Deutsch-Britisches Flottenabkommen 1935 (mal anders)

Begonnen von Sven L., 15 November 2015, 17:51:34

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Sarkas

Zu den Planungen von Raeder: Ein Washington-Kreuzer macht tatsächlich keinen Sinn, da die Panzerschiffe diesen überlegen sind. Die geplanten Schlachtkreuzer waren allerdings spätestens mit Kiellegung der Dunkerque obsolet. Wenn man ein Schiff entwerfen will, das der Dunkerque überlegen ist, läuft man zwangsläufig gegen die 35.000 ts-Marke. Scheinbar wollte man das aber bei der Marineleitung lange nicht einsehen, wenn ich mir die Entwicklungsgeschichte von Scharnhorst und Gneisenau ansehe.

Ansonsten sind die Zahlen für die kleinen Einheiten aus dem britischen Vorschlag durchwegs zu klein.

ede144

Zitat von: Sarkas am 17 November 2015, 14:57:42
Zu den Planungen von Raeder: Ein Washington-Kreuzer macht tatsächlich keinen Sinn, da die Panzerschiffe diesen überlegen sind. Die geplanten Schlachtkreuzer waren allerdings spätestens mit Kiellegung der Dunkerque obsolet. Wenn man ein Schiff entwerfen will, das der Dunkerque überlegen ist, läuft man zwangsläufig gegen die 35.000 ts-Marke. Scheinbar wollte man das aber bei der Marineleitung lange nicht einsehen, wenn ich mir die Entwicklungsgeschichte von Scharnhorst und Gneisenau ansehe.

Auch die Planungen von Raeder und der KM fanden nicht im luftleeren Raum statt. Da gab es die Zwänge durch Verträge, die technische Entwicklung und durch die Politik. Nicht nur SH und GN sondern auch BS und TP wurden immer wieder geändert bzw. durch den Einfluß der Politik geändert. Im Rückblick weiß man gerne alles besser.

Sven L.

@Sarkas:
Bzgl. der Schlachtkreuzer stimme ich dir nicht zu, aber das ist auch nicht so wichtig hier. Ede hat da schon ganz recht, dass es Zwänge gab. Deutschland will sich von den Zwängen befreien und der brit. Vorschlag könnte als ein erster Schritt dazu angesehen werden.

Ich habe auch nach Änderungen gegenüber dem brit. Vorschlag gefragt. Wie würde deine "Wunschliste" bei den kleinen Einheiten (Zerstörer/Torpedoboote) aussehen? Wobei ich den Flugzeugträger nicht als Eintauschobjekt (wie Urs vorschlägt) verwenden würde wollen. Mir stellt sich da eher die Frage, ob einen großen Träger, oder lieber zwei kleinere.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

DST

Zitat von: Sarkas am 17 November 2015, 14:57:42
Zu den Planungen von Raeder: Ein Washington-Kreuzer macht tatsächlich keinen Sinn, da die Panzerschiffe diesen überlegen sind. Die geplanten Schlachtkreuzer waren allerdings spätestens mit Kiellegung der Dunkerque obsolet. Wenn man ein Schiff entwerfen will, das der Dunkerque überlegen ist, läuft man zwangsläufig gegen die 35.000 ts-Marke. Scheinbar wollte man das aber bei der Marineleitung lange nicht einsehen, wenn ich mir die Entwicklungsgeschichte von Scharnhorst und Gneisenau ansehe.

Ansonsten sind die Zahlen für die kleinen Einheiten aus dem britischen Vorschlag durchwegs zu klein.

Da muß ich mal voll zustimmen.

Washington-kreuzer ohne die hunderte bzw tausende tankstellen rund um den atlantik machen mehr probleme
als sie nutzen. Das können panzerschiffe viel besser.

Und die geplanten deutschen schlachtkreuzer sind auch nur eine moderne kopie der englischen aus ww1 und die neigen dazu , habe ich zumindest gehört  :-D ,  bei einem gefecht auseinanderzufliegen.




Zitat von: Halvar66 am 17 November 2015, 17:06:03
@Sarkas:
Bzgl. der Schlachtkreuzer stimme ich dir nicht zu, aber das ist auch nicht so wichtig hier. Ede hat da schon ganz recht, dass es Zwänge gab. Deutschland will sich von den Zwängen befreien und der brit. Vorschlag könnte als ein erster Schritt dazu angesehen werden.

Ich habe auch nach Änderungen gegenüber dem brit. Vorschlag gefragt. Wie würde deine "Wunschliste" bei den kleinen Einheiten (Zerstörer/Torpedoboote) aussehen? Wobei ich den Flugzeugträger nicht als Eintauschobjekt (wie Urs vorschlägt) verwenden würde wollen. Mir stellt sich da eher die Frage, ob einen großen Träger, oder lieber zwei kleinere.

ein flugzeugträger ?
ohne die 20 jahre entwicklung die england und usa hatten ?
ohne freien zugang zum atlantik ?
ohne die möglichkeit einen geleitzug auch nur ansatzweise versorgen zu können ?

wenn es eine option im deutsch/englischem flottenvertrag geben soll.
wäre meiner meinung nach am sinnvollsten wenn man die, später von england gewünschte ,größen beschränkung mit aufnimmt.
35k und 14"  sind viel mehr als 10k und 11"
Das würde für politische Sicherheit bei der kaliberfrage sorgen.

und eine mischung aus KGV , Scharnhorst und Panzerschiff wäre meiner meinung nach
ein sehr guter kompromis für die geographische und strategische lage deutschlands.

mfg dirk

Sarkas

Zitat von: ede144 am 17 November 2015, 16:43:57
Auch die Planungen von Raeder und der KM fanden nicht im luftleeren Raum statt. Da gab es die Zwänge durch Verträge, die technische Entwicklung und durch die Politik.
Genau um diese Zwänge geht es hier doch! Die Politik braucht eine Aussage von ihren militärischen Spezialisten, was ein sinnvolles Ziel für die Verhandlungen wäre. Da besteht also eine Interaktion. Und sie bestand damals auch schon.


Zitat von: Halvar66Bzgl. der Schlachtkreuzer stimme ich dir nicht zu, aber das ist auch nicht so wichtig hier.
Ich glaube, dass das sogar sehr wichtig ist. Es geht hier schließlich um eine Art Wunschliste der Marineleitung, und da geht's schon darum, was etwas taugt und was man deshalb haben will.
Wenn ich mir die Schiffe ansehe, die tatsächlich gebaut wurden - insbesondere die Scharnhorst - dann sehe ich nicht, dass mit deutlich unter 35.000 ts ein (deutsches) Schiff zu machen ist, das es mit der Dunkerque aufnehmen kann. Zudem ist die Reaktion Frankreichs auf ein deutsches 25.000 ts-Schiff absehbar, und dann sind wir endgültig beim Washington-Limit.


Zitat von: Halvar66Ich habe auch nach Änderungen gegenüber dem brit. Vorschlag gefragt. Wie würde deine "Wunschliste" bei den kleinen Einheiten (Zerstörer/Torpedoboote) aussehen? Wobei ich den Flugzeugträger nicht als Eintauschobjekt (wie Urs vorschlägt) verwenden würde wollen.
Warum Eintauschobjekt? Warum nicht einfach mehr als im britischen Vorschlag? Es geht hier schließlich um Verhandlungen.
Flugzeugträger waren meines Erachtens in den frühen 30ern eine Mischung zwischen Prestige und Investition in die Zukunft: Alle waren der Meinung, dass man sie in der Zukunft brauchen würde, aber noch keiner wusste genau, wie sie einzusetzen waren. Ich würde also die Tonnage für zwei Träger als Verhandlungsziel setzen, sie aber in der Baureihenfolge weiter hinten anordnen. Und bezüglich der Tonnage eines Schiffes: siehe die Lexington.


Urs Heßling

moin,

Zitat von: Halvar66 am 17 November 2015, 17:06:03
.. Frage, ob einen großen Träger, oder lieber zwei kleinere.
.. oder drei noch kleinere wie https://de.wikipedia.org/wiki/Gotland_%28Schiff,_1933%29

Vorteile: wenig Entwicklungsrisiko für Schiff und Flugzeuge, Entwürfe wie https://en.wikipedia.org/wiki/Heinkel_HE_5 vorhanden.

Weitere Punkte
1.) Anstelle der zwei 25000 t-Panzerschiffe drei entsprechend "kleinere" mit 16.500 t (= 50.000 t)

Begründung: Dann können mit den "neuen" Panzerschiffen, den 3 "Deutschlands", 3 Leichten Kreuzern und den 3 Flugzeugkreuzern tatsächlich drei veritable "Kanmpfgruppen" gebildet werden.

2.) Verzicht auf Flottillenführer (einer, nur Prestigeobjekt wie ein franz. Großzerstörer Aigle) und die Torpedoboote, dafür 20 Zerstörer = 2 Flottillen.

3.) Anstelle der zwölf 200 t-Boote (Versailles), die nie gebaut wurden, 30 80-t-Boote (Schnellboote).

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bodrog

Wenn schon Träger, dann vielleicht der Träger-Entwurf von 1924/25 von Friedrich Schüttel. Jürgen Richter mutmaßte, dass er sich gut ins Panzerschiff-Konzept eingefügt hätte. Leider ist die Arbeit von Schüttel ein Kriegsverlust, so dass über die Antriebsanlage nichts gesagt werden kann...

Matrose71

Zitat von: Urs Heßling am 18 November 2015, 15:10:25
moin,

Zitat von: Halvar66 am 17 November 2015, 17:06:03
.. Frage, ob einen großen Träger, oder lieber zwei kleinere.
.. oder drei noch kleinere wie https://de.wikipedia.org/wiki/Gotland_%28Schiff,_1933%29

Vorteile: wenig Entwicklungsrisiko für Schiff und Flugzeuge, Entwürfe wie https://en.wikipedia.org/wiki/Heinkel_HE_5 vorhanden.

Weitere Punkte
1.) Anstelle der zwei 25000 t-Panzerschiffe drei entsprechend "kleinere" mit 16.500 t (= 50.000 t)

Begründung: Dann können mit den "neuen" Panzerschiffen, den 3 "Deutschlands", 3 Leichten Kreuzern und den 3 Flugzeugkreuzern tatsächlich drei veritable "Kanmpfgruppen" gebildet werden.

2.) Verzicht auf Flottillenführer (einer, nur Prestigeobjekt wie ein franz. Großzerstörer Aigle) und die Torpedoboote, dafür 20 Zerstörer = 2 Flottillen.

3.) Anstelle der zwölf 200 t-Boote (Versailles), die nie gebaut wurden, 30 80-t-Boote (Schnellboote).

Gruß, Urs

Salve,

Das ganze macht aber nur Sinn, wenn es wirklich Marineflieger gibt und die Marine und Luftwaffe, massiv mehr Geld in die Entwicklung eines "Lufttorpedos" investieren!
Der F5 war nichts anderes als der letzte Scheissdreck, der F5b hätte mind. 1938 fertig entwickelt werden müssen, ansonsten taugen die Flugzeugträger nur mit Stukas und das ist ein bischen wenig und die Kampfgruppe eher Fischfutter.
Viele Grüße

Carsten

Sven L.

@bodrog:
Schüttel und sein Trägerentwurf sind mir gänzlich unbekannt. Könntest du mir Zeichnungen und Abmessungen per Mail zukommen lassen?

@All:
Vielen Dank. Ist einiges an Anregungen zum Nachdenken vorhanden.  :-)

Bei der Suche im Dülffer- Weimar, Hitler und die Marine bin ich darauf gestoßen, dass im Juni 1932 v. Schleicher das Budget u.a. der Marine erheblich aufgestockt hat, so dass statt der erlaubten 50 Mio. RM ~76 Mio. RM für Neubauten zur Verfügung gestanden hätte. Da der weitere Ausbau der Flotte zumindest mit (verbesserten) Panzerschiffen geplant war, gehe ich davon aus, dass 1933 Panzerschiff "D" auf Stapel gelegt worden wäre. Wobei ich weiter davon ausgehe, das wiederum Verbesserungen eingeplant worden wären, die gegenüber der AGS eine weitere Tonnagevergrößerung bedeutet hätten. Inwieweit das einen Einfluß auf das Papier der Engländer gehabt hätte können wir gerne diskutieren.
Insofern: 4x 10.000 ts + 2x 25.000 ts als brit. Vorschlag.

Da Deutschland zumindest seit Groener parität mit Frankreich angestrebt hat, würde ich die zwei 25.000 ts Panzerschiffe in der Größe so belassen, weil ich persönlich nicht glaube das Raeder so ein Angebot ablehnen würde. Bleibt die Frage der Bewaffnung.  Also ob wiederum 28 cm oder hier auch zumindest Parität mit Frankreich (33 cm). Dazu noch die Forderung, dass wenn Frankreich weitere Großkampfschiffe baut, wir, also Dtschl. dies ebenso darf.

Der Vorschlag mit den drei Flugzeugkreuzer hat was für sich, nur auch die Nachteile die aus anderen Threads schon bekannt sind. Wobei ich das stoppen des Schiffes zur Wiederaufnahme der Flieger nochmal nennen möchte.
Wie wäre es mit der Forderung nach 27.000 ts (oder 30.000 ts)? Die 27.000 ts kann man bequem durch 3 teilen und bekäme so 3 Leichte Träger à 9.000 ts (9.144 t).

Bei den leichten Streitkräften würde ich statt der von Urs vorgeschlagenen 20 Zerstörer eher 24 fordern. Also 6 Flottillen zu je 4 Zerstörern. Die Schnellboote würde ich eh bauen, da diese unter die 200ts Grenze für freie Bauten fallen.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

ede144

Zitat von: Urs Heßling am 18 November 2015, 15:10:25
moin,

Zitat von: Halvar66 am 17 November 2015, 17:06:03
.. Frage, ob einen großen Träger, oder lieber zwei kleinere.
.. oder drei noch kleinere wie https://de.wikipedia.org/wiki/Gotland_%28Schiff,_1933%29

Vorteile: wenig Entwicklungsrisiko für Schiff und Flugzeuge, Entwürfe wie https://en.wikipedia.org/wiki/Heinkel_HE_5 vorhanden.

Weitere Punkte
1.) Anstelle der zwei 25000 t-Panzerschiffe drei entsprechend "kleinere" mit 16.500 t (= 50.000 t)

Begründung: Dann können mit den "neuen" Panzerschiffen, den 3 "Deutschlands", 3 Leichten Kreuzern und den 3 Flugzeugkreuzern tatsächlich drei veritable "Kanmpfgruppen" gebildet werden.

Wenn man das Verhältnis von real und offiziell nimmt, dann wäre das ja dann 25000 t.

Zitat von: Urs Heßling am 18 November 2015, 15:10:25
2.) Verzicht auf Flottillenführer (einer, nur Prestigeobjekt wie ein franz. Großzerstörer Aigle) und die Torpedoboote, dafür 20 Zerstörer = 2 Flottillen.

Müsste man dann nicht auch die Dienstposten aufstocken? Mit 12000 Mann ist das wohl nicht zu machen oder?

Zitat von: Urs Heßling am 18 November 2015, 15:10:25
3.) Anstelle der zwölf 200 t-Boote (Versailles), die nie gebaut wurden, 30 80-t-Boote (Schnellboote).

Gruß, Urs

Dann hätte man mal wirklich Schnellboote wie bei anderen Marinen auch.

Sarkas

Mein Eingangsangebot für die Verhandlungen mit den Briten wäre: Deutschland tritt dem Washington-Vertrag bei, zu den gleichen Konditionen wie Frankreich. Die Zugeständnisse wären: Die Panzerschiffe werden auf die Schlachtschifftonnage angerechnet, die Tonnage für die schweren Kreuzer wird gestrichen (da ohnehin uninteressant), der Neubau der schweren Einheiten wird auf 20 Jahre gestreckt (mit den Trägern als letztes).

Als erster Träger wäre ein einsatzfähiger Prototyp sinnvoll, also 25-30 Flugzeuge, 28+ Knoten, Flak-Bewaffnung, zeitgemäßer Bomben- und Torpedoschutz. Baubeginn in den 1940er Jahren.

Kleine Schiffe wie folgt: Je Dickschiff ein leichter Kreuzer und mindestens zwei hochseefähige Zerstörer. Für die Nord- und Ostsee jeweils ein Schnellbootgeschwader. Bei den U-Booten eine erste Tranche kleiner Boote, danach hochseefähige Boote mit genügend Ausdauer für Operationen im Atlantik.

Das erste zu bauende Schiff ("D") wäre ein weiteres der Deutschland-Klasse, ggf. mit kleinen Modifikationen, da ein größeres Schiff einen gewissen Entwicklungsvorlauf braucht. Was ich von den 25.000 ts-Schiffen halte, habe ich bereits geschrieben, und wenn dieser thread nur dazu dienen soll, für diese Dinger einen politischen Unterbau zu erfinden, dann klinke ich mich hier aus.

Sven L.

Zitat von: Sarkas am 19 November 2015, 09:11:56
Mein Eingangsangebot für die Verhandlungen mit den Briten wäre: Deutschland tritt dem Washington-Vertrag bei, zu den gleichen Konditionen wie Frankreich. Die Zugeständnisse wären: Die Panzerschiffe werden auf die Schlachtschifftonnage angerechnet, die Tonnage für die schweren Kreuzer wird gestrichen (da ohnehin uninteressant)...
Ich glaube nicht die Washingtonmächte (insbesondere Frankreich) dem Beitritt Deutschlands zum Washington-Vertrag bzw. London 1930, zu den von dir formulierten Bedingungen, zugestimmt hätten. Also müßte man sich irgendwo in der Mitte zwischen dem englischen Vorschlag und deinem Treffen.
Da Frankreich noch kein modernes Großkampfschiff fertig hatte und D&S noch auf Stapel lagen und dazu noch die italienischen Konkurrenten im Nacken hatte, müßten wir um des lieben Friedens willen, abstriche machen. Wenn wir Parität mit Frankreich so definieren, das Dtl. an Neubauten tonnagemäßig dasselbe bauen darf wie Frankreich, kämen wir den Fanzosen um einiges entgegen, zumal Dtl. Schiffe schneller bauen kann.
Also erst einmal zwei 25.000 ts Schiffe und wenn Frankreich der italienischen Littorio was entgegensetzen will/muss, tun wir es gleich.
So gesehen Parität ja, aber nur bei Einheiten mit Baujahr nach 1922. Ältere "Modelle" bleiben außen vor, wobei wir die Panzerschiffe A-D haben.

Zitat von: Sarkas am 19 November 2015, 09:11:56
Was ich von den 25.000 ts-Schiffen halte, habe ich bereits geschrieben, und wenn dieser thread nur dazu dienen soll, für diese Dinger einen politischen Unterbau zu erfinden, dann klinke ich mich hier aus.
Es geht um ein Szenario, wo Dtl. nach 1933 demokratisch bleibt und um das englische Angebot von Jan./Jun. 1935 bzw. um ein Gegenangebot von deutscher Seite. So ganz ohne politschen Unterbau geht es nicht. Es gibt Wünsche auf deutscher Seite, aber es muß ebenfalls betrachtet werden was politisch möglich gewesen wäre herauszuschlagen. Vielleicht noch als zusätzlichen Schwierigkeitsgrad auf keinen Fall England das Gefühl zu geben das Dtl. schon für den nächsten Krieg plant.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

Matrose71

#27
Salve,

warum kann eine Demokratie nicht genauso hart verhandeln, wie die Nazis?
Selbst die Demokraten stimmten einer heimlichen Wiederaufrüstung Anfang der 30er Jahre zu.

Ich bin sowieso der Meinung und damit stehe ich im Forum nicht alleine, dass Hitler fast ausschließlich, die Früchte von Stresemanns Außenpolitik geerntet hat, bis ungefähr 1935.
Auch ist es m.M. nach höchst fraglich, ob es jemals zur Machtergreifung gekommen wäre, wenn Stresemann noch gelebt hätte, dank seiner Authorität und Beliebtheit. Mit Stresemann als Kanzler oder Aussenminister, hätte das Deutsch-Englische Flottenabkommen, durchaus genauso, wie in der Realität aussehen können.

Es wäre mit de Wiederaufrüstung, etwas langsamer gewesen und bestimmt mit weit weniger Masse als die Nazis, aber spätestens mit irgendeinem agressiven Schritt Stalins in Europa, wären sämtliche Rüstungseinschränkungen, von Seiten der ehemaligen Entente, sowieso makulatur gewesen, da sich GB unbd Frankreich durchaus bewusst gewesen wären, dass sie ohne Deutschland, Europa nicht vor der Roten Armee hätten retten können.
Viele Grüße

Carsten

Sarkas

@Matrose71: Genau so sehe ich das auch. Eine demokratische Regierung hätte vielleicht sogar mehr herausgeschlagen, weil sich ein demokratisches Deutschland kaum mit dem faschistischen Italien zusammengetan hätte. Da wäre sicher deutlich weniger Widerstand von der französischen Seite zu erwarten gewesen. Und der Angst vor der höheren wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands kann man ja mit einem entsprechend gedehnten Zeitplan beim Bau der Schiffe begegnen.

Außerdem darf man den innenpolitischen Wert eines solchen Abkommens für die deutsche Regierung nicht unterschätzen. Ein Abkommen, das Parität mit Frankreich herstellt, hätte viel Wind aus den Segeln der Ultrarechten genommen. Ein Abkommen, das auf 75% oder 80% des französischen Niveaus hinausläuft, hätte rein militärisch auch vollkommen ausgereicht, hätte aber den Beigeschmack der Unterlegenheit gegenüber Frankreich gehabt. Und weder in Frankreich noch im Vereinigten Königreich hätte man ein Interesse daran gehabt, die demokratischen Kräfte in Deutschland zu schwächen - in Anbetracht der (absehbaren) Alternative.

Und schlussendlich hätten auch die Briten etwas davon gehabt, wenn Deutschland in das Washington-System aufgenommen worden wäre. Selbiges war ja zu dem Zeitpunkt nur noch eine Art Zombie, und die Einbeziehung Deutschlands hätte der ganzen Idee vielleicht ein wenig neues Leben eingehaucht. Zumal man davon ausgehen kann, dass Deutschland durchaus für eine weitere Reduzierung der Tonnage zu haben gewesen wäre (da man ja fast bei Null anfing zu bauen).


@Halvar66: Du gehst davon aus, dass Dein 25.000 ts-Schiff politisch so wahnsinnig viel besser zu verkaufen ist als ein 35.000 ts-Schiff. Das sehe ich nicht so. Außerdem halte ich die Schlachtkreuzer für militärisch wenig wertvoll, und das für einen Gutteil der Kosten eines richtigen Schlachtschiffes. Das ist keine wirtschaftliche Planung.

Zu den Briten noch: Auch eine deutsche "Washington-Marine" wäre keine Herausforderung für die Royal Navy gewesen! Ihnen wäre es sicher wichtiger gewesen, dass sich Deutschland ernsthaft an die Tonnage- und Kaliberbeschränkungen hält und nicht so Dinger wie die Bismarck/Tirpitz baut.


Sven L.

@Matrose71:
Im Prinzip stimme ich deinen Ausführungen zu. Wobei ich nochmal wiederholen möchte, dass Mitte 1932 das Budget für 1933 deutlich angehoben wurde.
Hierzu schreibt J. Dülffer in Weimar, Hitler und die Marine, Seite 226 folgendes:
ZitatZumindest im Reichswehrministerium Schleichers wurde an Plänen weitergearbeitet, die dann jedoch erst 1933 realisiert wurden, denn Papens >>Wirtschaftsliberalisus<<, nach dem nur indirekte staatliche Interventionen im Interesse der Wirtschaft ins Auge gefaßt wurden, ließ kein großzügiges Programm zu. Am 10.6.1932 rechnete die Marine auf ihrem Gebiet mit zusätzlich 540 Millionen RM für die nächsten 5 Jahre, im laufenden Haushalt hoffte man, noch 40 Millionen von diesem Betrag unterbringen zu können. Ein grundlegender Wandel der Haushaltspolitik der letzten Jahre schien sich anzubahnen: statt Einsparungen, langen Verhandlungen mit dem Reichssparkommisar über Einzelposten hin bis zu einzelnen Angestelltenplanstellen ergab sich jetzt die Aussicht auf große Rüstungssummen: von 1933 an sollten jährlich 100 Millionen RM zusätzlich zur Verfügung stehen; gegenüber dem bisherigen Gesamtetat von 187,4 Millionen RM für 1932 bedeutete das ein Zuwachs von über 65%, gegenüber den Mitteln für den Schiffbauersatzplan von 49,6 Millionen RM einen doppelt so hohen Betrag.
   Allerdings war eine zweifache Einschränkung bei Verwendung dieser Summen zu machen: die Gelder mußten eine direkte Wirkung bei der Arbeitsbeschaffung zeigen und daher sofort ausgegeben werden können, zum anderen präjudizierte sie noch nicht das Ende der Versailler Bestimmungen.
Wir brauchen nicht mal bis Stresemann zurück zu gehen. Hitler wäre wohl nicht (so schnell?) an die Macht gekommen, wenn Hindenburg ihn nicht dazu ernannt hätte  8-)

@sarkas:
Ich halte hier kein Plädoyer für irgendwelche Schlachtkreuzer. Ich habe mich an dem Vorschlag der Engländer orientiert. Darüber hinaus laß mich folgendes sagen:
Die Marineleitung mit Raeder hat versucht Hitler von seinem heißgeliebten Schlachtschiffgeschwader abzubringen, um stattdessen in Richtung Kreuzerkriegsführung zu bauen! Insofern ist mein eingehen auf die 25.000 ts oder Parität mit D&S kein Kind meinerseits, sondern ich schwimme da auf Raeders Linie.

Eine Aufnahme in den Washingtoner Kreis mit Parität zu Frankreich/Italien mit jeweils 175.000 ts wäre für Frankreich nicht im mindesten annehmbar gewesen. Warum? Die Franzosen schleppten über 100.000 ts "Altlasten" mit. Dtl. hingegen bloß 40.000 ts an Panzerschiffen.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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