Unfall auf S 95

Begonnen von p-kreuzer, 26 Januar 2014, 17:17:19

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Langensiepen

Herr Jong:  Wegen des Umzuges nach BHV befinden sich fast alle meine Unterlagen in Kartons: Aber..Die Zahl gibt die Bau Nr. der Germania Werft an. Müßte also BN 95 sein. Kommt auch hin.

Herr p-kreuzer: Na ja, ich kann damit leben gibt schlimmeres. Es sind ja kaum noch Verlage am Leben.
Ich schreibe nur noch fürs MNB. Das kann man auch klauen , fällt aber nicht so auf.  :angel:
So hatte ich das Manuskript über die Deutschen T-Boote 14-18 fertig. Das wird jetzt Teil für Teil in Einzelartikel "zerlegt" modifiziert und zusammen mit Dirk Nottelmann druckreif gestaltet.

Was ist zu raten ?  Einfach das MNB beziehen. 25€ im Jahr sind doch wohl trotz Internet drin. Oder?  8-)   

Jong


longwood

Hallo, 

wegen dieses Unglückes habe ich in der mikroverfilmten Tageszeitung ,,ECKERNFÖRDER ZEITUNG" recherchiert und auch einige Berichte gefunden.

Da die Kopien der Berichte teilweise schlecht leserlich sind, gebe ich diese nachstehend als Abschrift wortwörtlich wieder – lediglich habe ich einige Wörter der heutigen Rechtschreibung angepasst.

Abschrift

,,Eckernförde, 27. Mai 1895

Ein schreckliches Unglück hat sich heute um die Mittagsstunde in unserer Förde ereignet, jedoch fehlen hierüber noch nähere Einzelheiten.

Ein neu erbautes Torpedodivisionsboot, welches fast nur mit Werftarbeitern besetzt war, machte in der Förde eine Probefahrt, bei welcher, wie verlautet, eine Kesselexplosion stattfand, wodurch ca. 30 Mann zum Teil schwere Brandwunden erhielten.

Ob die Katastrophe bis zur Stunde Menschenleben forderte, konnten wir nicht erfahren. Durch die Explosion soll gleichzeitig ein Mast und der Schornstein mit fortgerissen worden sein.

Das Unglück ereignete sich unterhalb Hohenstein, woselbst auch die meisten Verunglückten an Land gebracht wurden. Drei unserer Herren Ärzte eilten sofort auf erhaltene Meldung mit Verbandstoffen etc. nach dort.  Sechs schwer Verwundete wurden durch ein Fischerboot hierher gebracht und in das hiesige Krankenhaus überführt, woselbst auch sofort ein Arzt zur Stelle war.

Wie wir soeben erfahren, ist das Schiff, auf dem die Explosion stattfand, ein in Kiel für türkische Rechnung erbauter außergewöhnlich großer Torpedoträger. Von der Besatzung werden bis jetzt noch sechs Mann vermisst. Wie man von hier aus beobachtet, nahm soeben ein Dampfer das Schiff ins Schlepptau, um es nach Kiel zurückzuführen.


Eckernförde, den 29. Mai 1895

Die erschütternde Kunde von dem schrecklichen Unglück, welches sich vorgestern in hiesiger Förde auf dem türkischen Torpedojäger ereignet hat, hat überall große Teilnahme gefunden und ist man allseitig bestrebt gewesen, den Verunglückten Hilfe zu leisten.

Leider haben infolge der Katastrophe bis jetzt 10 Personen ihren Tod gefunden, von denen drei im hiesigen Krankenhaus ihren Leiden erlegen sind.

Bei der Katastrophe fielen Kupferschmiedemeister Rose, Taklermeister Mey, Takler Weimar und die Heizer Klatt, Klumbier und Reimers. Im  hiesigen Krankenhaus sind gestorben die Heizer Bierfreund, Krause und Gönne; im akademischen Krankenhaus in Kiel Schlosser Müller, während der Maschinenbauerlehrling Pöhls vermißt wird.

Über das betreffende Schiffsunglück erfährt man folgendes: Das Schiff ist das letzte der im Jahre 1895 von der türkischen Regierung bestellten 9 Boote, es wurden im Sommer vorigen Jahres auf Stapel gelegt und am 19. November v. J. zu Wasser gelassen. Es ist 75,3 m lang, 8,9 m breit und 5 m tief.

Die vorgestrige Fahrt war eine Meilenfahrt, bei der 4 Meilen zurückgelegt werden sollten. Unter Führung des Lotsen Lage aus Laboe verließ das Schiff den Hafen und lief in die Eckernförder Bucht. Drei Meilen waren bereits gelaufen, da, 11 Uhr 33 Minuten, explodierte der vordere Steuerbordkessel, nachdem soeben das Kommando ,,Volle Fahrt" von einem der türkischen Offiziere gegeben war. Der Kessel durchschlug das Deck, schleuderte den Schornstein über Bord und riss die Steuerbordseite der Kommandobrücke, auf der sich Steuermann und Lotse befanden, nieder.

Das Schiff war stark beschädigt. Das Unglück ist wahrscheinlich infolge Wassermangels entstanden. Das mit vier Dampfkesseln versehene Schiff lief zur Zeit des Unglücks mit einer Geschwindigkeit von nicht ganz 20 Knoten.

Außer dem Schiffspersonal nahmen die Direktoren, einige Ingenieure der Werft sowie der Vertreter der türkischen Regierung Memeb Ali an der Probefahrt teil. Sämtliche Herren waren auf auf dem Hinterdeck bei dem Aufnehmen der Fahrgeschwindigkeit beschäftigt und blieben somit von der Katastrophe verschont.

Der Prinz Heinrich sandte ein Beileidstelegramm an den Direktor der ,,Germania-Werft."

Die ,,Germania-Werft" bietet alles auf, um das eingetretene Leid nach Möglichkeit zu lindern. Die meisten der Verunglückten sind leider Familienväter.

Zwei im hiesigen Krankenhaus befindliche Arbeiter Paerson und Stürcke sind wahrscheinlich außer Gefahr.

Das Leichenbegräbnis wird wahrscheinlich Donnerstag Nachmittag stattfinden und es sollen die Leichen von der Gaardener Kapelle nach dem neuen Friedhof in Kiel überführt werden.


Eckernförde, den 31. Mai 1895

Der im hiesigen Krankenhaus untergebrachte Arbeiter Stoltenberg ist nunmehr auch seinen schweren Leiden erlegen, während die Arbeiter Pearson und Stürcke außer Lebensgefahr sein sollen.

Der vermisste Machinenbauerlehrling Pöhls soll bei der Explosion getötet und über Bord geschleudert worden sein, und ist dessen Leiche bis jetzt noch nicht aufgefunden.

Sämtliche 4 Personen, die im hiesigen Krankenhaus verstarben, sind nach Kiel befördert und ist somit die Zahl der Toten auf insgesamt 13 gestiegen; an Verwundeten liegen noch 12 Mann darnieder. Die Beerdigung der 11 Verunglückten hat gestern nachmittag 3 Uhr in Kiel stattgefunden."

                                      X                          X                                X

In der letzten genannten Ausgabe vom 31. Mai 1895 ist auch noch ein längerer Bericht über die Beerdigungsfeierlichkeiten in Kiel. Der Leichenzug – angeführt von einer Musikkapelle und der Gaardener Feuerwehr -  bestand aus 11 Leichenwagen, so dass davon auszugehen ist, das eine verunglückte Person nicht in Kiel beigesetzt  und der Maschinenbauerlehrling Pöhls erst später gefunden wurde.

Falls Interesse besteht, kann ich diesen Bericht hier auch noch einstellen.

                                      X                           X                                  X


...noch zwei Anmerkungen meinerseits:

Der Unglücksort Hohenstein (Gut Hohenstein) befindet sich an der Nordseite der Eckernförder Bucht ist ca. 5 km von Eckernförde entfernt.

Der spätere Großadmiral der Kaiserlichen Marine Prinz Heinrich – der Bruder von Kaiser Wilhelm II. - war, als er das Beileidstelegramm an den Direktor der ,,Germania-Werft" sandte, Kommandant des Panzerschiffes ,,Wörth".

Gruß – aus Kronshagen bei der Marinestadt Kiel

Hans-Hermann H. alias longwood

p-kreuzer

Moin,
sehr schöne Ergänzungen die das damalige Geschehen eindrucksvoll darstellen! Auf so etwas hatte ich gehofft. Vielen Dank euch beiden!

Herzliche Grüße aus dem Kieler Südosten

Jürgen

AvM

#19
Am 20 Oktober 1886 wurde  ein Kontrakt zwischen Germania und Osmanische Marine.
Es wurden 12 Schiffe bestellt, die demnächst die Baunummern und Baukenzeichnen bekommen haben 

Daten unten von Germania Festsrchrift vom 1900

Torpedo-Kreuzer (G14)
850t 72,6x9,5 4000=20kt

Torpedo-Jäger (G13)
207t 56,5x6,6m 2000PS= 22kn

Torpedo-Boot  (G8)
150t 47x5.8m 2400PS=23kn

Torpedo-Boote  (G3-7, G9-12)
85t 39x4.8m 1350PS=22.5kn

S31   "G 3"    fertig. 1887  gesegelt 09-10.1889
S32   "G 4"    fertig. 1887  gesegelt 09-11.1889 
S33   "G 5"    fertig. 1888  gesegelt 10.1889-01.1890
S34   "G 6"    fertig. 1888  gesegelt 10.1889-01.1890
S35   "G 7"    fertig. 1888  gesegelt 11.1889-02.1890
S36   "G 9"    fertig. 1892  gesegelt 09.1892-10.1892
S37   "G 10"  fertig. 1892  gesegelt 09.1892-10.1892
S38   "G 11"  fertig. 1892  gesegelt 11.1892-10.1893
S39   "G 12"  fertig. 1892  gesegelt 11.1892-verloren in Atlantik
S40   "G 8"    fertig. 1890  gesegelt 01.1890-02.1890
S41   "G 13"  fertig. 1893  gesegelt 06.1894-07.1894
S42   "G 14"  fertig. 1894  gesegelt 07.1896-07.1896

Ersatzboot für  "G12"
gesegelt 08.1893-09.1893

PS. Segeldaten sind von "Lloyd's List", "Kieler Zeitung" , "Börsen-Halle"  usw.

AvM

Mitteilungen aus dem Gebiete des Seewesens, Band 24 (1896) S.989

Impressum & Datenschutzerklärung