Oszill. Doppelzwilling Schiffsmaschine für Seitenraddampfer

Begonnen von Turbo-Georg, 02 August 2014, 18:25:33

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Turbo-Georg

Liebe Modellbaufreunde,
ich beginne heute mit der Baubeschreibung unseres neuen Projektes.
Ich hatte ja den Bau bereits im Beitrag über die oszill. 2-Zyl. Schiffsmaschine angekündigt.
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,21501.45.html

Bei der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema ,,Raddampfermaschinen" bin ich wie bereits geschrieben, auf eine sehr interessante Maschine gestoßen.
Sie wurde bereits 1847 von der Maschinenfabrik Buckau, AG bei Magdeburg (...später unter Maschinenfabrik R.Wolf bekannt.) für den Radschlepper "Vorwärts" gebaut.
Ihre beiden oszillierenden Zylinder liegen schräg um 90° versetzt in Längsrichtung des Schiffes, jeweils vor bzw. hinter der Kurbelwelle und greifen auf die gleiche Kurbel..
Das Vorbild aus dem Großbetrieb war eine Niederdruck-Maschine mit einfacher Expansion.
Bei einem maximal zulässigen Dampfdruck von 1,6 atü (ca. 1,6 bar) wurde bei einer Drehzahl von 30 U/min. eine Leistung von etwa 120 PS erzielt.
Ihre jeweils gleichen Kolben hatten einen Durchmesser von 864 mm bei einem Hub von 901 mm. Der Kolbendurchmesser der, über eine Exzenterscheibe angetriebenen Luftpumpe war 660 mm bei einem Hub 584 mm. Die Kurbelwelle hatte 184 mm Durchmesser.
Diese Bauweise wurde als Einzel- oder Doppelmaschine für besonders schmale Fluß- und Kanalschlepper gebaut
Im Anhang findet ihr eine Übersichtszeichnung, sowie die Darstellung des Steuerstandes der Stb-Maschine meines Hauptentwurfs.
Wir werden unser Modell als Doppelzwilling bauen. Die Kurbelwellen der beiden Teilmaschinen werden über eine Klauenkupplung verbunden und können sowohl gekuppelt als auch beim Manövrieren einzeln gesteuert werden. Sie verfügen über jeweils eine Einspritz-Kondensation mit Luftpumpe, sowie über angehangene Kühlwasser- und Lenzpumpen. Die beiden Steuerstände haben zum Manövrieren jeweils ein Handrad zur unabhängigen Steuerung der beiden Manövrierventile über Kegelrad-Getriebe.
Diese Kegelrad-Getriebe können ebenfalls über eine Kupplung verbunden werden, sodass die beiden Einzelmaschinen von nur einem Steuerstand gefahren werden können. Die Steuerstände besitzen darüber hinaus Stellhebel für Drosselklappen und Kühlwassermenge.
Wir gedenken die Maschine als sehr detailreiches Standmodell im Maßstab 1 : 32 zu bauen; ihr Bau stellt höchste Anforderungen an die handwerklichen Fähigkeiten sowie die Werkstatt-Ausstattung. Für den rauen Fahrbetrieb wird damit das Modell wohl zu empfindlich.

Mein Freund und Partner Hartmut hat bereits mit der Herstellung der beiden Maschinenbetten begonnen. Die Maschinenbetten sind durch einen Rahmen verbunden. (Bilder).
Die beiden Lager-Traversen (siehe Bb-Maschine der Übersicht!) werden durch Verstrebungen verbunden.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Gerharddampf

Hallo Georg
Einfach gesagt ein riesiges Projekt, da in seiner Komplexizität die bisherigen Maschinen mit Sicherheit in den Schatten stellt! Mit vereinfachter Bauweise kann sie sicher auch für den Betrieb im Modell verwendet werden. Darüber werde ich mir sicher mal mein Köpfchen zerbrechen!
LG Gerhard
Probleme sind nur noch nicht gefundene Lösungen

Turbo-Georg

Hallo Modellbaufreunde,
die beiden Lagertraversen sind mittlerweile ebenfalls nahezu fertig. Es fehlen noch an drei Stirnseiten die Einfräsungen der angedeuteten Verrippung des ursprünglich als Gussteil hergestellten Originals (Bild 1).
Das zweite Bild zeigt die durch Streben verbundenen Lagertraversen und Bild drei die Lagertraversen mit den Maschinenbetten.
Nur absolute Winkeltreue und Parallelität der bearbeiten Flächen garantieren die notwendige Leichtgängigkeit aller beweglichen Teile. Das gilt im besonderen Maße für die beiden über eine Kupplung verbundenen Kurbelwellen.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

t-geronimo

Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Gerharddampf

Hallo Thorsten
DER sehr wohlgemeinte Irre ist in diesem Fall Georg, dem doch immer noch etwas Schöneres und Besseres als das Vorige einfällt! Ich bin in diesem Fall völlig unschuldig, aber extrem beeindruckt! ::B) Ich befasse mich vorerst mal damit, die Danzig fertigzuplanen, da hab ich Arbeit genug dran. Und die vielleicht mögliche Vereinfachung für den Betrieb im Modell ist derzeit nur angedacht, ob das was wird, kann ich noch überhaupt nicht abschätzen!
LG Gerhard
Probleme sind nur noch nicht gefundene Lösungen

iron dog

Ich freue mich jedenfalls irrsinnig über jedes weitere Bild von :ND//) Konstruktionen und Teilen in diesem Faden hier  :-D

Eine technisch ausserordentlich interessante und den Konstrukteur/Erbauer fordernde Maschine. Die ersten Teile sehen schon einfach genial aus.

Gruss, Doggie
S.M.S. Derfflinger* : Das Schiff möchte ich am liebsten schon gebaut haben!

*genannt "Iron Dog" bei der Royal Navy, weils trotz vielen schweren Granatentreffern einfach nicht sinken wollte in der Skagerrak-Schlacht.

Turbo-Georg

Hallo Modellbaufreunde,
Gerhard (Gerharddampf) beabsichtigt sich zur Herstellung obiger Maschinenteile eine geeignete Fräsmaschine zuzulegen. In diesem Zusammenhang stellte er die Frage, welche Maschine Hartmut benutzt. Hartmut hat mir daraufhin ein Foto seiner Maschine gesendet.

Diese professionelle Fräsmaschine wiegt etwa 1000 kg; sie würde in Gerhardts Etagenwohnung allerdings das Einziehen zusätzlicher Stahlträger erfordern (... ha,ha,ha!)
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

FAUN

Da kann ich nur sagen: "Gefällt mir." Allerdings verläßt solch ein "Maschinchen" wohl etwas den Hobbybereich, ich würde es unter semiprofessionell einordnen, gilt übrigens für Fräs- und Dampfmaschine gleichzeitig. Bin auf die weiteren Ausführungen gespannt.

Turbo-Georg

Hallo Gerd,
du hast natürlich recht mit der Zuordnung der Maschine.
Unter normalen Umständen sprengt sie sowohl beim Preis als auch bei Gewicht und Größe den Rahmen von Hobby-Modellbau; aber wenn man das Glück hat bei Auflösung einer Firma (sehr) günstig an so ein Teil heran zu kommen, müssen eben die räumlichen Gegebenheiten geschaffen werden.
Der Aufwand wird durch Leistungsfähigkeit und Präzision gedankt. 
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Urs Heßling

moin,
wiewohl selbst nur "Dieselfahrer" und auch kein Maschinenfan: Ich bin sehr beeindruckt  :MG:

Frage: Weiß man, wie die "Heizer" des Jahres 1848 mit dem "Maschinchen" zurechtkamen ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Turbo-Georg

Hallo Urs,
ich glaube du bist nicht der einzige, der sich  der Faszination dieser alten Technik nicht verschließen kann.

Es ist bereits schwierig genug, an Informationen über diese alten Maschinen heran zukommen, selbstredend über die Umstände unter denen ihre Bedienung erfolgte.

Erstaunlich ist, dass diese sehr frühe ,,deutsche" Maschine bereits über die recht bedienfreundliche Stevenson-Umsteuerung verfügte, selbstverständlich in Verbindung mit der bei oszillierenden Zylindern notwendigen Penn-Kulisse. Dennoch war die Bedienung ,,Ingenieuren" vorbehalten, die anfänglich sogar Mitarbeiter der Hersteller-Firma waren. Das hierarchische Gefälle zu den ,,Heizern" war sehr groß und verdeutlichte sich auch optisch; ähnlich dem Bedienpersonal auf der ,,Adler", der etwa zur gleichen Zeit verkehrenden ersten deutschen Eisenbahn.
Der schmutzige Heizer im ,,Blaumann" und der Herr Maschinist in Frack und Zylinder.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Urs Heßling

moin, georg,

Zitat von: Turbo-Georg am 05 August 2014, 14:57:59
... Der schmutzige Heizer im ,,Blaumann" .. .
Da kann ich mir doch einen kleinen Exkurs nicht verkneifen ..
http://gutenberg.spiegel.de/buch/5009/33

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Turbo-Georg

Hallo Modellbauer, hallo Urs,
Sehr schön. Echt Freiligrath!

... aber weiter geht's mit Kurbelwellenlagern und Lagerdeckeln.

Die Bronze-Gleitlager des großen Vorbildes werden bei unseren Maschinen nur optisch als solche in Erscheinung treten. In Wirklichkeit verbergen sich in ihnen wegen des bereits bekannten ,,Samtweichen Laufes" wieder Kugellager mit entsprechenden Abdeckscheiben.
Morgen wird die Arbeit fortgesetzt.
Ich habe heute in der Frühe im Werkzeugfachhandel erst zwei Schaftfräser mit extra langen Schneiden besorgt. Ich hoffe sie kommen Morgen per Post bei Hartmut an.
   
Übrigens: Die Bilder zeigen weiterhin eine Einzelmaschine; die baut Hartmut für meine Vitrine.
Ein wunderbarer Freundschaftsdienst und nicht wie ihr meint schnöder Konstrukteurs-Lohn.

Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

... und die Zeit bis zum Eintreffen der neuen Fräser wurde zur Herstellung der Ölvasen-Attrappen aus Acryl und Messing genutzt.
Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Turbo-Georg

Liebe Modellbaufreunde,
noch ein paar Bilder zum Wochenende.
In den letzten zwei Tagen hat sich Hartmut mit der Herstellung der mittleren Stützsäulen ,,herumgeschlagen".
Nicht nur wegen der Anzahl (12 Stück), sondern wegen des geringen Durchmessers von 2 mm bei einer Länge von 61,5 mm ist das Drehen eine recht mühsame Angelegenheit.

Dagegen war die Herstellung der 12 Schwungzapfenlager beinahe eine Erholung.
Das letzte Bild zeigt den Probeweisen Einsatz von Kugellagern mit Test-Wellen zur Prüfung der korrekten Höhe aller Schwungzapfenlager.

Aber auch ich habe mich ganze vier Tage mit einem Konstruktionsproblem ,,herumschlagen" müssen.
Es ging dabei um das recht unscheinbar wirkende Manövrierventil (Zeichnung); das ,,Ding" hat es nämlich im wahrsten Sinne in sich.
Die Ausgangslage ist einerseits ein etwa zeitgenössisches Erscheinungsbild
(... zweite Hälfte 19. Jahrhundert) und anderseits Maßstäblichkeit zu erreichen. Auch bei nur 15 mm Durchmesser an sich keine große Schwierigkeit, aber diese kleine ,,Ding" beherbergt die gesamte Maschinensteuerung und die Umsteuerung der Drehrichtung.
Was darin wirklich abgeht bleibt Modellbauer-Geheimnis; entscheidend ist letztendlich der Nachweis der einwandfreien Funktion am Ende des Projektes

Vermeintlich Schwieriges leicht verständlich machen.

Gruß Georg

Impressum & Datenschutzerklärung