70. Todestag von Oblt. z.S. Oskar Kusch

Begonnen von Rheinmetall, 12 Mai 2014, 16:24:51

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Urs Heßling

moin, Rüdiger,

Zitat von: wirbelwind am 15 Mai 2014, 18:47:25
Was mir nach wie vor nicht in den Kopf will, dass seitens der Bundesmarine mir keine Absicht bekannt ist, nachdem O.kusch rehabilitiert wurde, seiner würdig zu gedenken. Eine Möglichkeit wäre doch auch in Laboe in geziemender Weise auf solche U-Boot-Männer wie O. Kusch hinzuweisen, die eben nicht bereit waren, ohne weiteres das bestehende Regime zu akzeptieren und dafür mit ihrem Leben büßen mußten.
Wenn Du Dir die heftige Diskussion in
http://books.google.de/books?id=DAAPQ2tnWMwC&pg=PA451&lpg=PA451&dq=oskar+kusch+holtenau&source=bl&ots=ifNqRFhKlR&sig=xv43BHN2Lvlk3SRVdI76aDLT_Vc&hl=de&sa=X&ei=X5VyU9qjJIa47QbVkYGACw&redir_esc=y#v=onepage&q=oskar%20kusch%20holtenau&f=false[/quote]
durchliest, wirst Du finden, daß die Bewertung von Kuschs Handlungen und damit die Feststellung ihrer Traditionswürdigkeit eben doch nicht so einfach ist.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

040652

Hallo,
aktuell gibt es ein neues Buch: "Hingerichtet nach Pflichterfüllung", es beschreibt die "Geschichte" des Oskar Kusch. Der Autor, Peter C. Hansen (mir persönlich bekannt), fuhr mit Oskar Kusch auf U 103 und auf U 154.
Ein sehr lesenswertes Buch. Hier noch die ISBN: 978-3-86346-077-8.

Gruß
Horst

ufo

Mal so als des Teufels Advokat:

Das Buch mag total toll sein. Aber die Beschreibung ...  :sonstige_154:

Oft werden Buecher vom Verlag her ja von Leuten beschrieben die da keinerlei Ahnung von haben. Die Kurzbeschreibung und Produktbeschreibungen, welche man zu dem Buch finded sind jedenfalls eher skuril.

http://www.amazon.de/Hingerichtet-nach-Pflichterf%C3%BCllung-U-Bootkommandanten-U-Boot-Kommandanten/dp/3863460774

Da muss die Kriegsmarine von Nazis 'unterwandert' werden. Echt?! Musten sich 1943 Nazis reichschleichen, weil zwischen all denen, die schon da waren sonst kein Platz mehr gewesen waere?

Auch gab es eine Intrige Oskar Kusch umzubringen. Nicht wirklich, oder? Drei Leute beschweren sich. Das Gericht beraet und beschliesst. Der Gerichtsherr lehnt das Gnadengesuch ab und Ende is. Das ist sehr gradlinig. Das ist zum Teil das Gruselige am NS Reich, dass es wirklich sehr offen, sehr aufrichtig und ohne jedes Unrechtsbewustsein getoetet hat. Intrigen hat es da selten gebraucht, um jemanden umzubringen. 


Schon Heinrich Walle ist in meinen Augen Oskar Kusch nicht gerecht geworden indem er ihn von einem lebensfrohen etwas weltfremden Traeumer in einen Widerstandskaempfer verwandelt hat.

Nun will ich nicht hoffen, dass in diesem Buch jetzt die Kriegsmarine gleich auch noch eine ehrbare nur von listenreichen Nazis untertunnelte Kampfgemeinschaft wird.

'Hakenkreuz am Stahlhelm ...' taucht bei der Marine Offizier Vereinigung in den Zwanziger Jahren auf. Der Umbruch nach 1933 und das Ende der 'Systemzeit' wurden herzlich begruesst. Man mag der Kriegsmarine zugute halten, dass das eigentlich immer eine Zweckgemeinschaft blieb. Mit dem Herzen war die Marine sicher gerade bei dem 'sozialistisch', dem proletenhaften im Nationalsozialismus nicht so dabei. Unterwandern aber musste der Nationalsozialismus die Kriegsmarine nicht. Die Neue Zeit kam herzlich begruesst durch den Vordereingang. Endlich dicke Schiffe und Revanche.

Die Marine soll Oskar Kusch gedenken. Der junge Mann hat an Bord seines U-Bootes offenbar hinreichen viele Dinge gesagt, dass seine Untergebenen sich Sorge um die Einsatzbereitschaft des Bootes gemacht haben. Diese Anschuldigungen haette die Kriegsmarine selbstverstaendlich untersuchen sollen. 

Hieraus ein todeswuerdiges Verbrechen zu spinnen – das ist die Schande der Kriegsmarine. Daran soll man sich erinnern. Hier reiht sich Oskar Kusch ein in einen endlosen Reigen von Opfern des Nationalsozialismus, die mehr so aus Bock und schlechter Laune umgebracht wurden als wegen irgend eines juristisch stichhaltigen Verbrechens.

Aber bei all dem ist Oskar Kusch Opfer nicht Held, sein Schicksal Mahnung nicht Vorbild. 

Nachdenklich ...
Ufo

bettika61

Hallo,
was während der Zeit der Marine versäumt wurde, hat eine zivile Behörde nachgeholt.
Damit nicht der "Erinnerungsort" der Konversion zum Opfer fällt, wurde der Marineschießstand unter Denkmalschutz gestellt.
ZitatDie zuletzt von der Bundesmarine genutzte Schießanlage in Altenholz (auch ,,Schießanlage
Holtenau" genannt) wurde im Rahmen der Konversion militärischer Anlagen außer Betrieb
genommen. Im Kern bereits vor dem Ersten Weltkrieg entstanden (einschließlich zweier
Verwalterhäuser an der Zufahrtsstraße), wurde der Schießplatz in den 1930er Jahren erweitert
und ausgebaut...In den letzten Kriegsjahren wurde die Schießanlage als zentrale Hinrichtungsstätte
der Reichsmarine genutzt. Unter den zahlreichen dort erschossenen Kriegsgerichtsopfern
befand sich auch der U-Boot-Kommandant Oskar Kusch, dessen Hinrichtung sich als Justizskandal bis in jüngere Zeit durch die bundesdeutsche Rechtssprechung zog. Erst 1996 rehabilitiert, wurde die Zufahrtsstraße zum Schießplatz 1998 in Oskar-Kusch-Straße umbenannt. Nachdem heute nur noch wenige Zeitzeugen von den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges berichten können, wird es immer wichtiger, ganz konkrete Orte als authentische Erinnerungsstätten auch materiell zu erhalten.Die Schießanlage in Altenholz in ihrer Phase als Hinrichtungsstätte der Reichsmarine ist ein solches Geschichtszeugnis und damit eine Gedenkstätte dieser besonderen Art
http://www.schleswig-holstein.de/LD/DE/KulturdenkmaleSH/VerzeichnisKulturdenkmale/NeueObjekteDenkmalschutz/NeueDenkmale_2010__blob=publicationFile.pdf

ZitatAber bei all dem ist Oskar Kusch Opfer nicht Held, sein Schicksal Mahnung nicht Vorbild.
:MG:
danke für deinen Beitrag ,Jens

Grüsse
Beate

Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

wirbelwind

Hallo,
habe mir mal die Mühe gemacht, soweit es in dem von Urs erwähnten Blog möglich war, die Diskussion im Marineforum zu verfolgen. Hier fühlte ich mich wieder bestätigt, was ich bereits zum Traditionsverständnis im Zusammenhang mit LGB schrieb. Sicherlich war Kusch kein Widerstandskämpfer, der aktiv gegen die Nazis vorging. sonst hätte er versucht, abzuhauen oder wenigstens sein U-Boot unbrauchbar zu machen bzw. das Auslaufen seines Bootes zu verhindern. davon ist nichts bekannt. Vielmmehr wird er als Mensch geschildert, der seine pflicht tat, aber zunehmend Zweifel an dem Regime äusserte, dem er diente. Seine Weltfremdheit in Bezug auf freie Meinungsäußerung wurde ihm schliesslich zum Verhängnis. Er mußte sein Leben lassen, weil es dem Marineobergerichtsrat Hagemann oppertun erschien, in seinem Falle hart durchgreifen zu müssen, um die Disziplin bzw. den Endsiegwillen aufrecht zu erhalten. Das Perfide an der ganzen Sache zeigt sich auch daran, dass er selbst nach Stalingrad 1943 nicht mehr an den Endsieg glaubte, es aber von anderen forderte. Selbst der Ankläger verlangte ,,nur" eine Zuchthausstrafe. Zum Verhalten von Dönitz in dieser Causa das noch. Ich nehme es ihm keinesfalls ab, dass er mit sich gerungen hat, welche Möglichkeiten es noch gab, um das Todesurteil zu umgehen. Solche Äußerung im Nachhinein schien angebracht, um zu zeigen, dass er doch kein glühender Verehrer von Hitler war. Mitnichten! Außerdem, wie konnte es vorkommen, dass bei der Denunziation der Dienstweg umgangen werden durfte und der Flottillenchef KK Winter aussen vor blieb :? Nochmals, lieber Urs, dass es bis heute keine Gedenktafel weder auf dem ehemaligen Schiesstand in Kiel-Holtenau noch in Laboe gibt, zeigt mir, dass sich eine Gleichgültigkeit dem gegenüber offenbart, die ihre Wurzel im Traditionsverständnis der DKM hat. Sicherlich ist Kusch letztendlich kein Held aber seine Moral gehört sich gewürdigt.
MfG Rüdiger

Urs Heßling

moin, Jens,

Zitat von: ufo am 17 Mai 2014, 16:04:57
Schon Heinrich Walle ist in meinen Augen Oskar Kusch nicht gerecht geworden indem er ihn von einem lebensfrohen etwas weltfremden Traeumer in einen Widerstandskaempfer verwandelt hat.

Aber bei all dem ist Oskar Kusch Opfer, nicht Held, sein Schicksal Mahnung nicht Vorbild. 
zu beidem  :TU:) :MG:

Zitat von: wirbelwind am 17 Mai 2014, 19:51:58
.. dass es bis heute keine Gedenktafel weder auf dem ehemaligen Schiesstand in Kiel-Holtenau noch in Laboe gibt, zeigt mir, dass sich eine Gleichgültigkeit dem gegenüber offenbart, die ihre Wurzel im Traditionsverständnis der DKM hat.
Weder bei "Gleichgültigkeit" noch bei der "Wurzelanalyse" kann ich Dir zustimmen.
Bei "unangebrachter Zurückhaltung" wäre ich einverstanden.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

wirbelwind

Hallo Urs,
das ist ja das Schöne für mich am Marineforum, dass nicht jeder meiner Meinung zustimmen muss wie umgekehrt. Ich bleibe dabei, was ich zum Traditionsverständnis geschrieben habe. Auch eine ,,unangebrachte Zurückhaltung" hat ihre Ursache und wenn es nur darum gegangen sein sollte, den konservativen Kräften in der Marinekameradschaft nicht unnötigerweise auf die Füsse zu treten. 8-)
MfG Rüdiger

M-54842

Ich möchte der Bitte von @Ufo nachkommen und hier meine Eindrücke zum Buch "Hingerichtet nach Pflichterfüllung - Tatsachenroman über einen U-Boot-Kommandanten" schildern. Autor ist der ehemalige Offizier der Kriegsmarine Peter C. Hansen. Hansen lernte Kusch als WO auf U 103 und später als Kommandant von U 154 kennen.
Das Buch wechselt inhaltlich zwischen den in Romanform niedergeschriebenen Kriegserlebnissen des Seeoffiziers Petersen und der Dokumentation des Falles Kusch. Dazwischen gibt es auch immer wieder mal kurze allgemeine Einschübe zum U-Boot-Krieg, die ich in Fachkreisen als bekannt voraussetze. Ich konzentriere mich in den weiteren Ausführungen daher lediglich auf den Fall Kusch.
Hansen beschreibt zunächst wie sich auf U 154 ein nationalsozialistisch geprägtes Offiziers-Trio (Abel, Druschel, Funke) zusammenfindet und gegen Kusch aktiv wird. Kusch unterschätzt dieses Trio und gibt sich der Hoffnung hin, die Lage perspektivisch  zu beherrschen. Er unternimmt nichts in Sachen Abkommandierung/Austausch dieser Offiziere, was ihm letztlich zum Verhängnis wird.
Mit der Kommandierung Abels zum Kommandantenlehrgang nach Neustadt, kommt die Lawine gegen Kusch ins Rollen. Hier schreibt Abel die verhängnisvolle Meldung gegen Kusch und übergibt diese dem dortigen Kommandeur.
Nun beginnt der Apparat des Marinejustizdienstes zu arbeiten. Hansen beschreibt recht ausführlich und für den Leser verständlich den Marinejustizapparat. Ich hatte mich mit diesem Apparat vorher nur  wenig beschäftigt und empfand diese Ausführungen für das Gesamtverständnis zum Fall Kusch als wichtiges Basiswissen. Der Prozess gegen Kusch wird durch den Autor umfassend abgehandelt.
Im Weiteren werden etliche Dokumente zitiert, so u.a.:

-   eine Gegendarstellung Kuschs, in der er sich ,,auf das schärfste gegen die verdrehten Aussagen von Abel, Drusch und Funke" verwahrt
-   ein taktisches Fachgutachten des Kapitänleutnants Franken (ehemaliger Kommandant von U 565 und Offizier im Stabe von Friedeburgs)
-   Beurteilungen Kuschs durch seine ehemaligen Kommandanten Werner Winter und Gustav-Adolf Janssen
-   die Anklageverfügung des Gerichts des FdU West
-    Vernehmungsprotokolle Kuschs und der Zeugen
-   das Urteil
-   die Urteilsbestätigung
-   den Abschiedsbrief an seinen Vater
-   das Protokoll der Hinrichtung.

Die Benachrichtigung des Gerichts des Höheren Kommandeurs der Unterseebootausbildung über Kuschs Hinrichtung an seinen Vater ist als Faksimile abgedruckt.
Im Weiteren beschäftigt sich das Buch mit den Personen und ihren Beweggründen, die Kuschs Hinrichtung durch Begnadigung hätten verhindern können. Aber auch die Rolle der Hardliner Rösing und Godt erläutert Hansen.
Das Buch setzt fort mit den Ermittlungen gegen die für Kuschs Tod Verantwortlichen und deren Taktik nach Kriegsende.
Letztlich geht Hansen auch auf andere ähnlich gelagerte Fälle in der Kriegsmarine ein. Einiges hat mich erschüttert, vor allem das Verbrechen Korvettenkapitäns Ernst Mengersen am 08. Mai 1945 als Chef der 15. U-Flottille in Norwegen.
Hansen beschreibt auch die Fälle Köhntopp und Reckhoff. Johann Reckhoff hatte als Kommandant von U 398 Befehle nicht ausgeführt, falsche Positionsmeldungen abgegeben und das KTB gefälscht. Dönitz aber lehnte in diesem Fall die Todesstrafe ab und Reckhoff wurde Kommandant auf dem SSS ,,Albert Leo Schlageter." Nach dem Krieg soll es Reckhoff nach Angaben Hansens in der DDR zum Konteradmiral gebracht haben. Historisch gesichert ist allerdings, dass es in der DDR keinen Konteradmiral Reckhoff gegeben hat. Dieser Irrtum des Autors schmälert den Wert des Buches aber nur marginal. Für mich ist das Buch Hansens die Beste mir bekannte Schilderung zum Fall Kusch und den Hintergründen.     



 

 

ufo

Ganz vielen Dank!     :MG:

Das klingt ja wirklich nach einem sehr bedachten, sehr behutsamen Buch, das sich trotzdem erlaubt Stellung zu beziehen. Sehr erfrischend in einer Flut von preisguenstigen 45 Minuten Reportagen und Wikipedia basierten e-books. Toll!
Was fuer die maritime Wunschliste.

Ufo

Axel Niestle

Gibt es eigentlich nähere Informationen zur Marinekarriere des Autors?
In der Rangliste gibt es nur einen Peter Hansen aus der Crew X/41, der jedoch frühestens ab März 1943 mit der U-Bootwaffe in Kontakt gekommen sein könnte und am 1.4.44 Leutnant wurde.

Beste Grüße

A. Niestlé

M-54842

Zitat von: Axel Niestle am 04 Juli 2014, 14:38:26
Gibt es eigentlich nähere Informationen zur Marinekarriere des Autors?
In der Rangliste gibt es nur einen Peter Hansen aus der Crew X/41, der jedoch frühestens ab März 1943 mit der U-Bootwaffe in Kontakt gekommen sein könnte und am 1.4.44 Leutnant wurde.

Beste Grüße

A. Niestlé

Wirkliche Informationen zu Hansens Werdegang habe ich im oben genannten Buch nicht gefunden. Bei Jordan Vause "Die Wölfe", ein Buch, an dem Hansen mitgewirkt hat, auch nicht.
Aber es gibt Indizien, die Deine Version bestätigen. In Hansens Buch sind zwei Fotos enthalten. Auf der Seite 41 gibt es ein Foto vom Frühjahr 1944 in Lorient, dass Hansen anhand der Schirmmütze als Offizier der KM identifiziert. Auf der Seite 55 gibt es sein weiteres Bild aus Saint Nazaire, Februar 1943. Auf diesem Foto trägt Hansen ein Marinejackett mit Schulterstücken. Daher vermute ich, dass er im Februar 43 Oberfähnrich war.           

Arche

Zu den militärischen Werdegang von Peter C. Hansen kann ich nichts beitragen.
Johann Reckhoff hatte als Kommandant von U 398 Befehle nicht ausgeführt, falsche Positionsmeldungen abgegeben und das KTB gefälscht. Dönitz aber lehnte in diesem Fall die Todesstrafe ab und Reckhoff wurde Kommandant auf dem SSS ,,Albert Leo Schlageter." Nach dem Krieg soll es Reckhoff nach Angaben Hansens in der DDR zum Konteradmiral gebracht haben. Historisch gesichert ist allerdings, dass es in der DDR keinen Konteradmiral Reckhoff gegeben hat. Dieser Irrtum des Autors schmälert den Wert des Buches aber nur marginal. Für mich ist das Buch Hansens die Beste mir bekannte Schilderung zum Fall Kusch und den Hintergründen.   

Reckhoff ist 1985 in Langenfeld verstorben und hat in der damaligen Bundesrepublik Deutschland gearbeitet. Er hat im Jahre 1945 kurz nach dem Kriegsende versucht sein Urteil anzufechten. Dies ist ihm aber nicht gelungen. Es kann gut sein, dass die beiden Offiziere (WO und LI), verschiedene Delikte in ihrer Meldung aufgelistet haben, verurteilt wurde er aber wegen Mißhandlung Untergebener. Er berief sich dabei auf für ihn zugelassene Strafmöglichkeit an Bord (Disziplinstrafen durch Schlafen auf dem Boden im Maschinenraum). Diese Möglichkeit der sofortigen Strafe an Bord wurde von Lüth in Schulungen vermittelt, aber dann vom Oberkommando der U-Boote verworfen und war somit keine zugelassene Strafe. Lüth fand, dass eine Bestrafung nach der Feindfahrt oft mehr Probleme für die Flottillen brachte, besonders wenn es eine größere Zahl von Besatzungsmitgliedern betraf und da es sich oft um erfahrene Besatzungsmitglieder handelte. Alle anderen Delikte, die in dem Buch von Hansen angesprochen werden, sind nicht Gegenstand eines Militärstrafverfahrenns geworden. WO und LI haben U 398 ebenfalls verlassen und vielleicht nach dem Krieg Kontakt mit dem Autor gehabt.  Reckhoff war sicherlich nicht Konteradmiral in der DDR.

Gruß

Heinz-Jürgen

bettika61

Hallo M-54842,
vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung des Buches,  :MG:
Das von Dir genannte Foto von Hansen  Saint Nazaire 1943 zeigt der Verlag auf seiner Seite

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

Zitat von: M-54842 am 13 Mai 2014, 18:00:22
"Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Jahren 1941 bis 1945 auf dem Marineschießplatz in Kiel-Holtenau wahrscheinlich mehrere hundert Todesurteile an deutschen Soldaten vollstreckt. Die Verurteilten warteten im Marine­unter­suchungsgefängnis in der Wik auf ihre Exekution." Mehr dazu auf dieser Seite:
http://www.holtenau-info.de/history/marineschiessplatz.htm
Hallo,
ein weiterer Ort, des "Ge-Denkens" an die Todesurteile von Kusch und zahlreicher weiterer Marineangehöriger ist das ehem. Marineuntersuchungsgefängnis.Das Gebäude steht mit dieser Funktion  unter Denkmalschutz .
Dort wartete vermutlich Kusch die 106 Tage auf seine Hinrichtung . Nach zuverlässiger Aussage befinden sich im Keller noch die "Todeszellen" .
Es befand sich nach meinem Kenntnisstand dort bis in die letzten Jahre  die Güteprüfstelle der Bundeswehr.
Das ehem. Gefängnis befindet sich in der Weimarerstrasse/Ecke Rostockerstrasse http://binged.it/1j4qL2N neben der Petruskirche genüber dem alten Marinelazarett.
Jeder  Marineangehöriger der den Stützpunkt über die Nebenwache Warnemünderstrasse erreicht, kommt daran vorbei.

Ich würde es begrüßen, wenn an diesem Gebäude ein Hinweis an die Vorgeschichte und ihre Opfer erinnert.

Grüsse
Beate
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

wirbelwind

Hallo bettika61,
nachdem eine allgemeine Rehabilitierung bereits stattgefunden hat, ist es, so glaube ich, nun endlich an der Zeit, Leuten wie O. Kusch, würdig zu gedenken ohne sie zu Widerstandskämpfern zu stilisieren. Ausführliches dazu habe ich bereits im Beitrag#19 und #21 geschrieben. In meinen Augen gehört schon eine gewisse Unverfrorenheit dazu, in einem ehemaligen Marineuntersuchungsgefängnis mit Todeszellen eine Güteprüfstelle der Bundeswehr einzurichten. :-D
MfG Rüdiger

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