Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

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Manfred Heinken

Hallo Beate,
das alles war für die Besatzungen der Schiffe nur sehr schwer zu ertragen.
Da hält man lieber den Mund, war in vielen Fällen auch gesünder.

In den Büchern liest man nur die Bewegungen der Schiffe von Ost nach West.
Zielhafen war ja oft Kopenhagen, welche Ladung da aufgenommen wurde, wer weiß das noch? oder will das noch wissen?.
Oder was hat die von Achim genannte "Thielbek" transportiert. Das Schiff wird ja nicht so oft genannt.

Beste Grüße
Manfred Heinken

Manfred Heinken

Hallo Beate,
aus den Zeitungen und auch aus den Büchern, die über die Flucht über die Ostsee berichten, steht nichts über den Transport von Häftlingen geschrieben, jedenfalls habe ich nichts gefunden.
Es wird nur über den Transport von Flüchtlingen, Soldaten und  Verwundete berichtet.
Das waren ja auch mehr als grausame Zustände auf den Schiffen, da gibt es große, auch gewollte Erinnerungslücken.
Vielleicht haben viele Besatzungen dieses alles gar nicht so wahrgenommen, dazu war vielleicht auch wenig Zeit vorhanden, es konnte doch immer etwas unvorhergesehenes aufkommen.
Die gesehenen und miterlebten Ereignisse wirst du doch dein ganzes Leben nicht wieder los.

Gruß
Manfred Heinken




bodrog

ZitatVielleicht haben viele Besatzungen dieses alles gar nicht so wahrgenommen

Naja, die Häftlinge hatten noch drei Pfund weniger auf den Rippen und ihre längsgestreifte Kleidung an... eigentlich waren die nicht zu übersehen...  :-P und deren Todesraten waren selbst beim Eisenbahntransport exorbitant - da braucht man nur mal die Sterbebücher von Standesamtsbezirken mit größeren Güterbahnhöfen sich ab Dez. 1944 anzuschauen: fein säuberllich als "unbekannter Häftling aus dem KL xyz" protokolliert

bettika61

Hallo,
mit dem Dampfschiff  "Apollo" (2293 brt) lag ein weiteres Schiff mit KZ-Häftlingen bei Kriegsende in Flensburg.Sie transportierte Häftlinge der 5.SS Eisenbahnbaubrigade die dem KZ Sachsenhausen unterstellt war, von Nordenham nach Flensburg.
Nach unbestätigten Angaben eines Zeitzeugen hatte das Schiff Seekabel geladen und nahm 500 Häftlinge und 80 SS-Leute an Bord. Es wird davon ausgegangen, das die "Apollo" am 28.4.1945 in Nordenham in See ging und Flensburg am 2.5.1945 gegen 11Uhr vormittags erreichte.
Am 7.5.1945 ist sie  auf "Flensburg Reede" gemeldet.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Trimmer

Hallo Beate - nun dann müsste nun wohl auch die " Olga Siemers " in die Liste mit aufgenommen werden. Siehe  " Mit dem Frachtdampfer "Olga Siemers" durch den Nord-Ostseekanal  nach Kiel   
www.media.offenes-archiv.de
Noch einen Satz zu Manfreds Beitrag " Vielleicht haben viele Besatzungen dieses alles gar nicht wahrgenommen ....... "  Manfred - das war eine der Ausreden nach 1945 wo viele Leute plötzlich nichts mehr mit der NSDAP  am " Hut " hatten, natürlich gegen Hitler gewesen sind , von KZs überhaupt noch nie etwas gehört haben  usw.
Nein Manfred, viele haben es gewusst, haben es zur Kenntnis genommen und geschwiegen

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Manfred Heinken

Moin Achim,
natürlich hast Du mit der Vergesslichkeit der Menschen nach dem Krieg Recht. Keiner will es gewesen sein.

Gruß
Manfred Heinken

bettika61

Hallo,
gemeint ist wohl
http://www.offenes-archiv.de/de/medium-ansicht?id=6226
mit dem Dokument http://media.offenes-archiv.de/ha7_2_2_5_2_3_thm_2480.pdf
Neben der "Olga Siemers" wird auch die "Rheinfels" erwähnt.
Die "Rheinfels" diente vom 4.5.1945 bis nach dem 10.5.1945  als schwimmendes KZ,
auf dem die in Flensburg angekommenen KZ-Häftlinge über das Kriegsende hinaus unter menschenunwürdigen Umständen gefangengehalten wurden und weiter starben.

Interessant  die Rolle der Kriegsmarine vertreten durch den Hafenkapitän Korvettenkapitän von Ramm, die das Schiff gegen den Willen des Kapitäns der "Rheinfels" beschlagnahmte. Zeitzeugen berichten, das von Ramm sich auf dem Schiff nicht blicken ließ und keine Hilfe kam.
Erst das Eintreffen der Alliierten führt zur Befreiung der Häftlinge.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bodrog


Trimmer

Ja - Korvettenkapitän Hans Joachim von Ramm - so steht der Name in dem Bericht . Genannt wird dieser Name vom Kapitän der " Rheinfels "  W. Meybohm  in einem Schreiben  an die Schiffseignerin  am 08.07. 1945

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

bettika61

Hallo bodrog
Ja, das Geb. Datum 10.10.1898, aus der Vernehmungsakte
(Dank an Reinhard) stimmt mit der Crewliste überein.
Interessant seine Aussage zur Weigerung des Kapitän der Rheinfels, das schiff zur Verfügung zu stellen und mit der Mannschaft an Bord zu bleiben:
Zitat...Da dieses aus seemänischen Gründen nicht zu verantworten war,und es sich um ein Schiff handelte, das im Diensten der Kriegsmarine stand, gab ich ihm den militärischen Befehl an Bord zu bleiben.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TD

Hallo Beate,

ich glaube dass in den Akten des BA Bayreuth einige Berichte zum Hafenkommandanten Flensburg liegen.
Interessant  die Rolle der Kriegsmarine vertreten durch den Hafenkapitän Korvettenkapitän von Ramm, die das Schiff gegen den Willen des Kapitäns der "Rheinfels" beschlagnahmte. Zeitzeugen berichten, dass von Ramm sich auf dem Schiff nicht blicken ließ und keine Hilfe kam.

Man muss wissen dass Ramm sich plötzlich um einige hundert Schiffe kümmern musste und viele Flottillen die nach Flensburg kamen.
Dazu waren neben Polizei auch viele Kräfte der Stadtverwaltung ,, verschwunden" und er musste sich um die Verpflegung der Stadt und den ganzen Schiffsbesatzungen kümmern.
Zudem war ja die ,, neue Reichsregierung", der Rest der Seekriegsleitung, alte Vorgesetzte der Ostseekommandos u.a. in Flensburg die sich mit Sonderwünschen überschlugen.
Hinterher sollte er für alles den Kopf hinhalten bis hin zum Gastwirt der sich aus einen Verpflegungslager reichlich bedient hatte bevor er die angeordnete Verteilerstelle einrichtete.
Dönitz hat übrigens in Flensburg auch wohl Schiffe beschlagnahmen lassen, hab leider im Moment keine Namen, eines wurde auf jeden Fall noch Lazarettschiff.
Zu:
..Da dieses aus seemännischen Gründen nicht zu verantworten war, und es sich um ein Schiff handelte, das im Diensten der Kriegsmarine stand, gab ich ihm den militärischen Befehl an Bord zu bleiben.
Die RHEINFELS unterstand eben der KM und wenn (!) Kapitän und Mannschaft sich geweigert haben wäre es Meuterei gewesen, eine Sache die in den letzten Kriegstagen teilweise überstreng bestraft wurde  ( auch aus lauter Angst es könnten noch Ereignisse wie zum Ende des 1. Weltkrieges kommen!)
Anderseits wollte sicher kein Kapitän in den letzten Tagen des Krieges, der Feind stand ja nur noch wenige Kilometer vor Flensburg, sein Schiff mit KZ- Häftlingen vollpacken lassen.
Gruß

Theo

P.S.: Ich glaube aber das Ramm sich nach in Augenscheinnahme um die RUTH kümmerte ?
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Manfred Heinken

Hallo Beate,
hier mal 2 Anlagen von dem Frachtschiff "Mars".
Wenn man den Lebenslauf der "Mars" so richtig liest, dann kann sie nicht
an den Häftlingstransporten teilgenommen haben. Für diese Transporte blieb dem Schiff ja gar keine Zeit über.
In einem Artikel steht aber geschrieben, das man dem Schiff 500 Kojen eingebaut hat. Damit war sie ja eigentlich
auch ein Lazarettschiff.
Quelle hierfür: Das Buch: Flucht über die Ostsee und div. Zeitungen.

Beste Grüße
Manfred Heinken

bettika61

Hallo Manfred,
Wie bereits http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,26430.15.html#lastPost #26
geschrieben, geht es um einen Einzel-Transport 10/12.8.1944.
Warum sollte er nicht zum Lebenslauf,
wo, ohne Quellenangabe , Flüchtlingstransporte mit Ende 1944 angegeben werden , passen?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
die Frachtschiffe Elmenhorst"" und "Otterberg" dienten im Vorwerker Hafen in Lübeck
als schwimmendes Gefängnis der KZ-Häftlinge  während   der Umladeaktionen für die Transporte der"Thielbek" und "Athen" nach Neustadt.
Die Schiffe selbst haben den Hafen nicht verlassen.

Die Schiffe werden bei Schmidtke und Schön als Flüchtlingsschiffe erwähnt  , dieser Einsatz jedoch nicht.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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