Verschrotten lohnt sich wieder

Begonnen von ufo, 08 Juni 2015, 10:35:33

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ufo

Wo Schiffe zum Sterben hingehen

Es scheint so als ob sich verschrotten wieder lohnt. Die Stahlpreise sind nach wie vor recht hoch. Nun lebt offenbar eine lange Tradition am Gareloch wieder auf: Schiffe recyclen:

Letztes Jahr kam das alte P&O Class U-boot Onyx hier her:
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=21862.msg245028#msg245028
Es hat sich niemand gefunden, der sie noch haette haben wollen. So sind dann wohl Töpfe und Pfannen, Nähnadeln und Stahlträger draus geworden. Und das Geschäft scheint selbst in Hochlohnländern wieder zu lohnen. Nun hat sich der kleine Schiffsausrüster, -bauer und jetzt auch -recycler einen kleinen Fachter geangelt. Mal schauen wie der jetzt langsam immer kleiner wird.

Das knüpft an eine lange Tradition an. Häufig sieht man das alte Postkartenphoto vom Derfflinger kopfüber im Trockendock hier im Gareloch. Anson und Vanguard sind hier kleingeschnitten worden.

Das muss schon eine faszinierende Zeit gewesen sein. Ältere Fraunde erinnern sich gern daran, wenn ein etwas schickeres Schiff nach Faslane kam, man sich mit Säge und Brecheisen ins Auto setzte, zur Abwrackwerft fuehr und dann ströhmten die Massen an Bord, sägten, hämmerten und meisselten und wenn man beladen mit Edelhölzern, Mobiliar, Winschen oder Bullaugen, Türen oder Teppichen von Bord ging, kam der ganze Kram auf die Waage und man zahlte seine Handvoll Schillinge.

In unserer heutigen Health and Safety Kultur eine fast skurile Vorstellung.   

Ufo

juergenwaldmann


Bugsierstefan

Moin,

wenn ich hier so die drei dänischen Häfen Fredrikshavn, Esbjerg und Greena betrachte, wird dort schon länger reichlich abgewrackt. Es macht Spaß, in Frederikshavn am Kai zu spazieren, wo die zu verschrottenden Schiffe liegen.
Ich habe mich allerdings nicht getraut, die Schiffe zu betreten, oder mich dort zu bedienen, obwohl es theoretisch möglich wäre.
Auf dem Kai lag damals eine ganze Reihe von Ankern aller Arten, nur zu groß und zu schwer....obwohl es mir für den Vorgarten ja in den Fingern juckte..... 8-)
Ich denke aber, dass man zu den Betriebszeiten mit denen dort durchaus ins Geschäft kommen könnte!
Ein bestimmtes Areal ist dort von der Firma mit Containern abgeriegelt worden, da kommt man nicht so ohne weiteres rein. Man erkennt aber, was dort lagert. Es sind alles Gegenstände aus abgewrackten Schiffen, welche sich wohl noch gut verkaufen lassen, aber so nicht in die Hosentasche passen. Es wird dafür schon eine Verladehilfe und ein LKW nötig sein. Auf die Containermauer wurde von der Abwrackfirma der Turm eines U-Bootes abgestellt, müsste ein 205er Turm gewesen sein.
Auch konnte man auf diesem Freigelände Torpedorohre erkennen, ob diese von einem Schnellboot oder aus dem U-Boot stammten, kann ich nicht sagen.
Ich werde zu Hause mal meine Fotos durchsuchen, ich habe da ein wenig fotografiert.

Viele Grüße!

Bugsierstefan

Ich seh gerade, dass ich schon die Bilder eingestellt hatte. Dazu verweise ich mal auf den Thread Maritime Reiseberichte und dort auf meinen Beitrag "Kurze Eindrücke aus Frederikshavn".

Viele Grüße!

ufo

Zitat von: juergenwaldmann am 08 Juni 2015, 13:12:59
Verschrotten , aber bitte nicht so :

http://iksanov.livejournal.com/174461.html

Gruss  Jürgen

Ist immer schwer zu sagen finde ich. Sicherheit bei der Arbeit, Umweltschutz, ... das ist auch alles ein ganz schoener Luxus! Wohl uns, die wir auf einem steinreichen Fleckchen des Planeten hausen.

Jetzt machen die da unten auf dem Globus halt Industrielle Revolution, Wirtschaftswunder und IT Gesellschaft alles zusammengepresst in einer Generation durch. Bestimmt nicht lustig aber wer wollte denen das verwehren. Industrielle Revolution hier war auch nicht lustig; Kinderarbeit, Umweltzerstoerung, Todesfaelle und unmenschliche Arbeitsbedingungen eingeschlossen. Schwirig, jetzt wo wir damit steinreich geworden sind anderen zu sagen, dass es so aber nicht geht.

Just my two Pence
Ufo   

juergenwaldmann

Hallo Ufo ,
Kriegsgerät kostet schon Unsummen bei Beschaffung und Unterhalt ,
da könnte man erwarten , dass bei der Beseitigung Hilfe vom Hersteller
kommt . Schon mit wenigen Entwicklungsgeldern sind da Arbeitsmethoden
exportiert , die es für die Arbeiter weniger gefährlich machen .
Vom Umweltschutz gibt es für russische Atomuboote doch auch Euros !??
Umweltschutz fehlt hier auch , so zeigen es die Bilder .
Gruss  Jürgen

ufo

Zitat von: Bugsierstefan am 08 Juni 2015, 19:50:35
Moin,

wenn ich hier so die drei dänischen Häfen Fredrikshavn, Esbjerg und Greena betrachte, wird dort schon länger reichlich abgewrackt. ...

Ja, die Daenen waren da schon lange erheblich weiter als wir hier auf der Insel. Fornæs hat ja damals in Greena aus der Not eine Tugend gemacht und began als eine Firma ehemaliger Fischer, die nun Trawler abrissen. Manch ein Schottischer Fischdampfer ist da in die Schneidbrenner gegangen. Da wurde auch der ganze Irrsinn der Fischereipolitik deutlich. Mach ein Peterhead Dampfer, kaum vier Jahre alt und mit reichlich EU Subventionen gebaut ging da dann unter den Schneidbrenner ... mit reichlich EU Subventionen abgerissen. Wirklich verdient haben nur die beteiligten Banken. Und im Greena am Tor drueckten sich Vertreter Afrikanischer Fischercombinate die Nase platt und verstanden nicht warum sie die sicheren, modernen, tadellos erhaltenen Schiffe nicht kaufen konnten.

Es hat mich ueber die Jahre sehr gefreut zu sehen dass Fornæs stabil genug ist, um auch jetzt nach dem Trawlerabrissboom noch gute Geschaefte zu machen. Ja, ich bin mal neugierig ob sich das auch bei uns lohnen wird.

Ufo

ufo

Zitat von: juergenwaldmann am 10 Juni 2015, 09:01:30
Hallo Ufo ,
Kriegsgerät kostet schon Unsummen bei Beschaffung und Unterhalt ,
da könnte man erwarten , dass bei der Beseitigung Hilfe vom Hersteller
kommt . Schon mit wenigen Entwicklungsgeldern sind da Arbeitsmethoden
exportiert , die es für die Arbeiter weniger gefährlich machen .
Vom Umweltschutz gibt es für russische Atomuboote doch auch Euros !??
Umweltschutz fehlt hier auch , so zeigen es die Bilder .
Gruss  Jürgen

Ja, Jürgen gegen eine bessere Welt haette ich auch nichts.  :|

Ich glaube in die Atomuboote wird auch nur Geld gesteckt, weil das zu nah vor der Haustuer ist. Das mag jetzt zynisch sein aber ich glaube, wenn die Russen ihre Atomuboote in Wladivostok auflegen wuerden, wuerden die keinen Euro kriegen.

Selbst Supermaerkte entrichten eine Entsorgungsgebuer fuer Platiktueten. Da mutet es schon komisch an mit wieviel Giftstoffen an Bord ein ausgedientes Schiff selbst jetzt noch in den Fernen Osten entwischen kann. Fluch und Segen freien Handels. Aber wie ich oben schon schrieb: denen, die da abreissen mag ich wenig am Zeug flicken. Tja, und wieviel Verantwortung hat der Hersteller, Erstbesitzer, ... Letztbesitzer von Schiffen? Schwierige Frage. Laesst sich das regeln? Blohm & Voss baut ein graues Schiff. Nach 20 Jahren mag die Deutsche Marine es nicht mehr und vertickt es in die Tuerkei. Nochmal zehn Jahre spaeter wird das Ding nach Chile verscherbelt. Und acht Jahre spaeter ists vorbei. Kann dann / soll dann die Regierung von Bangladesh in Berlin eine Abwrackumweltabgabe einfordern? Schwer zu regeln. 

Nachdenklich,
Ufo     

ufo

Nu ist sie fast weg.

Ein glueckhaftes Schiff war sie wahrhaftig nicht - Im Suff an Land gesetzt und als Totalschaden abgeschrieben:

https://www.gov.uk/maib-reports/grounding-of-general-cargo-vessel-lysblink-seaways

Letzen Monat wurde die Maschiene per Schwimmkran rausgehoben und jetzt verschwinden die letzten Stahlteile mit ihrer charakteristischen blauen Bemalung. Ich bin gespannt wie der Schiffsboden entsorgt wird.

Ufo

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