Zerstörer vor Narvik

Begonnen von Admiral Kummetz, 15 Januar 2015, 22:17:34

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Admiral Kummetz

Hallo,

wenn man sich so durch die Listen von erbeuteten Schiffen liest  sind ja durchaus einige gehoben und repariert worden. Nun meine Frage: Gab es auch Untersuchungen zu den selbstversenkten Zerstörern vor Narvik?

Grüße Lucas

Teddy Suhren

Hai

Welche meinst Du?
Alle zu schwer beschädigt und/oder an unzugänglichen Stellen.
Hans Lüdemann - könnte man meinen: "...Deshalb schoss Hero gegen 17:00 einen Torpedo...heftige Explosion und Heizölbrände. Das Wrack brannte bis zum nächsten Tag und kenterte dann.
Hermann Kühne - ...das noch schwimmende Achterschiff durch einen Torpedo versenkt.

Zitate aus "Als das Eis brach"

Es gibt ein ganzes Buch über die Bergung der Königsberg in Bergen. Da hatte man viel mehr Mittel als in einem einsamen Fjord. Dennoch zog sich das fast durch den ganzen Krieg und am Ende hatte man doch nur Schrott.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Teddy Suhren am 16 Januar 2015, 18:04:19
Alle zu schwer beschädigt und/oder an unzugänglichen Stellen.
Ja:
Wilhelm Heidkamp und Anton Schmitt wurden am 10.4. im Hafen von Narvik durch Torpedotreffer versenkt (Rumpf durchgebrochen)
Der durch Grundberührung schon vorher schwer beschädigte Erich Koellner erhielt am 13.4. bei Djupvik einen Torpedotreffer, der den Bug absprengte.
Diether von Roeder (in Narvik), und Wolfgang Zenker, Bernd von Arnim und Hans Lüdemann im Rombaksbotten sanken nach Eigensprengung (also schwere Rumpfschäden)
Hermann Künne siehe oben
Die einzigen beiden mit "heilem Rumpf" sind Erich Giese und Georg Thiele. EG liegt in ca. 75 m Wassertiefe, GT liegt gekentert auf Strand.

Weitere Rahmenbedingungen:

Die Bergungskommandos hatten erst einmal genug damit zu tun, den Hafen von Narvik für die Nutzung durch die Erztransporte wieder freizuräumen.

Die KM stellte mW 1940 einsatzfähige Torpedoboote in Reserve, weil Besatzungen fehlten. Die Werften hatten mit Neubauten und Reparaturen alle Hände voll zu tun.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

bodrog

ZitatDie KM stellte mW 1940 einsatzfähige Torpedoboote in Reserve, weil Besatzungen fehlten.

dat waren aber die zu nichts wirklich zu gebrauchenden T 1935 und T 1937 Typen

OWZ

#4
 Wie ich zufällig gesehen/gelesen habe, führte "Anton Schmitt" (Z22) bei besagter Unternehmung bereits einen Dreibeinmast (und wohl auch leicht verstärkte Flak). Kann jemand sagen, ob dies für "W. Heidkamp" (Z21) auch schon zutraf?
Grüße OWZ

p.s.: Nebenbei gesagt kenne ich (auch) keine Aufnahme von "Karl Galster" (Z20)  in Norwegen, bei der er keinen Dreibeinmast zeigt ...

Teddy Suhren

Hai

Es gibt ja Bilder vom sinkenden Z21 im Hafen, mit Heck schon weggesackt. Zum Beispiel "Brennpunkt Erzhafen Narvik", Seite 135.
Da ist nur ein Pfahlmast zu sehen.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

OWZ

 Oh ja, das Bild kenne ich natürlich ... vielen Dank, denn ich hatte es nicht mehr richtig auf der Reihe. Man sieht in der Tat nur den ursprünglichen Pfahlmast.
  :MG: OWZ

rocco

Moin,
die direkt im Hafen von Narvik gesunkenen Zerstörer "Z17 Dieter von Roeder", "Z21 Wilhelm Heidkamp" und "Z22 Anton Schmitt" waren wie oben schon angedeutet, sehr schwer beschädigt. Sie wurden zur Räumung des Hafen über den Hafengrund geschleppt und außerhalb des Innenhafen vor dem heutigen Flughafen entsorgt. Die drei Rümpfe liegen direkt nebeneinander. Sie sind aber alle nicht mehr intakt. Wenn ich mich richtig an die Tauchgänge dort erinnere, fehlt bei allen drei die Hecksektion.
Sicherlich mangelte es dort oben auch an Werftkapazitäten um die Schiffe überhaupt schleppfähig zu machen. 

Viele Grüsse Rocco

Leutnant Werner

Hast Du auch an den Küstenpanzerschiffen NORGE und EIDSVOLD getaucht?

Leutnant Werner

Doofe Frage von mir. Geht ja gar nicht. Sind ja Kriegsgräber.

rocco

Moin,
ja da hast du Recht das sind Kriegsgräber. Die Eidsvold ist abgewrackt, dort existieren nur noch Reste.
Die "Norge" ist als komplettes Schiff erhalten und liegt direkt vor dem Erzkai im Hafen auf 28m Tiefe.
Trotz der offiziellen Einordnung als Kriegsgrab durch die norwegischen Behörden sind Tauchgänge dort zur Zeit nach Anmeldung bei der Hafenbehörde erlaubt.

Ich habe die Norge im Sommer 2016 und 2017 betaucht. Sehr beeindruckend.....

Grüße Rocco     

Deep Blue Sea

Moin! Anbei eine Wrackzeichnung der HNoMS "Norge". Wenn ich es richtig deute, ist die Versenkung der Norge in der Schlacht von Narvik neben der Versenkung der S/S "Irma" eine der beiden größten norwegischen maritimen Nationaltragödien im 2. WK.
Grundtiefe ca. 26 m.
Ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est.

Nikolaus Sifferlinger

#12
Zitat von: Urs Heßling am 16 Januar 2015, 19:48:15

Die Bergungskommandos hatten erst einmal genug damit zu tun, den Hafen von Narvik für die Nutzung durch die Erztransporte wieder freizuräumen.

Die KM stellte mW 1940 einsatzfähige Torpedoboote in Reserve, weil Besatzungen fehlten. Die Werften hatten mit Neubauten und Reparaturen alle Hände voll zu tun.


Zum Zustand GEORG THIELE zitiere ich aus dem Buch von Wolfgang Harnack und mir:
9. April 1940 in Narvik:
"Laut Hafner  ist ein größerer Teil der Besatzung der GEORG THIELE während der Ölübernahme damit beschäftigt, die gröbsten Seeschäden zu beseitigen. Mehrere 50 mm starke Verstrebungen waren abgebrochen. Das Oberdeck, das in der Höhe des 2. Kesselraums über die ganze Breite gerissen war, wird schon seit dem frühen Morgen geschweißt. Der Zustand der Maschinenanlage von GEORG THIELE zu diesem Zeitpunkt ist nach dem Bericht des Leitenden Ingenieur, Kapitänleutnant (Ing.) Günther Illies, wie folgt:
Das Steuerbord-Kraftwerk voll gefechtsklar. Das Backbord-Kraftwerk nur klar ab Fahrstufen über 12 kn voraus, Rückwärtsmanöver sind nicht möglich. Alle Maschinenraumlüfter sind bis auf drei wegen Seewassereinbruch ausgefallen. Lenzpumpe im Turbinenraum 1 ausgefallen. Der Heizölbestand beim Einlaufen beträgt noch 340 m³, beim Auslaufen in Wesermünde waren 710 m³ an Bord. Durch die Ölübernahme von JAN WELLEM wird der Bunkerbestand wieder auf 500 m³ gebracht. "

"Aus dem KTB des F.d.Z.:
,,1602h. F.T. 1525 M.-Offizier:
,,An F.d.Z für Führer Narvik-Gruppe. Gruppe XXI. anfragt, ob Narvik nach Eintreffen Ausfuhrstaffel durch eigene U.-Boote und Küstenbefestigungen genügend gesichert oder Belassen von 2 Zerstörern erforderlich. Gruppe."
Der F.d.Z. steht dieser Anregung grundsätzlich zustimmend gegenüber. Er hält die Lage der Gebirgsdivision für stark gefährdet. Die Nachschubdampfer und Transportstaffeln sind bisher nicht eingetroffen, es fehlt daher an Artillerie und Flakwaffen, wobei besonders ins Gewicht fällt, daß die gesamten auf den Zerstörern mitgeführten Gebirgsgeschütze im Seegang außenbords gegangen sind. Norwegische Batterien sind nicht vorhanden; die angenommenen Batterien am Eingang des Ofotfjordes fehlen ganz, die leichten Batterien in Narvik (4 cm Flak) sind von den Norwegern unbrauchbar gemacht worden. Außer diesem Mangel an Waffen ist für die Gebirgsdivision besonders schwerwiegend, daß sie mit ihren eigenen Funkgeräten keine Verbindung mit den übrigen Heeresdienststellen in Norwegen zustande bringt, sie ist daher zunächst auf die Funkstation eines Zerstörers vollständig angewiesen. – Der Kommodore spricht in diesem Sinne mit Generalmajor Dietl und nimmt in Aussicht, gegebenenfalls die Zerstörer ,,Georg Thiele" und ,,Erich Giese" in Narvik zurückzulassen. Diese beiden Zerstörer sind in ihrer Fahrbereitschaft am meisten eingeschränkt, ,,Georg Thiele" wegen Ausfalls einer Hauptkühlwasserpumpe, ,,Erich Giese" wegen Einschränkung eines Fahrbereichs durch lecke Bunker."

Schon zu diesem Zeitpunkt zweifelt der F.d.Z. daran, dass GEORG THIELE wieder in die Heimat zurückkehren kann. Er plant, ihn als ,,schwimmende Batterie" als Ersatz für die mit der RAUENFELS verloren gegangene Heeresartillerie in Narvik zu lassen."

Nach dem Gefecht am 10.April 1940:
"Im Hafen von Narvik beginnt GEORG THIELE sofort mit der Reparatur der Gefechtsschäden. Strukturschäden werden verschweißt, die Brandbereiche aufgeräumt und die beschädigte Telefonanlage durch fliegende Leitungen wiederhergestellt. Mit den vorhandenen Mitteln muss improvisiert werden. Die Feuerleitanlage bleibt allerdings irreparabel, und das erste 12,7-cm-Geschütz ist nicht mehr einsatzfähig."

Weitere Treffer am 13. April 1940 im Rombaksfjord mit Brandwirkung und das Aufsetzen auf das Ufer haben GEORG THIELE endgültig zum Wrack gemacht - eine Bergung zur Reparatur nicht möglich.

So blieb das Wrack als Mahnmal bis heute erhalten - auch wenn unter Wasser im Maschinenraumbereich offensichtlich die Buntmetalle teilweise geborgen wurden. wie die Fotos des norwegischen Tauchers Frank Bang zeigen.

Das Foto vom 19.9.2018 anbei zeigt die Schäden am Vorschiff durch das Aufsetzen am Ufer am 13.4.1940.

Mit besten Grüßen
Nik





Nikolaus Sifferlinger

Zitat von: Deep Blue Sea am 21 Februar 2021, 13:20:12
Moin! Anbei eine Wrackzeichnung der HNoMS "Norge". Wenn ich es richtig deute, ist die Versenkung der Norge in der Schlacht von Narvik neben der Versenkung der S/S "Irma" eine der beiden größten norwegischen maritimen Nationaltragödien im 2. WK.
Grundtiefe ca. 26 m.

Ja, der Verlust der beiden Panzerschiffe EIDSVOLD und NORGE gehört zu den großen Personalverlusten der norwegischen Marine im 2. Weltkrieg.

EIDSVOLD hatte 176 Tote bei 8 Überlebenden
NORGE hatte 101 Tote bei 97 Überlebenden, ein weiterer Mann der NORGE fiel an Land am 28. Mai 1940

Die Namen der Toten sind im Rot-Kreuz-Museum in Narvik auf zwei Tafeln gelistet. Siehe meine Fotos aus dem Jahr 2008 anbei.

Mit besten Grüßen

Nik

Urs Heßling

"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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