Schlacht am La Plata - Optionen?

Begonnen von Huszar, 06 August 2006, 12:41:27

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Huszar

Tippe mal in Google NightCal ein, in Kenntnis der Koordinaten spukt das Programm nette Tabellen raus.

Die GS hatte gegenüber den engl Kreuzer den Vorteil, dass ise eine beträchtlich grössere REichweite hatte - füher oder später hätten die Engländer die Verfolgung aufgeben müssen, um den nächsten Hafen zwecks Bebunkerung aufzusuchen - und promt ist man weg...

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

t-geronimo

Naja, prompt...
Das klingt mir zu einfach.
In der Nacht hätte Harwood auf alle Fälle mit Torpedos angegriffen.
Und ein paar Tage hätten die Kreuzer schon dranbleiben können.
Und bis dahin wäre dann evtl. wirklich Verstärkung dagewesen.

Und wenn da nicht die defekte Dieselöl-Reinigung gewesen wäre... ;-)


Hat da jemand genauere Kenntnis?
War das mit Bordmitteln zu reparieren?
Oder haben die Techniker vielleicht gleich gesagt, das geht nicht auf See?
Wann wußte man was?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Woelfchen

Oder hätten nochmal zum Gefecht anlaufen können bevor der Treibstoff leer ist.
Es sieht nicht so arg gut aus wenn man ein beschädigtes Schiff hat, wenig Munition und schnellere Gegner.

harold



sowie

Sonnenaufgang 13.12. 39  49°w 34°30' s 08:02 GMT (=05:02 SAMT)
Sonnenuntergang 22:17 GMT (=19:17 SAMT)
Dämmerungsdauer jeweils ca 01:20.

Tageslänge also 14h 15min, mit Dämmerungen bei 17 h.

Hoffe, es dient der sachlichen Information,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Huszar

so, angenommen, die drei engl. Kreuzer waren zu 75% und die GS zu 90% voll, ergibt das folgende Reichweiten:
Exeter: 7500 sm @ 14Kn
CL: 7700 sm @ 14Kn
GS: 16700sm @15 Kn

Für 26 Knoten hätten wir dann:
CA/CL: ca. 2200sm
GS: ca. 5500sm
= 84 Stunden Verfolgung.

Da aber die Bunker nicht leergefahren werden können, nehme ich an, dass die Verfolgung ca. 1900sm dauern könnte = 73 Stunden.
In drei Tagen und Nächten sollte ein Entkommen doch möglich sein.

Wenn die Cumberland die Verfolgung aufnimmt, müsste sie es mit gut 30 Knoten machen (um sich vorsetzen zu können, bzw um den Vorsprung verkleinern zu können). Bei ca. 3000 sm @31,5 Knoten wäre das SEHR kanpp!
Dorsetshire aus Kapstadt müsste sich ebenso beeilen, hat aber knapp 3000sm @ 31 Kn Reichweite...


mfg
alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

t-geronimo

Laut Peter (und irgendwo habe ich das auch schon gelesen - O'hara?) war die maximale Geschwindigkeit der GS noch 24 kn.
Gut, das ist kein so erheblicher Unterschied, sonder eher Patronenhülsen zählen... :-D

Aber die Gretchenfrage bleibt das Dieselöl und seine Reinigung.
Ich kann das schlicht nicht beurteilen, was technisch möglich gewesen wäre.
Ging damit eine so lange Flucht?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Huszar

Hab mal im Rasenack-Buch geblättert, anscheinend gabs noch eine gewisse Reserve an gereinigtem Öl - und bis Montevideo kam man auch. Wie gross diese Reserve war, stand nicht drinn, für weitere 2-3 Tage hätte es gereicht. (Mal eine dumme Frage: laufen Diesel mit ungereinigtem Öl nicht mehr?)

Die sonstigen Schäden konnten auf der Fahrt nach M und in den ersten 1,5 Tagen repariert werden, obwohl von uruguayischer Seite keine Hilfe kam.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

t-geronimo

Naja, wär schon ärgerlich, wenn irgendwann Filter, Ventile, Düsen und was weiß ich alles verstopfen.
Viel Fahrt wird dann nicht mehr zu machen sein.

Aber da bin ich blutiger Laie.
Gruß, Thorsten

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(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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winni

#23
Bei PKW & LKW`s muß der Diesel absolut rein sein.Ist er`s nicht,dreht man der Einspritzpumpe das Genick um. :wink: Ich nehme mal an,dass es bei Großdiesel auch nicht anders ist. :-) Da kann uns bestimmt Schiffbauer (ohne "s") :-D  genaueres zu schreiben.
gruß Günther.
Es sind immer die Abenteurer die große Dinge vollbringen.


Montesquieu.

Spee

Für jeden Laien ein kleines Bespiel. Tanks kann man mit Treibstoff oder Ballastwasser füllen. Dadurch entstehen Verunreinigungen, auch Wasser bleibt als Rückstand im Tank. Ohne Reinigung wird's blöd. Einspritzdüsen verstopfen z.B. durch dicke Öl-Wasser-Emulsionen. Kleines praktisches Beispiel gefällig?
Jeder gehe jetzt zu seinem Auto, nehme 1 Liter Wasser mit und schütte es in den Tank. Viel Spaß noch  :-D .
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Wilfried

Moin, moin zusammen!

Aus den Hilfskreuzerberichten weiß ich von größeren Reparaturen an deren Antriebsanlage; wo versteckten sich denn - danke Harold für die Karte - die Versorger?  :-D

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
http://www.kartonskipper.com
http://www.forum-marinearchiv.de - wenn Marine Dein Ding ist!

winni

@spee:Ich bin deiner Aufforderung nachgekommen.Allerdings muss meine Frau morgen mit dem Auto los.Darf ich ihr schon mal deine PN geben ?  :-D :-D :-D
Es sind immer die Abenteurer die große Dinge vollbringen.


Montesquieu.

harold

Ich hab mal die Positionen, Kurse etc auf Null-Lage GS um 0530 umgezeichnet. Die Nordrichtung (siehe Pfeil) ist in Schiffslage 225°, die gestrichelten Linien sind 5-sm-Abstände.

Blau = Graf Spee, Rot = Harwood´s Kreuzer; Zeiten und Kurse laut Peter´s Angaben; Abstände sind von der Gefechtseröffnungsposition (siehe Karte weiter unten) rückgekoppelt.

Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

harold

...und die eben rein gestellte Karte auf die Kurse beider Kontrahenten von ca 0430 bis 0530, sowie ihre Lage vor Montevideo veranschaulicht. Das kleine Rechteck ist der vorige Ausschnitt.

Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Peter K.

OK, ADMIRAL GRAF SPEE hatte am 6.12. letztmalig Öl von ALTMARK übernommen, nämlich exakt 533 t und dürfte damit mit etwa 2.800 t voll aufgefüllt gewesen sein. Bis zum Gefecht am 13.12. dürften etwa 450 t bei durchschnittlich 15 kn Geschwindigkeit verbraucht worden sein, womit noch etwa 2.350 t (!!!) vorhanden gewesen sein müßte. Während der insgesamt 18 Stunden dauernden Gefechts- und Verfolgungsphase bei hohen Fahrtstufen dürften weiter 150 t verfeuert worden sein, daher müßten in Montevideo noch etwa 2.200 t an Bord gewesen sein - also eigentlich reichlich! Außerdem hielt die Skl auch nach dem Gefecht weiterhin ALTMARK zur Verfügung des Panzerschiffs, obwohl dieses mit FT.1305 den Versorger bereits entlassen hatte!

Die Angaben über den, nach dem Gefecht verbliebenen Munitionsvorrat sind leider unterschiedlich.
Bei einer angenommen Sollausstattung von je 200 schweren Panzersprenggranaten, Sprenggranaten mit Bodenzünder und Sprenggranaten mit Kopfzünder, entsprechend 100 Schuß pro Rohr, sollen während des Gefechts der gesamte Vorrat an Kopfzündergranaten, 184 Bodenzündergranaten und 30 Panzersprenggranaten verschossen worden sein. Das würde bedeuten, daß nur noch 186 Schuß (16 Bodenzünder- und 170 Panzersprenggranaten) in Montevideo an Bord verfügbar waren. Nach Aussage des IO des Schiffes, Kapt.z.S. Kay, sollen zu diesem Zeitpunkt aber noch 306 Schuß vorhanden gewesen sein, was einem Sollbestand von 120 Schuß pro Rohr entsprechen würde!
Die Mittelartillerie verfügte über eine Sollausstattung von 800 bis 1.000 Schuß, entsprechend 100 bis 125 Schuß pro Rohr. Verfeuert wurden 257 Kopfzünder- und 120 Bodenzündergranaten. Somit waren nach dem Gefecht noch wenigstens 423 Schuß vorhanden!
Auch die Schwere Flak verschoß während des Gefechts 80 Granaten. Bei einer Sollausstattung von 2.400 bis 3.000 Schuß, entsprechend 400 bis 500 Schuß pro Rohr, waren in Montevideo noch wenigstens 2.320 Schuß vorhanden - eine Quelle nennt da 2.477 Schuß.

Auch der Zustand der Maschinenanlage wird immer wieder diskutiert:
Tatsache war, daß ADMIRAL GRAF SPEE vor dem Gefecht noch für 24 kn Höchstgeschwindigkeit gut war, zum einen wegen des starken Bewuchses des Unterwasserschiffes bedingt durch das Operieren in tropischen Gewässern über einen längeren Zeitraum, zum anderen wegen der verminderten Kühlleistung des warmen, tropischen Seewassers. Dazu kamen erhebliche Abnützungserscheinungen, nachdem die Anlage etwa die doppelten Motorbetriebsstunden abgeleistet hatt, als sonst vorgesehen - unrunde Kolbenstanden, Risse in Fundamenten und Zylindern, etc.
Durch Trefferwirkung einer 20,3 cm Granate entstand ein Riß im Panzerdeck über Motorenraum 4, der durch kleine Risse leicht Wasser machte. 15 cm - Treffer setzten die Lüftungsschächte zu Motorenraum 3 außer Gefecht, beschädigten einige Dampfrohre und mehrere Abgasabzüge und zerstörten den Hilfskessel, sowie die Treib- und Schmierölreinigungsanlage. Nach dem Gefecht vertrat man die Meinung, daß die Betriebssicherheit der Maschinenanlage über 17 kn nicht mehr gewährleistet war, aber nach Kapt.z.S. Kay war die Anlage noch immer klar für Höchstfahrt!

Welche weiteren Gefechtswerte waren an Bord der ADMIRAL GRAF SPEE tatsächlich ausgefallen?
Munitionsaufzug 2 und Stromversorgung für Stb.I und Stb.II 15 cm - Geschütz ausgefallen
Bb.III 15 cm - Geschütz ausgefallen
Stb. - 10,5 cm Flak samt Munitionsaufzug ausgefallen
Munitionsaufzug für Bb. - 10,5 cm Flak ausgefallen
3,7 cm Doppelflak Stb. vorne ausgefallen
vorderer Flak-Leitstand ausgefallen
Optik des Entfernungsmeßgerätes im Vormars durch Splitterwirkung ausgefallen
Katapult durch Splitterwirkung blockiert
Bordflugzeug ausgefallen


Grüße aus Österreich
Peter K.

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