Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

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Olaf Berg Nielsen

Hallo Thomas und andere,

am 2.Oktober 1943 waren vier Transporte von jüdischem Mitbürger nach Theresienstadt durchgeführt. Drei mit Zug und der vierte mit Truppentransportschiff Wartheland von Kopenhagen mit 198 jüdische Gefangene und 150 Kommunisten.  Das Schiff geht nach Swinemünde und davon weiter mit Zug nach Theresienstadt. Die Kommunisten kamen zum KZ Stutthof. Insgesamt wurden 472 jüdische Dänen abtransportiert. Davon kamen 16 zuerst nach Ravensbrück.

Wartheland war auf Nakskov Skibsværft, Dänemark gebaut, aber wurde am 20.April 1944 in Libau, Lettland minengesprengt. Das Schiff wurde später erhöht und auf Nakskov Skibsværft in 1946 repariert und als M/S Falkanger umgetauft.

Mit Gruß
Olaf

TD

Hallo zusammen,

in der Ägäis wurden die Juden wohl durch einige Siebelfähren von Kos abgeholt.

Auf der Donau meine (!) ich dass es einige Transporte von Juden bis Wien gegeben hat,
muss aber noch richtig suchen wenn ich wieder richtig fit bin.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Darius

KTB Skl. 20.08.1944, Adm. östliche Ostsee:
Zitat
Nach Osten wurden 5 Laz. Schiffe bzw. Verwundetentransporter, 5 Truppentransporter und 3 T., nach Westen ein D. mit 2.500 Juden von Reval nach Danzig, ferner 5 Transporter mit ca. 12.000 Verwundeten, Soldaten oder Gefangenen geleitet.

:MG:

Darius

bettika61

Hallo,
Dank an Olaf, Theo und Darius für die Unterstützung :MG:

ZitatBeim suchen habe Hinweise auf  das Marinelager Wohnschiff "Hamburg"-Frauendorf einem Zwangsarbeiterlager in Stettin
und noch ein weiteres Schiff in diesem Lager "barrack Vessel" DRONNING ALEXANDRINe- ex Elsinore-ex ALEX-ex LOME gefunden.
Wohnschiff "Hamburg" vmtl . "kleines Wohnschiff "Hamburg" Bj.1893 340 brt
Zitatvon KM übernommen 28.6.43 Kasernenschiff KMD Stettin
DDK Bd.5


Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

moin,

.. und im Schwarzen Meer haben hiernach deutsche U-Jäger nach Weisung der Skl. Flüchtlingsschiffe rumänischer Juden in Richtung Bosporus geleitet ...
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46272609.html
Das fand auch in der u.a. von unserem Mitglied Thomas TW zu Prof. Jürgen Rohwers 80. Geburtstag herausgegebenen Festschrift http://d-nb.info/971612323/04 Erwähnung.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

TW

#20
Zitat von: TD am 01 Juli 2016, 23:15:47
Auf der Donau meine (!) ich dass es einige Transporte von Juden bis Wien gegeben hat,
muss aber noch richtig suchen wenn ich wieder richtig fit bin.

Zu dem Thema "Donau" siehe Rohwers Aufsatz über "Jüdische Flüchtlingsschiffe im Schwarzen Meer", hier der Text online: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/ksp/schwarzmeer/juden_flucht_schiffe.htm

Aber das Thema ist ja nicht die Flucht über See, sondern Transporte von Häftlingen in die Konzentrationslager und der Gebrauch von Schiffen als schwimmende Konzentrationslager.
Und dazu fehlen uns noch viele Informationen.


Viele Grüße
Thomas

TD

#21
Hallo Thomas,
Dank für den Hinweis.
Da mich das Thema ja schon Jahrzehnte interessiert habe ich die ganzen Bücher und Angaben, auch damals dank Deiner Hilfe, gesammelt und alles Erreichbare an Akten eingesehen.
Damals hatten wir ja schon die Berichte der Donaukapitäne, vor allen Dingen ja von Kapitän Stefan Csikós in unseren alten Arbeitskreis Donau bekommen die auch in guter Form bei Euch vorliegen.
Meine Angaben sind zur Fahrt Lom – Wien ( siehe unten) im Jahr 1943.
Ich weiß nur nicht ob die bulgarischen Schiffsnamen richtig geschrieben sind.
Die Reisen der Der Transport auf der Donau nach Wien erfolgte mit 4 Schiffen und vorwiegend bulgarischen Polizisten als Bewachungsmannschaft. Am 20.März 1943 verließen am Nachmittag zunächst die "Kara Georgi" mit 1100 Juden und in den Abendstunden die "Voiwoda Mischitsch" mit 877 Juden Lom. Am 21.März 1943 folgten zunächst die "Saturnus" mit 1250 Juden und wenig später die "Zar Duschan" mit 986 Personen. Die Transporte wurden von bulgarischen Ärzten begleitet, die hierzu von bulgarischer Seite befohlen worden waren. Von den auf der "Zar Duschan" deportierten Juden verstarben 7 Menschen auf der Fahrt nach Wien.
Bei den Schiffen aus dem Werk von Paul Silverstone hatten ja etliche Kontakt mit der deutschen Seekriegsgeschichte 1939 – 1945.
Ein anderer Kontakt waren ja die dänischen Fischkutter welche als Fluchtfahrzeuge nach Schweden benutzt wurden und von der KM und dem SD abgefangen wurden und noch nach Kriegsende von Hamburg aus im Fischfang eingesetzt wurden.
Bei den Landungsfahrzeugen habe ich auch schon fünf Fahrzeuge welche Juden fuhren.
Ein noch unbearbeitetes Gebiet ist ja auch der jüdische Fluchthelfer Berthold Storfer.
Im Buch 9096 Leben kann man vieles über die Schiffe seiner Dienststelle in Wien lesen.
Zwei Schiffe gingen ja 1939 noch im Sturm verloren und der große Dampfer ROSITTA kam noch im Dienst der KM.
Also im Ganzen gesehen eine Unzahl Schiffe welche zusammen gekommen ist und hier ja schon
ganz schön durcheinander geht.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

bettika61

Hallo Theo,
danke das Thema  kannte ich noch nicht.
Zum Hintergrund
ZitatTatsächlich wurden dann Ende März 1943 aus diesen Gebieten 11 343 Juden nach Treblinka deportiert, 7122 makedonische mit der Eisenbahn von Skopje aus und 4221 thrakische. Diese wurden auf der bulgarischen Eisenbahn quer durch Bulgarien nach Lom an der Donau gebracht, von dort auf Schiffen nach Wien und dann mit der deutschen Eisenbahn nach Treblinka. Dort wurden sie alle ermordet.
Der bulgarische Fall ist außerordentlich. Einerseits war Bulgarien neben Vichy-Frankreich und der Slowakei der einzige Staat, der auf deutschen Wunsch, aber ohne unmittelbaren Zwang und mithin freiwillig Juden an Deutschland auslieferte. Andererseits war Bulgarien das einzige Land, in dem eine Protestbewegung der Bevölkerung die Auslieferung wenigstens der eigenen Juden verhinderte..
http://www.fluchschrift.net/verbrech/maerz/10031943.htm

Der Schiffsname "Kara Georgi" wird hier "Karadorde" geschrieben
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

kalli

Wenn Schiffe erzählen könnten...
So die von Theo erwähnte Saturnus.
Auf ihr ist kurz vor dem Krieg schon Lothar-Günther Buchheim von Belgrad bis zum rumänischen Donauhafen Giurgiuz gefahren (erwähnt in ,,Tage und Nächte steigen aus dem Strom"). Sie transportierte im Rahmen des Umsiedlungsprogramms (Generalplan Ost) deutschstämmige Bevölkerungsteile heim ins Reich. Jüdische Flüchtlinge hofften auf ihr nach Palästina zu kommen, dann wurden die DDSG Raddampfer Lazarett-und Truppentransporter und schließlich Transportschiffe zur Deportation von thrazischen Juden von Lom nach Wien. Die Juden wurden bei ihrer Ankunft in Wien vom Schiff direkt in bereitstehende Güterzüge zum Weitertransport nach Malkinia, einer Eisenbahnstation an der Hauptstrecke Warschau–Bialystok, weitergeleitet – das Ziel: Treblinka.

Ausführlich nachlesbar bei: Ortrun Veichtlbauer ,,Braune Donau"

Zur Schiffsbiografie SATURNUS

bettika61

Hallo,
im August 1944 wurden dänische Häftlinge aus dem Lager Horserød mit dem Schiff "Mars" ab
Helsingør nach Deutschland deportiert. Das Schiff wird bezeichnet als "Truppentransporter" oder "Urlauberschiff" .
Es sind 2 Zeitzeugenberichte dokumentiert
http://media.offenes-archiv.de/ha2_2_9_1_thm_2369.pdf
http://media.offenes-archiv.de/ha2_2_9_bio_1169.pdf
Für beide führte der Transport in ein Konzentrationslager.

Beim Schiff gehe ich davon aus, das es sich um die noch heute als Museumsschiff erhaltene "Witjas"  ex Mars https://de.wikipedia.org/wiki/Witjas_%28Schiff,_1939%29 handelt.
ZitatIm Jahr 1940 wurde sie von der Kriegsmarine beschlagnahmt, im selben Jahr zurückgeliefert, aber im Jahr 1942 erneut beschlagnahmt und bis Kriegsende für Transportaufgaben im Ostseeraum eingesetzt
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Manfred Heinken

Moin Beate

bei Deinen genannten  Schiffsnamen hege ich leichte Zweifel.
Die "Mars" kann es meiner Meinung nach nicht gewesen sein.
In der Anlage habe ich Dir einen Zeitungsausschnitt aus dem Delmenhorster Kreisblatt vom 25. Oktober 1990 gelegt.
Hier berichtet der damalige 3. Ing  - Heinrich Tamm - wie er die letzten Transporte aus dem Osten erlebt hat.

Ich vermute stark, das es die dänische Fähre  -"Marks STIG" -  gewesen ist. In der Anlage ein Abzug aus der Seite "Fakta om Fartyg",
der belegt, das die Fähre 1944 von der KM übernommen worden ist und "Flüchtlinge" oder andere Leute nach Deutschland transportiert hat.
Vielleicht helfen diese Artikel ja weiter.

Mit besten Grüße

Manfred Heinken

bettika61

Hallo Manfred,
bei den Schiffsnamen kann man grundsätzlich Zweifel haben, stützen sie sich in der Regel auf Aussagen überlebender Häftlinge und nicht auf Dokumente. Ich freue mich daher über jede Ergänzung oder Korrektur.

Der Artikel von Tamm über die "Mars" kann ich aber nicht als Beleg gelten lassen,  berichtet er doch nicht über Einsätze im Zeitraum August 1944.
Aus den zeitzeugenaussagen gehe ich bisher von einem Einzeltransport 10/12.8.1944 aus .

Natürlich könnte es auch die M/S Marsk Stig gewesen sein, nur verstehe ich
Zitat1944 06 23. Kantrade fartyget i Helsingfors under lossning av bl. tanks. 

1944 06. Påbörjades bärgningen av ASSISTANS och efter ett tag så har man lyckats lossa lasten

1944 08 01. Påbörjas själva bärgningen av fartyget med hjälp av KONVOJ och SALVATOR från Finska Bärgnings Ab Neptun, samt lyftfartyget MURSU, samt  Helsingfors hamnkran TURSO.

1944 08 10. Bärgades vraket efter ett svårt arbete.
so, daß sie erst  zum 10.8.1944  in Helsinki nach einer Kenterung( beim Entladen u.a.von Panzern am 23.06.1944) geborgen wurde.
Dann kann sie schwer zum o.g. Zeitraum den Transport durchgeführt haben.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Manfred Heinken

Moin Beate,
dann werde ich einmal alle Zeitungsberichte von den Fahrten der "Mars" nachlesen.
Sollte sich etwas ergeben, dann melde ich mich sofort.
Schade, den Heinrich Tamm ich kannte ihn gut, kann ich nicht mehr fragen, der segelt längst in einer anderen Welt

Beste Grüße
Manfred Heinken

Trimmer

Hallo Ihr Beiden - könnte es sich dabei nicht auch um die " Thielbek " gehandelt haben  :?

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

bettika61

Hallo Manfred,
der Transport im August ging mit 741 dänischen Widerstandkämpfern  zum Internierungslager Frøslev . Ein Zeitzeuge berichtet von der Schiffs-Fahrt nach Flensburg.

Wenn Du Zeitungsberichte über Flüchtlingstransporte auswertest, musst Du damit rechnen, das die Transporte von KZ-Häftlinge verschwiegen ,verdrängt oder nicht wahrgenommen wurden, auch wenn sie auf dem gleichen Schiff stattfanden.
Was ich von "Bremerhaven" gelesen habe , die Häftlinge wurden in den Frachtraum gestoßen und dort sich selbst überlassen.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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