1941 - Verlust von 3 Minenschiffen in der Ostsee

Begonnen von olpe, 06 Juni 2015, 21:16:35

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olpe

Hallo,
bei einer turnusmäßigen Zusammenkunft der MK Stralsund hörten wir heute Vormittag einen interessanten Vortrag des bekannten Marinehistorikers und Schriftstellers Wolfgang Müller. Sein Thema: der Verlust von 3 Minenlegern der deutschen Kriegsmarine am 09.07.1941 nahe der schwedischen Ostseeinsel Öland. Im Forum wurde dieses Thema bereits im thread http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,18606.msg206638.html#msg206638 im Zusammenhang mit der ,,Wartburg"-Minensperre angerissen.

Hier kurz der Hergang der Ereignisse und der historische Background aus dem Vortrag:

Kurz vor dem Angriff auf die Sowjetunion bereiteten sich die deutschen Seestreitkräfte im Bereich der Ostsee auf mögliche Kampfhandlungen vor. Eine der Maßnahmen war das Legen von Minensperren. In der zentralen Ostsee wurden hierzu drei Sperren gelegt: ,,Wartburg-1", ,,Wartburg-2" und ,,Wartburg-3" östlich von Öland bis in den Raum Memel. klick

Zwischenzeitlich hat Schweden – auf Bitten des Deutschen Reiches – eine weitere Minensperre östlich Öland auf Höhe des Ortes Ostby gelegt. Diese Minensperre ist in den Nautischen Mitteilungen genannt und per Funk kommuniziert worden. Die deutsche Seite hat diese aber nicht aufgenommen bzw. diese Information an die Verbandsführer im Raum Ostsee nicht weitergleitet. Die Breite der schwedischen Territiorialgewässer betrug entgegen den internationalen Gepflogenheiten 4 sm anstelle der üblichen 3 sm. Diese ,,Extrabreite" hat Deutschland aber nicht anerkannt.

Nach dem Verminen von Seegebieten beim Finnischen Meerbusen lief ein Verband größerer Minenschiffe (,,TANNENBERG", ,,PREUSSEN", ,,HANSESTADT DANZIG") und Räumboote retour in die südwestliche Ostsee Richtung Swinemünde, um die Minenvorräte aufzufüllen.Die Räumboote fuhren dabei als U-Bootsicherung. Um die Sperre ,,Wartburg-3" westlich zu umfahren, näherte man sich dem ,üblichen' Fahrweg dicht an den schwedischen Hoheitsgewässern bei Öland. Einer möglichen U-bootbedrohung wurde durch den Verbandsführer dadurch begegnet, dass sich der Verband in Dwarslinie bewegte. In diesem Zustand fuhren die Schiffe in die schwedische Minensperre hinein. Ein Anruf des schwedischen Bewachers ,,SANDÖN" ( ARHOLMA-Klasse ), ein Minensucher, wurde nicht beachtet oder nicht verstanden.

Alle drei oben bereits genannten großen Schiffe erhielten Minentreffer und sanken. Insgesamt 20 Mann der Besatzungen kamen dabei ums Leben (,,TANNENBERG": 10, ,,PREUSSEN": 4, ,,HANSESTADT DANZIG": 6). Drei der Toten sind in Kalmar bestattet worden (Bild "Grabstein_Kalmar"), später wurden sie umgebettet auf den Friedhof von Trelleborg. Dort liegen die sterblichen Überreste noch heute.

Nach dem Untergang der Schiffe wurde noch 1941 beim Ort Ostby ein Gedenkstein errichtet (Bild ,,Gedenkstein 1941"). Text des Gedenksteins:
Till Minnet AV
Stupade Tyska Sjömän
19 9/7 41
Svenska Krigsmän Reste
VÅRDEN


Bei der Kranzniederlegung waren von schwedischer Seite Kronprinz Gustav-IV Adolf nebst Gattin Sibylla anwesend, im Weiteren deutsche Vertreter.

Einige Fragen blieben ungeklärt

  • Wie breit war die schwedische Sperre wirklich? Umfaßte sie die gesamte Breite der Territorialgewässer, also nach schwedischem Gusto 4 sm?
  • Wer war von deutscher Seite bei der Kranzniederlegung dabei, wer legte den Kranz nieder? (Bild ,,Gedenkstein 1941")
  • Welches Schiff ist in der Mitte hinten brennend zu sehen? (Bild ,,Tannenberg – vorn")
Soweit erst einmal (Bilder Q: Slg. W. Müller mit freundlicher Zustimmung)
Grüsse
OLPE

t-geronimo

Zur dritten Frage:
Laut  --/>/> WLB ist es Hansestadt Danzig.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

bettika61

Hallo olpe,
das Kalmar Läns Museum hat sich hier
  anlässlich der Ausstellung  2015 damit beschäftigt.
Wurde darüber im Vortrag was erwähnt? ansonsten lohnt es sich dort anzufragen.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

suhren564


Chronik des Seekrieges

9.7.1941
Ostsee

ZitatDie Minenschiffe Tannenberg (FKpt. von Schönermark), Preußen (KKpt. Barthel) und Hansestadt Danzig (KKpt. Schroeder) sinken auf dem Rückmarsch von Finnland nach Swinemünde östlich der Südspitze von Öland auf einer schwedischen Minensperre, die am 28. Juni auf dt. Wunsch als westl. Ergänzung der Sperren »Wartburg I–III« (siehe 19.-21.6.) ausgelegt wurde. Der dt. Verbandschef ignorierte sogar die Warnungen, die ihm der schwedische Minensucher Sandön, der neben der Sperre stationiert war, signalisierte.

Hatten diese vermutlich vermeidbaren Verluste personelle Konsequenzen? 

Gruß Ulf

Nie darf man so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.... 
Erich Kästner


Richard Aigner

Wie wurde die Verminung dem Bündnispartner Sowjetunion erklärt? Die Ostsee war ein deutsch/sowjetischer Teich, Gefährdung durch die Royal Navy bestand nicht.
Gruß, Richard

alo41

#6
Hi Richard,

The mine field was Swedish and it was not secret. It was marked with bouys and decleared in media . It is well described (Swedish version) by John in the link in the first post.

A drawing: http://www.kringla.nu/kringla/objekt?referens=raa/fmi/18000000068619

This reference also says that the eskader commander was trailed and shot. True?

/Alo
Antworte im deutsch, bitte

maxim

Zitat von: Richard Aigner am 19 Januar 2019, 13:30:05
Wie wurde die Verminung dem Bündnispartner Sowjetunion erklärt? Die Ostsee war ein deutsch/sowjetischer Teich, Gefährdung durch die Royal Navy bestand nicht.

Das Minenfeld wurde nach Beginn des deutschen Angriffs auf die UdSSR gelegt - d.h. war gegen diese gerichtet.

Hier noch ein Text dazu:
09. Juli 1941 - 76 Jahre Versenkungen bei Össby

JensA

ZitatThis reference also says that the eskader commander was trailed and shot. True?

No, according to the war diary of the "Hansestadt Danzig" the mine ships were under the command of Freg.Kapt. Schönemark ("Tannenberg"), and he continued his service and didn't die until December 1945.
https://historisches-marinearchiv.de/projekte/crewlisten/ww2/eingabe.php?active_cl2=result

Jens

alo41

Yes,

In Maxim's Link  it  says that  the Minereferent at OKM  was  blamed and  that he  got  1 year in  jail and pennal duty for the rest of the was.

Wolfgang Muller (Kriegsschauplatz Ostsee) writes that  it was the Marinereferent at OKW that got the 1 year in jail  on 31 August. He also says that Viktor Prinz zu Wiede  was present as the german representative at the stone.

Sie können alle mir im deutsch antworten.

/Alo
Antworte im deutsch, bitte

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