Seeflugstationen Bug und Wiek auf Rügen

Begonnen von Eddy, 21 Februar 2016, 14:34:47

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Eddy

Ich habe wieder einmal eine Frage an Wissende. Bei Recherchen im KTB der SFS´en Stralsund-Wiek-Bug bin ich im Mai 1917 auf taktische Übungen zwischen den Seefliegern und der S-Flottille in Sassnitz gestoßen. Den Begriff habe ich bisher nirgendwo mehr gefunden. Handelt es sich bei dieser Flottille um Torpedoboote, denn andere Boote haben nicht in Flottillenstärke im Hafen Sassnitz gelegen. Es gab auch U-Boote im Hafen aber nur als Manöverstützpunkt. Auch die Bezeichnung Halbflottille ist eine Eigenart dieser Zeit nehme ich an und da habe ich gefunden, dass es sich da immer um fünf Boote handelt. Ist das korrekt? Ich möchte ja in der Geschichte nichts falsches Schreiben.
Ich hänge mal zwei Seiten aus dem KTB mit den markierten Eintragungen an.
Schönes Wochenende
Eddy
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

Deichkind

Hallo,
bin sicher kein Experte, aber könnte S-Flottille für Sicherungs-Flottille stehen?
Gruß,
Deichkind

Urs Heßling

moin,
unser Mitglied Simon UC 67 ist DER Fachmann :MG: top bezüglich der UC-Boote der Kaiserlichen Marine.
Vielleicht hat er das KTB des Bootes und ist so freundlich, Dir zu helfen

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Eddy

Ich habe noch mal tiefer gegraben und in der Schiffliste bei wikipedia zur Kaiserlichen Marine folgendes gefunden:
S = Schichau-Werke Elbing (Werft)
darunter stehen die Kleinen Torpedoboote, gebaut zwischen 1893 und 1898, in Dienst bis 1921, trugen Bordnummern mit "S", ab 1914 mit "T"
Wäre das eine Lösung für die Bezeichnung "S-Flottille"  :?
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

Deichkind

Ja, und die T-Boote von der Vulcn-Werft z.B. "V". Aber das ist hier nicht die Lösung.
D.

Eddy

Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

Urs Heßling

moin,

eine mögliche Erklärung ist "Schulboot-[Halb]flottille der I. Torpedo-Division"
(ab 1916 in der Ostsee stationiert)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Eddy

Hallo Urs,
das wäre sicher eine mögliche Abkürzung für "S-Flottille" aber ich denke der Schulbetrieb der Kaiserlichen Marine war wohl eher in Kiel und Umgebung oder eventuell Swinemünde angesiedelt und nicht auf der Insel Rügen. Ich habe mich nun, nach nochmaligem Lesen im Buch "Die Geschichte von Sassnitz als Marine-Stützpunkt", Ausgabe 2011, mit der Bezeichnung "Sicherungs-Flottille" angefreundet. Deichkind hatte das auch schon in seinem Beitrag geschrieben. Ich werte diese Bezeichnung aber nicht als militärische Bezeichnung sondern mehr als umgangssprachlichen Namen für Schiffe und Boote, die zur Absicherung von bestimmten Aufgaben hier stationiert waren. Die Autoren schreiben selbst, dass es wenig bis keine Nachweise darüber gibt in welcher Form der Hafen Sassnitz in der Kaiserzeit genutzt wurde. 1909 sollen sogar Torpedobootflottillen und 20 große Kriegsschiffe hier gelegen haben. Damit ist sicher die Reede mit einbezogen. Zwei Sätze, die auf Seite 15 geschrieben wurden, sagen für mich das aus, was meine Umstimmung zur "Sicherungs-Flottille" ausmacht. Aber immer noch skeptisch.
"In der Struktur der Kaiserlichen Marine waren Torpedoboote in Flottillen eingeteilt. Jede Flottille bestand aus einem Führerboot und zwei Halbflottillen mit je fünf Booten."
Die Fährschiffe der "Königslinie" hatten bis 5 m Tiefgang, also war es Schiffe mit ähnlichen Daten durchaus möglich den Hafen von Sassnitz anzulaufen, so z.B. Kleine Kreuzer. Jetzt schreiben die Autoren davon, dass der Kleine Kreuzer UNDINE ab 1915 u.a. auch Sicherungsaufgaben auf der Fährlinie Sassnitz - Trelleborg durchführte. Dabei wurde die UNDINE am 07.11.1915 von einem englischen U-Boot versenkt. Die UNDINE war auf dieser Fahrt vom Torpedoboot V 154 begleitet worden. Nach der Versenkung der UNDINE kamen die Kleinen Kreuzer MEDUSA und AMAZONE zur Sicherung der Fährlinie zum Einsatz, immer in Begleitung von Torpedobooten. Da man diese Bezeichnung "Sicherungs-Flottille" in den Einheitsbezeichnungen der Kaiserlichen Marine nicht findet (oder ich sie nicht finde), denke ich, dass es sich um eine Aufgabenbezeichnung für diese Schiffs-Boote-Zusammenstellung handelt und die Seeflieger in ihren KTB´ern die Abkürzung S-Flottille dafür benutzten. Ich habe keine Ahnung ob das von mir Zusammengereimte stimmt aber eine andere Lösung finde ich einfach nicht. Das Stadtarchiv von Sassnitz ist für diese Zeit leider nicht sehr aussagekräftig. Ich denke, ich werde das Ganze so verwenden, zumal die Seeflieger hier erst ab 1916 richtig aktiv wurden. Macht ja eigentlich auch Sinn, denn die Flieger sicherten ja auch das Seegebiet gegen gegnerische Über- und Unterwasserfahrzeuge ab, speziell die Erzlinie Trelleborg - Swinemünde und die Fährlinie Sassnitz - Trelleborg.
So, nun nehmt mich wieder auseinander.  :-D
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

joern

Hallo Eddy,
ich möchte Dich nicht auseinandernehmen, aber den Begriff Suchflottille noch einmal ins Spiel bringen.
In Deinen Unterlagen wird ein Obltn.z.S. Fels genannt.
Dieser Oberleutnant war Kommandant bzw. Gruppenführer einer U-Boots-Suchflottille bis 2/1918.
Deshalb meine Vermutung - Suchflottille.
Grüße Joern

Eddy

Hallo Joern,
das ist korrekt mit Ob.Lt.z.S. Fels aber im KTB steht: "7.15 Uhr, Flz. Nr. 752  Fl.Mt. Fischer, Ob.Lt.z.S. Fels nach Sassnitz zur Übung mit S-Flottille gestartet."
Dieser Namensvetter war in diesem Fall Beobachter und nicht der Kommandant eines U-Bootes. Der U-Bootmann hieß Maximilian Fels und wie der Seeflieger Fels mit Vornamen hieß kann nur Alex wissen. In meiner Liste ist er ohne Vornamen geführt.
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

jaba

Hallo Berndt,

Joern hat recht was den Olt.z.S. Fels betrifft. Es handelt sich um Olt.z.S. Maximilian Fels. Einen anderen gab es nicht. Damit könnte das die Lösung des Begriffs "S-Flottille" sein.

Gruß
Alex

Eddy

#41
Jetzt bin ich aber von den Socken. Was hat ein Seeoffizier an Bord eines Seeflugzeuges zu suchen, zumal er in Wiek zusteigt, seine Einheiten aber in Sassnitz liegen?
Macht für mich keinen Sinn. Wenn er vom Flugzeug aus das Zusammenwirken mit der S-Flottille führen wollte, hätte er auch in Sassnitz ins Flugzeug steigen können, denn lt. KTB ist es dort 30 Minuten später gewassert/gelandet.
Jetzt nehme ich mir das KTB noch einmal vor. Wenn es nur diesen einen Ob.Lt.z.S. Fels gegeben hat, muss ich irgend etwas übersehen haben.
Auf alle Fälle danke ich Euch beiden für Eure Beiträge. Es handelte sich also um eine Flottille im Bestand eines Führerbootes und zehn Torpedobooten, die zur Suche von U-Booten in Sassnitz lagen. Das klingt natürlich auch logisch und macht für mich wieder Sinn, denn die U-Boote waren wohl die aktivsten gegnerischen Einheiten in der Ostsee zu dieser Zeit.
Bis denne
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

jaba

Hallo Berndt,

es war gar nicht unüblich das "Fremde" an Bord von Flugzeugen mitgeflogen sind. Etliche Beispiele in KTB zeugen davon.

Gruß
Alex

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Eddy am 04 März 2020, 18:05:46
Es handelte sich also um eine Flottille im Bestand eines Führerbootes und zehn Torpedobooten, die zur Suche von U-Booten in Sassnitz lagen.
Nein.
Es gilt "look in the book" , in diesem Fall in "Der Krieg zur See", Ostsee, Band 3

Die U-Boots-Such-Flottille wurde Ende 1915, nach Abzug kampfkräftiger Einheiten, zum Handelsschutz aufgestellt.
Einheiten waren keine Kriegsschiffe, sondern Heringslogger, mit denen nicht auf Qualität (Kampfkraft) sondern Quantität gesetzt wurde, sie bestand aus 6 Gruppen zu je 12 Loggern. Die Logger waren mit einem kleinen Geschütz und einigen Wasserbomben bewaffnet
Anfang 1917 wurde sie als "zahlenmäßig stark, aber langsam und schwach bewaffnet" bezeichnet.
Im Sommer 1917 erhielt sie die Zusatzaufgabe, in Schweden, z.B. in der Hanö-Bucht  liegende britische Handelsschiffe am Auslaufen aus der Ostsee zu hindern. Dafür wurde der S-Flottille ein Unterseeboot zugeteilt.
Die Übungen der S-Flottille mit dem U-Boot können also sehr wohl (nicht nur) U-Jagd-Übungen (denn U-Boote waren zu dieser Zeit nicht mehr das große Problem), sondern auch "Abfang-Übungen" gewesen sein.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Eddy

Hallo Urs,
das mag ja alles richtig sein und ich werde den Teufel tun und Dir widersprechen aber wie Logger sehen die Boote auf den Fotos nicht aus. Habe leider nur eins im Archiv, die anderen aus dem Buch zur Sassnitzer Marinegeschichte sind private Sammlungen.
U-Boote ist klar, da kommen einige im KTB der Seeflieger vor aber von Loggern spricht da keiner nur von Torpedobooten.  :?
Eddy von der großen Insel

"Tradition pflegen heißt nicht Asche aufbewahren sondern eine Flamme am Leben erhalten!"

Impressum & Datenschutzerklärung