Raketenschnellboot Projekt 205 der Volksmarine der DDR

Begonnen von TomBorkum, 04 März 2014, 00:26:17

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TomBorkum

Hallo Marinefreunde,

durch den neuen Merit Bausatz "OSA-Klasse" in 1:72 kam mir ganz spontan die Idee dieses Raketenschnellboot, das auch noch mit falschen Flaggen ausgeliefert wird (nur russische, aber nicht sowjetische Marine), in ein Raketenschnellboot des Projektes 205 der VM "umzuwandeln". "Umzuwandeln" bewusst in Anführungszeichen, denn die ersten Abgleiche zwischen Modellfotos und Fotos der Origianale lassen vermuten, das der Bausatz, zumindest für den Bauzustand 1965 - 1980 1:1 übernommen werden kann. Nach meinen Informationen wurden erst Mitte der 80ziger Jahre Täuschkörper bei der VM nachgerüstet.

Trotzdem bin ich bei dem Projekt ein wenig unsicher. Über Hilfestellung von Euch, vielleicht von ehemaligen RS-Boot-Fahrern, würde ich mich sehr freuen:

1. Im Modell gibt es zwischen den Raketenbehältern auf beiden Schiffseiten keine Reeling. War das wirklich so? Auf den Bildern lässt sich erkennen, das wohl zumindest auf der Steuerbordseite eine Tür war. Trotzdem keine Reeling, fast unverständlich.

2. Angeblich wurden auf Schiffen der VM außer den taktischen Nummern keine weiteren Abzeichen oder Namensschilder geführt. Ist das richtig?

3. Im Gegensatz zu vielen anderen Marinen wurden die Unterwasserschiffe der VM grün gemalt. Kann mir jemand sagen, was es für ein grün war? Oder noch besser welche Modellfarben oder Farmischungen passen?

4. Wie wurde die Wasserlinie gemalt? Schwarz oder Weiß?

Ich hoffe, Ihr seit mir nicht böse, dass ich hier solch banale Fragen stelle, zumal ich noch am Anfang meines Projektes stehe. Der Bausatz ist da, und nun geht es an die diversen Prüfungen was passt und was nicht. Da ich bisher wenig Kenntnisse über die VM habe möchte ich diese hier gerne auffüllen und in ein geniales Modell einfließen lassen, und das obwohl ich bisher nur bescheidene Modellbaukenntnisse habe ;-)

Wenn wir schon an diesem Punkt sind: Auf meinem Boot soll Leben herrschen. Gibt es Figuren in 1/72 zur Volksmarine?

Für Eure Hilfe danke ich Euch schon an dieser Stelle und hoffe auf viele, sehr viele, sehr sehr viele, ..... Informationen von Euch. Das Ziel ist ein für mich besonderes Modell  :MZ:

Viele Grüße
Tom

der erste

Gute Idee. Geh mal fürs erste auf diese Seite, dort findest Du einiges.http://www.foerderverein-museums-schnellboot.de/s-boote/volksmarine/vm-bilder.htm
Zwischen den Hangaren war keine Reling, nur ein Drahtseil gespannt. Das Schott zwischen den Hangaren gab es auf Bb. und Stb. Die Wasserlinie war weiß und außer der Bordnummer wurden keine weiteren Namen oder ähnliches außen gefahren.
Wenn Du noch ein Originalboot sehen möchtest, mußt Du nach Kolobrzeg in Polen fahren. Dort hat man eines an Land aufgestellt. Meines Wissens nach ist es das einzige, noch erhaltene 205er.
http://www.youtube.com/watch?v=d4tsSMq_24c

smutje505

Hallo Tom ich habe noch ein Heft-Modellbau-kann ich dir mal zu schicken wenn Interesse besteht.
Und so war der Unterwasseranstrich zu meiner aktiven Zeit wie auf den Bildern.

TomBorkum

Vielen Dank für die vielen Informationen.  :O/Y

@smutje505: DAnke für das Angebot, ich komme beizeiten darauf zurück. Im Moment sichte ich noch anderes Material. Ich habe festgestellt, dass es mehr lesenswertes Material gibt als erwartet.

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang das Buch "Raketen über See" (ISBN 3897069113), dass die Entwicklungsgeschichte der P-15, ihrer Nachfolger und auch ihrer Plattformen sehr gut wiedergibt.

Viele Grüße
Tom

hillus

Moin,

das Buch ist ja auch von "der erste" und einem sehr guten Freund von ihm. Steht auch bei mir im Bücherregal.

Gruß

hillus

TomBorkum

@hillus:

Und wider stellt man fest, wie klein doch die Welt ist.
Positiv für mich, da ich mich bei Fragen ja nun an einen absoluten Fachmann wenden kann  :O/Y

Mal ne Frage an alle die sich damit auskennen:
Warum wurden bei den Booten der VM nur die taktischen Nummern geführt und keine Namen, Abzeichen oder ähnliches? Beim "großen Bruder" wurde es doch auch anders gehandhabt und Namen hatten die Boote doch.

Viele Grüße
Tom

der erste

Ganz formal: Weil es so festgelegt war. Nee, im Ernst, es war Ausdruck einer übertriebenen Geheimhaltungsmanie. Es gab ja auch einmal in den 60er Jahren eine Flottenparade, bei der gar keine Bordnummern gezeigt wurden.

Urs Heßling

moin,

Frage an Dich, Holger: Wie bezeichneten denn die Seeleute (sprich: Angehörigen einer RSB-Brigade) im Gespräch (auf der Pier) untereinander "ihre" Boote ?
Auch nur mit Nummern ? .. oder z.B. "Albin" für "Albin Köbis" ?

Bei uns (im 7. SGschw.) war es (natürlich) der Bootsname, bei den 143A-Booten ohne vorhergehende Nummer, abgekürzt kenne ich nur "Oze" für "Ozelot".

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

der erste

Eigentlich immer mit der Bootsnummer: Ich bin auf der 31, oder fahr auf der 4, z.B. in der 7.RS Brigade. Zu den Namen der Boote, also Albin Köbis, Otto Tost, Paul Eisenschneider u.a., hatte man eigentlich kein so inniges Verhältnis. Manchmal auch einfach die Namen der Kommandanten: Ich bin bei Löffler oder bei Fürch.

hillus

#9
Moin,

Holger hat hier den Finger drauf. Auch bei den anderen Schiffen und Booten war in der Regel der Name des  Kommandanten für eine Identifizierung oder Unterhaltung das Wichtigste. So war bei den KSS in Saßnitz eben nicht "ich bin auf der KARL MARX, FRIEDRICH ENGELS etc. gefahren, sonder ich bin bei Fritze Dorn, bei Senf etc." Natürlich war der Kommandantenname auch eine Art Ehrung für seine Fahrkünste. Da gab es auf der KARL MARX einen Kommandanten namens Kapitänleutnant Krüger, von dem sprach man nur, wenn es darum ging, wer hat denn in Saßnitz den Kompensationsdalben wieder in zwei Hälften geteilt!!! Wenn es um Kapitänleutnant Omuneit ging, hieß es nur liebevoll, man wie geil hat der "Kleine" wieder angelegt. Wurfleinen waren ihm fremd!.

Bis denne!

hillus

TomBorkum

Für das Projekt studiere ich ein wenig die Literatur, damit ich auch die richtige Zeit für mein Modell treffe und die entsprechende Bordnummer an "meinem" VM Boot anbringen kann.

Wenn ich den bisherigen Quellen glauben darf wurden die Boote beim Einsatz in der VM eigentloch nicht wesentlich verändert. Feststellbar sind folgende äußere Unterschiede:

Die Boote "Max Reichpietsch" und "Albin Köbis" wurden 1962 ohne die Waffenleitanlage MR-104 ausgeliefert. Diese wurde erst 1964 / 1965 nachgerüstet.  Ich nehme an, die Boote die 1964 / 65 in Diesnt gestellt wurden hatten die Anlagen von Beginn an.

In den 80er-Jahren wurde wohl alle Boote mit Täuschkörperanlagen ausgerüstet. Wann ist das genau passiert? Wie sahen die Teile aus? Gibt es Bilder dazu.

Ich nehme an der Unterwasseranstrich der Boote war immer grün. Gibt es einen RAL-Ton dafür? War die Farbgebung der Decks ähnlich wie den russischen Booten? Auch hier wäre es Klasse, wenn es  RAL-Töne für Deck, Rumpf und Aufbauten geben würde.

Wurden im Laufe der Jahre Veränderungen an der Antennenanlage vorgenommen?

Danke & Gruß
Tom

TomBorkum

Hatten eigentlich die Flugkörper irgendwelche Markierungen oder Hoheitszeichen?

Gruß
Tom

der erste

Hallo Tom,
die ersten Boote kamen ohne FuM Anlage bzw.  als äußerliches Zeichen ohne die FuM Kuppel der Anlage MR-104. Diese wurde später in Tallinn nachgerüstet. Konkret waren das die Boote 732 und 733 von November 1965 bis Juni 1966, die 711 und 712 von Juni 1966 bis Oktober 1966. Die Boote 713, 714, 734, 731 und 751 wurden von Juni 1966 bis Januar 1967 in Wolgast umgerüstet. Der erste Aufenthalt verlängerte sich auf Grund eines Maschinenschadens und der Eislage im Finnischen Meerbusen von 3 auf 8 Monate (dasselbe passierte der 575 beim Wellenbockwechsel 1987 in Klaipeda, da wurden aus einem Monat plötzlich 5 und der 573 1986, da wurde aus einem Monat Aufenthalt in der Werft in Wolgast auch 6 Monate).
Es wurden nur die Führerboote der Abteilungen, sprich 711, 731, 751, mit dem Düppelwerfer PK 16 ausgerüstet. Und zwar ab 1985 immer in der planmäßigen Werftliegezeit. Du erkennst die Führerboote an dem UKW Mast Mitte Aufbaudeck zwischen FuM Kuppel und Mast.
Über die Farbtöne solltest Du mal in diversen Modellbauforen nachsuchen oder im Buch von Dr. Miel, siehst Du hier http://www.modellmarine.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1413
Oberdeck war grün, Aufbauten grau, Seitenanstrich grün und Unterwasserschiff auch grün. Da ich einige Tage in Estland war, konnte ich Dir die Bilder noch nicht schicken. Kommen jetzt aber noch.

Urs Heßling

moin,

Zitat von: der erste am 12 März 2014, 08:49:09
Es wurden nur die Führerboote der Abteilungen, sprich 711, 731, 751, ...
War das tatsächlich so "streng" festgelegt ?
Hatte das auch Konsequenzen für die Besatzungsauswahl (politische "Linientreue" ?) ?

[Exkurs Bundesmarine]
Bei uns war das Führerboot einfach das, auf dem der Geschwaderkommandeur "einstieg". Wenn das Geschwader in 2 Divisionen fuhr, stieg er normalerweise beim ÄK (Ältester Kommandant) ein (dann kümmerte der sich nämlich um das taktische Führen und er hatte den "Kopf frei"), wenn wir in 3 Gruppen fuhren, bei einem jungen Kommandanten (dann führte der ÄK die 3. Gruppe). Die 2. Division/Gruppe führte immer der Stv Kdr/ S 3 (meistens auf dem gleichen Boot, d.h. bei einem Kommandanten, mit dem er sich gut verstand)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

der erste

Ja. Diese Boote waren mit einer 2. UKW Funkstation R-619 ausgerüstet. Klar, wenn auf Grund irgendwelcher Störungen das Boot ausfiel, wurde natürlich umgestiegen. Bis 1981 war der Kommandant des Führerbootes gleichzeitig auch Abteilungsschef.  Danach wurde dann die Führungsstruktur entsprechend geändert, so das ein Stabschef, ein PV und ein Abteilungs- LI eingeführt wurde. Auf die Besatzungsauswahl hatte das keinen Einfluß.

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