Bismarck in der Luftbildaufklärung 21.5.1941

Begonnen von bettika61, 28 März 2016, 13:09:29

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Hägar

Zur Aussage, es seien Erzschiffe in die Abschirmung einbezogen worden (#8), dieser Randhinweis:
CONSUL HORN, ASIEN, RADBOD, PETROPOLIS, WESTSEE, HOHENHÖRN, AMERIKA und JERSBEK waren zu dieser Zeit nicht in der Erzfahrt Narvik tätig, mithin also in anderen Relationen.
Als einziges Schiff der Auflistung war die TUCUMAN am 12.05.41 von Narvik nach Rotterdam ausklariert worden. Ob sie ihre Südreise in Bergen unterbrochen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Gruß - Hägar

Urs Heßling

moin, Bernd,

Zitat von: Hexe am 10 September 2016, 12:36:54
diese Angaben sind aus dem KTB Admiral Westküste Norwegen, am 20.5.1941 9°°Uhr
Ja, das sind die Knaben, die 2,5 Jahre später bei der Berichterstattung über den Angriff der Ranger-Flugzeuge auf die deutschen Schiffe im Oktober '43 (Operation Leader) auch den Schiffsnamen Kaguir statt Cap Guir geschrieben haben.
Merke :
Schreibfehler kommen auch in KTB vor (und werden von Schriftstellern übernommen :|)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

SchlPr11

Hallo,
deckt sich mit meinen Quellen. RADBOD,WESTSEE, AMERIKA und ASIEN fanden entsprechende Verwendung. Gefordert waren Schiffe mit großem Tiefgang. Zusätzlich Schlepper SEETEUFEL von Schuchmann zum Längseitslegen der Schutzschiffe. Alles lange vorgeplant und gut durchdacht...
REINHARD

Hexe

10.30Uhr Bismarck ankert im Grimstadfjord auf 46 m Tiefe .
Der Anker hält gut, sodass das Schlachtschiff bei der schnell aufkommendem
Südwestwind unbedenklich um fast 180° schwojen kann.
Sofort nach dem Ankern begebe ich mich mit AI an Bord.
Die vorbereiteten Sicherheitsmassnahmen sind getroffen.
Jagdschutz durch Jagd-und Zerstörerflugzeuge, verstärkte Flugzeugabwehr, Sicherung des Fjordeinganges durch Vorpostenboote.
Die vier zm Schutz der Bismarck abgeteilten Dampfer laufen in den inneren  Grimstadfjord ein und werden , nachdem das Schwojen der Bismarck beendet ist, möglichst weit achtern-längsseit genommen, um in erster Linie Ruder und Maschinenanlagen zu schützen.
Für die Auswahl dieser Dampfer war massgebend ihr Tiefgang ihre Grösse, um eine möglichst grosse Sicherheit gegen Lufttorpedos zu erreichen.

Gruß Bernd

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Hexe am 11 September 2016, 11:12:14
Jagdschutz durch Jagd-und Zerstörerflugzeuge,
.. die allerdings Sucklings Spitfire nicht aufhalten konnten ...

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Hägar

Die Luftsicherung war im allgemeinen auf die Abwehr von direkten Angreifern ausgerichtet, Jagdbombern und Torpedo-Flugzeugen, waren also im unmittelbaren operativen Umfeld eingesetzt.
Hochfliegende Aufklärer waren im Kern nicht das Ziel der Sicherung.

Anders war es, wenn Abfang-Rotten speziell auf einen gemeldeten Aufklärer angesetzt wurden. Die eine oder andere Maschine hat es dann im Laufe der Jahre über Norwegen auch 'erwischt', auch wenn die deutschen Erfolge eher mäßig blieben.

Gruß - Hägar

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Hägar am 12 September 2016, 18:24:53
.. auch wenn die deutschen Erfolge eher mäßig blieben.
Ja, u.a., weil die RAF zunehmend Mosquitos für den Job einsetzte.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

scharrenberg

Hallo an Alle.
Ein paar Bemerkungen zu der Methode der Luftbildauswertung.

Die hier gezeigten Luftbilder als auch die von der NCAP unter http://ncap.org.uk/feature/hunting-bismarck angegebenen haben den Fehler, dass sie für eine schnelle und erfolgreiche Luftbildauswertung falsch dargestellt werden!!

Es gilt die eiserne Regel, und es gibt nur wenige Ausnahmen, dass das Bildmaterial so gedreht wird, dass der Schatten zum Bildbetrachter zeigt. Dadurch wird in unserem Gehirn ein Eindruck von Räumlichkeit erzeugt, d. H. Erhebungen scheinen uns entgegen zu kommen, Vertiefungen, z. B. Bombenkrater sind dann auch als Löcher zu sehen. Allerdings ist dann die dargestellte Szene nicht mehr mit der bei uns nord orientierten Kartendarstellung identisch.

Hat ein Luftbildauswerter wie bei der Suche nach der Bismarck Bildzeichen entdeckt, die auf ein Schiff hindeuten, kann er aber den Typ noch nicht eindeutig erkennen, so kommt die eine Ausnahme zu Tragen. Das Luftbild wird nun so gedreht, dass der Schatten nach oben zeigt. Aus dem Schattenbild, das ja auch in vielen Fällen in den vorhandenen Vergleichs-unterlagen eine schattenförmige Darstellung des Schiffes, z. B. Flottenbücher, dargestellt wirdt, ist dann in den meisten Fällen eine genaue Typidentifizierung möglich. Diese Regel gilt auch für die Identifizierung von Straßenfahrzeugen oder Zügen.
Da in der Luftbildaufklärung der RAF im WK II immer Luftreihen mit einer so hohen Bildfrequenz aufgenommen wurden, ist außerdem so eine echte stereoskopische Bilddarstellung und Auswertung möglich, wenn die benachbarten Bilder durch ein Stereoauswertegerät, betrachtet werden

Soviel zu einer möglichst leichten und erfolgreichen Bildauswertung.

Schönes Wochenende

Scharrenberg.

PS: Ich war 29 Jahre bei den Marinefliegern für die Luftbildauswertung tätig.

SchlPr11

Hallo,
herzlichen Dank für diese Fachhinweise aus den Jahrzehnten Tätigkeit. Für uns Hobbyauswerter sehr hilfreich! Immer wieder kommen Luftbilder auf den Tisch, deren Informationen teils über die ungenügende Aktenlage hinaushelfen.
Aktuell interessant ist darüberhinaus immer wieder ein Flug über Nordkorea bzw. auch Kuba, mit aktuellen maritimen Einblicken...
Schönes Wochenende - REINHARD

t-geronimo

Hochinteressant! Vielen Dank für die Infos.  :TU:)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv


Götz von Berlichingen

Lt. Ludovic Kennedy, »Versenkt die Bismarck!« 21.05.1941 gegen 13:15 englischer Zeit (14:15 Uhr deutscher Zeit).

Urs Heßling

moin,

Ja, siehe Link im Startbeitrag, dort als 1:15 p.m. geschrieben.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Götz von Berlichingen

Zitat von: Seelöwe am 29 März 2016, 10:45:12das Foto von Prinz Eugen ist bisher wohl noch nicht veröffentlicht worden. Auch die Erzählung des ganzen Flugs und der Auswertung ist höchst spannend!

Hier ist es:
»Date: 21 May 1941 Date known
Location: Vindneset; Western Norway; Norway
Coordinates (lat, lon): 60.423042, 5.008942
Description: Prinz Eugen«

http://ncap.org.uk/frame/1-1-21-1-35

»Flying south over Vindnes, Suckling sighted and photographed a cluster of large ships moored in Hjeltenfjord. One of them was the cruiser Prinz Eugen, with a destroyer, a tanker and three large merchant ships moored nearby.«
http://ncap.org.uk/feature/hunting-bismarck


Zitat von: Urs Heßling am 29 März 2016, 14:18:49Was mich beim Lesen des Textes wundert, ist, daß weder PG noch BS tagsüber Luftschutz hatten. Es hätten an Stelle der Spitfire ja auch Blenheim-Bomber kommen können ...

Sie hatten Luftsicherung durch Me 109, jedoch dürfte die Spitfire aufgrund ihrer großen Flughöhe (7500 m lt. Kennedy, 8000 m lt. Müllenheim-Rechberg) für die Me 109 nicht erreichbar gewesen sein.

Lt. Angaben des Ic beim Fliegerführer Stavanger, Hptm. Huhnholz,  oblag der Jagdschutz dem Jafü Norwegen.

»Der Liegeplatz unserer Kriegsschiffe im Raum Bergen war alles andere als kriegsmäßig. Die BISMARCK lag nicht weit vom Ufer vor Anker. Zahlreiche Norweger bevölkerten das Ufer und die Hänge, herrlichster Sonnenschein (...) am Himmel ein riesiger Schwarm deutscher Jäger, die Sicherung flogen. Was war da noch geheim?« [Brief Huhnholz vom Mai 1960, zit. n. Brennecke, »Schlachtschiff Bismarck«, 1997, S. 188 ff.]

Müllenheim-Rechberg (1999, S. 99) schreibt:
»Zum Schutz gegen unliebsame Überrschungen flogen den Tag über zwei Messerschmitt 109 - Jagdflugzeuge Sperre über BS. [...] Nach 13:30 Uhr löste die Flakwache an Bord einmal Fliegeralarm aus, doch wurde BS nicht angegriffen und unsere Geschütze traten nicht in Tätigkeit.«

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Urs Heßling am 29 März 2016, 14:18:49
Welche Me 109-Staffel (die Suckling angeblich nicht hinderte) lag denn eigentlich auf dem Flugplatz ? 
EDIT : 3./ JG 77 http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Jagdgeschwader/JG77-R.htm

Zitat von: Götz von Berlichingen am 02 Februar 2017, 22:18:23
...
Lt. Angaben des Ic beim Fliegerführer Stavanger, Hptm. Huhnholz,  oblag der Jagdschutz dem Jafü Norwegen.
»Der Liegeplatz unserer Kriegsschiffe im Raum Bergen war alles andere als kriegsmäßig. Die BISMARCK lag nicht weit vom Ufer vor Anker. Zahlreiche Norweger bevölkerten das Ufer und die Hänge, herrlichster Sonnenschein (...) am Himmel ein riesiger Schwarm deutscher Jäger, die Sicherung flogen. Was war da noch geheim?« [Brief Huhnholz vom Mai 1960, zit. n. Brennecke, »Schlachtschiff Bismarck«, 1997, S. 188 ff.]

Müllenheim-Rechberg (1999, S. 99) schreibt:
»Zum Schutz gegen unliebsame Überr[a]schungen flogen den Tag über zwei Messerschmitt 109 - Jagdflugzeuge Sperre über BS. [...] Nach 13:30 Uhr löste die Flakwache an Bord einmal Fliegeralarm aus, doch wurde BS nicht angegriffen und unsere Geschütze traten nicht in Tätigkeit.«
Eine (!) Staffel (maximal 12 Maschinen) konnte kaum "riesige Schwärme" stellen (abgesehen davon war ein "Schwarm" meines Wissens ein "fester" Begriff für 4 Flugzeuge)
Es waren ja gem. Mü-Re auch nur zwei Maschinen - das sollte im Ablösungsrhythmus eine Staffel auch ganz gut "beschäftigen".
Allerdings halte ich nach eigenen Norwegenerfahrungen eine Sicherung durch 2 Maschinen - ohne vorhandenes Radarwarnsystem - für ein in einem Fjord liegendes Schiff für "dünne" bzw. recht optimistisch .. die Überraschungs-Angriffe können ja zumindest aus 2 Richtungen erfolgen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Impressum & Datenschutzerklärung