Die Schiffskasse auf Handelsschiffen

[Rheinmetall]

Lieber Hans !

Heute habe ich mal wieder eine Frage an den Fachmann / alle Fachmänner hier im Forum.
Und zwar geht es diesmal um die Schiffskasse und allem was dazu gehört.

Bei Wikipedia ist folgender Beitrag zum Thema Zahl- / Schiffszahlmeister.

Unter Zahlmeister
versteht man allgemein eine Person, die berufsmäßig Zahlungen vornimmt und Gelder verwaltet. Beim Militär bekleidete der Zahlmeister auch einen Offiziersrang. Sowohl der Beruf als auch der militärische Rang existiert heute nicht mehr und das Wort wird lediglich noch gelegentlich als Metapher verwendet.

Auch in der zivilen Seeschifffahrt gehört der Zahlmeister üblicherweise nicht mehr zur Besatzung. Eine Ausnahme bilden noch Fahrgastschiffe. Allerdings verdrängt das englische Wort Purser nach und nach den deutschen Begriff.

Schiffszahlmeister:
An Bord von Fahrgastschiffen wird der Zahlmeister auch Proviantmeister genannt. Seine Tätigkeit umfasst vielerlei kaufmännische und finanzielle Bereiche. Unter anderem ist er zuständig für die Auszahlung der Heuer, den Provianteinkauf, die Entrichtung von Hafengebühren, die Führung der Passagier- und Mannschaftslisten, die Zollabfertigung und die Passangelegenheiten der Mannschaft und der Passagiere. Außerdem fungiert ein Schiffszahlmeister als Verwalter der Schiffskasse und oftmals noch als Leiter des Bedienungs- und Küchenpersonals. Berufsmäßig vergleichbar sind die Tätigkeiten mit denen eines Hotelmanagers.

Ferner habe ich gelesen, dass der Kapitän der durch den Film "Captain Phillips" berühmt gewordenen "Maersk Alabama" den Piraten u.a. 30.000 US-Dollar aus dem Schiffstresor aushändigte.
Wenn es nun also in der Handelsschifffahrt keinen Zahlmeister mehr unter der Besatzung gibt, verwaltet dann der Kapitän das Geld der Schiffskasse ?
Oder obliegt einem anderen Offizier diese Aufgabe und der Kapitän hat lediglich einen Zweitschlüssel ?
Wie war das damals bei Dir auf den Deinen Schiffen geregelt ?
Befand sich der Safe mit der Schiffskasse hierbei wie z.B. bei den U-Booten im "Kommandaten-Raum" des Alten versteckt, oder war er frei zugänglich ?

Befand sich in der Schiffskasse immer die selbe Summe, oder variierte diese abhängig z.B. aufgrund der Reiseroute, des Schiffstyps, der Ladung, des Ankunftshafens, Größe der Besatzung oder vielleicht sogar dem Alter des Schiffes zwecks Ersatzteilbeschaffung ?

Wurden hierbei mehrere (landesüblichen) Währungen mitgeführt oder nur die eigene / bzw. harte US-Dollar ? 

Würde mich wie immer sehr auf Deine Antwort freuen.
Viele Dank vorab,

Rheinmetall

 

[Captain Hans]

Hallo Rheinmetall

Die Schiffskasse wurde vom Kapitaen verwaltet.
In den Haefen brauchte man Vorschuss fuer die Besatzung damit an Land gehen konnten.
Summen bis zu 100 000 US$ waren keine Seltenheit.
Die Schiffskassen Abrechnungen erfolgten monatlich mit der Reederei und der Lohn- und Ueberstundenabrechnung.
In manchen Haefen war das Auffrischen der Kasse sehr schwierig, da es Devisenbeschraenkungen gab.
Als Kapitaen musste ich des oefteren mit viel Bargeld anmustern.
Manchmal benutzte man auch das Geld fuer Provianteinkaeufe weil man auf den lokalen Maerkten billiger und frischer
einkaufen konnte als vom Schiffshaendler.
Wenn viele auslaendische Besatzungsmitglieder abmusterten musste man ihnen auf das Urlaubsgeld in Bar auszahlen.
Das Geld wurde oft auch ueber den lokalen Schiffsagenten bereitgestellt, der das dann mit der Reederei abrechnete.
Auf Fahrgastschiffen, wo ganz andere Summen zum Tragen kommen wird das alles vom Purser und seinen Leuten
gemacht. Die on-line Kreditkarten und Geldtransfers sind heute auf den meisten Schiffen im Hafen moeglich.

viele Gruesse

Hans

[Rheinmetall]

Hallo Hans !

Vielen Dank für Deine wie immer sehr ausführliche und äußerst kompetente Antwort. 

Mit den besten Grüßen,

Rheinmetall