Transport Gefangener durch die Kriegsmarine

Begonnen von bettika61, 28 Juni 2016, 23:29:53

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Olaf Berg Nielsen

Hallo Theo,

mit dem Kahn, der auf Klintholm, Møn landete waren 12 Zeugen Jehovas, dabei Hermine Schmidt. Sie hat in das Buch: "Die gerettete Freude" von seine Aufenthalt in KZ Stutthof und die Rettung in Dänemark geschrieben.

Hier ist etwas was in ,,Der Wachtturm" 1. März 1987 von dieser Fahrt geschrieben war:

,,Am 25. April 1945 wurden wir erneut zu einem Ostseehafen gebracht. Ich war immer noch sehr krank, so daß die Glaubensschwestern alle Mühe hatten, mich auf die Beine zu bekommen. Und doch sangen einige unsere Königreichslieder. Auf einem primitiven Lastkahn begann dann unsere abenteuerliche Seefahrt. Es waren wohl mehr als 400 Menschen an Bord, und der Kahn schaukelte bedenklich. Um die Trimmlage zu verbessern, wurden die Häftlinge unter Schlägen gezwungen, nach unten in den Laderaum zu gehen. Dort lag buchstäblich einer auf dem anderen. Die Toten wurden über Bord geworfen. Daß wir zwölf Zeugen Jehovas an Deck bleiben durften, empfanden wir als einen Segen, und wir dankten Gott dafür.
Wir waren allerdings steif gefroren, als wir am nächsten Morgen Saßnitz auf Rügen anliefen. Man nahm uns aber nicht auf und gab uns nur etwas Süßwasser. In der Nacht vom 29. auf den 30. April lief unser Kahn auf eines der vielen Riffe bei der Insel Eulenbruch auf. Der Schlepper hatte uns in dem minenverseuchten Gebiet abgehängt und sich davongemacht. Sollten wir auf diese Weise beseitigt werden? Wir hörten, wie der Kahn am Felsen rieb, und konnten uns nur noch auf Gott verlassen.
Die Küstenmarine brachte uns schließlich in Schlauchbooten an Land und dann auf einen anderen Kahn. Man zwang die Besatzung mit Waffengewalt, wieder in See zu stechen. Alle deutschen Häfen waren jedoch bereits von den Truppen der Alliierten besetzt, und so ging die Fahrt immer weiter, bis wir auf der Insel Møn (Dänemark) landeten. Gleich nach der Landung fragten wir, ob es auf der Insel Zeugen Jehovas gebe. Schon nach etwa zwei Stunden kamen zwei Schwestern, die uns gleich umarmten. Die Menschen um uns herum waren höchst erstaunt. Sobald die Brüder im dänischen Zweigbüro von unserer Ankunft erfuhren, beauftragten sie Filip Hoffmann, sich darum zu kümmern, daß wir liebevoll aufgenommen und versorgt wurden. Wie dankbar waren wir Jehova für seine Güte!"

Mit freundlichen Grüßen
Olaf

Olaf Berg Nielsen

Hallo Beate und anderen,

hier sind einige Bilder von Klintholm Hafen und der deutsche Kahn am 5. Mai 1945:

http://www.mandemarke.dk/historiens_pram.html

Mit Gruß Olaf

TW

Danke vielmals Olaf,
:MG:
Es ist wichtig daran zu erinnern, dass nicht allein Juden, sondern auch andere Minderheiten mit abweichenden politischen und religiösen Überzeugungen Opfer des Nazi-Terrors waren.
Viele Grüße
Thomas

bettika61

Hallo Olaf,
auch von mir vielen Dank  :MG:
so bekommen die Opfer einen Namen und eine Geschichte, auch wenn deren Erlebnisse für uns schwer zu ertragen sind.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Manfred Heinken

und dem schließe ich mich ohne wenn und aber an.

Manfred Heinken

TD

Eine Datenbank zu den einzelnen Schiffen würde ich voll unterstützen.
Wen man erst einmal einen Schiffsnamen hat kommt oft der Rest später automatisch dazu.
Es  ist nur unbedingt notwendig dass alle Daten zu dem jeweiligen Schiff zusammen gefügt werden.
Die jetzige Form über viele Seiten gemischt hier im Forum ist für eine gute Forschung nicht geeignet.

Zum Wohnschiff HAMBURG habe ich zwei Schiffe im Osten gefunden welche 1945 zur Schlei kamen.

Einmal ein Schiff von der Philipp Holzmann AG, Zweigstelle Hamburg
Dieses Schiff war 29,82 m lang und hatte 154,662 Tonnen.

Die andere HAMBURG  wurde 1888 gebaut und hatte 340 BRT
Diese Hamburg war Eigentum von Leth & Co., Hamburg.
Es  war soweit ich noch weiß ein ausgeschlachteter Fischdampfer.

Ein Wohnschiff HAMBURG wurde vor dem 2.6.1944 durch Luftangriff versenkt und durch den Eisbrecher CASTOR am 10.06.1944 gehoben.

Ein Wohnboot 4 wurde noch am 3.5.1945 bei Kiel Feuerschiff versenkt durch Raketenbeschuß eines britischen Flugzeuges.

Gruß

Theo


 
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

TW

Als "Gespensterschiff" wird in Bremerhaven ein ehemaliges Minensuchboot bezeichnet, das im Mai 1933 von der Marine-SA erworben wurde. Auf dem Schiff wurden zwischen Mai und Oktober 1933 politische Gegner der Nationalsozialisten bei speziellen Verhören geschlagen und gefoltert.

Das Minensuchboot wurde 1918/1919 auf der Seebeck-Werft als FM 21 erbaut, 1922 als Peilboot III von der Reichsmarine übernommen. Bereits 1928 wurde es wegen zahlreicher Mängel ausgemustert und 1930 an die Firma Mützelfeldt in Cuxhaven verkauft. Im Mai 1933 erwarb die Marine-SA in Bremerhaven das ausrangierte Minensuchboot und überführte das Schiff nach Bremerhaven. Zunächst lag das Schiff im Neuen Hafen, ab Juli 1933 dann im Alten Hafen.

  Auf dem „Gespensterschiff“ wurden speziell Gefangene vernommen, die in den normalen Gefängnissen nicht die von der Polizei gewünschten Aussagen machten. Die geforderten Geständnisse konnten auf dem etwas abseits gelegenen Schiff besser erreicht werden. Mit Hilfe brutalster Folterungen wurden die Gefangenen zu Geständnissen über angeblich begangene Verbrechen gezwungen. Auf dem Schiff wurde mit Gummiknüppeln, Stahlruten, der Faust und mit Nägeln bestückten Holzleisten geschlagen. Die Schreie der Gefolterten riefen in der Bevölkerung Proteste hervor und gaben dem Schiff in der Bevölkerung den Namen Gespensterschiff. Um weitere Schreie zu unterdrücken, bekamen die Gefangenen Kissen ins Gesicht gedrückt, bevor sie geschlagen wurden.

Ab Oktober 1933 wurde das Gespensterschiff nicht mehr von der SA für Verhöre genutzt. Die politischen Feinde wurden ab da in Konzentrationslager wie KZ Neuengamme, KZ Sachsenhausen oder KZ Dachau verbracht.

Die Zahl der Menschen, die auf das Gespensterschiff verschleppt wurden, steht nicht genau fest, sie wird aber auf „Hunderte“ geschätzt. Das Schiff verblieb anschließend im Alten Hafen und wurde dort 1939 aufgelegt. Es ist am 24. Oktober 1944 dort bei einem Luftangriff gesunken resp. verloren gegangen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gespensterschiff_%28Bremerhaven%29

bettika61

Hallo,
das KZ Stutthof verfügte über zahlreiche Außenlager, bei denen die Häftlinge als
"Sklavenarbeiter" eingesetzt wurden. Dazu zählt das  "Außenarbeitslager Deutsche Werke Gotenhafen", das beim Bau und Reparatur von U-Booten zum Einsatz kam.
Am 25.3.1945 wurden 618  Gefangene mit den Schiffen "Zephyr" (368) und "Elbing" (250),
zusammen mit Wehrmachtsgütern abtransportiert. Sie landeten in Aussenlagern des KZ-Neuengamme in Hamburg und Kiel.
Nach Todesmärschen landeten sie nach einer Odyssee auf den KZ-Schiffen in Neustadt.

Museum Stutthof übersetzt

Bei der "Elbing " dürfte es sich um die "Elbing IV" handeln, dazu ist bei Schmidtke vermerkt
Zitat"26.3.45 von Danzig über Hela, Swinemünde und Warnemünde 250 Angehörige der Schichauwerften Elbing und Danzig nach Travemünde evakuiert"
das zu der Frage, warum KZ-Häftlinge in der "Flüchtlingsliteratur" nicht auftauchen.
Die Schichauwerften Danzig und Elbing setzten ebenfalls KZ-Häftlinge  ein.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Zur "Bremerhaven" (Hydrierwerke Pölitz) stieß ich auf diesen interessanten blog:
http://heinzslominski.blogspot.de/2015/07/das-polenschiff.html

bettika61

Hallo ,
von September 1933 bis zum 15.5.1934 wurde  ein ehemaliger Schleppkahn des norddeutschen Lloyd als KZ genutzt
"Orte des Terrors" Bd.2
Ob der Name "Ochtumsand" vom Liegeort oder vom Schiff http://www.radiobremen.de/wissen/geschichte/ns-zeit/missler100.html
herstammt  , ist widersprüchlich, ich glaube aber an ersteres.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
ZitatDie I. SS-Baubrigade auf Alderney, genannt Lager ,,Sylt", unterstand der Verwaltung des KZ Neuengamme. Die Häftlinge, die die laufenden Häftlingsnummern des KZ Neuengamme zwischen 16000 und 17000 erhielten, mussten aufgrund der befürchteten Invasion der Alliierten im Auftrag des Oberkommandos der Wehrmacht und der Organisation Todt Befestigungsanlagen auf der Insel errichten. Am 24. Juni 1944 wurde das Kommando ,,evakuiert". Bei der Evakuierung befanden sich von den ehemals 1000 Häftlingen nur noch 636 im Lager
http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste/alderney-i-ss-baubrigade/
hier wird als Quelle
KTB Marinegruppenkommando West RM 35II/64 angegeben, hat das jemand , dann könnte man vielleicht  auch das Transportschiff finden.
Es muss auch ein Schiff zum Hertransport gegeben haben.
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
habe nur das KTB Marine GruKo West aus 1944 08,
T_1022 4009I PG 37595
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

TW

Hallo Beate
Im Artikel davor (S.78) über KZ Bremen-Mißler steht, dass es sich um den Ex-NDL-Kahn Nr. 86 handelte. Ochtumsand hieß das KZ und, da der Kahn das KZ war, eben auch der Kahn. So verstehe ich die Sätze.
Viele Grüße
Thomas

Zitat von: bettika61 am 11 Juli 2016, 16:55:33
Hallo ,
von September 1933 bis zum 15.5.1934 wurde  ein ehemaliger Schleppkahn des norddeutschen Lloyd als KZ genutzt
"Orte des Terrors" Bd.2
Ob der Name "Ochtumsand" vom Liegeort oder vom Schiff http://www.radiobremen.de/wissen/geschichte/ns-zeit/missler100.html
herstammt  , ist widersprüchlich, ich glaube aber an ersteres.

bettika61

Hallo Thomas,
danke, das wär dann geklärt.

Das KZ Ravensbrück hatte in Peenemünde die  Aussenlager ,Karlshagen I und II.
Karlshagen II unterstand der Heeresanstalt (Peenemünde Ost).
ZitatDie Auflösung des Lagers Karlshagen II begann Mitte Februar 1945. 350 ,,Invaliden"
wurden auf dem Wasserweg nach Barth und von hier über das Mittelbau-Außenlager
Ellrich ins KZ Bergen-Belsen gebracht 1277. Die Angaben eines überlebenden
Häftlings, es habe zunächst einen Plan gegeben, den Lastkahn mit den Gefangenen
zu versenken1278, kann nicht durch andere Berichte bestätigt werden. Ebenso wenig
bewiesen ist die Versenkung eines Schleppkahns mit 335 Peenemünder Häftlingen,
die in den letzten Apriltagen geschehen sein soll1279. Mitte bis Ende April 1945 wurden
alle noch im Lager Karlshagen verbliebenen Häftlinge evakuiert. Eine Wolgasterin
will am 28. April 1945 einen langen Zug von elend aussehenden Häftlingen
gesehen haben, die durch die Stadt in Richtung Westen gezogen seien1280. Nach
Angaben eines Barther Häftlings traf im April ein Transport von rund 400 Peenemünder
Häftlingen in Barth ein1281. Ein Restkommando wurde per Schiff aus
Peenemünde evakuiert
und dann zu Fuß in Richtung Rostock in Marsch gesetzt. Die
Überlebenden dieses Todesmarsches wurden hier von sowjetischen Soldaten befreit1282
https://www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/a024.pdf
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Hallo,
der Todesmarsch des KZ Fürstengrube führte zum KZ Mittelbau
ZitatNach 4 Wochen im KZ Mittelbau wurden 200 überlebende Häftlinge gesammelt und nach Magdeburg getrieben. Auf dem Weg dorthin traf die Kolonne auf eine Gruppe von 300 Häftlingen – mehrheitlich sowjetische Kriegsgefangene sowie Holländer, Franzosen und Belgier – die gemeinsam weitergetrieben wurden.

Die Häftlinge wurden am 9. April 1945 auf einen offenen Schleppkahn verladen und über die Elbe nach Lauenburg und den Elbe-Lübeck-Kanal nach Lübeck transportiert, wo sie am 12. April 1945 im Industriehafen Lübeck-Vorwerk eintrafen.
https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_F%C3%BCrstengrube-Todesmarsch
Der weitere Marsch führt zur "Cap Arcona".

Dank des unerschöpflichen Archiv von Theo , ist auch der Name des Schleppkahns als "WILMA" bekannt.Lt erhaltener Rechnung  wurde der Transport durchgeführt vom 7.4-12.4.45 im Auftrag des KZ Neuengamme .
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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