noch immer nicht ganz sicher. Trotz mehrerer Penetrationsversuche steht die endgültige Bestätigung der Identität noch aus. Die zuletzt vom ,,Bałtyckie Towarzystwo Wrakowe" organisierte Expedition soll endgültig das Geheimnis des ,,Todesschiffes" lösen.

Der Beiname wurde gegeben und gleichzeitig auch verbreitet durch Henryk Mąka im erstmals 1987 veröffentlichten Buch ,,Bremerhaven – Statek śmierci" [Bremerhaven – Das Todesschiff]. Der Autor führte in den 1960er eine Untersuchung durch bzgl. der Identität des von den Nazis zum Konzentrationslager bei den Hydrierwerken Pölitz [http://de.wikipedia.org/wiki/Police_(Oder)] umgewandelten Schiffes durch.
[...]

:MG:

Darius

Darius

KTB Skl. 29.08.1944, Admiral Östliche Ostsee:
ZitatVom 25/7. - 28/8. sind insgesamt nach Osten 52.735 Mann, 2.134 Pferde, 2.005 Fahrzeuge, nach Westen 34.098 Mann, 38.077 Verwundete, 72.089 Evakuierte, 35.309 Kriegsgefangene, 5.586 Pferde und 1.698 Fahrzeuge überführt. Außerdem sind 16.518 Verwundete von Pillau nach Swinemünde verbracht.

:MG:

Darius

TD

#79
Hallo zusammen,

ich habe es ja gerne wenn bei Geschichten die Schiffe ein Gesicht bekommen.

Der Seeleichter No. 86 oftmals auch NDL 86 geschrieben war im ersten Weltkrieg bei der Kaiserlichen Marine:
NDL 86 (1897, Papenburg: Meyer, aus 115-117) 442 BRT; 50,00 x 8,00 x 2,00 m; Leichter, Norddt. Lloyd, Bremen; 10.1917 Ks. Marine, Bremerhaven
1920 (?) wurde der Seeleichter dann an die Reederei Schuchmann ( später Bugsier) verkauft und bekam den Namen WESER II ( siehe unten).
Leider konnte ich den Verbleib des Schiffes bisher nicht ermitteln.

Bis dann

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Manfred Heinken

Moin zusammen,
das sehe ich auch so. Bei den Schiffen, die genannt werden, sollte man versuchen, auch wenn es teilweise nicht so einfach ist,
die Schiffsdaten herauszufinden.
Suchen wir weiter.

Beste Grüße
Manfred Heinken

bettika61

Zitat von: bettika61 am 28 Juni 2016, 23:29:53
Hallo,
der Vormarsch der Russen führte im Sommer/Herbst 1944 zur Räumung der Konzentrationslager in den eroberten Ostgebieten bei Riga und Reval . Über  20.000 Häftlinge wurden per Schiff nach Danzig "evakuiert". Die Frauen kamen ins KZ-Stutthof, die Männer Richtung KZ-Buchenwald
Weitere Informationen liefert
Buch der Erinnerung des VDK
dabei ein Transport am 17.2.1945 von Libau mit dem Dampfer "Balkan"
nach Hamburg zum Zuchthaus Fuhlsbüttel, dort kam das Schiff am 25.2.1945 an.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Darius

Hallo zusammen,

Ergänzungen aus dem KTB Skl. 08/1944:
Zitat01.08.1944 - 2 Mot.-Segler-Geleite mit 1733 Rhodos-Juden sind am 30. abends in Piräus eingelaufen.
Zitat03.08.1944 - Am 3/8. Uhr sind 3 türkische Motorsegler mit jüdischen Emigranten aus Rumänien im Geleit von 2 rumänischen U-Jägern von Konstanza zum Bosporus ausgelaufen.

Darius

bettika61

#83
Hallo,
:MG: danke darius,
ZitatKTB Kdt. Ostägäis
23.7.44 21 uhr
3 Motorschiffe mit 1651 Juden aus Rhodos nach Coo über Piscopi (Tageseinstand) ausgelaufen 
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,4204.msg57312.html#top
Edit: da ich bisher nur Angaben von 1.700 abtransportierten Juden gefunden habe, muß es sich um den gleichen Transport handeln  :?
Edit 2
ZitatDeportiert wurden von Rhodos zumindest 1.651 Frauen, Männer und Kindern, aus Kos zumindest 83.[38] Drei Schiffe aus Rhodos liefen am 24. Juli 1944 aus, eines aus Kos schloss sich an und sie verbrachten die Inhaftierten ins KZ Chaidari. Unmittelbar nach dem Abtransport der Juden setzte Kleemann eine Erfassungskommission für den Judennachlass ein.[39] Am 3. August wurden die Juden – mit dem letzten Deportationszug aus Griechenland – von Athen nach Auschwitz verbracht, wo sie nach 13 Tagen in Viehwaggons am 16. August 1944 eintrafen. 600 Menschen wurden für den Arbeitsdienst ausgesondert, alle anderen unmittelbar nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. ,,Nur 151 der von Rhodos Deportierten überlebten."[40] https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deportation_und_Ermordung_der_griechischen_Juden_durch_das_NS-Regime
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

#84
moin,

Zitat von: Darius am 16 Juli 2016, 21:38:26
Ergänzungen aus dem KTB Skl. 08/1944:
...
03.08.1944 - Am 3/8. Uhr sind 3 türkische Motorsegler mit jüdischen Emigranten aus Rumänien im Geleit von 2 rumänischen U-Jägern von Konstanza zum Bosporus ausgelaufen.
Zitat aus dem von TW in Beitrag #20 erwähnten Rohwer-Text :
"Am 3.8.1944 liefen am Abend die drei Schiffe MORINA, BULBUL und MEFKURE in der angegebenen Reihenfolge von Constanta aus. Auf jedem der Schiffe waren Unteroffiziere der rumänischen Marine eingeschifft, und sie wurden auf dem ersten Teil des Weges durch zwei rumänische, ehemals deutsche Boote der 23. U-Jagdflottille, begleitet. Nachdem man auf dem Kursänderungspunkt des deutschen Tiefwasserweges zum Bosporus eingetroffen war, übernahmen die rumänischen U-Jäger die Männer des rumänischen Begleitkommandos und entließen die Fahrzeuge zur Weiterfahrt in Richtung Bosporus. Dabei gerieten die Schiffe im Verlauf des 4.8. etwas auseinander. Die schnellere MORINA kam langsam voraus aus Sicht, während die BULBUL gegenüber der MEFKURE zurückblieb. Nach Sonnenuntergang hatte keines der Schiffe mehr die anderen in Sicht.
Am 5.8. um 0.10 Uhr wurde die MEFKURE in etwa 42°03' Nord / 29°08' Ost von dem sowjetischen U-Boot Shch-215 unter Kapitänleutnant Strižak gesichtet. Das aufgetauchte U-Boot feuerte eine Leuchtrakete und begann kurz darauf, das Schiff mit seiner 45 mm-Kanone und anschließend mit Maschinenwaffen zu beschießen. Etwa 30 Minuten nach Beginn des Angriffes sank die MEFKURE. 114) Am nächsten Tage wurden das Rettungsboot mit der 5 Mann starken türkischen Besatzung sowie 5 andere überlebende von der folgenden BULBUL aufgenommen, die jedoch wegen der Wetterlage nicht in den Bosporus einlaufen konnte und deshalb den kleinen Hafen Igneada in der Nähe der bulgarischen Grenze aufsuchte."


Diese Transporte sind aber - wie bereits erwähnt - in diesem Thread nicht das Thema.

Gruß, Urs

P.S. und Edit : ich wurde von kompetenter Stelle top darauf aufmerksam gemacht, daß der o.g. Name BULBUL nicht ganz korrekt ist, er müßte BÜLBÜL =  Nachtigall lauten
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bettika61

Zitat von: bettika61 am 16 Juli 2016, 23:48:37
ZitatKTB Kdt. Ostägäis
23.7.44 21 uhr
3 Motorschiffe mit 1651 Juden aus Rhodos nach Coo über Piscopi (Tageseinstand) ausgelaufen 
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,4204.msg57312.html#top
Edit: da ich bisher nur Angaben von 1.700 abtransportierten Juden gefunden habe, muß es sich um den gleichen Transport handeln  :?
Edit 2
ZitatDeportiert wurden von Rhodos zumindest 1.651 Frauen, Männer und Kindern, aus Kos zumindest 83.[38] Drei Schiffe aus Rhodos liefen am 24. Juli 1944 aus, eines aus Kos schloss sich an und sie verbrachten die Inhaftierten ins KZ Chaidari. 
Wenn man "Coo" mit Kos und "Piscopi" mit Tilos übersetzt , wird der Weg klarer.
Die 1651 Juden aus Rhodos und die 83 aus Kos ergeben (fast) die lt. KTB SKL in Piräus angekommenen 1733 Juden.
Zitatin der Ägäis wurden die Juden wohl durch einige Siebelfähren von Kos abgeholt. http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,26430.15.html #16
Im HMA Landungsboote habe ich leider keinen Hinweis gefunden.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
der Abtransport der Juden aus Korfu erfolgte am 11.,14. und 17.Juni 1944
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Deportation_und_Ermordung_der_griechischen_Juden_durch_das_NS-Regime
insgesamt 1765 Personen, darunter 300 Schwangere wurden deportiert
http://bayern.vvn-bda.de/2014/03/19/die-vernichtung-der-judischen-gemeinde-auf-korfu/

ermöglicht wurde dies durch die Bereitstellung des knappen Schiffraums durch die Kriegsmarine.
Zitat...Inselkommandant Jäger forderte sie daraufhin beim Vizeadmiral Lange an. Kapitän Magnus übernahm die Bereitstellung des Schiffraums
"Blutiges Edelweiß"

Vizeadmiral Lange dürfte Wilhelm Lange Kommandierender Admiral Ägäis sein
http://www.geocities.ws/orion47.geo/WEHRMACHT/KRIEGSMARINE/Vizeadmirals/LANGE_WERNER.html
Magnus habe ich in der Crewliste einen Werner und Alexander Magnus gefunden.
Weiß jemand , ober einer der beiden in Griechenland war?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Violoncello

Hallo Beate,

es handelt sich um Kapitän z. S. Alexander Magnus. Er fungierte von August 1943 bis November 1944 als Seekommandant Westgriechenland.

(Lohmann/Hildebrand: Die Deutsche Kriegsmarine 1939-1945, Kennziffer 291 S. 221)

Viele Grüße

Violoncello

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Darius am 16 Juli 2016, 21:38:26
Ergänzungen aus dem KTB Skl. 08/1944:
Zitat01.08.1944 - 2 Mot.-Segler-Geleite mit 1733 Rhodos-Juden sind am 30. abends in Piräus eingelaufen.
Bei einer Griechenland-Reise nach Rhodos und Karpathos im Jahre 2001 vermittelte unser sehr kompetenter Reiseleiter Andreas ein Gespräch mit einer älteren Überlebenden dieser Transporte und des Konzentrationslagers Auschwitz.
Sie konnte oder wollte kein deutsch sprechen, bis sie auf einmal mitten in ihrer "griechischen" Erzählung der Geschehnisse, die Andreas übersetzte, "Achtung, Antreten !" schrie. Das war schon ... gruselig.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Manfred Heinken

Moin zusammen,
die KZ-Stätte "Ochtumsand" ist ja nicht so weit von uns entfernt.
Heute haben wir die Stätte einmal besucht.

Der Fluss Ochtum hat sich ja seit der Zeit des KZ-Schiffes allerdings restlos verändert. Die Mündung in die Weser ist  nicht mehr vorhanden. Da wo das Schiff gelegen hat, ist heute eine Brücke. In dem alten Ochtumarm liegen jetzt Sport- und Angelboote.
Da aber wo das Schiff wohl gelegen hat, steht eine Stahlsäule mit der Aufschrift: "Grundgesetzarbeit macht frei". Weiter sind hilfesuchende Hände nach oben zur Sonne gestreckt".
Dann ist da auch noch eine Hinweistafel angebracht.

In der Anlage ein Foto von der Säule und ein Foto von der Hinweistafel.

Gruß
Manfred Heinken

Impressum & Datenschutzerklärung