70. Todestag von Oblt. z.S. Oskar Kusch

Begonnen von Rheinmetall, 12 Mai 2014, 16:24:51

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rheinmetall

Moin, moin !

Wollte nur schnell an den Todestag von Oblt. z.S. Oskar Kusch erinnern, welcher sich heute (12.05.1944) zum 70. Mal jährt.
Kusch war zwei Feindfahrten lang Kommandant von U 154 und wurde von seinem I WO Dr. Ulrich Abel wegen Wehrkraftzersetzung denunziert.
Grund hierfür war unter anderem, dass er das Bild von Hitler in der Offiziersmesse mit dem Kommentar "hier keinen Götzenkult zu betreiben" abhängen ließ.

Das Ergebnis letztendlich war, dass er am besagten Datum in Kiel von einem Exekutionskommando erschossen wurde.
Ironischer Weise starb sein Denunziant Abel vermutlich bereits 3 Wochen vor ihm, da dieser als Kommandant seines eigenen Bootes (U 193) seit dem 23.04.1944 als vermisst gilt.

1996 wurde Kusch rehabilitiert und unweit seiner Hinrichtungsstätte eine Straße nach ihm benannt.

Die ganze Geschichte gibt es bei uboat.net hier:

http://www.uboat.net/men/kusch.htm

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

bodrog

Danke - soviel zur unpolitischen Marine... ansonsten fällt mir dann nur noch Theodor Mommsen ein: Der größe Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.

MfG

wirbelwind

Hallo Rheinmetall,
danke für Deinen Hinweis zum Todestag von O. Kusch. Hier zeigte sich auch in meinen Augen der wahre Charakter von Dönitz. Trotz aller Bitten vom Vater des Deliquenten, von der Todesstrafe abzusehen, blieb Dönitz hart. Für mich nicht nachvollziehbar, da ja Kusch hätte anderwertig für seine ,,Fehltritte" sühnen können. Das der Denunziant selbst ums Leben kam, halte ich für einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit. Ein kleiner Lapsus ist Dir am Rande unterlaufen. Besagtes U-Boot mit Abel als Kommandanten an Bord wird sicherlich seit 23.04.1944 vermisst und nicht ab 23.04.1994.
MfG Rüdiger

bettika61

Hallo,
:MG:
die Hinrichtung von Oskar Kusch wurde auch thematisiert in der Ausstellung über die Wehrmachtsjustiz "Was damals Recht war" http://www.schleswig-holstein.de/Portal/DE/LandLeute/Geschichte/Artikel/090108_NSJustiz.html
Kusch zweifelte am "Endsieg" und brandmarkte die Ermordung der Juden als Verbrechen.
Er wurde wie 22 weitere Opfer der Wehrmachtsjustiz am Marineschießstand in Kiel-Holtenau hingerichtet. Daran erinnert zusätzlich zum Strassennamen ein Gedenkstein. http://www.pk-deserteure.at/index.php?id=49

Was ich vermisse ist ein vergleichbarer Gedenkstein in einer Marineliegenschaft in Kiel
als Zeichen, das man sich auch bei der Deutschen Marine an diesem Teil seiner Geschichte erinnert.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

moin, Beate,

Zitat von: bettika61 am 12 Mai 2014, 22:34:36
Was ich vermisse ist ein .. Zeichen, das man sich auch bei der Deutschen Marine an diesem Teil seiner Geschichte erinnert.
Immerhin war es ein Marineoffizier, der diesen Vorgang so bekannt gemacht hat, wie er jetzt ist.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Rheinmetall

Guten Morgen Rüdiger !

Danke für Deinen Korrekturhinweis.
Natürlich war das Jahr 1944 gemeint, hab es schon verbessert.  top

@ Beate: Wie, Kusch wurde zusammen mit 22 weiteren "Verbrechern" in Kiel erschossen ?
Davon habe ich jetzt noch nie was gehört, liegen Dir vielleicht weitere Informationen über diese Personen vor ?

Mit der immer nötigen Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Rheinmetall
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

jockel

Sinnvoller hätte ich es gefunden, wenn seinerzeit die "drei heiligen Kühe" (Lütjens, Mölders und Rommel) nach solchen Personen wie Oskar Kusch benannt worden wären.

Na ja, in der damals noch relativ jungen Bundesmarine war wohl noch zuviel Kriegsmarine vertreten.  :|


Gruß
Klaus

M-54842

Zitat von: Rheinmetall am 13 Mai 2014, 00:54:45
Wie, Kusch wurde zusammen mit 22 weiteren "Verbrechern" in Kiel erschossen ?
Davon habe ich jetzt noch nie was gehört, liegen Dir vielleicht weitere Informationen über diese Personen vor ?

Rheinmetall

Da hast Du sicher etwas falsch verstanden @Rheinmetall. Gemeint war m. E., dass außer Kusch auf dem Schießplatz Holtenau noch andere Angehörige der KM erschossen worden sind.
"Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Jahren 1941 bis 1945 auf dem Marineschießplatz in Kiel-Holtenau wahrscheinlich mehrere hundert Todesurteile an deutschen Soldaten vollstreckt. Die Verurteilten warteten im Marine­unter­suchungsgefängnis in der Wik auf ihre Exekution." Mehr dazu auf dieser Seite:
http://www.holtenau-info.de/history/marineschiessplatz.htm

M-54842

Ich finde es gut, dass hier dem Oberleutnant zur See Oskar Kusch gedacht und an ihn erinnert wird.
Gerhard Kuhlmann, Besatzungsmitglied von U 154 schrieb über Kusch:
"Ich war der Letzte seiner Besatzung, der sich im Januar 1943 von Oskar Kusch verabschiedete. Im Januar 1944 nahm ich an einem Lehrgang im Bremerhaven teil und erfuhr dort, dass Kusch wegen Feigheit vor dem Feind erschossen worden war. Die gesamte Besatzung, mit Ausnahme der Offiziere, hielt ihn für einen hervorragenden Kommandanten, sowohl als Soldat als auch als Mensch."

Dönitz blieb in Sachen Todesurteil gegen kusch unerbittlich und rechtfertigte sich nach dem Krieg wie folgt:
"dann war ich eben damals der Auffassung, daß dies meine Pflicht sei, und ich nicht mit zwei Moralen messen könne, nämlich, jemanden, der die Kampfkraft der U-Boot-Waffe schwächt, durch Begnadigung in den sicheren Schutz des Gefängnisses zu bringen, aber von den braven U-Boot-Kommandanten und -Besatzungen fordern muss (...) weiter zu kämpfen, um unermessliche Kräfte des Gegners  zu binden."     

wirbelwind

Hallo,
wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es auch heute kein Schiff oder Liegenschaft der Bundesmarine, die nach O. Kusch benannt wurde. Traurig, Traurig. Lieber Lütjens, der mit seiner fatalen Handlungsweise auf der ,,Bismarck" fast 2000 Marineangehörige in den Tod schickte. Das Argument Dönitz, warum er Kusch nicht begnadigen konnte, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die Möglichkeit der Frontbewährung hätte es auch für Kusch geben können, ohne die ,,Sicherheit" in einem Gefägnis fernab der Front seine Strafe abzusitzen. Nein, es sollte ein Exempel statuiert werden, punctum. Die Erklärung von Dönitz dazu kann nicht überzeugen!
MfG Rüdiger

bettika61

Zitat von: Urs Heßling am 12 Mai 2014, 22:59:29
moin, Beate,

Zitat von: bettika61 am 12 Mai 2014, 22:34:36
Was ich vermisse ist ein .. Zeichen, das man sich auch bei der Deutschen Marine an diesem Teil seiner Geschichte erinnert.
Immerhin war es ein Marineoffizier, der diesen Vorgang so bekannt gemacht hat, wie er jetzt ist.

Hallo Urs,
Danke für den Hinweis,
Du meinst das Buch von Fregattenkapitän Dr. Heinrich Walle  :MG: ?
http://books.google.de/books?id=DAAPQ2tnWMwC&pg=PA451&lpg=PA451&dq=oskar+kusch+holtenau&source=bl&ots=ifNqRFhKlR&sig=xv43BHN2Lvlk3SRVdI76aDLT_Vc&hl=de&sa=X&ei=X5VyU9qjJIa47QbVkYGACw&redir_esc=y#v=onepage&q=oskar%20kusch%20holtenau&f=false
Es gibt ohne Zweifel positive Entwicklungen in dieser Richtung bei einzelnen Vertretern der Marine, allein mir fehlt ein "Denk-Mal " das Zeichen setzt.

Die Vorstellung ist  erschreckend, daß die Angehörigen der  Nachkriegsmarine an den Schießständen in Kiel und auch in Flensburg ausgebildet wurden, an den geschichtlich "blutgetränkten" Orten, an denen ihre Kameraden Opfer der Marinejustiz wurden ,ohne Hinweis und Erinnerung an die Vorgeschichte.

Grüsse
Beate


Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Urs Heßling

#11
moin,

Zitat von: jockel am 13 Mai 2014, 09:21:03
Sinnvoller hätte ich es gefunden, wenn seinerzeit die "drei heiligen Kühe" (Lütjens, Mölders und Rommel) nach solchen Personen wie Oskar Kusch benannt worden wären.
Ja, z.B. Kranzfelder, für die Luftwaffe Hofacker und als Heeresvertreter Stauffenberg

Zitat von: jockel am 13 Mai 2014, 09:21:03
Na ja, in der damals noch relativ jungen Bundesmarine war wohl noch zuviel Kriegsmarine vertreten.  :|
Offiziere der Kriegsmarine in den Führungsrängen: ja, alle, aber "zuviel" .. Wo, bitte, sollten sie denn sonst herkommen ?
Aber zur Antwort: Kusch wurde (leider) erst 1996 rehabilitiert. Bis dahin, also auch in den Jahren 1968/69 galt das Urteil (wiederum leider) als rechtens.
Damit war Kusch als Namensgeber nicht tragbar.

Zitat von: M-54842 am 13 Mai 2014, 18:23:48
.. Im Januar 1944 nahm ich an einem Lehrgang im Bremerhaven teil und erfuhr dort, dass Kusch wegen Feigheit vor dem Feind erschossen worden war.
fragwürdig ? .. stimmt weder mit Datum noch mit Begründung.

Zitat von: bettika61 am 14 Mai 2014, 00:35:46
Die Vorstellung ist  erschreckend, daß die Angehörigen der  Nachkriegsmarine an den Schießständen in Kiel und auch in Flensburg ausgebildet wurden, an den geschichtlich "blutgetränkten" Orten, an denen ihre Kameraden Opfer der Marinejustiz wurden ,ohne Hinweis und Erinnerung an die Vorgeschichte.
Ja. Wenn man dort schon übte, wäre eine Erinnerung daran notwendig und sinnvoll gewesen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

wirbelwind

Hallo Urs,
Kusch wurde 1996 rehabilitiert. Seitdem hat es mit Sicherheit Schiffstaufen für die Bundesmarine gegeben. Ob die Bundesmarine seitdem auch neue Liegenschaften in Besitz nahm, weiss ich nicht. Trotzdem, meinst Du nicht auch, das bei gutem Willen und richtigem Traditionsverständnis mittlerweile O. Kusch innerhalb der Marine entsprechend gedacht werden könnte. Mir scheint da noch der Ungeist von Dönitz eine Rolle zu spielen. In meinen Augen ist es gleichfalls ein Unding, dass es auf dem ehemaligen Schießstand Kiel-Holtenau keine Hinweise gibt, wer dort aus welchem Grund erschossen wurde. Zumindest habe ich keine Hinweise gefunden, dass dergleichen existiert. Falls dies so zutrifft, muß ich sagen, gute Traditionspflege sieht anders aus.
MfG Rüdiger

Urs Heßling

moin,

Zitat von: wirbelwind am 14 Mai 2014, 17:23:55
Kusch wurde 1996 rehabilitiert. Seitdem hat es mit Sicherheit Schiffstaufen für die Bundesmarine gegeben.
Nach der Indienststellung der 3 Zerstörer der Klasse 103 gab es eine Übereinkunft, keine Schiffe/Boote mehr nach Personen zu benennen.
Schon Ruge hatte das 1957 in vergleichbarer Weise zum Ausdruck gebracht.

Zitat von: wirbelwind am 14 Mai 2014, 17:23:55
Trotzdem, meinst Du nicht auch, das bei gutem Willen und richtigem Traditionsverständnis mittlerweile O. Kusch innerhalb der Marine entsprechend gedacht werden könnte. Mir scheint da noch der Ungeist von Dönitz eine Rolle zu spielen.
1. Ja   2. Nein

Zitat von: wirbelwind am 14 Mai 2014, 17:23:55
In meinen Augen ist es gleichfalls ein Unding, dass es auf dem ehemaligen Schießstand Kiel-Holtenau keine Hinweise gibt, wer dort aus welchem Grund erschossen wurde. Zumindest habe ich keine Hinweise gefunden, dass dergleichen existiert. Falls dies so zutrifft, muß ich sagen, gute Traditionspflege sieht anders aus.
Wenn ... stimme ich Dir zu (das hatte ich bereits in meiner Antwort an Beate getan).

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

wirbelwind

hallo Urs,
soweit kann ich bei Deiner Antwort mitgehen. Was mir nach wie vor nicht in den Kopf will, dass seitens der Bundesmarine mir keine Absicht bekannt ist, nachdem O.kusch rehabilitiert wurde, seiner würdig zu gedenken. Deshalb auch meinerseits der Hinweis, dass da wohl noch der Ungeist von Dönitz eine Rolle spielt. Eine Möglichkeit wäre doch auch in Laboe in geziemender Weise auf solche U-Boot-Männer wie O. Kusch hinzuweisen, die eben nicht bereit waren, ohne weiteres das bestehende Regime zu akzeptieren und dafür mit ihrem Leben büßen mußten. Wie das die entsprechenden Traditionsverbände sehen, ist mir nicht bekannt. Nur das es da sehr konservative Kräfte gab unter deren Ägide Menschen, wie O. Kusch,letztendlichals nicht ehrenhaft galten. Ich erinnere nur an die Diskussion um LGB, was zwar nichts mit Kusch zu tun hat aber stellenweise eine Geisteshaltung offenbarte, die auf der Linie von Dönitz lag.
MfG Rüdiger

Impressum & Datenschutzerklärung