"Jagd"-Uboote 1939 möglich?

Begonnen von p-kreuzer, 15 November 2014, 18:49:06

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p-kreuzer

Moin werte Forumsgemeinde,

mich würde mal interessieren ob es aus eurer Sicht Deutschland technisch möglich gewesen wäre Mitte/Ende der 30er Jahre ein Uboot zu bauen das besser (oder hauptsächlich) zur Jagd auf Kriegsschiffe ausgelegt wäre als die tatsächlich gebauten.

Hintergrund meiner Fragerei ist folgender Ansatz:
Als nach der Sudetenkrise Großbritannien zunehmend wahrscheinlicher ein Gegner des dt. Reiches wurde, erfolgte die Planung zum Z-Plan etc. mit der Ausrichtung auf die große Überwassereinheiten die in einigen Jahren verfügbar sein sollten. Auch wenn deren "Bedarf" nicht vor 1947 angedacht war galt es doch die Zeit bis dahin zu überbrücken und der DKM alle erdenklichen Möglichkeiten zu geben die Royal Navy zu bekämpfen.
Ich Frage mich halt ob nicht die Uboote einen noch bedeutenderen Beitrag in der Bekämpfung der Royal Navy hätten leisten könnten um frühzeitiger das krasse Stärkeverhältniss DKM->RN etwas zu verbessern. Die Erfolge im 1.WK gegen Kriegsschiffe hätten doch ein Ansporn sein können einen gewissen Anteil der Ubootwaffe (so 10%) für die Bekämpfung feindlicher Überwasserschiffe zu optimieren um u.a. den wenigen dt. Überwasserkräften etwas mehr Handlungsspielraum zu ermöglichen.
Und da der Angriff auf Kriegsschiffe nunmal für Uboote wesentlich gefährlicher ist als auf Handelsschiffe nun meine Ideen zum "Pflichtenheft" :wink:

Ich denke da z.B. an folgendes:
höhere Über- und Unterwassergeschwindigkeit (Batteriekapazität/Hydrodynamik),
deutlich längere Unterwasser-Ausdauer (Batteriekapazität/Sauerstoff),
hervorragende Manövrierfähigkeit Über- und Unterwasser,
niedrigere Geräuschemissionen bei UW-Fahrt, speziell bei Schleichfahrt,
frühzeitige Entwicklung von Täuschkörpern,
mehr Torpedorohre zum Fächerschießen gegen schnelllaufende Schiffe,
vielleicht schnellere Torpedos mit unauffälligerer Laufbahn a la Torpedo Typ 93 der Japaner?

Natürlich werden die Boote größer und teurer als die VII, und gehen auch zu Lasten der Großserienproduktion. Einiges davon wurde ja später bei den XX-Typen auch umgesetzt, das war aber dann eher eine Reaktion auf die immer besser werdende Alliierte Ubootabwehr.

Ideen, Anmerkungen und Kritik sind sehr willkommen!

Beste Grüße aus Kiel
Jürgen

Schorsch

#1
Hallo Jürgen,

das ist eine durchaus interessante Überlegung, die Du hier aufwirfst. Allerdings sind die Aspekte, unter denen sie zu betrachten wäre, noch etwas schwammig und bedürfen imho einiger Konkretisierungen. Geht es Dir hauptsächlich um die technische Realisierbarkeit oder sind auch noch ökonomische und/oder politische Rahmenbedingungen zu beachten?

Schon vorab aber noch ein paar Bemerkungen zu Deinen Angaben für das Pflichtenheft. Eigentlich stellten die deutschen Boote der Zweiten Weltkrieges schon die Kriegsschiff-Killer dar, die Du forderst. Schließlich waren im Ersten Weltkrieg 1,5% aller durch U-Boote versenkten Schiffe Kriegsschiffe, während im Zweiten Weltkrieg dieser Anteil bei 5,7% lag. In der angenommenen Zeitspanne gab es noch keine Großserienproduktion von U-Booten, in den Werften wurde damals eher handwerklich gearbeitet, u.a. auch aus dem Grund, dass die Marineleitung sich überhaupt noch nicht sicher war, welche U-Boot-Typen eigentlich in Zukunft gebraucht würden. Der Typ 93-Torpedo wurde von den Japanern nicht auf ihren U-Booten eingesetzt, sondern der verkleinerte Typ 95 in verschiedenen Varianten. Zu den teilweise einander diametral gegenüberstehenden Forderungen Deines Anforderungskataloges bin ich noch dabei, etwas argumentatives Futter aus der Literatur filtern.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Huszar

Hallo,

Forderungsheft geht mM ziemlich in Richtung eines Typ XXI  :-D

Technisch sollte praktisch alles möglich sein, es ist eine andere Frage, ob es zum gegebenen Zeitpunkt sinnvoll ist, bzw ob es überhaupt brauchbar ist. Beispiel Sourcouf  :-D
Wenn allerdings schon Kriegsschiffe versenkt werden sollen, wäre es vielleicht sinnvoll, eine grössere Zahl an Mini-Booten zu bauen (Molch bis Seehund, die italienischen CB, oder die Japaner), und bei Kriegsbeginn einen überraschenden Erstschlag auf die Kriegshäfen führen. (Hin- und Rückweg W'Haven Scapa ca. 1000sm, Hull ca. 600sm).

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Indy

#3
Mein Pflichtenheft, sofern das Boot tätsächlich jagen und nicht nur auflauern soll:
- Hohe uw-Geschwindigkeit  22-25kn
- Mittlere üw-Geschwindigkeit 17-20kn
- Hohe üw-Marschgeschwindigkeit  15-18kn
- Hohe uw-Reichweite bei hoher Geschwindigkeit, ~100 SM @ 20kn
- Mittlerere Reichweite für Operationen in Nordsee und Atlantik zusammen mit anderen Flottenteilen, 4000 Seemeilen @ 15kn
- 6 Bug-T-Rohre für einen breiten Fächer, 6 Torpedos als Reserve
- Auslegung als reines U-Boot (soll ja vorrangig gegen Kriegsschiffe agieren und nicht gegen Handelsschiffe)
- Dementsprechend nur leichte Artillerie, 2 20/37mm einfahrbar oder in strömungsgünstigen Turmen
- Aktiv-Sonar und GHG, mit der Möglichkeit zum sehrohrfreien Torpedoschuss

M.E. ist das als Elektroboot technisch nicht machbar, in Frage käme
a) Diesel-Kreislauf + E-Motor für kleine uw-Fahrt
b) Walter-Antrieb (H2O-Turbine + Diesel für Marsch und E-Motor kleine Fahrt
c) Sauerstoff-Turbine + Diesel + E-Motor

Die Bootsgröße sollte nicht mehr als 1500t getaucht und 70m Länge betragen, um Zerstörer ausmanövrieren zu können.

Das Boot wäre in wohl mit o.g. Antrieben sehr laut, könnte mit a)-c) aber sehr offensiv vorgehen, a) insbesondere im Verbund mit ÜW-Einheiten (z.B. kleiner, schneller Flugdeckkreuzer, 5800BRT, 35kn, Turbinen-Diesel-Mischantrieb, 3 105er Flak-Zwilling, 2 T-Drillinge, 6 Fi 167) auch feindliche Kriegsschiffe verfolgen.

Als grober Anhalt in Leistungszahlen, was ich gerne hätte, (siehe auch als Vergleich die XXIX-Entwürfe von 1944: http://www.u-historia.com/uhistoria/tecnico/proyectos/29/29.htm  )
:
1300BRT getaucht   65m   
3 Wellen   3x 2200PS Diesel (Kreislauf) + 2x E-Motor  + 1x Schleich-E-Motor
Diesel:  üw 19kn  uw 21kn   E-Motor: 8kn   Schleichfahrt: 4kn
Reichweite  üw: 4000sm : 15kn     uw 150sm : 20kn / 400sm : 10kn  +  50sm : 4kn  Elektroantrieb
6 BTR (12)
2 20L/65  besser 2 37mm
40 Mann Besatzung

p-kreuzer

Moin,

natürlich geistert mir das XXI bei der Idee durch den Kopf. Meine Idee dahinter war aber anders: Die Erfahrungen des 1.WK mit der weiten Blockade, die Gefahren bzw. die Unmöglichkeit für dt. Überwasserstreitkräfte beim Durchbruch bzw. deren Bekämpfung waren gemacht. In Verbindung mit dem klar erkennbaren Potenzial der Uboote hätten die Verantwortlichen durchaus auf die Idee kommen können einen Teil der Ubootwaffe für die Bekämpfung der Kriegsschiffe der Bewacherkette zu spezialisieren. Im Erfolgsfall hätte die RN vielleicht nicht nur einige wertvolle Schiffe eingebüßt, sondern auch dazu genötigt die Bewacherkette auszudünnen oder mit "entbehrlichen" Schiffen zu besetzen gegen die wiederum die dt. Einheiten bessere Chancen hätten.
Was ich so von der dt. Torpedokrise zu Beginn des 2. WK gelesen habe fließt da natürlich auch mit ein. Gesetz den Fall die dt. Torpedos hätten gut funktioniert frage ich mich in wie weit, neben den Schiffsverlusten die RN, dies Auswirkungen auf die weiteren Einsätze größerer Einheiten der Briten gehabt hätte!?

@Schorsch
Zitat von: Schorsch am 16 November 2014, 08:12:39
Geht es Dir hauptsächlich um die technische Realisierbarkeit oder sind auch noch ökonomische und/oder politische Rahmenbedingungen zu beachten?
Eigentlich alles, nur verlaufen Diskussionen zu politischen Rahmenbedingungen meistens im Sand, deshalb eher das technisch Machbare.

Natürlich waren die Bedingungen zur Realisierung mehr als schlecht mit dem Verbot durch den VV, es war überhaupt erstaunlich was in den Jahren ab 1933 in Dtl. aus dem Boden gestampft wurde. Dennoch, es gab schon vor dem 1. WK Bestrebungen den Ubooten durch Weglassen des Geschützes und Verkleinerung der Brücke eine höhere UW-Geschwindigkeit zu ermöglichen.
Hab ich hier im Forum schonmal angerissen->http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,12456.0.html

Also hohe Geschwindigkeit (ÜW 20+ UW 10+) waren in den 30ern möglich und um in aussichtsreiche Angriffsosition zu kommen unbedingt erforderlich!
Größere Kriegsschiffe verfügen fast immer über einen Zersörerschirm mit dem man sich spätestens nach dem Angriff herumschlagen muß, hohe UW-Geschwindigkeit und lange Ausdauer sind unbedingt erforderlich!
Beide o.g. Punkte erfordern nmM. auch eine sehr hohe Manövrierbarkeit; ob das bei einem größeren Uboot (denke um 1200t werdens werden) umsetzbar ist???
Gleiches bei der niedrigen Geräuschemission, vieles was bei den XXI umgesetzt wurde war doch bereits früh möglich.
Ebenso bei Täuschkörpern, vielleicht wären auch bereits aktive Zerstörer-Abwehrwaffen denkbar. Da ein Ubootjäger die Position des Ubootes direkt überlief, warum nicht eine Art Mini-Mine die beim erkannten Anlauf des Zerstörers in Gruppen ausgestoßen wird und dann gut verteilt schnell zur Oberfläche steigt. Muß ja nicht groß sein (Fußballgröße) und den Zerstörer versenken, aber um ein mieses Loch zu sprengen und das gegnerische Schiff von der Jagd abzubringen würde es reichen :-D
Und WENN es einem Uboot gelingt in Schußposition zu kommen, dann sollte es nicht an zu wenigen T-Rohren scheitern einen Treffer zu erzielen! Ich halte 6 Bug- und 2 Heckrohre für das Minimum.
Mit den "schnellen" Torpedos das Gleiche, Kriegsschiffe sind i.d.R. schnell, bei Ubootgefahr noch schneller. Je höher die Geschwindigkeit der Waffe, desto wahrscheinlicher ein Treffer.

@Indy
Zitat von: Indy am 16 November 2014, 18:04:50
- Auslegung als reines U-Boot (soll ja vorrangig gegen Kriegsschiffe agieren und nicht gegen Handelsschiffe)
- Dementsprechend nur leichte Artillerie, 2 20/37mm einfahrbar oder in strömungsgünstigen Turmen
- Aktiv-Sonar und GHG, mit der Möglichkeit zum sehrohrfreien Torpedoschuss
Gute Ideen!
Mit deinen Antriebsideen weis ich nicht so recht. Die Parameter wären natürlich wünschenswert, aber waren sie auch möglich? Ich würde denken das mit Dieseln ÜW 20-22Kn und mit stark vergrößerter Batterie UW 12-15Kn erreichbar waren (bei o.g. optimierter Hydrodynamik)

Bei 50 Booten zu Kriegsbeginn wären 5 meine angedachten 10%, d.h. 1-2 regelmäßig auf Feindfahrt. Nicht genug für einen durchschlagenden Erfolg, aber um kräftig Unruhe zu stiften sollte es schon reichen...

Beste Grüße aus Kiel
Jürgen

Peter K.

Die Engländer bauten mit der R-Klasse etwas vergleichbares bereits im Ersten Weltkrieg - zwar wenig erfolgreich, aber technisch interessant!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

p-kreuzer

...und die Japaner Ende der 30er mit bereits beeindruckendern Leistungsdaten...
https://en.wikipedia.org/wiki/Submarine_No.71

wirbelwind

Finde es ja sehr interessant, die technischen Optionen, die bereits 1939 bzw.unmittelbar danach möglich gewesen wären, um die dt. U-Boote zu optimieren, durchzuspielen. Nur landen wir irgendwann wieder beim Prinzip ,,Fahrradkette"... :-D Es hatte doch Ursachen, strategischer, ökonomischer und politischer Art, warum dererlei Dinge überhaupt nicht oder zu spät zum Tragen kamen. 8-)
MfG Rüdiger

bodrog

Diese leidige Disk über die Effizienz von U-Booten gegen Kriegsschiffe hatten wir doch hier schon häufiger  :-P Jedenfalls bleibt für Willis U-Boot-Waffe immer noch festzustellen, dass die Doktrin U-Boot gegen Überwasserkriegsschiff am Anfang des Krieges ein paar mal funktioniert hat (bei Herrn Weddigen oder auch bei Herrn Hersing), da war U-Boot aber auch noch neu mit Überraschungseffekt...

Alles andere später (insbes. die Operation vom 18./19. August 1916) sind als Fehlschläge zu werten. Die U-Booten haben einzelne Kriegsschiffgruppen gesehen, Scheer wusste mit den Sichtungen nichts anzufangen und gerade mal zwei Kreuzer versenkt. Der Operationsplan für Herbst 1918 wäre ein noch viel größeres Fiasko gewesen... Ein Flugzeug am Horizont oder ein Coastal Class bzw. Sea Scout Zero Luftschiff am Himmel und man tauchte vorsorglich...

Die Aufklärung- und Führungsmöglichkeiten hätte sich auch bei dem apostrophierten Jagd-U-Boot im WK II gestellt... dann besser Flugzeuge

MfG

Indy

ZitatMit deinen Antriebsideen weis ich nicht so recht. Die Parameter wären natürlich wünschenswert, aber waren sie auch möglich? Ich würde denken das mit Dieseln ÜW 20-22Kn und mit stark vergrößerter Batterie UW 12-15Kn erreichbar waren (bei o.g. optimierter Hydrodynamik)

Der Vorteil des Diesel-Kreislaufantriebes (bei uw-Fahrt wird das Abgas des Dieselmotors wieder mit Sauerstoff angereichert und erneut zugeführt) ist die erhebliche größere Reichweite gegenüber E-Antrieb.
Der Typ XXI konnte gut 1 Stunde mit Vollast uw laufen, dann waren die 220t Batterien leer.
Mit 220t Sauerstoff und Dieselkreislauf dürften aber locker 10 Stunden Höchstfahrt drin sein.
Der andere Vorteil ist die Einsparung von Gewicht eines Einheitsantriebs, weil das Gewicht für einen Hochleistungs-E-Motor nicht mitgeschleppt werden muss und anderseits im Gegensatz zu Elektro-Booten eine hohe üw Höchst- und Marschgeschwindigkeit gegeben ist.
Bitte bedenken, dass das Boot, auch wenn für uw-Fahrt optimiert, üw immer einen geringeren Treibstoffverbrauch hat und dementsprechend auf dem Marsch immer auch eine üw-Fahrt anzustreben ist, wenn keine taktischen Überlegungen dagegen sprechen.



ede144

Zitat von: Indy am 16 November 2014, 19:30:27
ZitatMit deinen Antriebsideen weis ich nicht so recht. Die Parameter wären natürlich wünschenswert, aber waren sie auch möglich? Ich würde denken das mit Dieseln ÜW 20-22Kn und mit stark vergrößerter Batterie UW 12-15Kn erreichbar waren (bei o.g. optimierter Hydrodynamik)

Der Vorteil des Diesel-Kreislaufantriebes (bei uw-Fahrt wird das Abgas des Dieselmotors wieder mit Sauerstoff angereichert und erneut zugeführt) ist die erhebliche größere Reichweite gegenüber E-Antrieb.
Der Typ XXI konnte gut 1 Stunde mit Vollast uw laufen, dann waren die 220t Batterien leer.
Mit 220t Sauerstoff und Dieselkreislauf dürften aber locker 10 Stunden Höchstfahrt drin sein.
Der andere Vorteil ist die Einsparung von Gewicht eines Einheitsantriebs, weil das Gewicht für einen Hochleistungs-E-Motor nicht mitgeschleppt werden muss und anderseits im Gegensatz zu Elektro-Booten eine hohe üw Höchst- und Marschgeschwindigkeit gegeben ist.
Bitte bedenken, dass das Boot, auch wenn für uw-Fahrt optimiert, üw immer einen geringeren Treibstoffverbrauch hat und dementsprechend auf dem Marsch immer auch eine üw-Fahrt anzustreben ist, wenn keine taktischen Überlegungen dagegen sprechen.

Und wie bekommst du das CO2 wieder aus den Abgasen? Das ist eine kleine Fabrik für sich, die ebenfalls Platz, Gewicht und Energie benötigt.

Indy

ZitatUnd wie bekommst du das CO2 wieder aus den Abgasen? Das ist eine kleine Fabrik für sich, die ebenfalls Platz, Gewicht und Energie benötigt.

Klar barucht die Anlage Platz, ist allerdings längst nicht so Gewichtsintensiv wie eine E-Maschine mit mehreren 1000PS.
Die Schweden hatten in den 1930ern ein Kleinst-U-Boot mit Kreislaufanlage geplant, die Fa. Dräger hatte dann zu Kriegsbeginn auch mehrere Entwürfe für Klein-U-Boote mit Kreislaufbetrieb.
Zahlreiche späte Kleinst-U-Boote wie Delphin, Biber II, Seehund waren auch mit Kreislaufanlage geplant, desweiteren einige Varianten des hochseetauglichen VII-Nachfolgers, den Typ XXIX. 

p-kreuzer

Natürlich hätte, wenn und aber, das ist doch bei "was wäre wenn" unumgänglich :wink:

Deswegen ja auch meine Anregung das ganze erstmal rein technisch Stand Mitte/Ende der 30er Jahre durchzuspielen.

Ein schnelles Angriffsuboot hat nmM. auch durchaus seine Berechtigung bei der seitens Dönitz angedachten Rudeltaktik zur Geleitzugbekämpfung. Sei es wiederum bei der aktiven Bekämpfung der Geleitfahrzeuge, sei es um zu versuchen unter Ausnutzung der genannten Leistungsparameter IN den Geleitzug einzudringen und soviel Chaos zu verbreiten um die Kolonnen aufzusprengen. Die Möglichkeiten der klassischen Uboote und die Abwehrmaßnahmen dagegen waren doch in den 20er und 30ern bestens bekannt. Da sollten doch schnelle Uboote für eine längere Zeit die Initiative bieten können bis wiederum effektive Abwehrmaßnahmen greifen.

Wie bereits angeführt war es bereits im 1. WK möglich Boote mit deutlich besseren UW-Fähigkeiten zu bauen UND auch einzusetzen. Selbst behindert durch den VV wäre Dtl. ab 1935 in der Lage gewesen zumindestens Vergleichbares ins Wasser zu bringen.
Ganz bestimmt hätte die (Massen-)Produktion darunter gelitten, vielleicht wären die Dinger so aufwändig geworden das 2 oder 3 normale Uboote dafür nicht hätten gebaut werden können. Das ist bestimmt ein Punkt der klar gegen solche Spezialbauten spricht. Dennoch wäre es eine Möglichkeit für DEN Uboot-Experten Deutschland gewesen der kleinen Rumpf-Marine schnell ein gewisses Offensivpotenzial gegen die uneinholbar größeren Marinen anderer Staaten aufzubauen(viel schneller als beim Jahrelang dauernden Bau von Dickschiffen)

Gruß
Jürgen

Schorsch

Hallo Jürgen,

Deine Vorstellungen lassen sich nicht miteinander in Übereinklang bringen. Eine Forderung von maximal etwa 22 kn über Wasser und bis zu 15 kn unter Wasser zöge ein Fahrzeug nach sich, das taktisch in der herkömmlichen Art als Tauchboot eingesetzt worden wäre. Es müsste also gute Seefähigkeit aufweisen, was sich aber einschränkend auf die Unterwasserformgebung auswirken würde. Bei geschätzten 1200 ts (Überwasserverdrängung?) würde es nur unwesentlich größer als der Typ IX werden, der damit eine gute Vergleichs- und Argumentationsbasis bietet. Die Typ IX-Boote waren gute Seeschiffe, was darauf hindeutet, dass man von deren Überwasserform nicht abgehen sollte, wenn man auf diese Eigenschaften weiterhin Wert legen möchte. Sollen nun statt der tatsächlich erreichten maximal 18,2 kn aus diesem Schiffskörper 22 kn herausgeholt werden, müsste die installierte Dieselleistung in etwa verdoppelt werden. Bei der Unterwasserleistung wäre etwa das Achtfache nötig, wollte man die Unterwassergeschwindigkeit von maximal 7,7 kn auf 15 kn steigern. Zusätzlich wäre die Akkumulatorenanlage entsprechend größer und auch schwerer zu dimensionieren. An der Hydrodynamik unter Wasser, um dort mit geringeren Leistungszuwächsen auszukommen, wird sich nichts groß drehen lassen, da das hauptsächliche Operieren über Wasser eine entsprechende Bootsform voraussetzt. Insgesamt sehe ich in dieser Variante auf das Projekt unlösbare Gewichts- und Platzprobleme zukommen. Dazu wäre auch noch ein Paar zusätzlicher Torpedorohre unterzubringen, wobei ich mich frage, weshalb eigentlich zu den sechs Bugtorpedorohren auch noch eine Heckbewaffnung als notwendig erachtet wird. Für eine Verstärkung der angesprochenen Salve auf schnelle Schiffe ist sie nicht brauchbar und zusätzlich würde sie die ohnehin schon schlechte Heckform unter Wasser noch zusätzlich beeinträchtigen. Als Abwehrbewaffnung gegen angreifende Zerstörer wäre sie ebenfalls wenig nützlich, da es 1935..1940 einfach kein Torpedomodell gab, das als eine Art Fire-and-Forget-Waffe einsetzbar gewesen wäre.

Setzte man mehr auf ein fast ausschließlich unter Wasser operierendes Fahrzeug, müsste eine Bootsform gewählt werden, die das Seeverhalten über Wasser stark beeinträchtigen und dazu führen würde, dass die Maximalgeschwindigkeit über Wasser unter der im getauchten Zustand läge. Im fülligeren Bug (verglichen mit einem Tauchboot) könnten die geforderten sechs Bugtorpedorohre unterbracht werden. Allerdings handelte sich man dann auch wieder Probleme bei der Zielfindung ein, da im angegebenen Zeitraum die Boote zumeist auf Sicht operierten und deshalb noch stark an die Wasseroberfläche gebunden waren. Eine befriedigende Lösung dieser Probleme ist imho mit den technischen Mitteln der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts nicht zu erwarten.

Auch die operativen Grundannahmen, auf denen das von Dir geschilderte Einsatzkonzept ausgerichtet ist, halte ich für fragwürdig. Weshalb sollten die Briten ihre high-value-units für eine Blockade einsetzen, in der diese in See vor sich hindümpeln und das nur, um von den deutschen Hochgeschwindigkeits-U-Booten abgeschossen zu werden!? Wenn, dann würden für diese Aufgabe maximal Schiffe bis zur Größe von entbehrlichen leichten Kreuzen eingesetzt, deren große Brüder sich als schnell verfügbare Verstärkung dezent im Hintergrund hielten, bis sie gebraucht würden. Des Weiteren bestünde außerdem für Deine schnellen U-Boote eine ähnlich blöde Situation, mit der sich die Briten Anfang des Zweiten Weltkrieges konfrontiert sahen, als diese mit kleinen Zerstörergruppen die realen deutschen U-Boote z.B. in der Nordsee aktiv suchen wollten, statt die Schiffe als Eskorten für Geleitzüge einzusetzen und die deutschen U-Boote dort zu finden und zu bekämpfen, wo diese hinstrebten. Ebenso erscheint mir eine Zahl von ein bis zwei Booten im Einsatz als viel zu gering, um eine nennenswerte Wirkung zu erreichen. Der skizzierte Einsatz Deiner Spezialboote als Eskorten-Killer am Geleitzug würde meiner Meinung nach ebenso scheitern, da ein solches Boot garantiert immer dann nicht greifbar oder verschossen oder gerade versenkt worden oder, oder... wäre, wenn es am dringendsten gebraucht würde und so sich Otto-Normal-Boot wieder ganz herkömmlich mit den Geleitschiffen hätte herumschlagen müssen.

Deutschland war 1935 bis 1940 definitiv nicht in der Lage (hier bewusst kein Konjunktiv), solche Unterwasserrennboote zu entwickeln, zu bauen oder sinnvoll einzusetzen. Niemals hätte es das Marinekommandoamt zugelassen, dass nach der notwendigen Konsolidierungsphase der deutschen U-Bootwaffe mit den ersten Booten der Typen I, II und VII, die schon 12 500 ts der nach dem deutsch-britischen Flottenvertrag erlaubten 22 050 ts ,,verbraucht" hatten, die restliche Tonnage oder auch nur Teile davon für Experimente mit unsicherem Ausgang verbraten worden wären. (Das war nun zum Ende doch etwas Politik, aber Du hast den Versailler Vertrag ins Spiel gebracht.) Ebenso waren die Werften weitestgehend ausgelastet, als dass sie sich mit derartigen Sonderentwicklungen hätten befassen können.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

wirbelwind

#14
Hallo,
ein Aspekt im ,,Wunschkonzert optimales Jagd- U-Boot" ist noch nicht behandelt worden. Das der Tarnung. Was wäre denn gewesen, wenn der,, Super-U-Boot-Typ" gleich als,, Alberich-U-Boot" konstruiert worden wäre und das nicht nur in einer kleinen Stückzahl :-D Dann hätte es doch bei der Royal Navy bzw. US Navy ordentlich gerappelt :lol:
MfG Rüdiger

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