Der Wettlauf um die weltgrössten Containerschiffe

Begonnen von halina, 15 Januar 2015, 21:22:27

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halina

Nachdem die Maersk -Gruppe 20  Containerriesen der Triple E-Klasse mit einer Länge von 399 meter in Südkorea geordert hat , und  von denen bereits 15 Schiffe in Fahrt sind , die restlichen 5 sind im Bau , hat nun auch die chinesische Reederei
CSCL nachgezogen und 5 Grosscontainerschiffe auf einer südkoreanischen Werft in Auftrag gegeben .
Das erste Schiff dieser Klasse , die  "CSCL GLOBE" wurde im November 2014 in Dienst gestellt und hat den Ostasien -Dienst
nach Europa inzwischen aufgenommen mit dem Einlaufen am 7.1. 2015 in den britischen Hafen Felixstowe, danach Anlaufen des Terminals in Rotterdam um den 11.1. und danach mit halber Ladung die risikoreiche Revierfahrt nach Hamburg .
Mit grossem Presserummel wurde dieser grosse Pott bei seiner Ankunft in Hamburg als das grösste Containerschiff der Welt
gefeiert , aber bei näherer Betrachtung der Schiffsdaten ergibt sich ein ganz anderes Bild :
Die "GLOBE" ist 399,67 meter lang und damit gut einen halben Meter länger als die vergleichbare Maersk-Klasse , soll sogar
ca. 19.000 TEU - Container aufnehmen können was gegenüber 18.200 der E-KLasse eine etwas grössere Beladung möglich
macht , doch dies ist nur eine optisch wirksame Zahlentrickserei die auch durch Erhöhung der Stellflächen für Leercontainer
erreicht wurde , den bisherigen Laderekord von ca. 17.600 Containern hält ein Schiff der TE-Klasse von Maersk .

Interessant nun der Vergleich der Schiffsdaten beider Konkurrenten die über das Priveleg entscheiden wer nun von beiden
tatsächlich das weltgrösste Containerschif ist , und da sieht die "GLOBE" nicht gut aus .
Der wichtigste Faktor für die Bestimmung der Schiffsgrösse ist die Verdrängung in t , der besonders bei Kriegsschiffen zur
Anwendung kommt . Bei Frachtschiffen die je nach Beladung unterschiedliche Werte aufweisen , wird mit  dwt  gerechnet   der Verdrängungs-Mittelwert eines Schiffes zwischen dem unbeladenen Zustand und der höchstzulässigen Lademarke .

                     Bei der Triple-E-Klasse beträgt die Tragfähigkeit 194.150 tdw ,  bei der Globe sind es nur 184.300 tdw
                     
   Und bei der Vermessung der Bruttoraumzahl sieht es so aus:  TE-Klasse  194.850  BRZ  und für die Globe   187.940  BRZ ,
   also bei beiden Kennzahlen liegen die Maersk-Schiffe klar vorn . Auch sollte man bedenken , dass die hier genannten
  Container -Ladekapazitäten sich auf die TEU-20 beziehen , es werden jedoch auch grössere TEU-40 geladen , so dass
  diese Werte nur als mögliche auf dem Reissbrett konstruierte Grösse zu betrachten ist .

Anzumerken wäre noch , dass die Rümpfe wohl unterschiedlich konstruiert sind , auch hat die TE-Klasse 2 Motoren , die
"Globe" hat nur einen grossen Diesel der ca. 57. 000 KW leistet , beide Schiffe kommen auf max.  25  Kn .
                                                                                                                                                                           :MG:  halina
Hier noch 2 Fotos von dem neuen  Container - Giganten

Bild # 1  Foto vom 7.1. 2015 , Der Container-Riese "CSCL GLOBE" einlaufend in den Hafen von Felixstowe , UK
              Author :  Keith Skipper , Lizenz : CC-BY-SA 2.0 Generic

Bild # 2  Foto vom 11.1. 2015 , Das Containerschiff am Terminal in Rotterdam , Author: kees torn , Liz.: CC-BY-SA 2.0 Generic

Edit: Und zum Vergleich noch die Aufnahme vom Typschiff der Triple E-Klasse von Maersk , die "MAERSK MC KINNEY MÖLLER"
        am Containerterminal in Gdansk am 22.8.2013 , Author: Artur Andrzej , Lizenz : CC-BY-SA 3.0 Unported



                     
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

jockel


"Estelle Maersk" und Fregatte "Sachsen" (F 219)

Quelle

Gruß
Klaus

ufo

Der Wettlauf wird uns sicher noch ein wenig begleiten. Jede neue 'magische Grenze' in der Containerschifffahrt scheint kurzlebig zu sein. Man darf auf das 20.000 TEU Schiff warten.

Kurzlebig war auch der Rekord der CSCL GLobe. Schon seit ihrem Aufschwimmen Anfang diesen Monats ging der Rekord an die Mediterranean Shipping Company mit ihrer MSC Oscar: 19.220 TEU auf 197.300 DWT.
Hier feiert die MSC ihren neuen Dampfer:
http://www.mscgva.ch/news/news_detail_eid_1163_lid_2.html

Ich muss gestehen ich finde diese Dinger haben schon eine ganz eigene Schoenheit.
Ich entsinne mich noch an Artikel in durchaus serioesen Fachzeitschriften wo diverse Obergrenzen diskutiert, belegt und bewiesen wurden. Das hat das Wachstum bisher nicht gestoert. Man darf gespannt sein, was die naechsten Jahre bringen.

Ufo   

Huszar

Hallo,

ZitatIch muss gestehen ich finde diese Dinger haben schon eine ganz eigene Schoenheit.
auf jeden Fall mehr, als die schwimmenden Todesfallen - genannt Kreuzfahrer!

Ich bin mir fast sicher, dass die 20.000 TEU-Grenze noch dieses, spätestens nächste Jahr fallen wird. Ende des Jahrzehnts? 30.000 TEU? 40.000 TEU? 50.000 TEU? KiloTEUer?

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

halina

Soweit mir bekannt ist , soll schon bald die Marke von 20.000 TEU - fallen , diese Giganten kämen dann auf eine Länge von
ca. 420 meter , diese könnten dann nur noch die deutschen Terminals in BHV und WHV anlaufen , besonders was die
Fahrwassertiefen und die sicheren Wendekreismanöver betrifft .
                                                                                                                                                                         :MG:  halina
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                      Phil Borman

halina

Wie risikoreich die Revierfahrt auf der Elbe bis Hamburg für Megaschiffe ist und besonders für Containerriesen zeigt der
Vorfall der letzten Tage ,  so musste die "CSCL GLOBE" zunächst wegen Windstärke 5  in Hamburg ausharren wegen zu
grosser Gefahr einer möglichen Kollision , so dass die Abfahrt sich um ca. 22 Stunden verzögert hat .
                                                                                                                                                                         :MG:  halina
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                      Phil Borman

halina

Die seit 2012 entfachte Euphorie im Container-Schiffbau hat sich seit 2015 erheblich abgekühlt so dass einige Reedereien ihre
Neubauprogramme reduziert bzw. Aufträge storniert haben , was inzwischen zu Entlassungen auf den grossen Werften in
Südkorea geführt hat , dies bei HYUNDAI , DAEWO und SAMSUNG . Zur Zeit laufen noch einige Aufträge von Maersk , die ihre
bewährte Triple-E-Klasse von derzeit 20 auf 31 Schiffe bis 2017 aufstocken wird und auch die Reederei MSC hat weitere Schiffe
der "OSCAR-Klasse geordert .
Eigentlich hätten bereits 2014 bei den Reedereien die Alarmglocken schrillen sollen , denn von da an ging es mit den Frachtraten
auf der Ostasien-Nordeuropa-Route stetig bergab die im Dezember 2015 mit nur 435 US $ ihren vorläufigen Tiefstand erreichten,
im März 2012 konnten sich die Reedereien dagegen noch über die Frachtrate für eine TEU von über 1.400 US $ erfreuen .
Ausschlaggebend für die Bauwut war die Fehleinschätzung der Reedereien die davon ausgingen dass im China-Geschäft weiterhin
mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 15 % zu rechnen sei , die aber inzwischen nur noch ca. 8 % ausmacht , dies führte
zwangsläufig dann auch zu einer Überkapazität an Frachtraum von über 30 % gegenüber der Nachfrage , eine Folge dieser
ungesunden Entwicklung war dann auch die Insolvenz der auf Platz 7 geführten Hanjin-Reederei und auch andere befinden sich
in finanzieller Schieflage , eine Stabilisierung zeichnet sich jedoch ab , die Frachtraten im August 2016 lagen bei 860 $ .
Doch das Krisenjahr 2015 hat einige Reedereien nicht davon abgehalten im Gigantismus um die weltgrössten Containerschiffe
weiterzumachen wie hier zu lesen ist :
Die japanische Reederei MOL soll 6 grosse Superschiffe mit 20.000 TEU zum Bau auf japanischen Werften geordert haben , die
2017 in Fahrt kommen sollen .
Die drittgrösste Container-Reederei CMA CGM aus Frankreich soll einen Auftrag über den Bau von 3 Megaschiffen mit einer
Stellplatzkapazität von 20.600 TEU mit Auslieferung 2017 erteilt haben .
Und auch die Reederei OOCL aus Hongkong ist mit im Rennen mit einer Bestellung von 6 Containerschiffs-Giganten auf der
Samsung-Werft mit einer Ladekapazität von bis zu 21.000 TEU .
Es bleibt abzuwarten ob diese Bestellungen der 3 Reedereien nun auch in feste Aufträge umgewandelt wurden , dies dürfte
sich dann bereits 2017 erweisen .
Alles deutet jedoch darauf hin , dass dieser sinnlose Wettbewerb vorerst mal gestoppt werden dürfte , denn was nützen die
grossen Ladekapazitäten wenn die Schiffe dann nur halbbeladen über die Meere fahren und auch nicht zu vergessen , dass
bereits die in den meisten Häfen installierten Container-Löschbrücken höhenmässig nicht mehr in der Lage sein werden die
oberen Container-Reihen zu entladen .
                                                                                                                                                                      :MG:   halina

Im Anhang noch 3 Fotos , Bild 1  zeigt eine Grafik mit der Entwicklung der Frachtraten und Bild 2 die Weltrangliste der
grössten Containerschiffs-Reedereien mit Stand August 2016 , die Pos.7 mit Hanjin ist jedoch nicht mehr aktuell .

Bild 3 zeigt das derzeit grösste Containerschiff entsprechend der Stellplatzkapazität , es ist die "MSC CLARA" , das zuletzt
          gebaute Schiff der Olympia-Klasse mit 6 Einheiten von der MSC-Reederei mit 19.224 TEU
          Foto vom 23.6.2016 bei der Ausfahrt vom Europoort Rotterdam ,Urheber: Keestom , Lizenz: CC-BY-SA 2.0 generisch

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                      Phil Borman

halina

Wie bereits erwähnt , hat die Reederei MSC weitere Neubauaufträge 2015 in Südkorea geordert , es handelt sich dabei um eine
Modifikation der "OSCAR-Klasse" mit dem Namen "PEGASUS-Klasse" mit ungefähr den gleichen Abmessungen mit ca. 398,5 m
Länge und 59 m Breite , jedoch dürften die Aufbauten wesentlich höher sein , so dass diese Schiffe  mit einer BRZ von 194.308
und einer Tragfähigkeit von 200.148  DWT vermessen sind .
Von den 12 bestellten Schiffen sind bereits 6 in Fahrt und haben in Deutschland die Terminals in BHV und den JWP angelaufen ,
mit der nun erreichten Stellplatzkapazität von 19.437 TEU sind es bis 2017 die grössten Containerschiffe weltweit . ( UL XX )

                                                                                                                                                                              :MG:   halina

Hier ein Foto vom 25.8.2016 der "MSC DIANA" im Hafen von Antwerpen , Author: Alf von Beem ,  ( gemeinfrei )
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                      Phil Borman

halina

Nun wird es wohl die japanische Reederei  MOL sein die das erste Containerschiff mit der derzeitigen
weltweit grössten Ladekapazität von 20.150 TEU in Kürze in Dienst stellen wird .
Das auf der südkoreanischen Werft Samsung Heavy-Industries gebaute Schiff hat eine Länge von
400 meter und eine Breite von ca. 59 meter , getauft wurde es auf den Namen "MOL. Triumpf" .
Interessant wird sein , welche Häfen nun in Nordeuropa bei der bevorstehenden Jungfernfahrt von
Asien nach Europa in 2017 angelaufen werden .
                                                                                                                          :MG:    halina
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                      Phil Borman

RonnyM

...da bin ich aber gespannt, wann die 400 m Marke geknackt wird, denn die Breite scheint ja ausgereizt zu sein. :roll:

Grüße Ronny
...keen Tähn im Muul,
over La Paloma fleuten...

beck.Schulte

Interessant wird sein , welche Häfen nun in Nordeuropa bei der bevorstehenden Jungfernfahrt von
Asien nach Europa in 2017 angelaufen werden
...Hamburg !   :sonstige_154:   Ne, wird wohl Rotterdam für sich entscheiden. Vielleicht abgeleichtert in D noch Bremerhaven oder Wilhelmshaven.

halina

Moin Ronny ,

Sollten der Prognose entsprechend auch noch Containerschiffe der Kategorie UL XXX mit einer Länge
von mehr als 400 meter gebaut werden , so könnten auch diese Giganten unabhängig von Gezeiten
den JWP anlaufen können und es ermöglicht , dass diesen Schiffen bis zu einer Länge von 430 meter
vor dem Terminal ein ausreichend grosses Wendebecken zur Verfügung steht .
                                                                                                                               Gruss  Günter
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

beck.Schulte

Bei aller WHV Euphorie. Um 20.000 TEU aufn Schlag zu händeln gehört mehr als Pier Länge, Containerbrücken mit ausreichenden Auslegern und Drehkreis dazu. Die Infrastruktur ist dafür vor Ort noch nicht vorhanden.  Es fehlt noch an vielen und letztlich entscheiden die Reedereien was ihnen zusagt-

halina

#13
@  beck.schulte

Leider sind Sie wohl nicht auf dem laufenden was sich am JWP abspielt, seit einem Jahr schon werden
die 400 m Schiffe der M 2-Allianz von Maersk und MSC am Eurogate-Terminal abgefertigt mit einer
Kapazität von bis zu 19.400 TEU und Anläufen von mehr als 2 Schiffen pro Woche , wo soll denn da
der Unterschied liegen bezüglich der nicht vorhandenen Infrastruktur wie von Ihnen bemängelt und
die nicht für die 20.000 TEU Schiffe vorhanden sein soll . Das bestehende Problem mit der noch nicht
optimalen  Hinterlandanbindung wurde im Einvernehmen zwischen den Reedereien und dem
Logistikbereich des JWP durch den Einsatz von Feederschiffen und verstäktem Bahntransport gelöst .

                                                                                                                                         :MG:

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                      Phil Borman

beck.Schulte

#14
Na ja, wenn Sie es meinen, dann wird es wohl so sein.  Ich verfüge nicht über Ihr Quellen. Bin auf das angewiesen was man so liest (Hansa, Schiff und Hafen. THB,  ) und was ich von Leuten von Eurogate so höre. In BHV z.B. hat man halt zu WHV eine andere Meinung. Na ja wir werden sehen was kommt.    8-)

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