Schiffsnamen in der Reichs- und Kriegsmarine

Begonnen von Huszar, 02 Mai 2014, 18:40:19

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Huszar

Moin, Moin,

Letzten Herbst stellte sich mit Spee ja die Frage, welchen Namen Prinz Eugen eigentlich bekommen sollte - passt ja nicht wirklich in die Reihe Blücher-Hipper-Lützow-Seydlitz. Ich hätte da eigentlich auf Mackensen getippt, wenn VdT, Moltke, Goeben, Derfflinger und Hindenburg nicht wirklich gehen würden.

Bezüglich den leichten Kreuzern isses ja klar: die müssen Traditionsnamen bekommen, und zwar von Schiffen, die glorreich im Kampf untergegangen sind. Aber wieso Königsberg statt Mainz, oder Karlsruhe statt Rostock oder Wiesbaden oder Frauenlob, oder gar Dresden (Dönitz hätte sich da aber gefreut  :-D ).

Hat jemand eine Idee, wie die Namen im Endeffekt ausgewählt wurden?

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Götz von Berlichingen

Zitat von: Huszar am 02 Mai 2014, 18:40:19
Moin, Moin,

Letzten Herbst stellte sich mit Spee ja die Frage, welchen Namen Prinz Eugen eigentlich bekommen sollte - passt ja nicht wirklich in die Reihe Blücher-Hipper-Lützow-Seydlitz. Ich hätte da eigentlich auf Mackensen getippt, wenn VdT, Moltke, Goeben, Derfflinger und Hindenburg nicht wirklich gehen würden.

Geplant war Tegetthoff [vgl. Paul Schmalenbach »Schwerer Kreuzer Prinz Eugen«).

Wieso würden Moltke, Derfflinger usw. nicht gehen?

Huszar

Hallo,

Tegetthoff passt ja auch nicht in die Sequenz  :wink:

Und: Kiellegung April 1936, Anschluss März 1938, Stepellauf August 1938. Wird doch wohl nicht im Sommer 1938 entschieden worden sein, wie das Boot später genannt wird  :wink:

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Glasisch

Hallo,
ich las irgendwo, daß man nach dem Anschluß, als  man die ehemalige  östereichisch Doanuflottille übernahm, da kam auch dann bald der Gedanke auf, auch die Traditionen der k.u.k Kriegsmarine zu übernehemn, als wollte an die zukünftige PG den Namen Tegetthoff nennen, aber daß, er die Italiener bei Lissa schlug, wollte Adolf seinen besten Freund Benito nich  kränken, also entschied man sich für den Prinzen, der gewissermassen neutral beiden Seiten erschien. 
,,Ruhe in den Telefonen. Denkt daran, daß auch in England auf jeden Mann eine Mutter wartet!" KzS Helmuth Brinkmann Kommandant der ,,Prinz Eugen"  in der Dänemarkstrasse am  24. Mai 1941, nachdem die ,,Hood" kurz davor explodiert worden war.

Huszar

Hallo,

Ist schon klar, dass nach dem Anschluss ein österreichischer Name gewählt wurde - nur welcher Name war vor März 1938 geplant???

Und: wieso wurden gerade diese Namen für die leichten Kreuzer gewählt, obwohl da noch einige mögliche Kandidaten zV gestanden wären?

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Götz von Berlichingen

#5
Zitat von: Huszar am 02 Mai 2014, 22:34:43Tegetthoff passt ja auch nicht in die Sequenz  :wink:

Und: Kiellegung April 1936, Anschluss März 1938, Stepellauf August 1938. Wird doch wohl nicht im Sommer 1938 entschieden worden sein, wie das Boot später genannt wird  :wink:

Hallo Alex,

ich glaube, daß in Deutschland (im Vergleich etwa zu den angelsächsichen Nationen, wo teilweise die Namen vor dem Stapellauf feststanden) die Namen tatsächlich relativ spät festgelegt wurden.

Oder die Geheimhaltung war so wirksam und lückenlos, daß nichts durchgedrungen ist (nachdem bei den militärischen Unternehmungen des Krieges nicht selten die Feinde ebenso schnell, wenn nicht früher als die eigenen Kommandeure von den geplanten Offensiven wußten, scheint mir dies sehr, ähm, unwahrscheinlich zu sein).  :-D

Man weiß ja bis heute beispielsweise nicht mit Sicherheit, wie die Schiffe der H-Klasse heißen sollten (Hitler hat sich ja dazu zweimal geäußert, möglich allerdings, daß die Marine eigene Vorstellungen hatte) und auf welchen Namen der Flugzeugträger B getauft werden sollte.

Auch habe ich mich schon des öfteren gefragt, wie S.M.S. Hindenburg geheißen hätte, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre. Dann wäre Hindenburg ja weiterhin ein völlig unbekannter pensionierter Provinzgeneral geblieben.

M.E. wäre ein heißer Kandidat für den Namen Zieten (der zweite große Reitergeneral von Friedrich dem Großen neben Seydlitz) gewesen. Allerdings war der Name 1914 immer noch durch den Uralt-Zossen (in Dienst 1876) blockiert. Ob man da an eine Umbenennung gedacht hätte, um den Namen freizumachen?
Jedenfalls schreit → Hans Joachim von Zieten geradezu nach der Ehrung durch die Benennung eines Schlachtkreuzers.  :-)

Zitat von: Huszar am 03 Mai 2014, 09:53:07
Ist schon klar, dass nach dem Anschluss ein österreichischer Name gewählt wurde - nur welcher Name war vor März 1938 geplant???

Ich nehme an, man hätte einen ehemaligen Schlachtkreuzernamen gewählt.

Nachdem der Chef der Hochseeflotte vor dem Skagerrak (Scheer) und der gefallene Admiral des Kreuzergeschwaders (von Spee) mit der Benennung eines Panzerschiffes geehrt wurden, wurden den beiden Nachfolgebauten die Namen der im Dezember 1914 mit hohen Personalverlusten vor den Falklandinseln gesunkenen Großen Kreuzer zugewiesen: Scharnhorst und Gneisenau.

Danach ehrte man mit dem nächsten großen Neubau den dritten großen Seebefehlshaber (Hipper).

Dann nahm man mit Blücher wieder einen Namen eines mit hohen Personalverlusten vor dem Feind gesunkenen Großen Kreuzers.

Da nach den drei oben genannten Admiralen mir auf Anhieb keine weiteren großen Admirale des Ersten Weltkrieges einfallen, die unbedingt mit der Benennung eines Großkampfschiffes geehrt werden müßten, liegt nahe, daß der nächste »vor dem Feind gebliebene Schlachtkreuzer« (wenn auch diesmal gottlob mit nicht ganz so hohen Personalverlusten) an der Reihe gewesen wäre: Lützow.

Ergibt sich m.E. auch aus den dann folgenden ausgewählten Namen: Seydlitz und Lützow.
Hätte der Anschluß noch länger auf sich warten lassen, wäre m.E. → Derfflinger (übrigens auch ein Österreicher!) an der Reihe gewesen, dann Moltke:-)


Zitat von: Huszar am 03 Mai 2014, 09:53:07
Und: wieso wurden gerade diese Namen für die leichten Kreuzer gewählt, obwohl da noch einige mögliche Kandidaten zV gestanden wären?

M.E. auch ganz logisch:

Zunächst wurde mit Emden der berühmteste Auslandskreuzer geehrt.

Dann hat man sich wohl an der Royal Navy mit ihren "Buchstaben"-Klassen orientiert und hat festgestellt, daß drei zu Anfang des Krieges verlorengegangene Kleine Kreuzer mit "K" (bzw. C) anfingen: Cöln (I), Karlsruhe (I) und Königsberg (I).

Danach waren die nächsten mit hohen Personalverlusten gesunkenen Kleinen Kreuzer an der Reihe: Nürnberg und Leipzig.

Wären noch weitere Leichte Kreuzer gebaut worden, wären m.E. Dresden und Wiesbaden ganz oben auf der Liste gestanden (Magdeburg hätte man wohl eher gemieden - hätte man vielleicht mit Blücher besser auch tun sollen  :-D ).

Bei Breyer heißt es irgendwo, für einen der Z-Plan-Spähkreuzer sei der Name Berlin vorgesehen gewesen.

Gruß
Thomas

Trimmer

Hallo Thomas, ich glaube das mit der Namensgebung wird für uns ein ewiges Rätsel bleiben.Ich frage mich z.B. auch warum Namen aus den Befreiungskriegen wie Schill oder Körner nicht genommen wurden. Da gibt es eigentlich genug Namen die aus einen mir nicht ersichtlichen Grunde nie auftauchen.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Götz von Berlichingen

Zitat von: Trimmer am 03 Mai 2014, 15:25:56
Ich frage mich z.B. auch warum Namen aus den Befreiungskriegen wie Schill oder Körner nicht genommen wurden.

Waren beide keine Feldherren. Theodor Körner war Dichter, wenn auch als Angehöriger des Freikorps Lützow gefallen.

Ferdinand von Schill hat sich zudem der Befehlsverweigerung schuldig gemacht, was bei Preußens nicht so gerne gesehen wurde.

Gruß
Thomas

Huszar

Hallo, Thomas,

Interessanter Gedankengang!

ZitatAuch habe ich mich schon des öfteren gefragt, wie S.M.S. Hindenburg geheißen hätte, wenn der Krieg nicht ausgebrochen wäre. Dann wäre Hindenburg ja weiterhin ein völlig unbekannter pensionierter Provinzgeneral geblieben.
Und Mackensen und Graf Spee - also die beiden nie fertiggestellten Einheiten? Ok, Eitel Fritz ginge wahrscheinlich auch ohne den Weltkreig  :-D

ZitatFerdinand von Schill hat sich zudem der Befehlsverweigerung schuldig gemacht, was bei Preußens nicht so gerne gesehen wurde.
Hat die Wehrmacht dann aber nicht davon abgehalten, eine Division nach ihm zu bennennen (auch Körner).

@Achim:
ZitatIch frage mich z.B. auch warum Namen aus den Befreiungskriegen...auftauchen
da kommen ausser diesen noch einige in Betracht - fast 1000 Jahre Kriegsgeschichte halt (die Urgermanen nicht gerechnet - Schlachtkreuzer "Arminius" hört sich doch etwas blöd an  :-D )

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Trimmer

alex - top - genau in diese Richtung habe ich bei der Antwort von Thomas dann gedacht - Turnvater Jahn wäre auch noch mit in Betrachtung gekommen.

Gruß - Achim - Trimmer
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Götz von Berlichingen

Hallo Alex,

Zitat von: Huszar am 03 Mai 2014, 17:08:16
ZitatFerdinand von Schill hat sich zudem der Befehlsverweigerung schuldig gemacht, was bei Preußens nicht so gerne gesehen wurde.
Hat die Wehrmacht dann aber nicht davon abgehalten, eine Division nach ihm zu bennennen (auch Körner).

Das war aber schon kurz vor dem Endsieg, da waren wieder eher Vorbilder, die mit unkonventionellen Methoden gegen einen weit überlegenen Feind, bzw. Besatzungsmacht antraten, gefragt.

Bei der Kaiserlichen Marine (und selbst Hitler hat ja bekanntlich behauptet, er hätte eine solche*) wäre das wohl undenkbar gewesen.

Anm.: »Ich habe ein reaktionäres Heer, eine nationalsozialistische Luftwaffe und eine kaiserliche Marine.« [aus dem Gedächtnis zitiert]

Gruß
Thomas

Teddy Suhren

Hai

Zitat von: Götz von Berlichingen am 03 Mai 2014, 15:32:40
Ferdinand von Schill hat sich zudem der Befehlsverweigerung schuldig gemacht, was bei Preußens nicht so gerne gesehen wurde.

Na dann hätte man Seydlitz auch nicht nehmen dürfen.
Wiki
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Götz von Berlichingen am 03 Mai 2014, 15:08:36
Danach waren die nächsten mit hohen Personalverlusten gesunkenen Kleinen Kreuzer an der Reihe: Nürnberg und Leipzig.
Es mag mehr als einen Grund geben. Ich könnte mir vorstellen, daß bei der nach 1933 gebauten und getauften Nürnberg auch die Funktion als "Stadt der Reichsparteitage" eine Rolle spielte.

Zitat von: Teddy Suhren am 03 Mai 2014, 18:29:53
Hai

Zitat von: Götz von Berlichingen am 03 Mai 2014, 15:32:40
Ferdinand von Schill hat sich zudem der Befehlsverweigerung schuldig gemacht, was bei Preußens nicht so gerne gesehen wurde.

Na dann hätte man Seydlitz auch nicht nehmen dürfen.
Wiki
Das war aber erfolgreicher Ungehorsam
("Das ist der Unterschied zwischen Ritterkreuz und Tritt ins Kreuz"  :-D)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Götz von Berlichingen

Hallo Urs,
Zitat von: Urs Heßling am 03 Mai 2014, 19:39:04Es mag mehr als einen Grund geben. Ich könnte mir vorstellen, daß bei der nach 1933 gebauten und getauften Nürnberg auch die Funktion als "Stadt der Reichsparteitage" eine Rolle spielte.

Na ja, im Zusammenhang mit Leipzig scheint mir da eher die Schlacht bei den Falkland-Inseln im Dezember 1914 ursächlich.  :-)

Sonst hätte es auch eine München ("Hauptstadt der Bewegung") und eine Linz ("Heimat des Führers") geben müssen.

Wobei mir gerade einfällt, daß Breyer auch irgendwo schrieb, daß München neben Berlin für die Spähkreuzer des Z-Planes ins Auge gefaßt war.

Gruß
Thomas

Urs Heßling

moin,

Zitat von: Götz von Berlichingen am 03 Mai 2014, 19:57:07
Sonst hätte es auch eine München ("Hauptstadt der Bewegung") und eine Linz ("Heimat des Führers") geben müssen.
Es steht für mich außer Frage, daß sich die Marineleitung gewissen "Namenswünschen" von Seiten des NS-Staates (Hitler) beugte.
Sonst wäre das 2. Segelschulschiff nicht "Horst Wessel" getauft worden (der Namenspate konnte nun - aus Sicht der Marine - wirklich kein Vorbild sein)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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