Die Schnellboote der Bundesmarine

Begonnen von RonnyM, 27 Januar 2016, 12:20:38

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RonnyM

Moin,

mein Freund, der Trimmer Achim, hat mir das o. g. Buch von Hendrik Killi rüber gebeamt. :O/Y Da hier ja ein ehemaliger Schnellboot-Kommandant unter uns weilt, hoffe ich, dass er ein wenig Licht die Vorkommnisse bringen kann.

Was mir aufgefallen ist, dass ein Großteil der Kollisionen mit der Klasse 140 zu verzeichnen ist. Aber bei 50 Schnellbooten wohl kein Wunder. Leider wird nichts über die Ursache einer Kollision berichtet. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass nach 30 Stunden Übung die Konzentration nachlässt und der Kursbefehl 280° in 180° weiter gegeben wurde. Und schon ist es passiert.

Hier mal eine Aufstellung:

Klasse 140

PANTHER   03.09.1959 Kollision mit GREIF vor Helgoland
LUCHS       1966 Kollision mit WOLF
WOLF        03.09.1959 mit PANTHER
                1966 mit LUCHS
WEIHE       1970 Koll. mit REIHER
ALK           1970 Koll. mit PINGUIN
ELSTER      Februar 1974 schwere Koll. mit DOMMEL
REIHER      1970 Koll. mit WEIHE
PINGUIN    1970  Koll. mit ALK
DOMMEL    1974 schwere Koll. mit ELSTER
KONDOR    Dezember 1961 schwere Koll. mit Schlepper PELLWORM
                 Das Boot hatte den Alt-Bundeskanzler Adenauer von Köln nach Grafenwörth überführt.
GEIER        19.03.1965 Koll. im Nord-Ostsee-Kanal.

Klasse 142

ZOBEL       05.09.1968 schwere Koll. mit WIESEL
WIESEL                        "                        ZOBEL
                 14.03.1977 Feuer im Motorraum, ein Toter.
                 24.01.1978 Koll. mit GEPARD
NERZ          21.05.1982 schwere Koll. mit der dän. Fregatte PETER TORDENSKJOLD
PUMA         15.09.1981 während des Manövers BOTANY BAY 81 schwere Grundberührung in der
                  westl. Ostsee
GEPARD     24.01.1978 Koll. mit WIESEL.

Heute kann man ja die Scnellboot-Crash auf You Tube verfolgen.

Urs bitte übernehmen... :angel:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Hastei

hallo Ronny,
ich wusste gar nicht , das es so viele Kollisionen gab.
Selbst als Aktiver bekamen wir nichts mit, komisch .
Gruß - Hastei

Trimmer

Nun , ich habe zu dieser ganzen Geschichte einen interessanten Beitrag im Spiegel Ausgabe 34/1970 gefunden.
Ja und irgendwie findet man auch in diesem Artikel Parallelen zu heutigen Zustand der Deutschen Marine - wenn man es will.
Artikel unter  www.spiegel.de/spiegel/print/d-44905021.html

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Hastei

#3
ein interessanter Artikel , Achim.
War genau meine Zeit im 3.SG.Flensburg .
Wir haben schon mal drüber gesprochen , aber es war eben so.
Wichtiger war uns , wo gehen wir heute Abend an Land ?
Fehlendes Personal , wie heute, habe ich pers. nur gemerkt ,
das ich gefühlt , dauernd Wache gehen musste und ich als
OMT. TF Führer war, was sonst Portepees vorbehalten war .
Es grüßt der Hastei

Redfive

Also wenn man die doppelt aufgeführten Unfälle mal wech nimmt bei den 140er, sind es doch garnicht soviele.  :-P

WEIHE       1970 Koll. mit REIHER

und nu so rum

REIHER      1970 Koll. mit WEIHE

und dann so

ALK           1970 Koll. mit PINGUIN

und dann wieder so rum

PINGUIN    1970  Koll. mit ALK.

Da kann man schon ein paar wech lassen denke ich, sieht ja sonst so aus als hätten wir nur Crashbootfahrer in unserer Marine.  :-P


Gruß
Sven  :MG:
Werft: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Leichter Kreuzer Nürnberg

RonnyM

...im Prinzip ja Sven, aber links ist die Aufstellung der beteiligten Boote übersichtlicher... 8-)

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Redfive am 27 Januar 2016, 17:12:09
Also wenn man die doppelt aufgeführten Unfälle mal wech nimmt.. sind es doch garnicht soviele. 
top

Zitat von: RonnyM am 27 Januar 2016, 12:20:38
Aber bei 50 Schnellbooten wohl kein Wunder. Leider wird nichts über die Ursache einer Kollision berichtet. Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass nach 30 Stunden Übung die Konzentration nachlässt

Hier mal eine Aufstellung: EDIT ohne Doppel und nur Kollisionen "untereinander"

PANTHER   03.09.1959 Kollision mit GREIF WOLF vor Helgoland
LUCHS       1966 Kollision mit WOLF

WEIHE       1970 Koll. mit REIHER
ALK           1970 Koll. mit PINGUIN
ELSTER      Februar 1974 schwere Koll. mit DOMMEL           

Klasse 142

ZOBEL       05.09.1968 schwere Koll. mit WIESEL

GEPARD     24.01.1978 Koll. mit WIESEL.
Die Vermutung, daß nach 30 h Fahren die Konzentrationsfähigkeit nachläßt, ist sicher richtig.

Hinzu kommt aber, daß die Schnellboote nachts und mit gelöschten Laternen Formationsübungen fuhren, die gemäß NATO-Vorschrift verboten waren, z.B. das Schwenken (Kursänderung unter Beibehalten der Formation) in der Staffel.
In der Pfeilformation (VICTOR) wurden Abstände von 50+ yards gefahren (incl "Schwenkungen"), was in anderen Marinen so gut wie unvorstellbar war. Die Abstands-Faustformel lautete "frei (d.h. vor) von der Hecksee des Vordermanns".
Da waren Zusammenstöße rein statistisch gesehen fast zwangsläufig.

Die Personalsituation, wie sie im Spiegel-Artikel dargestellt wurde, war 1974, als ich zum ersten Mal in das 7. S-Geschwader kam, nicht mehr so. Es gab noch Lücken bei den Eloka-Bedienern, sonst aber kaum welche (gemeint waren wohl Tastfunker, keine Testfunker :-D :sonstige_154:)
Unverkennbar richtig sind H. H. Kloses "Sprüche" 8-)

Bei der o.g. "Kollision" WIESEL/GEPARD am 24.1.1978 war ich "dabei". Der Verlauf war, daß GEPARD beim Anlegen am schwojenden Tender im Schneetreiben den bereits längsseits liegenden WIESEL leicht berührte (oder "rammte"), sodaß der dort auf der Torpedoladeschiene liegende sehr teure Torpedotestsimulator beschädigt wurde. Eine "Kollision" war das nicht.

Übrigens: auch Holger war Schnellbootskommandant :wink:

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bodrog

ZitatIn der Pfeilformation (VICTOR) wurden Abstände von 50+ yards gefahren (incl "Schwenkungen"), was in anderen Marinen so gut wie unvorstellbar war. Die Abstands-Faustformel lautete "frei (d.h. vor) von der Hecksee des Vordermanns".

... klingt nach einer Tradition aus der Kaiserlichen mit ihren T-Booten...

Blinki

Unsere FR 27 war 74/75 auch nicht gerade üppig gesät. Normale Ausstattung pro S-Boot: 1x Unteroffizier, 1 x Gast
Mein Kamerad und ich kamen zum 01.04.74 als Matrosen nach nur 3 Monate Ausbildung frisch an Bord und hatten von "blinken" und "Sprechfunk" wenig Ahnung.
Der Kamerad hat einen auf "Bord untauglich" gemacht und ich habe den Bereich bis zur Entlassung März 75 so gut wie allein gemacht. Es kam zwischendurch mal wieder einer "frisch" als Matrose, der hat es auch nur 2 Monate durchgehalten.
Der "Alte" persönlich hat mich fachlich fit gemacht, denn von unserem Geschwadersignalmeister kam auch wenig.

FAUN

Welt online beschreibt die Schnellbootausmusterung der deutschen Marine. Die "Hyäne" geht in Rente bzw. wird stillgelegt.

http://www.welt.de/geschichte/article154473996/Die-letzte-Fahrt-der-deutschen-Schnellboote.html

Trimmer

Nun bin ich kein Experte aber ich denke das die S-Boote zumindest im Bereich der Ostsee doch noch eine Daseinsberechtigung hätten. Man verweist in dem Artikel z.B. auf die Möglichkeit eines längeren Aufenthalts - braucht man das in der Ostsee so unbedingt  :? Waffenmässig sind sie doch wohl immer noch in der Lage und " verstecken " können sie sich doch wohl auch besser als eine Korvette. Von der Schnelligkeit mal ganz abgesehen - also das Motto  Raus- Ran - Weg - erfüllen sie m.M. nach am besten.
Ist aber nur die Meinung eines " Landeies "

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

smutje505

Hallo  Ende des Jahres heißt es für die Besatzungen der Schnellboote Abschied nehmen von ,,Hermelin", ,,Zobel", ,,Frettchen" und ,,Hyäne". Die Schnellboote der Marine werden nun endgültig außer Dienst gestellt. Doch bevor diese Ära zu Ende geht, geben unsere ,,Ostseerocker" noch einmal richtig Gas.
Neben einem vierwöchigen SQUADEX und der Teilnahme am multinationalen Manöver BALTOPS sind die Schnellboote in diesem Jahr ein letztes Mal im Geschwaderrahmen auf der Kieler Woche zu Gast. Die Redaktion der Marine wird die Boote bei ihren letzten Fahrten und Erlebnissen begleiten, bevor am 16. November die Außerdienststellung der Schnellboote, samt ihren Besatzungen, im Marinestützpunkt Warnemünde stattfinden wird. (aus OZ Anfang des Jahres)

smutje505

Hallo Achim  hier einige Bilder wo ich 2012 in Hohe Düne mit meinen Kameraden war...
Bild 4 2006 zur Hanse Sail(mein Bauch ist nun weg)

Manfred Heinken

Moin zusammen,
die Kollision der S-Boote "Wolf" und "Panther"fand am 3. September 1959 im Raum Helgoland statt. Beide Boote wurden dabei schwer beschädigt und wurden nach Lürssen eingeschleppt.
Wir lagen mit der "Scheer" zu dem Zeitpunkt in der Seebeckwerft und konnten nicht helfen.
Das Foto in der Anlage zeigt die "Leopard", ich war im Glauben, es sei die schon wieder instand gesetzte "Wolf gewesen, aber ich wurde eines besseren belehrt. Die "Leopard" wollte nur ihren Chef, Kapitän zur See Birnbacher, der bei uns an Bord war, guten Tag sagen. Aber so richtig hat der sich über den Besuch nicht gefreut.
Im September sehe ich einen Kameraden in Kappeln wieder, der den Crash auf der "Wolf" mitgemacht hat. Das hat er bis heute nicht so richtig verdauen können.
Beste Grüße
Manfred Heinken




Urs Heßling

moin,

Zitat von: FAUN am 19 April 2016, 14:28:29
Welt online beschreibt die Schnellbootausmusterung der deutschen Marine.
Na ja  :roll: :-D
- ein 18.000 PS-Motor ?   paßt nicht ins Boot, es sind 4 Motoren mit zusammen 18.000 PS.
- Korvetten deutlich schwerer bewaffnet ?  Wohl eher nicht

und zu [Zitat]
Verglichen mit der US Navy, können Deutschlands Schnellboote kaum mit heroischen Geschichte aufwarten. Nachdem Hitler 1943 den Einsatz der großen Überwassereinheiten verboten hatte, kamen jene vor allem bei Himmelfahrtskommandos und nur wenigen spektakulären Vorstößen vor der Küste zum Einsatz. [Zitat Ende]
Es gab weder Himmelfahrtskommandos noch spektakuläre Vorstöße,
aber als kleine "Glanzlichter"
- Angriffe der "Kanalarbeiter"-Flottillen auf brit. Küstenkonvois, besonders 1941, 1942 und 1944
- Effektive Abriegelung der Zufahrten nach Malta durch Minenfelder im Frühjahr 1942
- Angriffe auf Malta-Konvois "Harpoon" und "Pedestal" im Juni und August 1942
- Unternehmung von S 54 und S 61 zur "Eroberung von Venedig" im September 1943

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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