Frage zu japanischen Schiffen IJN HUSO und HARUNA

Begonnen von Ostfriesland, 30 Januar 2015, 07:38:07

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Ostfriesland

Hallo Marine-Freunde,

im Rahmen meiner Canaris-Dissertation habe ich eine Frage zu japanischen Schiffen. Canaris war noch zu seiner Reichsmarine-Zeit im Mai 1924 an Bord der RHEINLAND nach Japan (Osaka glaube ich) gefahren. Es wird vermutet, dass er dort den U-Boot-Bau überwachen / ankurbeln sollte.

Ich habe nun aber herausgefunden, dass er dort vor allem die Yokosuka Marinewerft sowie die Schiffe IJN HUSO und HARUNA besichtigt hat. Kann über die Schiffe jemand Angaben machen? Waren das Schiffe ersten Ranges oder hat man Canaris mit ein paar "alten Kähnen" abgespeist? War die Werft die größte / wichtigste Werft zu der Zeit?

Liebe Grüße,
Heiko

Baunummer 509

#1
Hallo,

Haruna war ein (schnelles) Schlachtschiff und war bei den meisten großen Aktionen der Japaner dabei, wurde oft (da schnell) als schwere Deckung der japanischen Träger eingesetzt. Durchaus wertvolle Einheit!
http://de.wikipedia.org/wiki/Haruna_(Schiff,_1913)

Huso kenne ich nicht. Sicher dass Du nicht Fuso meinst?
Das wäre wieder ein japanisches (langsames) Schlachtschiff
http://de.wikipedia.org/wiki/Fus%C5%8D_(1915)
Kann natürlich auch eine Huso geben, ist mir aber noch nie unter gekommen. Denke man könnte ein Schiff mit diesem Namen vielleicht ab leichter Kreuzer abwärts suchen.

Gruß Sebastian

P.S. bei den Wiki Links, wie so oft, nach dem Klick in der Browser Adresszeile ein ")" ergänzen
(korrigiert, danke Thorsten)

Big A

Ein Huso ist mir auch unbekannt, im Jentschura ist eine Hozu, andere Schreibweise ist auch Hosu. Dabei handelt es sich um ein Fluss - Kanonenboot, ist also eher unwahrscheinlich, dass das gemeint ist.

Fuso hingegen macht Sinn.

Axel
Weapons are no good unless there are guts on both sides of the bayonet.
(Gen. Walter Kruger, 6th Army)

Real men don't need experts to tell them whose asses to kick.

Peter K.

ZitatCanaris war noch zu seiner Reichsmarine-Zeit im Mai 1924 an Bord der RHEINLAND nach Japan (Osaka glaube ich) gefahren.

Welche RHEINLAND soll das geweswen sein? Hier wird das zwar auch behauptet, aber der meiner Ansicht in Frage kommende NDL-Dampfer RHEINLAND war nach dieser Quelle bereits seit 1921 britisch (MORTON ABBEY) bzw. niederländisch (ABBEKERK).
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Spee

Servus,

Huso oder Fuso, es bleibt ein Schiff, das oben genannte Schlachtschiff.
In Zeiten nicht standardisierter Transliteration (ca. 80 Jahre zurück) gibt es (auch heute noch) verschiedene Schreibweisen. Selbst Weyer ist sich in diesem Fall nicht treu. 1928 "Fuso", 1940 "Huso".
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Ostfriesland

Ich danke euch allen für eure Unterstützung. Zunächst: Es werden dann wohl HARUNA und FUSO gemeint sein, die Quelle liegt mir in japanischen Schriftzeichen vor, der nette Mitarbeiter vom Archiv in Tokio hatte mir das als HUSO übersetzt.

Daher meine erste Frage:

Gibt es hier jemanden, der Japanisch kann und mir (gegen Rechnung) da etwas übersetzen könnte?


Zum Thema RHEINLAND. Ich habe die Schiffsakten der HAPAG gesehen, das stimmt definitiv. 18.5.1924 ab Hamburg gen Colombo, u.a. via Yokohama und Kobe. Schwesterschiffe scheinen Saarland / Havelland / Vogtland  gewesen zu sein. 1922 bei Blohm gebaut (6552BRT), 1926 in Verlust...


Peter K.

.. DANKE betreffend RHEINLAND - dieses Schiff hatte ich aufgrund dessen Kurzlebigkeit wohl nicht im Kopf!  top
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Asahi.3

Hallo Ostfriesland!

Der Anstoß zu dieser hochinteressanten Dienstreise von Canaris nach Japan 1924 kam vom japanischen Marineattaché in Berlin, Araki Jiro. Der Chef der Marineleitung, Admiral Paul Behncke nahm die Idee auf, ihm ging es vor allem um die Auslotung des Standes und der weiteren Möglichkeiten in den Beziehungen zwischen der Reichsmarine und der Kaiserlich Japanischen Marine, d.h. um eine eher marinepolitische und weniger technische Angelegenheit. Der offizielle Auftrag lautete aber nur (im beiderseitigen Einvernehmen), den Stand und mögliche Erfordernisse beim japanischen U-Boot-Bauprojekt von Kawasaki Shipbuilding in Kobe zu ermitteln, das auf deutscher Technologie basierte (s.u.). Deshalb wurde auch ein ehemaliger U-Bootoffizier ausgewählt. Obwohl der damalige Korvettenkapitän Canaris vom Rang her relativ niedrig war und die Japaner bekanntlich sehr protokollbewusst sind, wurde er von ranghöchsten Persönlichkeiten in der  Marinehierarchie empfangen (inklusive Marineminister Takarabe Takeshi!), was eigentlich alles über das enorme Interesse Japans an dieser Zusammenarbeit aussagt. Das Verhältnis Japans zu den ehemaligen Alliierten aus dem Ersten Weltkrieg war damals schon sehr abgekühlt und Japans Marine war an deutscher Marinetechnologie im höchsten Maß interessiert. Das schrieb Canaris auch in seinen Dienstreisebericht vom 30.9.1924. Er selbst war aber aus strategischen Gründen etwas skeptisch in Bezug auf den Nutzen einer solchen allzu engen Zusammenarbeit für Deutschland, empfahl aber grundsätzlich die Unterstützung der japanischen Marine.

Hauptquelle für die o.a. Aussagen: ,,Japanese-German Relations, 1895-1945: War, Diplomacy and Public Opinion",  herausgegeben von Christian W. Spang und Rolf-Harald Wippich. Verlag Routledge, London 2006

Canaris wurde auch auf technischer Ebene sehr gut betreut. Natürlich wurde er dabei u.a. im wichtigen Marinestützpunkt Yokosuka herumgeführt und es wurden ihm die durchaus modernen Schlachtschiffe HARUNA und FUSO gezeigt etc.

Noch zum technologisch-historischen Hintergrund: Wahrscheinlich weißt Du ohnehin, dass die Japaner nach dem Ersten Weltkrieg sieben deutsche U-Boote als Kriegsbeute zugesprochen bekamen, die dann vom in Europa stationierten  2. Sonder-Geschwader der Kaiserlich Japanischen Marine nach Japan überführt wurden, nämlich U 46, U 55, U 125, UB 125, UB 143, UC 90, UC 99. (vgl. dazu mein Buch: Wilhelm M. Donko: ,,Die Kaiserlich Japanische Marine im Mittelmeer 1917-19", Berlin 2014, S. 92ff); die Japaner haben erst 1920/21 begonnen, eine moderne, umfassende U-Bootwaffe zu bauen, die in der Anfangsphase weitgehend den technischen Vorlagen der deutschen Beute-U-Boote entsprach. In dieser Phase kam Canaris zur ,,Inspektion" nach Japan.

Alles Gute für Deine Dissertation,
Asahi.3

Ostfriesland

Hallo Wilhelm,

das Werk von Spang und Wippich habe ich diesbezüglich gelesen und fand es ganz ergiebig. Auf dein Buch bin ich gespannt, habe ich mir gerade bestellt. Da ich einfach mal annehme, dass du dich mit der japanischen Situation auskennst: gibt es von dort beteiligten Personen eventuell Memoiren-Literatur oder Ähnliches, das man heranziehen könnte?

Liebe Grüße,
Heiko

Asahi.3

Lieber Heiko!

Ich kenne die Japan-Reise von Canaris nur vor diesem marinepolitischen Hintergrund, habe mich jedoch nie im Detail damit beschäftigt. Memoirenliteratur dazu ist mir nicht bekannt, aber ich werde ein Auge drauf halten.

Bei Deinem Wissenstand über Canaris brauche ich Dir natürlich nicht zu erzählen, dass er 1917-18 auch im U-Bootstützpunkt Gjenovic in der Bocce di Cattaro (Kotor; heute Montenegro) stationiert war und auch einen österreichischen Orden bekommen hat.

MbG, Asahi.3

Asahi.3

Kleiner Nachtrag: Es gibt auch die Dissertation eines deutschen Marineoffiziers (u.a. Ko-Autor von ,,Reluctant Allies"), welche die Canaris-Reise nach Japan 1924 näher behandeln könnte; ich habe die Diss. selbst aber leider nicht:

Sander-Nagashima, Berthold J.: ,,Die japanisch-deutschen Marinebeziehungen 1919-1942", Phil. Diss., Hamburg 1998

MbG, Asahi.3

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