Tragflächenboot VS 8

Begonnen von rannug, 01 August 2006, 13:37:30

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Deichgraf

#30
Guten Tag,

endlich endlich endlich hab ich meine Dateien zu VS 8 wiedergefunden und vorher wollte ich mich nicht wieder melden. Ich sollte mir doch ein besseres Archivierungssystem zulegen.

Vorweg, es handelt sich um den ,,Reisebericht von Herrn Obering. A. Thilo vom 27.September 1944", der als Sachverständiger auftrat. Dieser Bericht ist Bestandteil eines  Manuskriptes von Herrn Werner Hinsch, dem Leiter des Elbschiffahrtsmuseums Lauenburg (www.elbschiffahrtsmuseum.de) , der vor einigen Jahren eine Veröffentlichung darüber plante und mir Teile seines Manuskriptes freundlicherweise überlies. Dort wird auch noch das hölzerne Original-Rumpfmodell aufbewahrt.

Nun aber zum Bericht:

Betr.: Strandung des VS 8 bei Rowe

Am 25. Sept. 1944 reiste ich nach Stolpmünde und traf um 14.00 Uhr dort ein, um mich mit der Hafenüberwachungsstelle in Verbindung zu setzen und die erforderliche Auskunft über den Unfall des VS 8 und die Bergungsmöglichkeiten zu erhalten......
Die Herren teilten mit, dass VS 8 bei Rowe gestrandet sei. Rowe liegt etwa 18 km östlich von Stolpmünde an der Mündung des Flüsschens Lupow (Ausfluß aus dem Garder See). Die Strandungsstelle hat weichen Sand ohne Steine. Vor dem jetzigen Liegeort des Schiffes befindet sich eine Sandbank, auf der das Schiff zuerst gestrandet war. Bei späteren Stürmen ist es jedoch über diese Sandbank geworfen worden und liegt jetzt etwa 150 bis 200 m vom Strande entfernt auf einer Wassertiefe von etwa 2,5 bis 3 m. Zwecks Besichtigung des Schiffes wurde noch am 25. Sept. eine Fahrt mit dem Schlepper ,, Fairplay VIII" von Stolpmünde zur Unfallstelle unternommen. Des großen Seeganges wegen war es jedoch nicht möglich, an die Unfallstelle heranzukommen und wir mussten unverrichteter Sache zurückkehren.
Am 26.9.44 unternahm ich daher eine Fahrt auf dem Landwege nach Rowe. (Mit der Eisenbahn bis Wobesde und von dort 8 km zu Fuß zur Strandungsstelle.) .........
Später traf ich noch zufällig dem Kommandanten des Bootes Obersteuermann Klatt...........

Reise von Danzig und Havarie: das Boot wurde am 8.9.44 von mir auf der Schichauwerft in Danzig im Schwimmdock besichtigt, nachdem es eine Havarie gehabt hatte: Die BB._Welle war beschädigt worden. ..........

Am 8.9.44 um 23.00 Uhr hat es Danzig bei gutem Wetter verlassen. Am 9.9.44 vormittags setzte ein stärkerer Sturm ein. Auf der Höhe von Rowe war er so stark, dass das Boot viel Wasser übernahm, dass es in den Kommandoraum drang, sodaß der Aufenthalt und das Arbeiten in demselben äußerst erschwert war. Da setzte plötzlich der Motor aus. Eine Untersuchung der Ursache ergab, dass Wasser aus dem Brennstofftank in die Leitungen, die Brennstoffpumpen, den Filter usw. gedrungen war. Das Wasser war anscheinend aus dem Kommandoraum in den Brennstofftank gedrungen, dessen Mannlochdeckel nicht dicht geschlossen hatte. .......... Der L.I. versuchte die Leitungen, den Filter usw. zu entwässern und hoffte in etwa einer halben Stunde den Motor wieder in Gang bringen zu können.
Das Boot befand sich etwa zwei Seemeilen vor der Rower Bank.
Als das Boot dichter an Land kam, wurde der Anker geworfen. Es war genügend Wasser vorhanden. Das Ankertau riß jedoch und der Anker ging verloren. Mit F.T sollte S.O.S. gegeben werden, der Sender fiel jedoch aus. Die Lichtmaschine war ebenfalls unklar, wurde aber bald in Ordnung gebracht. Das Boot stieß auf. Die Besatzung wurde in die Boote geschickt und an Land gebracht, es verblieben der Kommandant und der L.I. – Die Besatzung setzte das EKK-Danzig fernmündlich vom Schiffsunfall in Kenntnis. Nachmittags kam gegen 17.00 Uhr ein Flugsicherungsboot heraus, das versuchte dreimal das Boot abzuschleppen, aber die Leinen rissen, das Boot bewegte sich, konnte aber nicht abgeschleppt werden. Nachts gegen etwa 24.00 Uhr traf ein 350 – 400 PS-Schlepper aus Stralsund ein, der Stahltrossen hatte. Das Boot bewegte sich, konnte aber nicht abgeschleppt werden. Bis dahin lag das Boot noch auf der äußeren Bank, etwa gegen 1.00 Uhr brach er die Arbeit ab und wollte um 3.00 Uhr wiederkommen, kam aber erst am anderen Tage wieder. Es sollte ein Schlepper aus Gotenhafen kommen, der kam aber nicht. Die See ging immer noch sehr hoch. Darauf kam ein Schlepper mit einem Kutter aus Stolpmünde, der konnte aber nichts ausrichten. Am 10.9.44 kam ein großer Schlepper aus Swinemünde, der hatte jedoch keinen Assistierschlepper und Kutter mit, und konnte daher ebenfalls nichts erreichen. In der Nacht vom 10.9.44 zum 11.9.44 wurde das Boot von der äußeren Bank auf den Strand geworfen, wo es jetzt etwa 150 bis 200 m vom Ufer entfernt liegt. An der Liegestelle ist weicher Sand und keine Steine.
Am 11.9.44 wurden Leinen um den ganzen Bootskörper gelegt, um das Boot abzuschleppen. Die Trossen rutschten herunter und wurden durch die scharfen Tragflächen beim Anziehen durchschnitten, als der 600 PS-Schlepper abzuschleppen versuchte. Der Schlepper geriet selbst auf Grund. ...............
Es fuhren zufällig zwei Schlepper mit einem Schleppzug vorüber, die sich zur Verfügung stellten. Diese Schiffe machten ebenfalls den Versuch das Boot abzuschleppen, aber auch deren Leinen rissen und der Schlitz des VS 8 über Wasser riß ebenfalls. Das Boot selbst war aber immer noch dicht.
Es wurden ein Kran, Taucher, Unterwasserbrenner usw. angefordert.
Der L.I. erhielt von der S.L.D. (Schnellbootlehrdivision) den Befehl die Motoren auszubauen. Gleichzeitig wurde ein Vertreter der Fa. Sachsenberg angefordert. Am 17.9.44 traf Obermeister Mundo und am 18.9.44 Herr Pape ein.
Am 18.9.44 kam ein 10 t Schwimmkran an, der hob die Motoren und 3 Geschütze heraus, die nach Swinemünde gebracht wurden.
Am 19.9.44 traf das Bergungskommando mit dem Schlepper ,,Fairplay VIII", unter Leitung von Kapt. Christensen aus Swinemünde ein.........."

Von da ab geht es in dem Bericht eigentlich nur noch um die Demontage.

Grüße

Jürgen

TD

Hallo Jürgen,

der Bericht muß es in sich haben.

Ich suche den schon seit Wochen.
Geht doch hinterher weiter das irgend ein Privatmann den Bootkörper übernimmt ???

Ich habe aber ein Foto von VS 7 oder V.S. 7 vorhin beim nochmaligen Suchen gefunden.

Wurde von den Briten 1945 erbeutet und "mitgenommen".

Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

PiLaBo41

Es gibt unterdessen ein neues Buch über die deutschen Tragflügelboot-Entwicklungen:
Tragflügelboote des Schertel-Sachsenberg-Systems – Eine deutsche Entwicklung
von Werner Hinsch und Klaus J. Sachsenberg
Elbe-Spree-Verlag
Schriften des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e.V. No.5

Kann das Werk nur empfehlen! Tolle Fotos und Zeichnungen und ein sehr fundierter und informativer Text.

Peter K.

Vielen Dank für den Hinweis, hatten wir aber hier

http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,4174.0.html

schon mal! Das macht aber gar nichts, weil das Werk wirklich zu empfehlen ist!  :-D
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

TD

Ist wirklich ein tolles Buch.

Und zwischen den Zeilen ließt man immer wieder wieviel Material und Daten aus zu solchen streng geheimen Objekten noch überall zu finden sind.

Nur - man muß wissen wo !

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

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